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Kardinal Woelkis Vision von einer politisch christlichen Zivilgesellschaft

Fangen wir mit den guten Nachrichten aus Köln an. Die Weihnachtsmesse und die Silvestermesse waren würdige Gottesdienste. Fast sieht es so aus, als sei es nach Woelkis fulminanter Antrittsmesse zu einem Kompromiss zwischen dem Kardinal und dem Erzbistum gekommen: Keine weitere Zerstörung der Liturgie, aber in den Predigten darf der Kardinal seine politische Vision einer christlichen Zivilgesellschaft verbreiten.

Wenden wir uns nun den schlechteren Nachrichten zu. In der aktuellen Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln (53/15) findet sich ein längerer Artikel über das „Leben mit der Angst“. Es geht um den Weg eines Muslims zum Christen und zwar im Iran. Der Artikel ist, und das ist wohl die eigentliche Nachricht, aus dem Pfarrbrief „Montanus“ der Pfarreiengemeinschaft Odenthal, Altenberg, Burscheid entnommen. Als Layout-Fotos werden die Füße von Erhängten gezeigt. Der Artikel beginnt mit dem dampfenden Blut gesteinigter Eltern als Kindheitserinnerung eines gewissen Ali, dessen Namen der Redaktion bekannt sein soll. Und der Artikel endet damit, dass auch Jesus nach dem Paschafest im Tempel geblieben, und seine Eltern im Angst und Sorge ließ, weil er im Hause seines Vaters zu sein habe. Der Artikel hat die Qualitäten eines Hollywood-Horrorfilms. Die Kirchenzeitung auf dem Weg zu Porn-(gewaltpornographischen)-Beiträgen? Aber warum? Was treibt Kardinal Rainer Maria Woelki in dieser Zeit an, Horrorszenarien von Blut und Gewalt im Iran zu propagieren und mit dem Paschafest zu vermengen?

Am Anfang dieser neuen Kampagne steht nach meiner Wahrnehmung eine Meldung auf Kathnet.net vom 5. Dezember. Freitags abends reingesetzt (ohne Kommentierung über das Wochenende).

5. Dezember 2015
Kölner Erzbischof empört über den Iran

www.kath.net/news/53162

„Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat den Iran kritisiert. Der Erzbischof berichtete am Freitag in Köln von einer Begegnung mit einer jungen Iranerin in Wuppertal. Sie habe aus dem Land fliehen müssen, nur weil sie die Bibel von ihrem Computer heruntergeladen und in Teilen abgeschrieben habe. Darauf stehe in dem Land die Todesstrafe.“

Ich habe damals einen muslimischen Freund angeschrieben, was es mit dieser Meldung auf sich habe. Seine Antwort war verwirrend und bestürzend: Es gebe im Iran christliche Abgeordnete im Parlament. Auch konnte er mir den Link auf eine eigene, persische Bibelübersetzung schicken. Die von Woelki lancierte Meldung hatte in etwa den Wahrheitsgehalt jener Meldungen über Missbrauch im Erzbistum, die Anfang des Jahres 2015 dank der Besonnenheit des Staatsanwaltes nicht zu einer Kampagne ausgeweitet werden konnten. Seitdem ist an dieser Frage Ruhe eingekehrt. Warum macht sich Woelki jetzt am Iran zu schaffen?

Eine Woche nach der Falschmeldung vom 5. Dezember folgte dann eine weitere Meldung von Kardinal Rainer Maria Woelki, die vielleicht ein bisschen mehr Licht ins Kölner Dunkel bringt. Diesmal überrascht uns Woelki mit der Meldung, dass auch die IS-Terroristen eine Menschenwürde haben. Gewiss ein wichtiger Hinweis, und grundsätzlich nicht falsch. Aber gerade nach den Anschlägen von Paris und all den anderen Enthauptungsinszenierungen, die wir im letzten Jahr beobachten durften, hat diese Meldung einen unangenehmen Beigeschmack.

11. Dezember 2015
Woelki: Auch IS-Terroristen haben Menschenwürde

www.kath.net/news/53238

„Die Menschenwürde gilt nach den Worten des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki auch für die Mitglieder der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS).“

Ich versuche es mal mit einer politischen Deutung. Die langjährigen salafistischen Verbündeten der USA befinden sich in einer Defensive. Nachdem die Türkei bereits massiv unter Druck geraten ist, hat nun auch Saudi Arabien mit der Hinrichtung eines namhaften schiitischen Geistlichen im Rahmen einer Massenhinrichtung eine Grenze überschritten. Im Mittelpunkt des Konfliktes steht dabei der Krieg in Syrien. Und es gehört zu den traurigen Wahrheiten, dass die Strategie des arabischen Frühlings faktisch die christlichen Siedlungen und christliche Kultur in den Ursprungsregionen des Christentums zerstört hat. Verkehrte Welt. In Syrien erweisen sich Russland und Iran als Schutzmacht der Christen. Die Grünen fordern laut Spiegel angesichts der Hinrichtungen in Saudi-Arabien aktuell, die „strategische Partnerschaft Deutschlands mit Saudi-Arabien“ aufzugeben. Will Woelki an den falschen Freunden festhalten? Sollen wir die Saudis um der Menschenrechte willen doch lieben? Aber das Fußballspiel in Katar will Woelki sich nicht ansehen. Da will er lieber in die innere Emigration gehen, was ja aber auch nur die protestantische Form der faktischen Unterstützung ist.

Im Sommer hatte Kardinal Rainer Maria Woelki uns durch 23.000 Glockenschläge frühzeitig auf die Flüchtlingswelle eingestimmt, dank der Einflüsterungen von Rupert Neudeck. Flüchtlinge ins Land zu holen, das schaffen wir, aber Obergrenzen sind böse. Des Kardinals Predigten stoßen weit vor in die zivilgesellschaftliche Meinungsbildung, Gelände, das den Regeln des politischen Machtkampfes unterworfen ist. Es gibt in unserer Kirche viele Gottesdienstbesucher, die über diese „fulminanten“, will sagen, mutig zeitgeistig politischen Predigten jubeln.

Aber Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, so Carl von Clausewitz. Deshalb ist auch Politik die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Was aber sucht der Kardinal in diesem feindlichen Terrain? Wem will er dienen? Wer das Schwert der Politik in die Hand nimmt, wird durch die Politik des Schwertes umkommen. Im Frühjahr 1933 hat die katholische Kirche sich in Distanz zur damaligen politischen Gesellschaft bewegt, anders als die Protestanten, die im schlimmsten Fall den Führer als Messias begrüßten. Heute wird uns vorgehalten, dass wir nicht genügend Widerstand geleistet hätten. Die Reden von Galens gegen die T4-Kommandos? Unsere Märtyrer? Edith Stein? Und diese Vorwürfe werden von Magazinen formuliert, die von Tätern gegründet wurden, aber deren Söhne sich durch die Rebellion gegen ihre Väter von der Last der Vergangenheit befreit haben, um jetzt das zu bejubeln, was schon ihre Väter bejubelten. Wir aber müssen der Vergangenheit gedenken. Wir können die Last der Vergangenheit nicht abschütteln, weil das Gedenken und die Erinnerung keine Last sind. Zachor. Das Gedenken steht im Zentrum unseres Glaubens. Auch Woelki nutzt die Vergangenheit, die nicht vergeht. Aber er macht aus dieser Vergangenheit Argumente für ein bedingungsloses gesellschaftliches Dabei-Sein und für Intervention. Waren wir Christen im alten Rom unter Verdacht, weil wir nicht zu den Besuchern des Kolosseums gehörten, sondern nur als Löwenfutter dabei sein durften, so sollen wir heute fröhliche Besucher sein. Deus vult.

Wie passt das alles zusammen? Hier einige Deutungsversuche. Der Leser darf mehr als eine Option ankreuzen:

O Kardinal Woelki träumt von einer christlichen Zivilgesellschaft frühchristlichen Zuschnitts?
O Kardinal Woelki ist der Joschka Fischer des zivilgesellschaftlichen Katholizismus und will zeigen, dass wir mit ein bisschen guten Willen die schlimmeren Protestanten sein können?
O Kardinal Woelki schützt die IS, weil Saudi-Arabien ein wichtiger Geldgeber führender deutscher Industrieunternehmen ist?
O Kardinal Woelki liebt Amerika und will deshalb zeigen, dass auch und gerade die verfemte IS der Toleranz bedarf?
O Kardinal Woelki liebt Rosa Luxemburg, weshalb Freiheit die Freiheit des Andersdenkenden und -enthauptenden ist?
O Kardinal Woelki ist in der Bildsprache von Star Wars ein Sith-Lord im Palpatine-Modus?
Tina 13
"Die Menschenwürde gilt nach den Worten des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki auch für die Mitglieder der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS).“
elisabethvonthüringen
Kölner Polizeichef: Lage an Dom und Hauptbahnhof «unerträglich»
Neuer Kölner Polizeipräsident: Die Region sei «in einer Weise verkommen», dass sich zahlreiche Bürger und Besucher dort nicht mehr sicher fühlten.Mehr
Kölner Polizeichef: Lage an Dom und Hauptbahnhof «unerträglich»

Neuer Kölner Polizeipräsident: Die Region sei «in einer Weise verkommen», dass sich zahlreiche Bürger und Besucher dort nicht mehr sicher fühlten.
MEMRA
@elisabethvonthüringen
Lesen und schreiben kann er, aber Reden halten nicht besonders. Da ist Kermit besser!
elisabethvonthüringen
Deutschland droht seine Zukunft zu verspielen...welchen Job wird Woelki dann ausüben? Er hat ja nichts gelernt, außer lesen, schreiben und reden... 😁 ✍️ 😇
eiss
elisabethvonthüringen
Was bleibt denn anders übrig , als ein Rückzug ? Wen interessieren im heutigen Köln noch Grenzverletzungen aus den vorigen Jahrhundert?? 🙄
eiss
www.ksta.de/erftstadt/verfahren-wegen…
Rückzug in kleinen Schritten?
elisabethvonthüringen
x Kardinal Woelki träumt von einer christlichen Zivilgesellschaft frühchristlichen Zuschnitts? 😀 👌 🤗
elisabethvonthüringen
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