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Rebellen gegen Rom – die Piusbrüder. Der Skandal erschütterte 2009 die katholische Kirche: Völlig überraschend hatte Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier Bischöfen der von Rom abtrünnigen …Mehr
Rebellen gegen Rom – die Piusbrüder.

Der Skandal erschütterte 2009 die katholische Kirche: Völlig überraschend hatte Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier Bischöfen der von Rom abtrünnigen, ultrakonservativen Piusbruderschaft aufgehoben. Die Entscheidung des Papstes wurde auch von vielen Bischöfen in seltener Offenheit kritisiert. Wirkte diese Entscheidung nicht wie eine Rehabilitierung, ja eine Akzeptierung einer alten Theologie, die das Zweite Vatikanische Konzil überwunden hat? Lehnen die Piusbrüder nicht seit vier Jahrzehnten alles ab, was modernen Katholiken lieb und teuer ist: die Aufwertung der Laien, die Liturgiereform, der Dialog der Religionen? Leugnete nicht einer ihrer vier Bischöfe, Richard Williamson, öffentlich den Holocaust? Die Verhandlungen zwischen dem Vatikan und der Piusbruderschaft finden seither im Geheimen statt.
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elisabethvonthüringen und ein weiterer User verlinken diesen Beitrag
elisabethvonthüringen
Traditionalisten unter sich
Eigentlich sollte man dien jüngst veröffentlichten "Aufruf zum Ungehorsam" einiger österreichischer Kleriker schweigend und betend übergehen.
Tatsache ist aber, dass mir Sätze wie dieser:
"...Besser ein selbstgestalteter Wortgottesdienst als liturgische Gastspielreisen" wirklich fast körperlich weh tun. Wie kann man die Eucharistiefeier, die ein "ortsfremder" Priester …Mehr
Traditionalisten unter sich

Eigentlich sollte man dien jüngst veröffentlichten "Aufruf zum Ungehorsam" einiger österreichischer Kleriker schweigend und betend übergehen.
Tatsache ist aber, dass mir Sätze wie dieser:
"...Besser ein selbstgestalteter Wortgottesdienst als liturgische Gastspielreisen" wirklich fast körperlich weh tun. Wie kann man die Eucharistiefeier, die ein "ortsfremder" Priester feiert als liturgisches Gastspiel herabwürdigen?
Welches Verständnis von Kirche und Eucharistie verbirgt sich hinter dieser fast verzweifelt wirkenden Kampfrethorik?
Wenn Priester offenbar selber nicht mehr ausreichend wissen, was das Wesen ihrer Berufung und ihrer Existenz ausmacht, was kann man dann vom durchschnittlich gebildeten katholischen Laien erwarten?
Ich persönlich schließe mich der aus meiner Sicht realistischeren Einschätzung an: und behaupte: es gibt de facto auch in Österreich keinen wahren Priestermangel. Es gibt allerdings einen Mangel an Priestern mit einer gediegenen theologischen und spirituellen Ausbildung. Sich an den Pfarrstrukturen , die weiland Kaiser Joseph II im ländlichen Raum geschaffen hat und die es in dieser Form auch in so katholischen Ländern wie Spanien oder Italien nicht gibt, so hartnäckig zu hängen, wie es die doch schon ins ergraute Durchschnittsalter gekommene Pfarrerinitiative, tut, ist ein Paradebeispiel von provinziellem Traditionalismus.
Die jüngsten Forderungen der Pfarrerinitiative haben allesamt einen langen weißen Bart und stammen inhaltlich zwar vielleicht nicht alle aus dem Josephinismus, ins 19. Jahrhundert reichen sie allerdings großteils doch zurück und sind überdies in einer bereits vorhandenen, allerdings still entschlafendenden alt-katholischen Kirche doch längst erfolglos ausprobiert worden.
Auch wenn man die Liste der zum Teil schon heimgegangenen Mitglieder der Initiative liest, tut es einem nicht nur weh, sondern man kommt zum Schluß: das sind die wahren Traditionalisten österreichischer Prägung. Es gehört doch einiges dazu an einem längst überholten Kirchenbild (siehe Altkatholiken, Lutheraner, Anglikaner, ....) festzuhalten und dies immer noch als Weisheit letzter Schluss zu verkaufen. Da lob' ich mir doch die wahrhaft innovativen Ideen von "Summorum Pontificum" und "Universae Ecclesiae", die zumindest die Vielfalt der sich bei allen Brüchen und Turbulenzen gleichzeitig selbst treu bleibenden und weitherzigen katholischen Kirche offenbaren.
HUTCHEN
Wo ist da in dieser langweiligen Predigt als Auslegung des Wortes Gottes ? Als Verkündigung nur Anti-Rom Sprüche !
veritatis91
Kann mir einer sagen, wie das Musikstück zu beginn heißt?
Sankt Michael
In der ARD lief am 19.01.2011 eine 45-Minuten-Version, die ich leider nicht gesehen habe.
Was beinhaltet die zusätzliche Viertelstunde?Mehr
In der ARD lief am 19.01.2011 eine 45-Minuten-Version, die ich leider nicht gesehen habe.

Was beinhaltet die zusätzliche Viertelstunde?
elisabethvonthüringen
Auch der Papst ist ein Fan der Piusbrüder 😉 😀 👏
<<Gewiss: in einem Zeitalter der „Kirchenkrise“, die eine „Glaubenskrise“ ist, welche ihrerseits ihre Wurzeln in der „Krise der Liturgie“ als dem wesentlichen Berührungspunkt zwischen Gott und dem Menschen hat, ist die Anforderung umso größer. Es muss die Frage gestellt werden, ob es angesichts der gegenwärtigen Verlorenheit nicht ein besonderes …Mehr
Auch der Papst ist ein Fan der Piusbrüder 😉 😀 👏

<<Gewiss: in einem Zeitalter der „Kirchenkrise“, die eine „Glaubenskrise“ ist, welche ihrerseits ihre Wurzeln in der „Krise der Liturgie“ als dem wesentlichen Berührungspunkt zwischen Gott und dem Menschen hat, ist die Anforderung umso größer. Es muss die Frage gestellt werden, ob es angesichts der gegenwärtigen Verlorenheit nicht ein besonderes Anliegen gerade der Hirten sein müsste, den Gläubigen in angemessenen Kirchenräumen und mit aus dem Atem der Tradition lebenden liturgischen Feiern die Möglichkeit zu geben, dem Einheitspunkt von innerer und äußerer Ordnung auf die Spur zu kommen. Denn der Mensch braucht das Licht der Sonne, um nicht der Finsternis zu verfallen.<<

www.kath.net/detail.php
elisabethvonthüringen
Familienministerin Schröder -heimlicher Fan der Piusbrüder?
Die Politik habe die Jungen- und Männerpolitik sträflich vernachlässigt. Nötig sei nicht nur, dass künftig mehr Männer als Erzieher und Lehrer in Kitas und Grundschulen arbeiten. Auch die pädagogischen Inhalte müssten sich ändern. "Mal überspitzt ausgedrückt: Schreiben wir genug Diktate mit Fußballgeschichten? Dafür interessieren sich …Mehr
Familienministerin Schröder -heimlicher Fan der Piusbrüder?

Die Politik habe die Jungen- und Männerpolitik sträflich vernachlässigt. Nötig sei nicht nur, dass künftig mehr Männer als Erzieher und Lehrer in Kitas und Grundschulen arbeiten. Auch die pädagogischen Inhalte müssten sich ändern. "Mal überspitzt ausgedrückt: Schreiben wir genug Diktate mit Fußballgeschichten? Dafür interessieren sich auch die Jungs. Oder geht es immer nur um Schmetterlinge und Ponys?"

blog.derherralipius.com
Ein weiterer Kommentar von elisabethvonthüringen
elisabethvonthüringen
@ IZAAC Also, so ganz wie vor hundert Jahren, leben sie dann wohl doch nicht...sie mähen sogar schon mit Benzin!
marthe2010
Danke, Elisabeth, ich sehe Ihren Eintrag erst jetzt (zu der Veranstaltung über die Kirchensteuer). Zunächst einmal bewundere ich Leute wie Norbert Lüdecke - er ist sachlich geblieben, obwohl er der Buhmann war - Chapeau!
Ich erinnere mich an einen Vortrag über innere Ruhe / Meditation so etwas in die Richtung, eine Nachmittagsveranstaltung, die von der CARITAS angeboten wurde. Geleitet wurde sie …Mehr
Danke, Elisabeth, ich sehe Ihren Eintrag erst jetzt (zu der Veranstaltung über die Kirchensteuer). Zunächst einmal bewundere ich Leute wie Norbert Lüdecke - er ist sachlich geblieben, obwohl er der Buhmann war - Chapeau!

Ich erinnere mich an einen Vortrag über innere Ruhe / Meditation so etwas in die Richtung, eine Nachmittagsveranstaltung, die von der CARITAS angeboten wurde. Geleitet wurde sie von einer Psychotherapeutin mit evangelischem Hintergrund - also nicht praktizierende Christin. Sie gab Tipps aus dem Buddhismus (Mantras) und empfahl, auch mal den örtlichen buddhistischen Tempel zu besuchen, weil dort so eine Atmosphäre der Stille, Ruhe und Entspannung herrsche.

Da habe ich mich schon sehr gewundert, dass so etwas bei der katholischen Caritas möglich ist. Da könnte man doch z.B. eine Veranstaltung mit ignatischen Übungen machen, also etwas mit christlichem Bezug?
elisabethvonthüringen
"Laß herein, die draußen sind ..."
Es ist wohl nicht an uns vorbeigegangen, daß der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen der Priesterbruderschaft St. Pius X. verwehrt hat, die Hl. Messe in seiner Kathedralkirche zu feiern. Man mag darüber denken, was man will.
Schlimm wird es dann aber, wenn ich bei fortes-fide lese, daß die Altkatholiken, also eine Gemeinschaft, die weder das Erste noch das …Mehr
"Laß herein, die draußen sind ..."

Es ist wohl nicht an uns vorbeigegangen, daß der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen der Priesterbruderschaft St. Pius X. verwehrt hat, die Hl. Messe in seiner Kathedralkirche zu feiern. Man mag darüber denken, was man will.

Schlimm wird es dann aber, wenn ich bei fortes-fide lese, daß die Altkatholiken, also eine Gemeinschaft, die weder das Erste noch das Zweite Vaticanum anerkennt (um einmal diese Formulierung zu gebrauchen) und Frauen zu Klerikern weiht, ihre Synode in der dem Priesterseminar des Bistums Mainz zugehörige Augustinerkirche mit einem Gottesdienst zu eröffnen.

Nun ist die Augustinerkirche nicht der Mainzer Dom, aber ich sehe das Verhalten des Mainzer Ortsordinarius durchaus mit einigem Befremden - ein merkwürdiges Verständnis von Ökumene!
elisabethvonthüringen
Das namenlose Grauen... 😀 👍
Jetzt ist es offiziell...
"Neuevangelisierung" und die "Weitergabe der unverfälschten Lehrmeinung der Kirche an die Menschen" sind ein schockierender Skandal!
So zumindest empfinden offenbar die TeilnehmerInnInnInnInnen der Tagung der ReligionslehrerInnInnInnInnen der Diözese Eistenstadt. Zu deren Web-Vertreter fühlt sich scheinbar Eduard Posch berufen. Der …Mehr
Das namenlose Grauen... 😀 👍

Jetzt ist es offiziell...

"Neuevangelisierung" und die "Weitergabe der unverfälschten Lehrmeinung der Kirche an die Menschen" sind ein schockierender Skandal!

So zumindest empfinden offenbar die TeilnehmerInnInnInnInnen der Tagung der ReligionslehrerInnInnInnInnen der Diözese Eistenstadt. Zu deren Web-Vertreter fühlt sich scheinbar Eduard Posch berufen. Der veröffentlichte auf dem Blog "Begegnung und Dialog" eine Mitteilung ("... ohne Kommentar..., aber dafür umso aussagekräftiger."), über besagte Tagung.
2 weitere Kommentare von elisabethvonthüringen
elisabethvonthüringen
@marthe2010
.....Mit meinen zaghaften Sympathien für die Piusbruderschaft ist es jetzt erst einmal vorbei.
Dann sollten Sie sich das geben... 👍 😀 👏 spannend geschrieben...super!!!Und passt genau daher...zu den Rebellen... 😀
Kirchensteuer und der Marxismus
Gestern Abend war ich zu einem Podiumsgespräch in der Karl Rahner Akademie in Köln. Dort diskutierten Dr. Magdalena Bußmann, 1. Vorsitzende vomMehr
@marthe2010
.....Mit meinen zaghaften Sympathien für die Piusbruderschaft ist es jetzt erst einmal vorbei.
Dann sollten Sie sich das geben... 👍 😀 👏 spannend geschrieben...super!!!Und passt genau daher...zu den Rebellen... 😀

Kirchensteuer und der Marxismus

Gestern Abend war ich zu einem Podiumsgespräch in der Karl Rahner Akademie in Köln. Dort diskutierten Dr. Magdalena Bußmann, 1. Vorsitzende vom Verein zur Umwidmung von Kirchensteuer e.V., der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ und der Bonner Kirchenrechtler Prof. Dr. Norbert Lüdecke über das Thema Stoppt diese Kirchensteuer!

Da die Karl Rahner Akademie eher ein Versammlungsort von romkritischen Geistern älteren Datums ist, war ich natürlich gespannt, wie an diesem Abend mit einem Modell, das von Rom abgelehnt, von den deutschen Bischöfen aber durchgedrückt wird, umzugehen ist.

Es waren etwa 50 bis 60 Zuhörer anwesend. Unter 50 sah ich außer mir und wenigen anderen keinen. Auf den Tischen waren Zettel einer Initiative
Ökumene 2017 - Für versöhnte Verschiedenheit der Kirchen ausgelegt. Ein Zuhörer hatte Eugen Drewermanns dicken Schinken Kleriker vor sich liegen. Meine Spannung stieg also, ob es einen Diskussionsabend ohne die für diese Klientel üblichen Forderung nach Abschaffung des Zölibats, Einführung der Frauenordination u.ä. geben würde.

Tatsächlich begann der Moderator mit den verheißungsvollen Worten, daß es nicht um das Ob, sondern um das Wie der Kirchensteuer gehe. Immerhin sei in Deutschland die Nichtzahlung mit der automatischen Exkommunikation verbunden. Es wurden die Beispiele von Heinrich Böll, Hartmut Zapp und Andreas Janker genannt, die jeweils aus der Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts ausgetreten waren, sich aber nach wie vor noch zur Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlten. Trotz Einladung sei es nicht gelungen, einen Vertreter des Erzbistums Köln für den Diskussionsabend zu gewinnen.

Zunächst wurde Norbert Lüdecke aufgefordert, den Fall Zapp zu schildern. Lüdecke führte aber zunächst an, daß er die kirchenrechtliche Faktenlage darlegen wolle, weniger seine persönliche Meinung. Er stehe der Kirchensteuer entspannt gegenüber. Seine Ausführungen der Änderungen Papst Johannes Pauls II. im Eherecht bezüglich des formalen Kirchenabfalls, damit auch die Ehen derer gültig sind, die nicht kirchlich geheiratet haben, damit der Sex auch tatsächlich nur in der Ehe stattfindet, erregten allerdings schon die Gemüter der Zuhörer. Ein Raunen ging durch den Saal. Lüdeckes Feststellung, daß die Auseinandersetzung um den Kirchenaustritt und das liebe Geld eine typisch deutsche Angelegenheit sei, beruhigte die Zuhörer wieder.

Magdalena Bußmann forderte eine differenzierte Betrachtung zwischen der Kirche als Glaubensgemeinschaft und Körperschaft des öffentlichen Rechts. In der Sache stimmte sie daher ihrem Vorredner zu, daß ein Kirchenaustritt nicht automatisch mit einem Abfall vom Glauben einhergehen müsse. Die sonst romkritische und feministisch orientierte Theologin bediente sich hier der Äußerungen der Kongregation für die Gesetzestexte im Fall Janker. Sie frage sich aber, ob Rom nicht auch auf die deutsche Kirchensteuer angewiesen sei und ob man daher befürchten müsse, daß in absehbarer Zeit eine eigene Partkularnorm für die deutschen Bischöfe erlassen werde.

P. Hengsbach begann seine Ausführungen damit, daß die Kirche als societas perfecta nicht in eine demokratische Gesellschaft passe. Durch den in Deutschland vorherrschenden Körperschaftscharakter würde das System der kirchlichen Wahlmonarchie noch mehr gefestigt. Das II. Vatikanische Konzil (wurde ja auch Zeit, daß das jetzt so langsam mal kommt!) habe dieses System zumindest infrage gestellt (Lüdecke schüttelte an dieser Stelle den Kopf). Die Kirche sei demnach als wanderndes Gottesvolk zu sehen, das sich allmählich gegen die Obrigkeit auflehne. Als Parallele dazu führte Hengsbach die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 an. Die Kirche verweigere gewerkschaftliche Formen, habe ein vertikales Machtgefälle und sei vom Zentralismus geprägt. Durch die Behandlung als Körperschaft des öffentlichen Rechts in Deutschland würden diese Elemente weiter verschärft.

Auf die Frage, warum es die Kirchensteuer überhaupt gäbe, führte Norbert Lüdecke die historische Entwicklung seit dem Reichsdeputationshauptschluß an. Magdalena Bußmann hielt bei den Staatsleistungen dagegen, daß man bei der Wiedervereinigung Deutschlands versäumt habe, die konkordatären Leistungen neu zu ordnen. Der Westen habe dem Osten einfach sein System übergestülpt. P. Hengsbach stellte fest, daß der Steuerwiderstand aufgrund der vielen Karteileichen doch recht gering sei. Das Hauptproblem sei, daß die Kirchensteuer an zu zentraler Stelle lande.

Durch Hengsbachs Abdriften in die Kirchenpolitik (ich erwähnte schon oben das Kopfschütteln) begann Norbert Lüdecke mit den Worten "Ich glaube, ich mache mich jetzt unbeliebt" sein Zurechtrücken der jetzt etwas verzerrten Sicht auf die Motivation des Kirchenaustritts. Denn auch romtreue Katholiken seien darunter zu finden, die mit der illoyalen Politik der deutschen Bischöfe unzufrieden seien. Lüdecke erwähnte das Thema Abtreibung vor dem Austritt der deutschen Bischöfe aus der Schwangerenkonfliktberatung. Das Geld an die Basis zu verteilen, darin sehe er große Probleme. Außerdem habe das II. Vatikanische Konzil mitnichten den Charakter der Kirche als Körperschaft infrage gestellt. Gegen Rom revoltierende Christen begingen überdies einen Akt des Ungehorsams, was zwangsläufig zu einem Abfall führe. Völlig klar, daß an dieser Stelle im Auditorium wieder ein Raunen losbrach.

Hengsbach warf nun Lüdecke vor, das von ihm oben kritisierte Modell der societas perfacta zu propagieren. Und die Ankündigung des Moderators, daß es nicht um das Ob der Kirchensteuer gehe, schien Hengsbach nun über den Haufen zu werfen. Die Steuer habe für ihn ein inneres Verfallsdatum, weil die potenten Zahler (junge Leute) immer mehr wegbrächen.

Der Moderator stellte nun die Frage, wer denn die Kirchensteuer am besten verteilen solle. Spätestens jetzt war klar, daß die Diskussion in Richtung Kirchenpolitik gehen würde. Hengsbach sprach vom derzeitigen Sparkurs der Kirche in Deutschland, daß das gestrichen würde, was den Entscheidern als überflüssig gelte. Gegen Lüdecke führte er noch einmal an, daß Jesus keine hierarchische Kirche gewollt habe. Das Gottesvolk müsse sich diese Kirche durch zivilgesellschaftlichen Widerstand wieder aneignen. Damit hatte Hengsbach also zur Revolution aufgerufen (auch mit Gewalt wie bei Stuttgart 21?) und aus dem Auditorium kräftigen Applaus geerntet. Er forderte eine Laiensynode, da sich "unter Herrn Ratzinger" sowieso nichts ändere.

Der Moderator fragte nun Norbert Lüdecke, ob seine Darstellungen, die doch für einigen Unmut sorgten, denn wirklich ernstgemeint seien. Lüdecke konterte, er lehre als Kanonist mit dem nihil obstat aus Rom und der missio canonica von Kardinal Meisner. Was solle man denn nun von ihm als Katholik erwarten? Hengsbach gegenüber erwiderte er, daß seine Äußerungen nicht unter "Lüdecke sagt" abzuspeichern, sondern amtlich seien. Allmählich schien der Bonner Kirchenrechtler zum Buhmann der Veranstaltung zu werden. Doch - und das imponierte mir - er schien das ziemlich locker zu sehen und blieb bei seinen sachlichen, aber knallharten Formulierungen, die immer wieder für heftige Erregung sorgten.

Einigen Zitaten Hengsbachs aus Lumen Gentium entgegnete Lüdecke, daß keines der Dokumente des II. Vatikanischen Konzils die Idee einer demokratischen Kirche beinhalte und führte einige Spitzen eben auch aus Lumen Gentium an, die die Autorität des Papstes (LG 24) sowie die Wesensverschiedenheit von Priester und Laien (LG 10) zum Ausdruck bringen. Ferner berufe sich gerade das II. Vatikanische Konzil (LG 5) auf Jesus Christus als Gründer dieser hierarchisch geordneten Kirche. Das war Sprengstoff, wie man an der Reaktion des Auditoriums erkennen konnte. Ich mußte unwillkürlich an die Stelle aus Joh 6,60 denken: "Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?"

Magdalena Bußmann machte nun eine erstaunliche Kehrwendung: Das sei ihr egal, und diese Texte hätten nichts mit der Botschaft des Mannes aus Nazareth zu tun. Momentchen mal: Die soeben genannten Passagen aus einem der wichtigsten Dokumente des II. Vatikanischen Konzils sind Frau Bußmann egal und hätten nichts mit Jesus zu tun??? OK, jetzt sind wir vom Konzil zum "Konzilsgeist" gekommen. Und dieser wurde mir im Zuge der Veranstaltung immer suspekter: Bußmann schloß sich Hengsbach an und sagte, daß die Sprache, die diese Kirche verstehe, die des pastoralen Ungehorsams sei. In Frankfurt am Main würde daher auch bald ein "I. Ökumenisches Konzil der Reformbewegungen" einberufen werden. Spätestens jetzt hatte ich den Eindruck, auf einer Kundgebung von WisiKi zu sein.

Hengsbach outete sich nun auch, daß ihm Gaudium et Spes viel mehr bedeute als Lumen Gentium. Außerdem müsse man sich die Frage stellen, wie die Texte des Konzils zu interpretieren seien (der "Geist des Konzils" eben). Als Beispiel nannte er die für ihn schwierigen Stellen der Gottessohnschaft Jesu und die Frage nach dem subsistit in. Bezugspunkt des Glaubens sei nicht die Kirche, sondern das Reich Gottes.

Lüdecke wiederholte noch einmal seinen Standpunkt an diesem Abend: "Ich kritisiere systemimmanent, nicht das System. Ich stehe nicht vor der Wand und bohre, bis es bröckelt, ich zeige nur drauf." Damit wollte er anscheinend zurück zum eigentlichen Thema, nämlich die Diskussion um das deutsche Kirchensteuermodell im Einklang mit der Frage nach der Exkommunikation. Ferner sei völlig klar, daß das Lehramt und somit der Papst als höchste Autorität für die Interpretation der Konzilstexte zu sorgen habe (Aufruhr!). Ein Dialog als Runder Tisch sei kirchenrechtlich nicht möglich. Aktionen der Bischöfe wie beispielsweise die Würzburger Synode hätten lediglich dazu gedient, ein Ventil zu öffnen, aber sonst keinerlei weitere Auswirkungen (Aufruhr!). Wenn ein Bischof zum Dialog aufrufe, müsse er sich vorher auch überlegen, welche Möglichkeiten der Umsetzung er sieht, um keine leeren Versprechungen zu machen. So sei auch bislang kein Votum der Würzburger Synode beantwortet worden (Applaus!).

P. Hengsbach konnte diese Provokationen nun nicht auf sich sitzen lassen und sprach zu Lüdecke vom inkarnatorischen Prinzip. Das Volk Gottes habe bezüglich der Würzburger Synode gemerkt: "Wir sind verarscht worden von diesen Hiearchen." Und wenn man auf den Hl. Geist vertraue, der uns in dieser Zeit so wenig Berufungen zu Priestern und Ordensleuten schenkt, dann wolle der Hl. Geist eben keine zölibatären Priester (Applaus!).

Der Moderator stellte Lüdecke die Frage, ob seine Zitate von kirchlichen Verlautbarungen und Gesetzestexten nicht eher blumige Prosa seien, die im tatsächlichen Leben von Katholiken doch nun wirklich keine große Rolle spielten. Dieser antwortete, daß eben diese Texte zu Ausdruck brächten, daß systemimmanent - und dies habe das II. Vatikanische Konzil zusätzlich abgesichert - nichts zu ändern sei. Dies führe freilich auch - und das sei auch in dieser Diskussion zu merken - zu Tragödien des schwachen Gewissens (Aufruhr!) und letztendlich zu einem Parallelsystem (Aufruhr!). Bußmann gab ihr Unverständnis gegenüber dem römischen System dadurch zum Ausdruck, daß sie abschließend ausrief: "Wo leben diese Männer denn?" (gemeint waren der des öfteren genannte "Herr Ratzinger" und der "Herr Zollitsch").

Die Runde endete mit einem kurzen Ausblick, wie lange die Kirchensteuer in Deutschland noch in dieser Form bestehen bleibe. Für Magdalena Bußmann maximal eine Generation, für Friedhelm Hengsbach noch kürzer. Norbert Lüdecke ließ sich nicht zu einer Prognose hinreißen, sondern erwähnte noch einmal, daß die deutschen Bischöfe das Thema tabuisierten, während auch Rom von seinem Standpunkt nicht abrücke.

Die anschließende Diskussion richtete viele Fragen an den Kirchenrechtler. Ein Priester (der freilich nicht so aussah) warf Lüdecke vor, er würde durch seine Ausführungen das gegenwärtige System unterstützen - besonders schien ihm die "Tragödie des schwachen Gewissens" nahegegangen zu sein. Das Kirchenrecht müsse sich doch der Realität der Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Lüdecke erwiderte, daß es durchaus Kirchenrechtler gebe und gegeben habe, die immer wieder Änderungsvorschläge einreichten. Beispielsweise sei von kirchenrechtlicher Seite der Vorschlag gekommen, die Sonntagspflicht dem einzelnen Gewissen zu überlassen. Das sei jedoch nicht durchgekommen. Es sei auch nicht seine Aufgabe und auch nicht die von Hengsbach, daran zu rütteln oder dies infrage zu stellen. Er lege nur Fakten dar, was aus rechtlicher Sicht möglich sei und was nicht. Und wenn diese Fakten als Beton im System Kirche angesehen würden, dann wolle er diesen Beton nicht mit Sahnehäubchen versehen.

Ein weiterer Redner outete sich als der Verteiler der eingangs erwähnten Blättchen
Ökumene 2017 - Für versöhnte Verschiedenheit der Kirchen. Er stellte diese Aktion vor und sei auch schweren Herzens nach 62 Jahren aus der Kirche ausgetreten. Er und andere wollten damit eine Revolte wie vor 500 Jahren auslösen und spätestens 2017 wieder eintreten, wenn die Kirche bis dahin die Forderungen nach Interkommunion, Gleichstellung der Konfessionen, Ordination von Frauen und Zölibat auf freiwilliger Basis erfüllt habe.

Es sollte eigentlich eine Veranstaltung über die Kirchensteuer werden. Doch es war eher eine Kundgebung gegen die römisch-katholische Kirche. Anstelle über Exkommunikation und Verteilung der Gelder wurde doch wieder über Zölibat und Frauenordination gesprochen. Ich hatte mir schon anfangs die Frage gestellt, wie romkritische Katholiken den deutschen Bischöfen mit Hilfe von römischen Standpunkten in Sachen Kirchensteuer an den Karren fahren wollen, wenn sie eigentlich das römische System vollends ablehnen. Die Erfahrung des gestrigen Abends hat erneut einmal gezeigt, daß manche Leute nicht fähig sind, das Eine vom Anderen zu trennen, ohne eigenes Wunschdenken in die Debatte hineinzuprojezieren. Lediglich Norbert Lüdecke ist bei der reinen Faktenlage geblieben, was im Auditorium für jede Menge Unmut gesorgt hat.

Ein wenig erinnert mich das an die Verfahrensweise des Marxismus, der mit der Religion als Mittel zum Klassenkampf sympathisiert, sie aber nach Beendigung desselben für überflüssig und abschaffenswert hält. Ähnlich kam mir das gestern vor: Laßt uns mit Hilfe der Kurie gegen die deutschen Bischöfe vorgehen, damit wir am Ende die Kurie abschaffen.


Na, was sagt man dazu...
wer rebelliert da gegen Rom...hmmmmmm 😲 🤐

PAPSTTREU BIS IN DEN TOD!.
elisabethvonthüringen
Das ist der Hymnus Akathistos Hymnos Akathistos @Sankt Michael
Sankt Michael
Welcher Gesang ist das bei 04:20 "Sei gegrüßt usw."? Ich suche Titel und Komponist dieser Weise. ✍️
marthe2010
huch, ich meinte natürlich "cyprianus" *rotwerd* 🥴
marthe2010
@cantate, ja das sollten sich die Kirchen hierzulande wahrhaftig auf die Fahnen schreiben. Gehorsam ist wichtig. Unsere Familie darf nicht noch mehr zerbrechen.
Beten wir für unseren Heiligen Vater und für unsere Gemeinden, Pfarrer und Bischöfe.Mehr
@cantate, ja das sollten sich die Kirchen hierzulande wahrhaftig auf die Fahnen schreiben. Gehorsam ist wichtig. Unsere Familie darf nicht noch mehr zerbrechen.

Beten wir für unseren Heiligen Vater und für unsere Gemeinden, Pfarrer und Bischöfe.