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Benedikt XVI. - Die Kirchenkrise aufgrund der Ignoranz ggü. lehramtlichen Dokumenten

Hinweis zur Überwindung der Kirchenkrise auf ignoriertes Lehramt

"Sein Schweigen brach Benedikt XVI. auch im vergangenen März im Zusammenhang mit einem Buch über Papst Johannes Paul II. Der ehemalige Glaubenspräfekt hob dabei besonders die Enzyklika Veritatis splendor aus dem Jahr 1993 über moralische Fragen und die Erklärung Dominus Iesus von 2000 „über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche“ hervor und empfahl nicht nur ihr gründliches Studium, sondern sich deren Inhalte zu eigen zu machen. Benedikt XVI. benannte damit Schlüsseldokumente des jüngsten päpstlichen Lehramtes und zeigte dabei auf zwei der innerkirchlich am meisten ignorierten und mißachteten Dokumente. Benedikts Hinweis benennt damit einen Gradmesser für den Zustand der Kirche und liefert Instrumente, die Abhilfe schaffen können.

Botschaft zur Stärkung der Tradition: Überlieferter Ritus keine „Mode“


Die erste trägt das Datum des 10. Oktober und erging an den erwähnten Coetus Internationalis Summorum Pontificum, der die 2012 begründete Wallfahrt der Tradition nach Rom organisiert, mit dem Ziel die Verbundenheit traditionsverbundener Katholiken mit dem Papst zu zeigen und den überlieferten Ritus in den Petersdom und damit die sichtbarste Kirche der Christenheit mit dem Grab des Apostelfürsten Petrus und den Gräbern der Päpste zurückzubringen. Hochrangige Kardinäle nahmen daran teil. In diesem Jahr zelebrierte Kardinal Raymond Burke, der im Zuge der Bischofssynode über die Familie zum Wortführer der Verteidiger des Ehesakraments und der katholischen Ehelehre geworden ist. Neben Kardinal Burke waren die Kardinäle George Pell und Walter Brandmüller anwesend, die ebenfalls zu den Purpurträgern gehören, die sich öffentlich gegen die offenkundig von Papst Franziskus geförderte „neue Barmherzigkeit“ von Kardinal Walter Kasper stellten.

Papst Benedikt XVI. betonte in seiner Grußbotschaft die Bedeutung des überlieferten Ritus. Eine um so bedeutsamere Geste, zumal Papst Franziskus sich bisher öffentlich nicht dazu geäußert hat und inoffiziell widersprüchliche, in der Mehrzahl jedoch negative Signale ausgesandt hat.

Ganz anders sein Vorgänger: „Ich bin sehr glücklich darüber, daß der Usus antiquus jetzt im vollen Frieden der Kirche lebt, auch unter den Jungen, unterstützt und zelebriert von großen Kardinälen.“ Ein einziger Satz mit einer gigantischen Botschaft. Das ist Benedikt XVI. Beobachtern fiel vor allem die Wortwahl auf. Der emeritierte Papst gebrauchte nicht mehr die in seinem Motu proprio Summorum Pontificum verwendete Definition des Alten Ritus als „außerordentliche Form“ des Römischen Ritus, sondern spricht vom „Usus antiquus“. Er gebraucht damit jene Definition, wie sie von der Tradition vertreten wird und wertet den überlieferten Ritus damit auch gegenüber dem Motu proprio noch einmal auf, besser gesagt, er hebt ihn tatsächlich in die ihm zustehende Stellung. Benedikt XVI. ist ein zu kluger Mann, um die Bedeutung von Worten nicht genau zu wiegen.

Dazu gehört auch die Aussage, „glücklich“ darüber zu sein, daß auch die Jugend zum überlieferten Ritus finde. Eine deutliche Erwiderung an seinen Nachfolger, ohne diesen natürlich zu nennen, der beim Ad-limina-Besuch der tschechischen Bischöfe im vergangenen Februar äußerte, nicht verstehen zu können, wie junge Menschen den Alten Ritus lieben und schätzen könnten und der in diesem Zusammenhang von einer bloßen „Mode“ sprach, der man daher „nicht so viel Aufmerksamkeit schenken“ solle. (...)

Lob für Kardinal Burke und die Gegenspieler von Kardinal Kasper

Noch eine wichtige Aussage findet sich in der kurzen Botschaft Benedikts, wenn er sich „glücklich“ schätzt, daß der „Usus antiquus“ von „großen Kardinälen“ unterstützt und zelebriert wird. Worte die als ziemlich unzweideutige Parteinahme gegen Kardinal Kasper und dessen „Öffnungthesen“ aufgefaßt werden können. Vor allem ist es ein Ausdruck höchster Wertschätzung für Kardinal Burke, jenen Kirchenführer, dem Papst Franziskus nicht nur jede Rolle an der Römischen Kurie, sondern auch die Leitung einer Diözese verweigern will.

Während Franziskus den amerikanischen Kardinal, am liebsten, salopp aber nicht unzutreffend gesagt, auf den Mond schießen, zumindest in ein einsames Kloster auf einer einsamen Insel verbannen würde, ehrt ihn Benedikt XVI. als einen „großen“ Kardinal.

„Jeder Verzicht auf Wahrheit ist tödlich“ für den Mission, Glauben und Kirche

Die zweite Botschaft sandte Benedikt XVI. an die Päpstliche Universität Urbaniana in Rom, die nach dem emeritierten Papst den Festsaal benannte. Der Festakt zur Benennung fand am 21. Oktober statt. Benedikt XVI. nahm nicht daran teil. Den Grund hatte er in der Grußbotschaft vom 19. Oktober genannt. An seiner Stelle verlas Kurienerzbischof Georg Gänswein als sein persönlicher Sekretär die Grußworte. (...)

Die Päpstliche Universität ist die Missionsuniversität schlechthin der Katholischen Kirche, da sie der Römischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker untersteht, die auch als Propaganda fide bekannt ist.

Hier sprach Benedikt XVI. die zentrale Botschaft aus, daß jeder Verzicht auf die Wahrheit für den christlichen Auftrag, den Glauben und die Kirche „tödlich“ ist. Der deutsche Papst ging auf die Zweifel ein, die heute grundsätzlich den Missionsauftrag ad gentes bedrohen. Der emeritierte Papst widerspricht der bequemen These, man könne die Mission durch einen „Dialog auf Augenhöhe“ zwischen den Religionen ersetzen und diese Bequemlichkeit, auf Mission und Bekehrung zu verzichten, mit dem „gemeinsamen Einsatz für den Frieden“ begründen. Salopp gesagt: Am wichtigsten sei, daß sich die Menschen nicht die Köpfe einschlagen, alles andere sei nebensächlich.

Mit einer solchen Haltung würde die Kirche jedoch davon abrücken, was die ersten Christen angetrieben hat, bis an die Enden der Erde das Evangelium Jesu Christi zu verkünden. Benedikt XVI. widersprach vor allem der Gleichwertigkeit der Religionen, die einfach nur unterschiedliche Ausdrücke für etwas, nämlich Gott seien, der ohnehin letztlich für Menschen nicht wirklich erfaßbar sei und daß die Religionen einfach nur Versuche des Erfassens darstellen und damit nur Varianten derselben Wirklichkeit seien. „Dieser Verzicht auf die Wahrheit scheint realistisch und nützlich für den Frieden unter den Religionen der Welt. Und dennoch ist er tödlich für den Glauben. Denn der Glauben verliert seinen verbindlichen Charakter und seinen Ernst, wenn sich alles auf letztlich austauschbare Symbole reduziert, die imstande sind, nur aus der Ferne auf das unzugängliche Geheimnis des Göttlichen hinzuweisen.“

Noch einmal Dominus Iesus und erneut Kardinal Walter Kasper

Auch in dieser Stellungnahme schwingt unausgesprochen die Erklärung Dominus Iesus mit, die außerhalb aber auch innerhalb der Kirche im Heiligen Jahr 2000 heftige Kritik auslöste, weil sie sich der Kapitulationshaltung, wie sie der verstorbene Rechtsphilosoph Mario Palmaro nannte, von Teilen der Kirche in den Weg stellte und von diesen entsprechend als lästig und hinderlich empfunden wird, die alle Religionen und Ideologien umarmen möchten, weil sie den eigenen Auftrag abwerfen wollen und in letzter Konsequenz nicht mehr an den eigenen Glauben glauben. Die Form der Apostasie in der Kirche ist kein neues Phänomen, tritt aber heute stärker denn je auf, ohne bisher innerkirchlich thematisiert zu werden.

Zu den heftigsten Kritikern von Dominus Iesus gehörten Kardinal Edward Cassidy, damals Vorsitzender des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen und dessen Nachfolger in diesem Amt, Kardinal Walter Kasper, womit sich der Kreis gewissermaßen und wenig erstaunlich wieder schließt. Erstaunlicher und bedenklicher ist, daß Kardinal Kasper unter Papst Franziskus zum päpstlichen Haustheologen avancierte, auf den sich der regierende Papst beruft und an dessen Theologie er sich ausrichtet, die er am vergangenen 21. Februar im Kardinalskonsistorium über Gebühr als „Theologie auf den Knien“ lobte.

Klarer Missionsauftrag gegen verwirrenden „Missionsverzicht“

(...) Letztlich macht sich Benedikt XVI. den Titel des Apostolischen Schreibens von Franziskus, Evangelii gaudium zu eigen, wenn auch in einer inhaltlich etwas abgewandelten Form. Wer die „große Freude“ des Glaubens empfangen habe, könne gar nicht anders, als sie weiterzugeben. Damit greift der Emeritus jenes „Hinausgehen“ auf, das dem regierenden Papst so wichtig ist, stellt es allerdings in einen etwas anderen Kontext, nämlich ohne jeden tatsächlichen oder vermeintlichen Verzicht auf die Wahrheit, der „tödlich“ wäre."

Hier weiterlesen: www.katholisches.info/…/wenn-benedikt-x…

Card. Ratzinger - Über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche

w2.vatican.va/…/hf_jp-ii_enc_06…