Ich wurde am Stadtrand von Leningrad in einer Lehrerfamilie geboren. Meine Eltern waren gute und redliche Leute, aber wie die meisten Menschen in der Sowjetunion sprachen sie mit ihren Kindern nie über Gott. Sowohl mein Vater wie meine Mutter wurden schon als Kleinkinder zu Waisen, da ihre Eltern Opfer der Unterdrückung von 1937 waren.
Wenn ich mich an meine erste Berührung mit dem Glauben zurückerinnere, so war das erste, das mich anzog, das Vertrauen, das mir das Zeugnis von bekennenden Christen einflößte. Ich hatte schon bald keine Zweifel mehr bezüglich der Existenz Gottes, aber trotzdem änderte sich innerlich nicht viel bei mir. Nur in leidvollen oder schwierigen Augenblicken dachte ich an ihn.
Alles wurde jedoch 2007 anders, als das Mädchen, das sich um meinen Sohn kümmerte, anfing, ihn in die katholische Kirche St. Johannes der Täufer in Puschkin mitzunehmen. Auch ich ging bald dorthin, da ich neugierig wurde. Es stellte sich heraus, dass der Pfarrer dieser Kirche, der zusammen mit einem anderen Priester 2002 aus Spanien gekommen war, Mitglied der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz war und also zum Opus Dei gehörte.
So lernte ich den hl. Josefmaria kennen, und seine Botschaft brachte mich dazu, den Dienst an den anderen und meine Pflichten in der Familie möglichst vollkommen zu erfüllen. Die Teilnahme an der heiligen Messe und die Inanspruchnahme der anderen Sakramente versetzten meine Seele in einen Glückszustand, den ich nur in meiner fernen Kindheit gekannt hatte. Es war für mich eine ganz besondere Freude zu wissen, dass es ein höheres Wesen gibt, Jemanden, der mich trotz meiner Schwächen und Fehler liebt wie sonst niemand mich zu lieben vermag.
Zwei unerlässliche Gewohnheiten
Inzwischen sind die tägliche Teilnahme an der hl. Messe und das Gebet für mich unverzichtbarer Bestandteil meines Tages. Es hat sich gelohnt, die Wahrheit anzunehmen, dass Gott der Herr meines Lebens ist. In meiner Seele herrscht Frieden und ich habe um mich herum den Sinn, die Harmonie und die Schönheit des Lebens entdeckt. Die Schriften des hl. Josefmaria haben mir geholfen zu verstehen, dass das Wissen darum, dass Christus immer bei uns ist, eine Kraft vermittelt, die den Menschen umwandelt.
Ab 2008 kommen einige Frauen des Opus Dei, die damals ein Zentrum in Moskau eröffnet haben, regelmäßig nach Puschkin, um Einkehrtage in unserer Pfarrei zu betreuen. Einmal lud mich eine Frau dazu ein, und seither nehme ich an den monatlichen Einkehrtagen und an den Besinnungstagen des Opus Dei teil. Und nun verstehe ich – nicht zuletzt durch die Schriften des hl. Josefmaria –, dass Christsein nicht nur heißt, Gott am Sonntag eine Stunde zu schenken, sondern beständig in der Gegenwart Gottes zu leben.
Eine neue Aufgabe
Ich bin Kauffrau und habe als solche mehrere Jahre in einem angesehenen Handelsunternehmen meiner Stadt gearbeitet. Dort war ich anerkannt und hatte eine gute Stelle. In diesem Jahr jedoch habe ich begonnen, hauptberuflich im Verlag „Der weiße Stein“ zu arbeiten. Diese Initiative geht auf die Priester der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz zurück, die in meiner Stadt arbeiten.
Der Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bücher geistlichen Inhalts auf russisch zu publizieren. Wir versuchen auf diese Weise, die innere Leer zu füllen, die nach den Jahren entstanden ist, in denen es in meinem Land kaum Literatur dieser Art gab. Auch wenn mein neues „Unternehmen“ kleiner ist, gefällt mir diese Herausforderung außerordentlich. Natürlich war ich ziemlich angespannt, als ich meine jahrelange Arbeit für dieses Abenteuer aufgab, aber von Anfang an hat mich die Möglichkeit begeistert, anderen die Freude zu vermitteln, die ich gefunden habe. Außerdem kann man mit der Verbreitung guter Literatur in Russland nur gewinnen.
Gewiss können Schwierigkeiten auftauchen, aber der Glaube gibt die Kraft zum Handeln, auch wenn die Umstände gegen uns zu sein scheinen. Ich bin überzeugt, dass Gott stärker als die Umstände ist.