Rübezahl
2112.9K
03:10
Paul VI.: Enzyklika Humanae Vitae. Auszüge aus der Enzyklika Am 25. Juli 2008 jährte sich der 40. Jahrestag der Enzyklika Humanae Vitae von Papst Paul VI.More
Paul VI.: Enzyklika Humanae Vitae.
Auszüge aus der Enzyklika
Am 25. Juli 2008
jährte sich
der 40. Jahrestag
der Enzyklika Humanae Vitae
von Papst Paul VI.
Rübezahl
Humanae vitae
Von P. Bernward Deneke
Für viele Katholiken ist der 25. Juli 2008 kein Grund zum Feiern, jährt sich an diesem Tag doch zum vierzigsten Male die Veröffentlichung der Enzyklika Humanae vitae Papst Pauls VI., die seinerzeit einen wahren Sturm der Entrüstung entfesselte. Empörte Reaktionen innerhalb und ausserhalb der Kirche, düstere Prognosen für die Zukunft einer sich dem Fortschritt …More
Humanae vitae

Von P. Bernward Deneke

Für viele Katholiken ist der 25. Juli 2008 kein Grund zum Feiern, jährt sich an diesem Tag doch zum vierzigsten Male die Veröffentlichung der Enzyklika Humanae vitae Papst Pauls VI., die seinerzeit einen wahren Sturm der Entrüstung entfesselte. Empörte Reaktionen innerhalb und ausserhalb der Kirche, düstere Prognosen für die Zukunft einer sich dem Fortschritt verweigernden Institution und auch die gehässigen Bezeichnungen „Pillenenzyklika“ (für das Schreiben) und „Pillenpaul“ (für den Verfasser) sind in Erinnerung geblieben.

Was wirft man Humanae vitae denn vor? Einmischung in den Bereich der Wissenschaft, für den die Kirche keine Kompetenz besitze, und in den Bereich des Gewissens, für den nicht sie, sondern der Mensch selbst verantwortlich sei.

Auf die Seite der Wissenschaft schlug sich während der Debatten über künstliche Empfängnisverhütung der belgische Kardinal Léon-Joseph Suenens, als er die Kirchenleitung davor warnte, „einen zweiten Fall Galilei zu riskieren“. Noch heute wird Paul VI. dafür kritisiert, dass er auf die von ihm selbst einberufene Expertenkommission aus Biologen, Medizinern, Psychologen, Sozialwissenschaftlern und Theologen nicht hörte, die sich am 26. Juni 1966 mit 64 gegen 4 Stimmen für die Pille und andere Verhütungsmittel ausgesprochen hatte. Kann man als Papst so mit Wissenschaftlern umgehen, ohne sich den Ruf starrsinniger Ignoranz einzuhandeln?

Allerdings ist seither viel Wasser den Tiber hinuntergeflossen, der zweite Fall Galilei blieb aus, und auch Wissenschaftler haben mittlerweile die schwerwiegenden gesundheitlichen, sozialen und psychologischen Folgen der Anti-Baby-Pille zur Kenntnis nehmen müssen. Von dem demographischen, moralischen und religiösen Desaster, das die Verhütungsmentalität bewirkt hat, einmal ganz zu schweigen!

Während die Unterstellung, Humanae vitae sei wissenschaftsfeindlich, insgesamt verklungen ist, ertönt der andere Vorwurf bis heute: Rom knechte mit seiner rigorosen Sexualmoral die Gewissen der Gläubigen. Anstatt mündigen Christen in dem sehr sensiblen und intimen Bereich von Liebe und Geschlechtlichkeit ein persönliches Urteil zuzutrauen, rücke die Kirchenleitung ihnen mit Sündendrohungen zu Leibe.

Leider haben indirekt sogar ganze Bischofskonferenzen dieser Kritik beigepflichtet, so die deutsche in der Königsteiner Erklärung vom 30.8.1968 und die österreichische in der Mariatroster Erklärung vom 23.9.1968. In beiden Dokumenten wird die Möglichkeit offengelassen, sich in Fragen der Empfängnisverhütung gegen die lehramtliche Verlautbarung auf das Gewissen zu berufen. Das steht aber in Widerspruch zur Lehre des letzten Konzils (GS 50 u. 51) und der Enzyklika Humanae vitae (Nr. 10), nach welcher die Eheleute „bei der Aufgabe, das Leben weiterzugeben, keineswegs ihrer Willkür folgen dürfen, gleichsam als hinge die Bestimmung der sittlich gangbaren Wege von ihrem eigenen und freien Ermessen ab; vielmehr sind sie verpflichtet, ihr Verhalten auf den göttlichen Schöpfungsplan auszurichten, der einerseits im Wesen der Ehe selbst und ihrer Akte zum Ausdruck kommt, den andererseits die beständige Lehre der Kirche kundtut.“

Ist nicht gerade dies der Auftrag der Kirche: das beständig durch den Hang zu Wunschdenken und eigenmächtiger Vorentscheidung, durch Verwirrung und Verdunklung gefährdete Gewissen mit dem Licht der Wahrheit zu erleuchten, um so den Menschen auf den Weg des Heils zu führen? Das ist nicht Knechtung, sondern Befreiung des Gewissens!

Übrigens halten sich nicht nur Eheleute, sondern auch Priester für befugt, ihr Gewissen gegen die Enzyklika ins Feld zu führen. „Sollte man mir abverlangen, im Beichtstuhl Humanae vitae zu vertreten – ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, überhaupt noch Beichte zu hören“, bekannte mir gegenüber ein Pfarrer. Als bestünde für ihn, den Vertreter der Kirche, nicht genau diese Pflicht: entweder die katholische Moral zu vertreten oder von der Führung der Menschen, die ihm Gott durch die Kirche anvertraut, Abstand zu nehmen.

Der katholische Philosoph Dietrich von Hildebrand, der Humanae vitae schon im Erscheinungsjahr als „Zeichen des Widerspruchs“ bezeichnete, hat Recht behalten. Tatsächlich scheiden sich die Geister an der hohen Auffassung vom Menschen, von der Ehe und der Geschlechtlichkeit, die die Kirche vertritt. Während aber diejenigen, die sich im Bereich der Geschlechtlichkeit den Einflüsterungen des Zeitgeistes öffnen, in ein undurchschaubares Wirrwarr geraten, finden die, welche ihr Gewissen nach der Stimme des Guten Hirten und Seines Stellvertreters ausrichten, auch inmitten von Bedrängnissen Glück und Frieden für sich selbst und ihre Familien.

Wir haben also Grund, den 25. Juli 1968 zu feiern!

👏

😇

👏