Organspenderin für hirntot erklärt: In der Klinik wachte Carina plötzlich wieder auf!

Von: Von INGRID RAAGAARD

Kopenhagen – Eigentlich sollte Carina (19) heute tot sein. Eigentlich sollten alle ihre Organe das Leben anderer Menschen gerettet haben. Aber die Dänin ist quicklebendig und geht auf Partys – wie jede andere junge Frau auch!

Die dänische Zeitung „Ekstra Bladet“ hat am Dienstag von der erschütternden Geschichte, wie Carina als angeblich hirntote Patientin wieder zurück ins Leben fand, berichtet.

Am 16. Oktober 2011 war die junge Frau bei einem Autounfall auf Djursland (Dänemark) schwer verletzt worden. Sie wurde in der Uni-Klinik von Aarhus operiert, kam anschließend in ein künstliches Koma.

Oberärztin Dr. Benedicte Dahlerup musste einige Tage später den Eltern klar machen, wie die Zukunft von Carina aussehen wird. „Sie hat eine sehr schwere Hirnverletzung. Falls sie überlebt, dann mit so schweren Behinderungen, dass sie für immer ein schwerer Pflegefall sein wird.“

Die Ärztin erklärte, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Man könne Carina an der Herz-Lungen-Maschine behalten, damit ihr Hirn ganz stirbt, aber ihre Organe weiterleben. Dann könnten ihre Organe gespendet werden. Oder man könnte auch die Herz-Lungen-Maschine ausschalten – dann wäre sie sofort ganz tot.

Die Mutter fragte verzweifelt: „Gibt es wirklich überhaupt keine Hirnaktivität?“

Die Ärztin antwortete mit einem überzeugenden Nein.

Aber der Vater wollte so schnell die Hoffnung nicht aufgeben und bohrte weiter: „Aber vielleicht gibt es ja ein kleines Wunder?“

Die Ärztin wiegelte ab: „Nein, das kann es nicht geben. Es schaut schlimm aus, und für ihre Tochter kann ich nur hoffen, dass sie nicht überlebt.“

Carinas Eltern wollten, dass ihre Tochter Organspenderin wird. Sie blieb deshalb an der Maschine hängen. Zu diesem Zeitpunkt vermuteten die Ärzte plötzlich, dass mit Carinas Hirn doch noch etwas anderes los sein könnte. Sie machten deshalb – gegen den Wunsch der Eltern – die Maschine aus. Eigentlich hätte sie nun sterben müssen, eine Organspende wäre dann auch nicht mehr in Frage gekommen.

Aber Carina atmete selbstständig weiter. Und es passierte noch mehr! Nach einigen Stunden begann sie vor Schmerzen zu jammern, da sie als „Hirntote“ keine Behandlung mehr bekam.

Ein Arzt schritt ein, machte eine neue Untersuchung und stellte fest, dass ein ungewöhnlicher Bruch im Schädelboden dafür gesorgt hatte, dass der Druck im Hirn ausgeglichen wurde und kein Hirntod eintreten konnte. Carina wurde sofort wieder operiert. Wenig später konnte sie das Krankenhaus verlassen!

Ein Blick in den Kalender zeigt den dramatischen Verlauf:

► Am 16. Oktober hatte Carina den Unfall.

► Am 20. Oktober bitten die Ärzte darum, Carina als Organspenderin freizugeben

► Am 25. Oktober machte man die Maschinen aus.

► Am 26. Oktober wurde erneut operiert.

► Am 7. November konnte Carina das Krankenhaus verlassen.

Der ganze Fall ist ungewöhnlich gut dokumentiert, da die Eltern eingewilligt hatten, an einer Dokumentarsendung des dänischen Fernsehens DR über Organspende teilzunehmen.

Jedes Gespräch mit den Ärzten wurde deshalb gefilmt. Trotzdem wurde der Film bisher noch nicht ausgestrahlt, da eine Sendung über mehrere Organspender geplant war. Nun soll der zukünftige Film ausschließlich von Carina und ihrem Weg zurück ins Leben handeln.

Wenn es so weit ist, wird man dramatische Sätze hören. So erklärt die Mutter vor den Kameras: „Die Ärzte wollten nur ihre Organe, und zwar so schnell wie möglich.“

Oberärztin Dahlerup will bisher nichts zu Carinas Fall sagen, allerdings äußerte sich ihr Chef, Chefarzt Dr. Carsten Kock-Jensen. Gegenüber „Ekstra Bladet“ meinte er: „Die Eltern haben nicht richtig zugehört, sonst hätten sie verstanden, dass sie noch nicht ganz hirntot war. Wir gingen davon aus, dass sie es bald sein wird. Ich möchte jetzt nichts entschuldigen, aber im Frühjahr haben wir aufgrund dieses Falls die Richtlinien geändert. In Zukunft dürfen die Angehörigen erst zu einem späteren Zeitpunkt befragt werden. Ich habe noch nie von einem solchen Fall gehört. Es braucht deshalb niemand Angst zu haben, dass das gleiche auch in seiner Familie passieren könnte.“

Die Eltern haben eine Klage gegen das Krankenhaus eingereicht.

Carina hat sich nach dem Unfall fast vollständig erholt. Zwar muss sie immer noch regelmäßig eine Reha-Klinik besuchen, aber inzwischen geht sie wieder auf Partys und genießt das Leben.

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