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Yohanan
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Warum überlebt das Judentum? David Hartman ist einer der einflußreichsten jüdischen Religionsphilosophen der letzten Jahrzehnte. Sein Institut hartmaninstitute.com zieht Menschen aus allen Religionen …Mehr
Warum überlebt das Judentum?

David Hartman ist einer der einflußreichsten jüdischen Religionsphilosophen der letzten Jahrzehnte. Sein Institut hartmaninstitute.com zieht Menschen aus allen Religionen nach Jerusalem zum Dialog miteinander. Auch der Vatikan sendet Studenten und Deligationen in dieses Institute. Eine wirkliche Bereicherung für das religiöse Denken in der Welt.
Yohanan
Wir Christen und das Volk Israel gehören in eine eschatologische Gemeinschaft. Beide Warten wir, haben Hoffnung auf die Rettung auf das Heil des Herrn, das auf dem Weg der Gnade zu uns ist!
Dieses Warten macht aus uns Menschen mit Selbstkritik und Selbsterkenntnis!
Das unterscheidet uns auch vom Islam, der vielleicht meint, er hätte das letzte Wort, "that he got the final word" (David Hartman).
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Wir Christen und das Volk Israel gehören in eine eschatologische Gemeinschaft. Beide Warten wir, haben Hoffnung auf die Rettung auf das Heil des Herrn, das auf dem Weg der Gnade zu uns ist!

Dieses Warten macht aus uns Menschen mit Selbstkritik und Selbsterkenntnis!

Das unterscheidet uns auch vom Islam, der vielleicht meint, er hätte das letzte Wort, "that he got the final word" (David Hartman).

Gesegnete vierte Adventswoche euch allen!
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Yohanan
Diese Kreativität der Schriftauslegung im Rahmen der Überlieferung haben auch die Kirchenväter angewendet. Daher gehören sie auch zu den Klassikern der Glaubensüberlieferung und der Weitererzählung des Glaubens an die junge Generation.
Der Heilige Vater hat in der letzten Zeit immer wieder auf die Schriftauslegung im Rahmen des Glaubens und der Einheit der Schrift hingewiesen. Gerade das Prinzip …Mehr
Diese Kreativität der Schriftauslegung im Rahmen der Überlieferung haben auch die Kirchenväter angewendet. Daher gehören sie auch zu den Klassikern der Glaubensüberlieferung und der Weitererzählung des Glaubens an die junge Generation.

Der Heilige Vater hat in der letzten Zeit immer wieder auf die Schriftauslegung im Rahmen des Glaubens und der Einheit der Schrift hingewiesen. Gerade das Prinzip der Einheit der Schrift unterstützt die Kreativiät des Meditierens der Schrift. Psalmenworte gehören zu den prominentesten Ausgangspunkten, um Geschehnisse des Lebens Jesu etwa zu erläutern. Die Evangelien und der Hl. Paulus tun dies immer wieder. Beim Studium der jüdischen Schriftauslegung in Jerusalem habe ich auch gelernt, dass es kein vorher und kein nachher in der Schrift gibt. Beziehungen zwischen Bibelversen sind daher zahllos möglich. Eine solche Bibelauslegung zeugt von einer großen Liebe für das Wort Gottes.

Eine solche Bibelauslegung ist immer unterwegs, den Willen und die Wege Gottes zu verstehen und zu erkunden. Wir brauchen ja nur zu den ersten Katechesen zurückzukehren, etwa von Cyrill von Jerusalem und Ambrosius, um zu sehen, wie kreativ die Dimension Christi aus der Schrift heraus verstanden worden ist.
Yohanan
Rabbi David Hartman hält hier aber natürlich nicht ein Plädoyer dafür, in den Text hineinzulesen, was man will. Natürlich halten die Interpreten des Judentums Interpretationsregeln ein. Wie in jeder lebendigen Tradition gibt es auch hier ein lebendiges Verhältnis von Regelgerüst und interpretativer Kühnheit, Varianz der Auslegung. Das ist das Geheimnis der narrativen, erzählerischen Qualität …Mehr
Rabbi David Hartman hält hier aber natürlich nicht ein Plädoyer dafür, in den Text hineinzulesen, was man will. Natürlich halten die Interpreten des Judentums Interpretationsregeln ein. Wie in jeder lebendigen Tradition gibt es auch hier ein lebendiges Verhältnis von Regelgerüst und interpretativer Kühnheit, Varianz der Auslegung. Das ist das Geheimnis der narrativen, erzählerischen Qualität jüdischer Theologie, die entscheidend zur ständigen Erneuerung des jüdischen Geisteslebens beiträgt.

Ich bringe dieses Video hier auf Gloria.TV, weil das Judentum in gewissen Hinsichten einfach wertvolle Hinweise gibt, wie Tradition funktioniert und Glaube lebendig gehalten wird.
Ein weiterer Kommentar von Yohanan
Yohanan
Übersetzung des Videos:
Ich denke, das Judentum überlebte, weil es die interpretative Kühnheit des Textes erlaubte. Das Wort war kein gefrorenes Wort. Es war ein Wort das gehört wurde. Und das ist wunderbar für mich als jüdischer Philosoph, dass ich sehe, dass die Juden da Wort so verschieden in den verschiedenen Generationen gehört haben. Jede Generation hat die Torah in ihrer Zeit zu empfangen …Mehr
Übersetzung des Videos:
Ich denke, das Judentum überlebte, weil es die interpretative Kühnheit des Textes erlaubte. Das Wort war kein gefrorenes Wort. Es war ein Wort das gehört wurde. Und das ist wunderbar für mich als jüdischer Philosoph, dass ich sehe, dass die Juden da Wort so verschieden in den verschiedenen Generationen gehört haben. Jede Generation hat die Torah in ihrer Zeit zu empfangen. Da ist die ewige Stimme, die vom Berg Sinai kommt. Aber sie wird sehr verschieden in jeder eigenen Generation gehört. Und deshalb muss man die Interpretations-Kühnheit erneuern, die immer existierte. Wir waren niemals Fundamentalisten, wir hingen nie an der absoluten Wörtlichkeit. Das ist die Bedeutung der talmudischen Tradition. Man muss die Bibel lesen und in den Talmud sehen, was die Rabbiner mit dem Text tun. Fundamentalismus basiert in Ignoranz, im falschen Bedürfnis zu denken: "Ich habe das endgültige Wort! Ich muss nicht mehr nachdenken! Ich kann jetzt schlafen gehen, weil die Wahrheit in meiner Tasche ist." Wenn du schlafen gehst, weil die Wahrheit in deiner Tasche ist, dann ist das der beste Weg, die Wahrheit zu verfehlen.