Politik

Stephanie zu Guttenberg in Afghanistan "Frau Katzenberger fehlt noch"

Stephanie zu Guttenberg in Afghanistan: Die Opposition ist empört.

Stephanie zu Guttenberg in Afghanistan: Die Opposition ist empört.

(Foto: REUTERS)

Der gemeinsame Besuch des Ehepaars Guttenberg bei der deutschen Truppe am Hindukusch sorgt für Zoff. Die Opposition sieht in der Minister-Reise samt Frau eine PR-Kampagne, ausgetragen auf dem Rücken der Soldaten. Die Koalition steht natürlich hinter dem Verteidigungsminister und seiner Gattin.

Die Opposition hat den gemeinsamen Truppenbesuch von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und seiner Ehefrau Stephanie in Afghanistan als Selbstdarstellungs-Show kritisiert. "Ich halte es für absolut unangemessen", erklärte SPD-Chef Sigmar Gabriel. "Ich finde, Frau Katzenberger fehlt noch. Da hätten wenigstens die Soldaten was  davon", sagte Gabriel. "Die Soldaten werden für die Show des Ministers instrumentalisiert", bemängelte auch der SPD-Wehrexperte Hans-Peter Bartels. "Afghanistan sollte von niemanden zur eigenen Inszenierung benutzt werden - schon gar nicht vom Oberkommandierenden", warnte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Linken-Fraktionschef Gregor Gysi sprach von einer ministeriellen PR-Aktion mit Gattin und Talkshow-Tross, die die Lage im Land nicht verbessere.

SPD-Chef Gabriel sieht Parallelen zu TV-Sternchen Katzenberger.

SPD-Chef Gabriel sieht Parallelen zu TV-Sternchen Katzenberger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Afghanistan sei das letzte Land, das sich für Showbusiness und Entertainment eigne, bemängelte Gysi im "Tagesspiegel". Auch der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, reagierte verärgert auf die unübliche Mitreise der Ministergattin ins Kriegsgebiet. "Guttenberg nutzt die Bundeswehr als Kulisse und Dekoration für seine Inszenierungen", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". Langsam gehe Guttenberg jegliches Gespür dafür ab, wo die Grenzen seien. "Es passt einfach nicht, wenn sich Möchtegern-Kanzlerpaare mit großem Pomp in Szene setzen wollen", kritisierte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der "WAZ". Grünen-Parteichef Cem Özdemir sprach von  einem "Außenministervertreter der Herzen", der "in Kampfgebieten  seine Bildchen macht".

Guttenberg wies die Kritik an seiner Reise zurück. "Ich tue das, was ich für richtig halte, um den Soldaten hier im Einsatz die Anerkennung und die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie verdienen", sagte Guttenberg dem "Spiegel".

Kerner kommt auch mit

In Parlamentskreisen wurde zudem bemängelt, dass Bundestagsabgeordnete teils seit Jahren vergeblich versuchten, an den Hindukusch zu den deutschen Truppen zu reisen. "Dabei sind die Abgeordneten diejenigen, die über den Einsatz der Bundeswehr entscheiden", hieß es. Zudem hätten die Abgeordneten im Gegensatz zur Ministergattin ein Mandat. In Regierungskreisen wurde dieser Vorwurf zurückgewiesen. Es fänden regelmäßig Abgeordnetenreisen statt, so auch noch in diesem Jahr. "In der Regel werden keine Parlamentarier abgewiesen", hieß es.

Liebesbekundungen im Kriegsgebiet: Ehepaar Guttenberg.

Liebesbekundungen im Kriegsgebiet: Ehepaar Guttenberg.

(Foto: REUTERS)

Stephanie zu Guttenbergs wollte in Afghanistan nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein Lazarett besuchen, der Truppe die Anerkennung der Heimat übermitteln und mit Soldatinnen sprechen. Ihre Reise zahle sie selbst. Mit dem Ehepaar Guttenberg traf auch der Moderator Johannes B. Kerner in Afghanistan ein, der dort eine Talkshow mit dem Minister und Soldaten aufzeichnen wollte. Außerdem waren die Regierungschefs Niedersachsens und Sachsen-Anhalts mit an Bord, David McAllister und Wolfgang Böhmer (beide CDU).

Sie seien an den Hindukusch geflogen, um den Soldatinnen und Soldaten im vornherein frohe Weihnachten zu wünschen, sagte die 34-jährige Ministergattin nach ihrer Ankunft in Kundus RTL. Sie und ihr Mann hätten ihren Kindern die Reise in das Kriegsgebiet damit erklärt, dass es viele Soldaten gebe, die allein ohne Familie Weihnachten feiern würden. Es ist das erste Mal, dass ein Verteidigungsminister in Begleitung seiner Ehefrau an den Hindukusch reist.

Koalition sieht kein Problem

Rückendeckung erhielt Guttenberg aus der Koalition. Es gebe keinen Anlass zur Empörung, wenn der Minister nach Afghanistan komme und deutlich mache, dass auch seine Familie dahinter stehe, sagte der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) dem SWR. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte, es passe in die Zeit vor Weihnachten, dass es ein starker emotionaler Beitrag der Solidarität mit den Soldaten zum Ausdruck gebracht werde.

Stephanie zu Guttenberg war zuletzt mit ihrer Kinderschutzorganisation "Innocence in Danger" in die Kritik geraten. Den in Medienberichten erhobenen Vorwurf der mangelnden Transparenz bei der Verwendung von Spendenmitteln wies sie jedoch zurück. Außerdem war ihre Mitwirkung an der Fernsehsendung "Tatort Internet" kritisiert worden.

Abzug kommt

Während der Minister sich in Afghanistan aufhielt, veröffentlichte die Bundesregierung eine neue Bilanz des Afghanistan-Einsatzes. Sie strebt darin schon Ende kommenden Jahres den Beginn des Abzuges der deutschen Truppen an. "Im Zuge der Übergabe der Sicherheitsverantwortung beabsichtigt die Bundesregierung, einzelne nicht mehr benötigte Fähigkeiten - soweit die Lage dies erlaubt - ab Ende 2011/2012 zu reduzieren", heißt es im Bericht der vier beteiligten Ministerien.

Die NATO will den Kampfeinsatz der internationalen Truppen in Afghanistan bis spätestens Ende 2014 beenden, falls es die Sicherheitslage zulässt. Bis dahin sollen nach und nach sämtliche Gebiete in Afghanistan in die Verantwortung der Einheimischen übergeben werden.

Quelle: ntv.de, dpa

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