Assisi 2011: wenig Angriffsfläche für Piusbruderschaft bieten

(gloria.tv/ KNA) Wenige Initiativen von Johannes Paul II. sind auf so viel Lob und zugleich Kritik gestoßen wie das Weltreligionstreffen von Assisi 1986. Von Johannes Schidelko (KNA)

Der Papst, der flankiert von Dalai Lama, Rabbis und Muftis für den Frieden betete, begeisterte die einen und irritierte, ja verärgerte andere, etwa die Traditionalisten. Überraschend ist, dass Benedikt XVI. nun dieses Projekt aufgreift - stand Kardinal Joseph Ratzinger der Assisi-Idee zumindest anfangs eher zurückhaltend gegenüber.

Zum 27. Oktober, exakt 25 Jahre nach dem ersten Friedenstreffen hat er die Führer anderer christlichen Kirchen und anderer großer Religionen zu einem Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für den Frieden in die mittelitalienische Franziskus-Stadt eingeladen.

Nach dem jetzt im Vatikan veröffentlichten Programm folgt «Assisi 2011» weitgehend dem damaligen Konzept. Allerdings modifiziert und präzisiert der Papst, was 1986 und beim Nachfolgetreffen 2002 zu Missverständnissen Anlass gab: Kein gemeinsames Gebet, keine religiösen oder parareligiösen Gesten, keine gemeinsame Friedenspfeife im Franziskaner-Konvent, kein Bittruf des animistischen Fetischpriesters vom Heiligen Wald.

Kritiker sprachen damals von einem Synkretismus, einer Religionsvermischung. Angehörige unterschiedlicher Religionen könnten und dürften nicht gemeinsam miteinander beten - aufgrund ganz unterschiedlicher Gottes- und Gebetsvorstellungen. Zwar lautete auch damals bereits die Formel: Jeder betet für sich, aber alle gemeinsam für den Frieden.

Um aber nun alle Missverständnisse auszuschließen, beten und meditieren die Teilnehmer diesmal schweigend. Die Friedensprozession von der Unterstadt Assisis zur Franziskus-Basilika erfolgt «im Schweigen, um Raum für das Gebet und die persönliche Betrachtung zu lassen», wie es im Kommunique heißt.

Das Friedenstreffen soll insbesondere den Piusbrüdern, die bei Bekanntwerden der Papst-Idee am vergangene Neujahrstag sofort energisch protestierten, möglichst wenig Angriffsfläche bieten.

Daneben sind aber auch Reden und Proklamationen vorgesehen. Die Delegierten sprechen über ihre gemeinsame Verpflichtung zum Frieden und über Wege der Friedenssuche. Das Assisi-Treffen beginnt mit einem «Moment der Erinnerung» in der Unterstadt-Basilika Santa Maria degli Angeli.

Der Papst und andere Delegierten erinnern an die zurückgelegte Etappe seit dem ersten Religionstreffen 1986 und vertiefen nochmals das Tagesthema. Höhepunkt und Abschluss ist am Nachmittag eine Kundgebung auf dem Vorplatz der Franziskus-Basilika mit einer «feierlichen Erneuerung des gemeinsamen Einsatzes für den Frieden».

Das Programm orientiert sich in vielem an den früheren Assisi-Treffen. Gemeinsam fahren die Delegationen mit dem Papst - wie schon 2002 - per Eisenbahn von Rom in die umbrische Provinzstadt. Gemeinsam nehmen sie ein einfaches Mittagessen ein - im Geiste der Eintracht und im Gedenken an die Menschen, die Frieden nicht kennen, wie es in dem Programmkonzept heißt. Neu ist diesmal freilich, dass nicht nur Religionsvertreter geladen werden, sondern auch Nichtglaubende. Teilnehmen sollen Repräsentanten aus Kultur und Wissenschaft, die - auch wenn sie sich nicht als religiös gebunden empfinden - sich doch der «gemeinsamen Verantwortung für die Grundlagen der Gerechtigkeit und des Friedens in dieser Welt bewusst sind».

Wer am 27. Oktober in Assisi dabei ist, steht noch nicht fest. In diesen Tagen verschicken die Vatikan-Behörden für Ökumene, für den interreligiösen Dialog sowie für Kultur die Einladungen. Sie richten sich an alle christlichen Kirchen sowie an die Leitungsinstanzen der großen Weltreligionen, mit denen der Vatikan im Kontakt steht. Aber sie gehen auch an Nichtglaubende - vermutlich an Personen, mit denen der Kulturrat in den vergangenen Monaten im Rahmen seiner Dialog-Initiative «Vorhof der Völker» zu tun hatte. Noch nicht absehbar ist, wie hochkarätig die Konfessionen und Religionen ihre Delegationen besetzen werden. Aber schon jetzt scheint sicher, dass auch das Friedenstreffen von Assisi zu den Höhepunkten im Pontifikat von Benedikt XVI. gehören wird.
elisabethvonthüringen
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Kommt im Oktober überhaupt noch jemand nach Assisi?
Wenn sich jetzt schon solche Meldungen häufen...

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Vatikan. Zur Eiligsprechung von Johannes Paul II. am 1. Mai sind immer noch zehntausende Unterkünfte frei. Das berichtete ‘Radio Vatikan’. Laut dem aktuellen Bericht rechnet man gerade noch mit 300.000 Pilgern. Noch vor rund einem Monat hieß es, daß zwei Millionen Pilger kommen würden. Die massive Korrektur nach unten erfolgte ohne offizielle Begründung.

Ich denke, es hängt auch damit zusammen, was in diesem Video angesprochen wird... Neuevangelisation in schwieriger Zeit
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