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Todesstrafe«Ich habe viele Leute enthauptet, die meine Freunde waren»

Der saudische Scharfrichter Abdallah Bin Sa'id Al-Bishi hat schon hunderte von Menschen geköpft. Im Fernsehen plaudert der Henker locker über seinen Job.

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(Quelle: YouTube.com)

Al-Bishi wird in dem Beitrag, der bereits im November 2006 auf dem libanesischen Sender LBC TV ausgestrahlt wurde und jetzt im Web zirkuliert, in einer Video-Zuschaltung interviewt. Zuvor spielt der Sender ein im Wohnzimmer des Henkers aufgenommenes Porträt ein, in dem Al-Bishi stolz seine Schwerter präsentiert und im Kreise seiner Kinder von seiner Arbeit erzählt.

«Mein erster Auftrag war die Hinrichtung von drei Personen»

«Es gibt keine Diskussion mit ihm, wenn die Köpfe reif sind. Ist die Erntezeit da, ist er der geeignetste für den Job», leitet eine Stimme aus dem Off markig den Beitrag ein, der vom israelfreundlichen Middle East Media Research Institute (MEMRI) englisch untertitelt wurde. «Ich begann nach dem Tod meines Vaters in diesem Bereich zu arbeiten», erzählt Al-Bishi. Das sei 1412 (nach westlicher Zeitrechnung 1991-92) gewesen. «Ich hatte natürlich keine Schwerter, damals, aber ich benutzte die Schwerter meines seligen Vaters», fährt der Scharfrichter fort und stellt lakonisch fest: «Mein erster Auftrag war die Hinrichtung von drei Personen.»

Al-Bishi hat seine blutige Profession von seinem Vater geerbt. Schon als kleiner Junge habe er seinen Vater einmal nach Mekka zu einer Enthauptung begleitet, erzählt er. «Wir kamen an. Ich war ein kleiner Junge. Das erste, was mir in den Sinn kam, wenn Leute über Hinrichtungen sprachen, war das Verdauungssystem. Ich wollte das sehen. Zu dieser Zeit hatten wir gerade eine Prüfung in der Schule über das Verdauungssystem. (...) Als mein Vater den Mann exekutierte, rannte ich hin, um das Verdauungssystem zu sehen — aber alles, was ich zu sehen bekam, war, wie der Kopf des Mannes fiel. Und wo der Nacken gewesen war, war eine Art Fontäne. Die vesiegte. Das war's.» Er habe das nicht ausgehalten und sei erst wieder auf dem Heimweg im Auto zu sich gekommen. Nachts habe er dann Alpträume gehabt, aber nur einmal. «Dann gewöhnte ich mich daran, Allah sei gepriesen.»

«Mit diesem Schwert fing ich an»

Dann führt Al-Bishi, der sich selber als einen überaus mitfühlenden Menschen sieht, seine Arbeitsinstrumente vor. «Beginnen wir mit dem ‹Sultan›. Mit diesem Schwert fing ich an.» Jedes Schwert sei für seine eigene Aufgabe geeignet, fachsimpelt der Henker. So wie beispielsweise das «Qaridha», das sich besonders für vertikale Streiche eigne.

In der Live-Sendung erklärt dann ein Psychologe, der für das saudische Innenministerium arbeitet, früher habe man Hinrichtungen auch durch Erschiessen ausgeführt. Der Vertreter des Opfers habe schiessen dürfen. Doch aus Angst vor möglichen Ungerechtigkeiten habe Saudi-Arabien beschlossen, dass Exekutionen durch das Schwert zu vollstrecken seien.

«Schlagen Sie auch Hände ab?»

Nun weist der Moderator darauf hin, man werde Al-Bishi per Video-Liveschaltung in der Show begrüssen, aber er sei verspätet, weil er noch eine Enthauptung habe vollstrecken müssen. Als Al-Bishi dann zugeschaltet wird, fragt ihn der Moderator: «Schlagen Sie auch Hände ab oder machen Sie nur Enthauptungen?» - «Ja, ja», antwortet der Scharfrichter. «Ich führe die Bestrafung des Handabschlagens bei Dieben aus, auch die Amputation einer Hand und eines Fusses auf gegenüberliegenden Seiten, wie es im Koran steht.»

Nun stellt eine Moderatorin eine Frage: «Abdallah, wenn Sie Glieder abschlagen, betäuben Sie da die verurteilte Person, oder wird es ohne Anästhesie gemacht wie bei den Enthauptungen?» Al-Bishi versichert, dass dies nur mit einer Lokalanästhesie gemacht werde. Worauf die Moderatorin nachfragt: «Aber eine Person, die enthauptet wird, wird sicher nicht betäubt, oder?» - «Nein, die wird überhaupt nicht betäubt.»

Die erste Hinrichtung

Nun möchte der Moderator wissen, ob sich der Henker an seine erste Hinrichtung erinnern kann. «Ich erinnere mich bis heute daran», erzählt Al-Bishi. «Ich war überrascht, als die verantwortlichen Beamten mich baten, eine von Allahs Strafen zu vollstrecken. Als ich kam, sagte man mir, es handle sich um eine Hinrichtung, und ich sagte: ‹Kein Problem!›»

Auf die Frage, wie er sich dabei gefühlt habe, antwortet Al-Bishi: «Jeder Mensch ist etwas besorgt, wenn er mit einem neuen Job anfängt und fürchtet, er könnte versagen.» Die Moderatorin will wissen, welche seine schwierigste Enthauptung gewesen sei. Und: «Haben Sie einmal Jemanden geköpft, den Sie kannten?» - «Ja, ich habe viele Leute enthauptet, die meine Freunde waren», ist die erstaunliche Antwort des Scharfrichters, der fortfährt: «Aber wer immer ein Verbrechen begeht, ist selber schuld.»

«Eine Hinrichtung ist eine Hinrichtung»

Ein Zuschauer möchte wissen , ob er bei der Hinrichtung von Frauen und Männern jeweils etwas anderes fühle. «Eine Hinrichtung ist eine Hinrichtung», stellt der Henker fest, der aber nicht wirklich auf die Frage eingeht, sondern über die Probleme räsonniert, die es bei der Arbeit gibt: «Manchmal — wenn man einen Mann hinrichtet — kann er seine Nerven nicht kontrollieren und aufrecht sitzen oder stehen, so dass man den Job auch richtig erledigen kann.»

Hinrichten, bis das Schwert kaputt geht

Auf die Frage, ob er mehr Mitleid für Frauen empfinde, antwortet Al-Bishi: «Würde ich Mitleid mit der Person empfinden, die ich exekutiere, würde sie leiden. Wenn das Herz weint, zittert die Hand.» Seine Hand zittert offenbar auch nicht, wenn es viel zu tun gibt: Er benötige keine Pause, wenn er mehrere Leute aufs Mal köpfen müsse. «Allah sei gepriesen, da ist nichts dabei. Drei, vier, fünf oder sechs — da ist nichts dabei. Das ist vollkommen normal.»

Nun erkundigt sich die Moderatorin, ob es wahr sei, dass er einmal sein Schwert zerbrochen habe, als er mehrere Menschen nacheinander enthauptete. «Erzählen Sie uns diese Geschichte, bitte!», feuert sie ihn an. Doch Al-Bishi, ganz der gelassene Handwerker, sagt nur: «Es war der Griff, der sich löste, nicht die Klinge.»

Zum Schluss will der Moderator wissen, ob Al-Bishi seinen ältesten Sohn Badr oder einen anderen Sohn für diesen Beruf trainiere. «Allah sei gepriesen, Badr wird bald auf die Stelle in Riad berufen», freut sich Al-Bishi. Die Tradition kann weitergehen.

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