Tina 13
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Hl. Bonaventura, Mystiker. „Verkündet: Das Himmelreich ist nahe“ +++ Zur gleichen Zeit trat ein anderer frommer Mann in den Orden ein, und die gesegnete Jüngerschar des Gottesmannes stieg auf sieben …Mehr
Hl. Bonaventura, Mystiker.

„Verkündet: Das Himmelreich ist nahe“ +++

Zur gleichen Zeit trat ein anderer frommer Mann in den Orden ein, und die gesegnete Jüngerschar des Gottesmannes stieg auf sieben an. Da rief der gute Vater alle seine Söhne zu sich, sprach zu ihnen gar vieles über das Reich Gottes, die Verachtung der Welt, die Verleugnung des Eigenwillens und die Buße des Leibes, und er eröffnete ihnen seine Absicht, sie in die vier Richtungen der Welt zu senden… „Geht“, so sprach der gütige Vater zu seinen Söhnen, „verkündet den Menschen den Frieden und predigt Buße zur Vergebung der Sünden! Seid geduldig in Bedrängnis, im Gebet wachsam, bei der Arbeit fleißig, im Reden bescheiden, in euren Sitten ernst, für Wohltaten seid dankbar; denn zum Lohn für all dies wird euch das ewige Reich bereitet.“ Jene warfen sich dann vor dem Gottesknecht demütig zu Boden nieder und nahmen in der Freude des Geistes den Auftrag des heiligen Gehorsams entgegen. Er aber sprach zu jedem Einzelnen von ihnen: „Wirf all deine Sorge auf den Herrn, und er wird dich ernähren!“ Dieses Wort pflegte er stets zu gebrauchen, sooft er einen Bruder im Gehorsam aussandte. Weil er wusste, dass er selbst den andern zum Beispiel gegeben war, damit er zuvor selbst tue, was er andere lehre, machte auch er sich mit einem Gefährten in eine Himmelsrichtung auf, sobald er die anderen sechs in Kreuzesform in die übrigen drei Richtungen gesandt hatte.

+++ Legenda Maior – das Große Franziskusleben (Franziskus-Quellen, Butzon&Bercker, Kap. 7, S. 705) +++
Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
„Sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um“
„Ich bin der wahre Weinstock“, sagt Jesus (Joh 15,1) […] Um diesen Weinstock werden Gräben ausgehoben, d.h. hinterlistige Fallen gegraben. Wenn man einen Komplott schmiedet, um jemand in eine Falle zu locken, so ist das, als hebe man vor ihm einen Graben aus. Deshalb …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

„Sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um“

„Ich bin der wahre Weinstock“, sagt Jesus (Joh 15,1) […] Um diesen Weinstock werden Gräben ausgehoben, d.h. hinterlistige Fallen gegraben. Wenn man einen Komplott schmiedet, um jemand in eine Falle zu locken, so ist das, als hebe man vor ihm einen Graben aus. Deshalb klagt der Psalmist: „sie haben mir eine Grube gegraben“ (Ps 56(57),7) […] Hier ein Beispiel für solche Fallen: „Sie brachten eine Ehebrecherin“ zu Jesus und sagten: „Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?“ (vgl. Joh 8,3-5) […] Ein weiteres Beispiel: „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?“ (Mt 22,17).

Sie haben aber entdeckt, dass diese Fallen dem Weinberg nicht schaden; im Gegenteil, „sie haben mir eine Grube gegraben, doch fielen sie selbst hinein“ (Ps 56(57),7) […] Dann haben sie weiter gegraben und gebohrt: nicht nur Hände und Füße haben sie durchbohrt, sondern mit der Lanze in seine Seite gestoßen (vgl. Joh 19,34) und das Innere dieses hochheiligen Herzens geöffnet, das schon durch die Lanze der Liebe verwundet war. Im Hohenlied seiner Liebe sagt der Gemahl: „Du hast mein Herz verwundet, Schwester, Gemahlin“ (vgl. Hld 4,9 (Vulg.)). Herr Jesus, dein Herz ist durch Liebe verwundet worden von deiner Gemahlin, deiner Freundin, deiner Schwester. Warum mussten es auch noch deine Feinde verwunden? Was tut ihr, ihr Feinde? […] Wusstet ihr nicht, dass das Herz Jesu, das Herz des Herrn, schon durchbohrt ist, schon tot, schon geöffnet und von keinem anderen Schmerz mehr getroffen werden kann? Das Herz des Gemahls, Jesu des Herrn, ist von der Liebe verwundet worden, an der Liebe gestorben. Was könnte der Tod ihm noch anhaben? […] Auch die Märtyrer haben ein Lächeln auf den Lippen, wenn man ihnen droht; sie freuen sich, wenn man sie schlägt, und triumphieren, wenn sie den Tod erleiden. Warum? Weil ihre Herzen durch Liebe schon tot sind, „für die Sünde“ (Röm 6,2) und für die Welt […]

Das Herz Jesu ist also für uns verwundet worden und hat für uns zu schlagen aufgehört […] Der leibliche Tod hat einen Augenblick triumphiert, um dann für immer besiegt zu sein. Er wurde vernichtet, als Christus von den Toten auferstand, weil „der Tod keine Macht mehr über ihn hat“ (vgl. Röm 6,9).

Die mystische Rebe, Kap. 3, §§ 5-10
Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
Als Jesus Fleisch angenommen hat durch Maria
Endlich war „die Fülle der Zeit gekommen“ (Gal 4,4):
Am sechsten Schöpfungstage war der Mensch erschaffen worden, indem er aus Erde durch die Kraft und Weisheit der Hand Gottes gebildet wurde. Dem entspricht, dass am Beginn des sechsten Zeitalters der Erzengel Gabriel zur Jungfrau gesandt wurde, …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

Als Jesus Fleisch angenommen hat durch Maria

Endlich war „die Fülle der Zeit gekommen“ (Gal 4,4):
Am sechsten Schöpfungstage war der Mensch erschaffen worden, indem er aus Erde durch die Kraft und Weisheit der Hand Gottes gebildet wurde. Dem entspricht, dass am Beginn des sechsten Zeitalters der Erzengel Gabriel zur Jungfrau gesandt wurde, und nachdem diese ihre Zustimmung gegeben hatte, der Heilige Geist über sie kam, wie göttliches Feuer, das ihren Geist entflammte und ihren Leib vollkommen rein und heilig machte. „Die Kraft des Allerhöchsten überschattete sie“, damit sie eine solche Glut überhaupt ertragen konnte. Durch das Wirken dieser Kraft wurde sogleich der Leib [Jesu] gebildet, die Seele erschaffen und zugleich beides mit der Gottheit in der Person des Sohnes geeint. So sollte ein und derselbe Gott und Mensch sein, wobei jede Natur ihre Eigenart bewahrt.

O wenn du doch, und sei’s auch noch so wenig, nachfühlen könntest, was für ein gewaltiger Feuerbrand da vom Himmel fiel, welche Erfrischung zuteil wurde, welcher Trost sich ergoss, wie die jungfräuliche Mutter hier erhöht, wie das Menschengeschlecht hier geadelt wurde, wie sehr sich die Majestät herabgeneigt hat!
Wenn du hören könntest, wie die Jungfrau jubelnd singt,
wenn du mit deiner Herrin ins Bergland [von Judäa] aufsteigen,
die liebevolle Umarmung der Unfruchtbaren und der Jungfrau sehen könntest,
und den Gruß, in dem der kleine Knecht den Herrn, der Herold den Richter, die Stimme das WORT erkannte:
Ich glaube, dann würdest du mit der seligen Jungfrau in süßer Melodie jenes heilige Lied singen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn“,
und du würdest, wie der kleine Prophet, aufspringen vor Freude über die wunderbare jungfräuliche Empfängnis und voll Jubel anbeten!

Baum des Lebens, Die erste Frucht, 3 (übersetzt von Marianne Schlosser, St. Ottilien 2012)
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Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
„Klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“
Der unermüdliche Eifer im Gebet, verbunden mit ständiger Tugendübung, hatte den Gottesmann zu solcher Geistesklarheit geführt, dass der tiefe Sinn der Heiligen Schrift sich seinem Verständnis, das erleuchtet war von den Strahlen des ewigen Lichtes, mit seltener Deutlichkeit zeigte, obwohl er …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

„Klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“

Der unermüdliche Eifer im Gebet, verbunden mit ständiger Tugendübung, hatte den Gottesmann zu solcher Geistesklarheit geführt, dass der tiefe Sinn der Heiligen Schrift sich seinem Verständnis, das erleuchtet war von den Strahlen des ewigen Lichtes, mit seltener Deutlichkeit zeigte, obwohl er keine Kenntnisse in der Heiligen Schrift durch Unterricht erworben hatte. Denn sein Geist war von aller Befleckung rein und durfte deshalb in die verborgensten Geheimnisse eindringen. Und wo die Wissenschaft der Lehrer draußen stehen bleiben muss, da fand sein liebendes Herz Zugang […]

Auf die Frage der Brüder, ob er einverstanden sei, dass diejenigen, die als Gebildete in den Orden eingetreten seien, sich dem Studium der Heiligen Schrift widmeten, gab er zur Antwort: „Das gefällt mir durchaus – solange sie nach dem Beispiel Christi, der nach dem Zeugnis der Schrift mehr gebetet als gelesen hat, nicht den Eifer im Gebet verlieren, und wenn sie nicht nur studieren, um zu wissen, wie sie reden sollen, sondern wie sie das Gehörte selbst in die Tat umsetzen und, wenn sie es selbst getan haben, auch andern zur Befolgung vor Augen halten. Ich will“, fuhr er fort, „dass meine Brüder Schüler des Evangeliums seien und auf solche Weise in der Erkenntnis der Wahrheit fortschreiten, dass sie in der reinen Einfalt wachsen und die Einfalt der Tauben von der Klugheit der Schlangen (vgl. Mt 10,16) nicht loslösen, denn auch im heiligen Mund unseres höchsten Meisters sind beide zusammen genannt.“

Legenda Maior – das Große Franziskusleben, Kapitel 11,1 (Franziskus-Quellen, Kevelaer 2009)
Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
Gebet zur Erlangung der sieben Gaben des Heiligen Geistes
So bitten wir nun den gütigsten Vater
durch dich, seinen eingeborenen Sohn, der für uns Mensch wurde, den Kreuzestod erlitt und verherrlicht wurde,
er sende aus seinen Schatzkammern auf uns den Heiligen Geist, der über dir in der Fülle ruhte:
Den Geist der Weisheit, durch die wir die …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

Gebet zur Erlangung der sieben Gaben des Heiligen Geistes

So bitten wir nun den gütigsten Vater
durch dich, seinen eingeborenen Sohn, der für uns Mensch wurde, den Kreuzestod erlitt und verherrlicht wurde,
er sende aus seinen Schatzkammern auf uns den Heiligen Geist, der über dir in der Fülle ruhte:
Den Geist der Weisheit, durch die wir die Frucht des Lebensbaumes, der in Wahrheit du bist, und ihren lebensspendenden Geschmack verkosten,
die Gabe der Einsicht, die Licht in unseres Geistes Augen strahlt,
die Gabe des Rates, so dass wir deinen Spuren folgen, auf rechtem Pfade wandern,
die Gabe der Stärke, in der wir der Gewalt andringender Feinde die Kraft zu nehmen vermögen,
die Gabe des Wissens, durch die wir, erfüllt vom Glanze deiner heiligen Belehrung, Gut und Böse zu unterscheiden verstehen,
die Gabe der Barmherzigkeit, in der wir uns bekleiden mit herzlichem Erbarmen,
die Gabe auch der Furcht, in der wir unsern Schritt von jedem bösen Weg zurückziehen, und unsere Ruhe finden, weil das Gewicht der Ehrfurcht, die deiner ewigen Majestät gebührt, uns stillt.

Gebet am Ende des Lignum vitae, Nr. 49 (hrsg. von Marianne Schlosser)
Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
„Jesus streckte die Hand aus und berührte ihn“
Als er nun eines Tages durch die Ebene ritt, die zu Füßen der Stadt Assisi liegt, kam ihm ein Aussätziger entgegen, und diese unerwartete Begegnung jagte ihm nicht geringes Grausen ein. Da er sich jedoch auf seinen Vorsatz, ein vollkommenes Leben zu führen, besann und bedachte, dass er zuerst …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

„Jesus streckte die Hand aus und berührte ihn“

Als er nun eines Tages durch die Ebene ritt, die zu Füßen der Stadt Assisi liegt, kam ihm ein Aussätziger entgegen, und diese unerwartete Begegnung jagte ihm nicht geringes Grausen ein. Da er sich jedoch auf seinen Vorsatz, ein vollkommenes Leben zu führen, besann und bedachte, dass er zuerst sich selbst überwinden müsse, wollte er denn ein Ritter Christi werden, sprang er vom Pferd und eilte ihm entgegen, um ihn zu küssen. Als der Aussätzige seine Hand ausstreckte, als wolle er die Gabe in Empfang nehmen, gab Franziskus ihm Geld und zugleich einen Kuss. Unmittelbar danach bestieg er wieder sein Pferd, doch als er sich nach allen Seiten umsah, erblickte er keine Spur mehr von dem Aussätzigen, obwohl die Ebene nach jeder Richtung offen vor ihm lag. Voll Staunen und Freude begann er mit Andacht das Lob des Herrn zu singen und nahm sich vor, von nun an stets zu Höherem emporzusteigen. [...]

Von dieser Zeit an zog er den Geist der Armut, demütige Gesinnung und herzliches Erbarmen an (vgl. Kol 3,12). Früher hatte ihn nicht bloß der Umgang mit Aussätzigen, sondern schon deren Anblick aus der Ferne mit Grauen erfüllt; um des gekreuzigten Christus willen aber, der nach des Propheten Wort wie ein Aussätziger (vgl. Jes 53,4 (Vg.)) verachtet erschien, wollte er sich selbst vollständig verachten und erwies den Aussätzigen voll Erbarmen Dienste der Demut und menschlicher Hilfsbereitschaft. Häufig suchte er sie nämlich in ihren Häusern auf, schenkte ihnen reichlich Almosen und küsste aus tiefem Mitleid ihre Hände und ihr Gesicht. Auch für die bettelnden Armen wollte er nicht bloß seine Güter, sondern gewissermaßen sich selbst einsetzen; zuweilen zog er seine Kleider aus, trennte sie auf oder zerschnitt sie, um sie ihnen zu geben, wenn er gerade nichts anderes zur Hand hatte. [...]

Als er nun damals in frommer Andacht die Kirche des Apostels Petrus besuchte und die große Schar der Armen vor den Kirchtüren erblickte, gab er einem der Ärmsten von ihnen teils aus herzlichem Mitgefühl, teils aus Liebe zur Armut seine Kleider und bekleidete sich mit dessen ärmlichen Fetzen; so verweilte er in nie gekannter geistlicher Freude an jenem Tag inmitten der Armen, um die Ehre dieser Welt zu verachten und Stufe für Stufe zur Vollkommenheit des Evangeliums emporzusteigen.

Leben des hl. Franziskus, Legenda Major 1,5−6 (entnommen: Franziskus-Quellen, 2009)
Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
„Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet“
Zur Gewissheit des offenbarten Glaubens kann man allein durch das Kommen Christi im Geist gelangen. Erst dann kommt er als Wort im Fleisch und erfüllt so jedes prophetische Wort. Daher heißt es im Brief an die Hebräer: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst [...] gesprochen …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

„Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet“

Zur Gewissheit des offenbarten Glaubens kann man allein durch das Kommen Christi im Geist gelangen. Erst dann kommt er als Wort im Fleisch und erfüllt so jedes prophetische Wort. Daher heißt es im Brief an die Hebräer: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst [...] gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn“ (1,1−2). Dass Christus wirklich das machtvolle Wort des Vaters ist, erfahren wir bei Kohelet: „Hinter dem Wort des Königs steht nun einmal die Macht. Wer also kann ihm sagen: Was tust du?“ (Koh 8,4) Christus ist auch ein wahrhaftiges Wort, mehr noch: die Wahrheit selbst gemäß dem Wort des Johannes: „Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17) [...]

Weil nun dem machtvollen Wort die Vollmacht zusteht und weil Christus das Wort des Vaters und somit Macht und Weisheit ist, ist in ihm die ganze Kraft der Vollmacht begründet und vollendet. Daher beziehen sich die wahre Lehre und deren Verkünder auf den im Fleisch kommenden Christus als den Grund allen christlichen Glaubens: „Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt [...] Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus“ (1 Kor 3,10−11). Er ist wirklich der Grund der wahren Lehre, sowohl der apostolischen als auch der prophetischen, entsprechend beiden Gesetzen: dem neuen und dem alten Gesetz. Deshalb ist zu den Ephesern gesagt worden: „Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlußstein ist Christus Jesus selbst“ (2,20). Somit ist klar, dass Christus der Herr der Erkenntnis ist, entsprechend dem Glauben. Er ist der Weg, entsprechend seinem zweifachen Kommen: im Geist und im Fleisch.

Predigt „Christus unus omnium magister“
Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
„Der Samen ist das Wort Gottes“
Der Ursprung der Heiligen Schrift liegt nicht in der menschlichen Erforschung, sondern in der göttlichen Offenbarung, die vom „Vater der Gestirne“ ausgeht, „nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird“ (Jak 1,17; Eph 3,15). Von ihm aus ist der Heilige Geist in uns ausgegossen …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

„Der Samen ist das Wort Gottes“

Der Ursprung der Heiligen Schrift liegt nicht in der menschlichen Erforschung, sondern in der göttlichen Offenbarung, die vom „Vater der Gestirne“ ausgeht, „nach dessen Namen jedes Geschlecht im Himmel und auf der Erde benannt wird“ (Jak 1,17; Eph 3,15). Von ihm aus ist der Heilige Geist in uns ausgegossen durch seinen Sohn Jesus Christus. Durch den Heiligen Geist, der seine Gnadengaben an einen jeden von uns nach seinem Willen (vgl. Hebr 2,4) ausgibt und verteilt, ist uns der Glaube geschenkt worden, und „durch den Glauben wohnt Christus in unseren Herzen“ (vgl. Eph 3,17). Aus dieser Erkenntnis Jesu Christi fließt – wie aus seiner Quelle – die Festigkeit und das Verständnis der ganzen Heiligen Schrift. Es ist also unmöglich, in die Kenntnis der Schrift einzutreten, ohne vorher den Glauben, der durch Christus eingegeben ist, zu besitzen als Erhellung, Tür und Grundlage der ganzen Heiligen Schrift [...]

Das Ziel oder die Frucht der Heiligen Schrift ist nicht irgendetwas: sie ist die Fülle des ewigen Glücks. Denn in der Schrift sind die „Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68) enthalten. Sie ist also geschrieben nicht nur, damit wir glauben, sondern auch, damit wir das ewige Leben besitzen, in dem wir schauen werden, lieben werden und wo unsere Sehnsüchte zur Gänze erfüllt werden. Dann, wenn unsere Sehnsucht gestillt sein wird, werden wir wirklich „die Liebe erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt“ und so „mit der Fülle Gottes erfüllt werden“ (vgl. Eph 3,19). Zu dieser Fülle möchte uns die Göttliche Schrift führen. Auf dieses Ziel hin, in dieser Intention also muss die Heilige Schrift erforscht, gelehrt und gehört werden.

Breviloquium, Prolog, 2-5
Tina 13
Hl. Bonaventura
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Ordensgeneral, Kardinalbischof von Albano, Kirchenlehrer
* vor 1221 in Civita, Ortsteil von Bagnoregio nahe Viterbo in Italien
† 15. Juli 1274 in Lyon in Frankreich
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Sein Taufname war Johannes. Er wurde 1218 (oder 1221) in Bagnoreggio bei Viterbo geboren. Als schwer krankes Kind wurde er von Franz von Assisi geheilt; von ihm soll er auch den Namen Bonaventura erhalten haben. Nach …Mehr
Hl. Bonaventura
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Ordensgeneral, Kardinalbischof von Albano, Kirchenlehrer
* vor 1221 in Civita, Ortsteil von Bagnoregio nahe Viterbo in Italien
† 15. Juli 1274 in Lyon in Frankreich
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Sein Taufname war Johannes. Er wurde 1218 (oder 1221) in Bagnoreggio bei Viterbo geboren. Als schwer krankes Kind wurde er von Franz von Assisi geheilt; von ihm soll er auch den Namen Bonaventura erhalten haben. Nach seinem Philosophiestudium in Paris (wo damals auch Thomas von Aquin studierte) trat er mit 25 Jahren in den Franziskanerorden ein. Sein Lehrer in Theologie war Alexander von Hales. 1257 wurde er zum General seines Ordens gewählt, den er bis zum Jahr seines Todes (1274) mit großer Klugheit leitete. Papst Gregor X. erhob ihn zum Kardinalbischof von Albano bei Rom. Auf dem Konzil von Lyon nahm Bonaventura aktiven Anteil an den Unionsverhandlungen mit den Griechen. Bonaventura hinterließ etwa 45 Werke über die verschiedenen Gebiete der Theologie. Er ist neben Thomas von Aquin der bedeutendste Theologe des Mittelalters, in seiner Denkweise und Lehre mehr dem hl. Augustin verwandt. Nach seiner Auffassung soll die Theologie zur Mystik, zur religiösen Erfahrung, hinführen. Papst Sixtus IV. hat ihn 1482 heilig gesprochen; unter die Kirchenlehrer aufgenommen wurde er 1588 von Sixtus V., der ihn den „seraphischen Lehrer“ (Doctor seraphicus) nannte.
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Drei Dinge
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„Wegen dieser drei Dinge hat Gott die vernünftige Seele geschaffen: dass sie ihn lobe, dass sie ihm diene, dass sie an ihm sich erfreue und in ihm ruhe; und das geschieht durch die Liebe, denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“

„Unser Tun muss diese drei Dinge besitzen: Maß, Art und Ordnung. Es muss gemessen sein durch die Bescheidenheit im äußeren Tun, geartet durch die Reinheit des Gefühls, geordnet und schön durch die Lauterkeit der Absicht.“ (Bonaventura)
Tina 13
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer
„Woher hat er das alles? [...] Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns und heißt nicht seine Mutter Maria?“
Als unser Herr Jesus aus dem Tempel und aus Jerusalem mit seinen Eltern nach Nazareth zurückgekehrt war, blieb er bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr bei ihnen „und war ihnen gehorsam“ (Lk 2,51). In der Schrift steht nichts über sein …Mehr
Hl. Bonaventura (1221-1274) Franziskaner, Kirchenlehrer

„Woher hat er das alles? [...] Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns und heißt nicht seine Mutter Maria?“

Als unser Herr Jesus aus dem Tempel und aus Jerusalem mit seinen Eltern nach Nazareth zurückgekehrt war, blieb er bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr bei ihnen „und war ihnen gehorsam“ (Lk 2,51). In der Schrift steht nichts über sein Tun in dieser ganzen Zeit, und das ist sehr erstaunlich [...] Schau aber aufmerksam hin, dann kannst du deutlich erkennen, dass er, obwohl er nichts tat, so doch Wunder wirkte. Jede einzelne seiner Taten gibt Zeugnis von seinem Geheimnis. So wie er mit Vollmacht handelte, so schwieg er auch mit Vollmacht und blieb mit Vollmacht im Hintergrund und im Verborgenen. Der höchste Herr, der uns darin unterweisen wird, wie unser Leben gelingen kann, beginnt schon in seiner Jugend mit Vollmacht zu wirken und zwar auf eine erstaunliche, fremdartige und unerhörte Weise; die Menschen aber hielten ihn für überflüssig und unwissend und verachteten ihn [...]

An dieser Lebensform hielt er mehr und mehr fest; denn er wollte ja von allen als niedrig und unbedeutend angesehen werden. Das hatte schon der Prophet angekündigt, der in seinem Namen schrieb: „Ich bin ein Wurm und kein Mensch“ (Ps 21,7). Man sieht also, was er tat, dadurch dass er nichts tat. Er machte sich verächtlich [...] Glaubst du, dass das eine Kleinigkeit ist? Sicherlich hatte er das nicht nötig, wohl aber wir. Ich kennen nichts Schwierigeres und nichts Größeres. Ich glaube, wer mit ganzem Herzen, ohne Heuchelei, ganz Herr seiner selbst ist und nichts anderes anstrebt als verachtet zu werden, nichts zu gelten, in größter Erniedrigung zu leben – der hat die oberste Stufe der Vervollkommnung erklommen. Und das ist ein weit größerer Sieg als die Eroberung einer Stadt.

Meditationen zum Leben Christi ; Opera omnia, T. 12, S. 5
Tina 13
Hl. Bonaventura
Das Herz, das die Menschen so geliebt hat
Du bist losgekauft worden, schau auf den, der für dich am Kreuz hängt… Die Weisheit Gottes wollte es so, dass die Lanze eines Soldaten seine Seite durchbohrte und öffnete. Es floss Blut und Wasser heraus (Joh 19,34). Aus dieser Quelle, zutiefst aus seinem Herzen, speist Christus die Sakramente der Kirche, die die Kraft haben, das Leben der …Mehr
Hl. Bonaventura

Das Herz, das die Menschen so geliebt hat

Du bist losgekauft worden, schau auf den, der für dich am Kreuz hängt… Die Weisheit Gottes wollte es so, dass die Lanze eines Soldaten seine Seite durchbohrte und öffnete. Es floss Blut und Wasser heraus (Joh 19,34). Aus dieser Quelle, zutiefst aus seinem Herzen, speist Christus die Sakramente der Kirche, die die Kraft haben, das Leben der Gnade zu spenden…; er gibt aus dieser „sprudelnden Quelle zu trinken, deren Wasser ewiges Leben schenkt“ (Joh 4,14).

Du, der du Christus liebst, erhebe dich also, „mach es wie die Taube, die an den Wänden der offenen Schlucht nistet“ (Jes 48,28), und höre dort nicht auf, wachsam zu sein „wie der Sperling, der sein Haus gefunden hat“ (Ps 84,4); wie die Turteltaube bring dort deine Jungen in Sicherheit und öffne die Lippen, um „Wasser zu schöpfen aus den Quellen des Heils“ (Jes 12,3). Da ist wirklich der Strom, der mitten in Eden entspringt und zu vier Hauptflüssen wird (Gen 2,10); der, verteilt auf die Herzen der Glaubenden, die ganze Erde tränkt und fruchtbar macht. Wer auch immer du bist, lauf in deiner Liebe zu Gott mit brennender Sehnsucht zu dieser Quelle des Lebens und des Lichtes, und rufe mit der ganzen Kraft deines Herzens: „Unbeschreibliche Schönheit Gottes in der Höhe, reinster Glanz des ewigen Lichtes; Leben, das allem, was lebt, Leben gibt; Licht, das jedem Licht Glanz verleiht und das der Vielfalt der Sterne, die von Anbeginn der Zeiten vor dem Thron deiner Gottheit leuchten, ihren unwandelbaren Glanz bewahrt!“

„Ewiger, unzugänglicher Strom, klar und ruhig, dessen Quelle den Augen aller Sterblichen verborgen ist, abgründige Tiefe, grenzenlose Höhe, Weite ohne Maß, ungetrübte Reinheit! Aus dir fließt ‚der Strom, der die Gottesstadt erquickt’ (Ps 46,5)… damit wir dir Lobeshymnen singen, ‚in Jubel und Danksagung’ (Ps 41,5), denn wir wissen aus Erfahrung: ‚Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht schauen wir das Licht’ (Ps 36,10).“

Der Baum des Lebens, 29-30,47
Tina 13
Hl. Bonaventura
"Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet"
„… nur einer ist euer Lehrer, Christus“ (Mt 23,10)… Und Christus ist wirklich „der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort.“ (vgl. Hebr 1,3). Er ist der Ursprung aller Weisheit; das Wort Gottes in den Höhen ist die Quelle der Weisheit. Christus ist die …Mehr
Hl. Bonaventura

"Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet"

„… nur einer ist euer Lehrer, Christus“ (Mt 23,10)… Und Christus ist wirklich „der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort.“ (vgl. Hebr 1,3). Er ist der Ursprung aller Weisheit; das Wort Gottes in den Höhen ist die Quelle der Weisheit. Christus ist die Quelle jeder wahren Erkenntnis; er ist wirklich „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6)… Als Weg ist Christus Meister und Ursprung der Erkenntnis im Glauben… Deshalb lehrt Petrus in seinem zweiten Brief: „Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden, und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint…“ (1,19)… Denn Christus ist der Ursprung jeder Offenbarung durch sein Erscheinen im Geist und die Bekräftigung jeder Autorität durch sein Kommen im Fleisch. Er kommt zuerst im Geist als jede prophetische Schau kundtuendes Licht. Daniel sagt es so: „Er enthüllt tief verborgene Dinge; er weiß, was im Dunkeln ist, und bei ihm wohnt das Licht“ (2,22). Es handelt sich um das Licht der Göttlichen Weisheit, das Christus ist. Bei Johannes sagt er: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen“ (8,12) und „Solange ihr das Licht bei euch habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichts werdet“ (12,36)… Ohne dieses Licht, das Christus ist, kann niemand in die Geheimnisse des Glaubens eintreten. Und deshalb lesen wir im Buch der Weisheit: „Sende [die Weisheit] vom heiligen Himmel, und schick sie vom Thron deiner Herrlichkeit, damit sie bei mir sei und alle Mühe mit mir teile und damit ich erkenne, was dir gefällt… Denn welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will? “ (9,10-13). Niemand kann zur Gewißheit des geoffenbarten Glaubens gelangen, wenn nicht durch das Kommen Christi im Geist und im Fleisch.

Predigt "Christus unus omnium magister"
Tina 13
🙏 🙏