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Diät-Vergleich Low Carb schlägt Low Fat

Welche Diät ist die beste? Die, die man durchhält. Wer aber keine Vorlieben hat, sollte laut einer aktuellen Studie eher auf Kohlenhydrate verzichten als auf Fett.
Keine Kohlenhydrate: Ein gegrilltes Steak mit Salat zählt zu den Mahlzeiten, die bei einer Low-Carb-Diät auf den Speiseplan dürfen

Keine Kohlenhydrate: Ein gegrilltes Steak mit Salat zählt zu den Mahlzeiten, die bei einer Low-Carb-Diät auf den Speiseplan dürfen

Foto: Anonymous/ PR NEWSWIRE

Wer seine Speckröllchen verlieren will, hat die Wahl zwischen gefühlt 1001 Diäten. Eine Studie hat jetzt zwei der beliebtesten Methoden gegeneinander getestet: Die eine Hälfte der Teilnehmer musste mit einer Low-Carb-Diät seine Kalorien reduzieren, die andere Hälfte mit der Low-Fat-Diät. Das Ergebnis spricht klar für den Verzicht auf Kohlenhydrate.

Mithilfe von Flyern, Fernsehwerbung und Mailinglisten fanden die Forscher um Lydia Bazzano von der Tulane University in New Orleans insgesamt 148 Männer und Frauen, die an ihrem Experiment teilnehmen wollten. Alle hatten Übergewicht, litten aber nicht unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes.

Im Schnitt waren die Teilnehmer zu Beginn der Studie etwas weniger als 50 Jahre alt, fast 100 Kilogramm schwer und besaßen einen Body-Mass-Index von etwas mehr als 35. Dabei handelt es sich nach dem Maßstab der Weltgesundheitsorganisation um Fettleibigkeit, auch Adipositas genannt.

Verschiedene Diätansätze, ähnliche Kalorienaufnahme

Nach dem Zufallsprinzip verteilten die Forscher ihre Probanden gleichmäßig auf zwei Gruppen. Die eine wurde dazu angehalten, täglich nicht mehr als 40 Gramm verdauliche Kohlenhydrate zu essen - bei unverdaulichen Ballaststoffen musste sie sich nicht einschränken. Die andere Gruppe sollte nur noch bis zu 30 Prozent ihrer täglichen Kalorien in Form von Fett aufnehmen.

Insgesamt ein Jahr lang begleiteten die Forscher die Abnehmwilligen anschließend bei ihrer Diät, dokumentierten regelmäßig den Gesundheitszustand und das Essverhalten. Außerdem organisierten sie für alle Teilnehmer Ernährungsberatungen, in denen es unter anderem um den Nährwert verschiedener Öle ging.

In beiden Gruppen hielten rund 80 Prozent der Teilnehmer die Diät bis zum Ende durch, schreiben die Forscher im Fachblatt "Annals of Internal Medicine" . Obwohl die Forscher keine Kalorienobergrenzen aufgetragen hatten, war die Energieaufnahme bei beiden Diäten mit rund 1400 Kilokalorien pro Tag ähnlich gering. Beim Gewicht aber führte der Verzicht auf Kohlenhydrate zu deutlich größeren Effekten.

Mit Low Carb fast das Dreifache abgenommen

Nach den zwölf Monaten hatten die Kohlenhydrat-Reduzierer im Schnitt 3,5 Kilogramm mehr abgenommen als die Fett-Reduzierer - obwohl sie sich weniger an ihre Vorgaben hielten. Während die Low-Fat-Gruppe ihre Diät voll erfüllte, verzehrten die Teilnehmer der Low-Carb-Diät statt der 40 vorgegebenen im Schnitt um die 90 Gramm verdauliche Kohlenhydrate pro Tag.

Die Teilnehmer der Low-Carb-Diät hatten nach dem Jahr durchschnittlich 5,3 Kilogramm abgespeckt, die Teilnehmer der Low-Fat-Diät hingegen waren nur 1,8 Kilogramm leichter. Auch bei den Blutfettwerten, dem Verhältnis von gesamtem Cholesterin zum HDL-Cholesterin und der Abnahme an Körperfett schnitten die Teilnehmer, die auf Kohlenhydrate verzichteten, besser ab. Ob der Verzicht auf Kohlenhydrate die bessere Wahl ist, sollte trotzdem jeder für sich selbst entscheiden.

Die wichtigsten Nährstoffe

Zwar sind die Ergebnisse der aktuellen Studie sehr eindeutig, mit knapp 150 Teilnehmern zählt sie jedoch eher zu den kleinen Untersuchungen. Auch weisen andere Studien darauf hin, dass eine kohlenhydratarme Ernährung nicht - wie es in der aktuellen Untersuchung der Fall wäre - Herz und Kreislauf schützen, sondern sogar schaden kann. Hierbei kommt es wahrscheinlich vor allem darauf an, was statt der Kohlenhydraten auf dem Speiseplan steht.

"Low Carb macht aggressiv"

Einer der wichtigsten Faktoren, die über den Erfolg von Diäten entscheiden, ist zudem ein sehr banaler: Können sich Menschen vorstellen, die Anweisungen auf lange Sicht durchzuhalten? Wer Kohlenhydrate strikt meiden möchte, muss weitestgehend auf Süßigkeiten, auf Nudeln, Kartoffeln, Reis, Mais, auf Brot und auf viele Obstsorten verzichten.

"Low Carb macht aggressiv - je nach Veranlagung", äußerte sich beispielsweise Mediziner Markus de Mareés in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE skeptisch. Die Methode sei zwar effektiv, man müsse aber ständig darauf achten, was man esse. "Und es fehlt einfach die Belohnung in Form von Zucker." Auch in der aktuellen Studie wurden die Teilnehmer zum Ende hin nachlässiger.

Während sie es nach drei Monaten noch schafften, ihre tägliche Zufuhr an verdaulichen Kohlenhydraten auf 81 Gramm einzudampfen, waren es nach den zwölf Monaten rund 112 Gramm. Vor der Studie lag ihre tägliche Portion bei rund 223 Gramm.

Eine gute Lösung, die nachlässigere Diät auszugleichen, wäre wahrscheinlich Bewegung gewesen. Gute Vorsätze in dieser Hinsicht waren den Teilnehmern aber für die Zeit der Untersuchung verboten. Um die Ergebnisse nicht durch Sport zu verzerren, hatten die Forscher ihre Teilnehmer dazu angehalten, sich in den Studienmonaten nicht mehr zu bewegen als in der Zeit davor.