Der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte untersagt wegen der Coronavirus-Epidemie alle Reisen innerhalb von Italien. Er weitet damit die am Wochenende nur für den Norden verhängte Maßnahme auf das gesamte Land aus.
„Es wird nicht nur eine rote Zone geben“, sagte er am Montagabend auf einer Pressekonferenz. Ganz Italien werde eine Schutzzone sein.
Die Restriktionen würden am Dienstag in Kraft treten und – wie die zuvor für Norditalien verkündeten Auflagen – bis zum 3. April gelten.
„Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern, jetzt. Wir alle müssen etwas aufgeben für das Wohl Italiens. Wenn ich von Italien spreche, dann spreche ich von unseren Lieben, unseren Großeltern und unseren Eltern“, begründete Conte den Schritt. „Wir werden nur erfolgreich sein, wenn wir alle zusammenarbeiten und wir diese strikteren Regeln sofort umsetzen.“
Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden. Mit Bezug auf das Ausland „ändere sich nichts“, sagte Conte. Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis mindestens 3. April geschlossen.
Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt. Zuvor hatte die italienische Regierung bereits die Schließung aller Skiorte beschlossen. Auch alle Hotels im Aostatal sollen ab Sonntag bis zum 3. April geschlossen bleiben.
Noch in der Nacht stockten Menschen ihre Vorräte auf
In Städten wie Rom und Neapel führten die drastischen Vorschriften zu nächtlichen Hamsterkäufen. In Supermärkten, die auch nachts geöffnet haben, deckten sich Verbraucher mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln ein, wie italienische Medien berichteten.
Die Kunden warteten in Schlangen vor den Märkten, Mitarbeiter regelten den Einlass. Ein Verkäufer sagte der Nachrichtenagentur Ansa, dass Äpfel, Zwieback, Milch, Zucker, Mehl, aber auch Seife und Desinfektionsmittel zuerst vergriffen gewesen seien.
Betroffen war auch die Gastronomie. Conte hatte in seiner Ansprache dazu aufgefordert, nicht mehr auszugehen und den Abend auch nicht mehr mit Freunden in Bars und Restaurants zu verbringen. „Dieses Nachtleben ... wir können es nicht mehr erlauben“, sagte er. Im Norden mussten bereits seit dem Wochenende Gaststätten, Bars, Restaurants und Cafés mit der Abenddämmerung schließen. Das gelte nun auch für ganz Italien.
Italien kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10.000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Die Krankenhäuser in den besonders betroffenen Zonen stoßen an ihre Grenzen, Plätze in den Intensivstationen sind knapp.
Touristen dürfen Sperrzonen verlassen
Bereits am Wochenende hatte die Regierung die Lombardei und andere Gegenden in Norditalien zu Sperrzonen erklärt. Aus ihnen hinaus und in sie hinein darf man nur mit triftigen Gründen – zum Beispiel aus arbeitstechnischen oder gesundheitlichen Gründen oder wenn man zu seinem Wohnort zurückwill. Dazu muss man an Kontrollpunkten eine Selbsterklärung vorlegen. Dies soll nun auch für alle anderen Regionen gelten.
Einer der Gründe der neuen Entscheidung in Rom dürfte auch sein, dass viele Menschen aus den Sperrgebieten im Norden vor Beginn der Kontrollen in den bisher weniger betroffenen Süden geflohen waren. Und auch, dass viele Menschen trotz Anweisung der Regierung dennoch ausgingen, was Ansteckungen mit dem Virus fördern kann.
Touristen konnten auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden.
Das Auswärtige Amt in Berlin hatte schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im Norden und in der Mitte Italiens abgeraten. „Beschränken Sie Reisen in und nach Italien derzeit auf das Notwendige“, heißt es in den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen.