Leo Card. Scheffcyzk - Gibt es unvergebbare Sünden?

An sich gibt es für den die Sünde bereuenden Menschen und Christen keine unvergebbare Sünde, weil Gnade und Vergebungswille Gottes in Jesus Christus universal sind. Die Formel von den "unvergebbaren Sünden" ist eine nicht ganz zutreffende Ableitung aus dem Herrenwort Mt 12,31f, welches nämlich nicht behauptet, dass bestimmte Sünden nicht vergeben werden können, sondern dass sie nicht vergeben werden, weil sie ihrer inneren Anlage und ihrem Wesen nach selbst gegen die Vergebbarkeit gerichtet sind. Als einleuchtendes Beispiel hierfür kann die Sünde der Unbußfertigkeit gelten. Wer um seine Sünde weiß, sich aber von ihr nicht abwenden und umkehren will, der kann tatsächlich nicht losgesprochen werden.Wer er aber von der Unbußfertigkeit ablässt und seine Sünden der Schlüsselgewalt der KIrche unterwirft, so gilt für ihn selbstverständlich auch der Sündennachlass.

In der Lehrtradition werden noch andere Fälle angeführt: das vermessene Sündigen auf Gottes Barmherzigkeit ("Gott verzeiht ja wieder"), die Verzweiflung an der Gnade Gottes in gänzlicher Hoffnungslosigkeit, der Neid gegenüber dem Nächsten wegen dessen höherer Begnadung. Nach dem klassischen Herrenwort Mt.12,3f. werden diese Sünden als "Sünden wider den Heiligen Geist" bezeichnet. An der genannten Stelle ist die hervorgehobene Sünde als Widerstand gegen das Übernatürliche und Göttliche zu verstehen, das sich in den Wundern Jesu vor den Menschen offenbart. Während die Rede gegen den schlichten Menschen Jesu Vergebung erlangen kann, ist die Lästerung gegen den in der Vollmacht des Geistes wirkenden Gottessohn unvergebbar (aber wiederum nur, solange der Mensch in diesem Zustand verharrt).