Yad Vashem ändert Inschrift zur Rolle Papst Pius XII.
(gloria.tv/ KNA) Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat ihre umstrittene Inschrift zur Rolle Papst Pius XII. während der NS-Judenverfolgung geändert. Zwar wird Pius XII. (1939-1958) in dem neuen Text weiter dafür gerügt, dass die Kirche nicht öffentlich für die verfolgten Juden eingetreten sei. Allerdings werden die komplexen Vorgänge differenzierter dargestellt.
Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die alte und die neue Textversion, wie sie am Sonntag von Yad Vashem veröffentlicht wurde, in einer eigenen Übersetzung aus dem Englischen:
Frühere Version:
Papst Pius XII. und der Holocaust
Die Reaktion Pius XII. auf die Ermordung der Juden während des Holocaust ist Gegenstand einer Kontroverse. 1933, als Kardinalstaatssekretär, hat er aktiv den Abschluss eines Konkordates mit dem deutschen Regime betrieben, um die Rechte der Kirche in Deutschland zu wahren - auch wenn dies bedeutete, das rassistische Nazi-Regime anzuerkennen. Nach seiner Papstwahl 1939 hielt er ein von seinem Vorgänger vorbereitetes Schreiben gegen Rassismus und Antisemitismus unter Verschluss. Und selbst als Berichte über die Ermordung von Juden den Vatikan erreichten, protestierte der Papst nicht, weder mündlich noch schriftlich.
Im Dezember 1942 verzichtete er darauf, die Erklärung der Alliierten zu unterzeichnen, die die Vernichtung der Juden verurteilte. Als Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert wurden, intervenierte der Papst nicht. Der Papst behielt seine neutrale Position während des Kriegs bei, mit der Ausnahme von Appellen an die Machthaber in Ungarn und der Slowakei gegen Kriegsende. Sein Schweigen und das Fehlen von Handreichungen zwangen Kirchenvertreter in ganz Europa, selbst über ihre Weise der Reaktion zu entscheiden.
**
Neuer Text:
Der Vatikan und der Holocaust
Der Vatikan unter Pius XI. (Achille Ratti), vertreten durch Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, unterzeichnete im Juli 1933 ein Konkordat mit Nazi-Deutschland, um die Rechte der Kirche in Deutschland zu wahren. Die Reaktion von Papst Pius XII. (Eugenio
Pacelli) auf die Ermordung der Juden während des Holocaust ist Gegenstand einer wissenschaftlichen Kontroverse. Von Beginn an verfolgte der Vatikan während des Zweiten Weltkriegs eine Politik der Neutralität.
Der Papst verzichtete darauf, die Erklärung der Alliierten vom 17.
Dezember 1942 zu unterzeichnen, die die Vernichtung der Juden verurteilte. Allerdings verwies er in seiner Radio-Weihnachtsansprache vom 24. Dezember 1942 auf «jene Hunderttausenden Personen, die ohne jede persönliche Schuld, teils nur aufgrund ihrer Nationalität oder ethnischen Herkunft, dem Tode oder einem langsamen Verfall preisgegeben wurden». Die Juden wurden dabei nicht ausdrücklich genannt. Als Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert wurden, protestierte der Papst nicht öffentlich.
Gesondert intervenierte der Heilige Stuhl an die Machthaber in Ungarn und der Slowakei zugunsten der Juden.
Die Kritiker des Papstes halten seine Entscheidung, auf eine förmliche Verurteilung der Ermordung von Juden durch Nazi-Deutschland zu verzichten, für ein moralisches Versagen. Das Fehlen klarer Führung ließ für viele Raum zur Kollaboration mit Nazi-Deutschland, beschwichtigt von dem Gedanken, dass dies nicht der Morallehre der Kirche widerspreche. Ebenso überließ es die Initiative zur Rettung von Juden einzelnen Geistlichen und Laien.
Seine Verteidiger machen geltend, dass seine Neutralität härtere Maßnahmen gegen den Vatikan und kirchliche Einrichtungen in ganz Europa verhindert und eine nennenswerte Zahl geheimer Rettungsaktionen auf verschiedenen kirchlichen Ebenen ermöglicht habe. Darüber hinaus verweisen sie auf Fälle, in denen der Papst Aktivitäten ermutigt habe, durch die Juden gerettet wurden. Solange der Forschung nicht alles relevante Material zugänglich ist, bleibt dieses Thema Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die alte und die neue Textversion, wie sie am Sonntag von Yad Vashem veröffentlicht wurde, in einer eigenen Übersetzung aus dem Englischen:
Frühere Version:
Papst Pius XII. und der Holocaust
Die Reaktion Pius XII. auf die Ermordung der Juden während des Holocaust ist Gegenstand einer Kontroverse. 1933, als Kardinalstaatssekretär, hat er aktiv den Abschluss eines Konkordates mit dem deutschen Regime betrieben, um die Rechte der Kirche in Deutschland zu wahren - auch wenn dies bedeutete, das rassistische Nazi-Regime anzuerkennen. Nach seiner Papstwahl 1939 hielt er ein von seinem Vorgänger vorbereitetes Schreiben gegen Rassismus und Antisemitismus unter Verschluss. Und selbst als Berichte über die Ermordung von Juden den Vatikan erreichten, protestierte der Papst nicht, weder mündlich noch schriftlich.
Im Dezember 1942 verzichtete er darauf, die Erklärung der Alliierten zu unterzeichnen, die die Vernichtung der Juden verurteilte. Als Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert wurden, intervenierte der Papst nicht. Der Papst behielt seine neutrale Position während des Kriegs bei, mit der Ausnahme von Appellen an die Machthaber in Ungarn und der Slowakei gegen Kriegsende. Sein Schweigen und das Fehlen von Handreichungen zwangen Kirchenvertreter in ganz Europa, selbst über ihre Weise der Reaktion zu entscheiden.
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Neuer Text:
Der Vatikan und der Holocaust
Der Vatikan unter Pius XI. (Achille Ratti), vertreten durch Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, unterzeichnete im Juli 1933 ein Konkordat mit Nazi-Deutschland, um die Rechte der Kirche in Deutschland zu wahren. Die Reaktion von Papst Pius XII. (Eugenio
Pacelli) auf die Ermordung der Juden während des Holocaust ist Gegenstand einer wissenschaftlichen Kontroverse. Von Beginn an verfolgte der Vatikan während des Zweiten Weltkriegs eine Politik der Neutralität.
Der Papst verzichtete darauf, die Erklärung der Alliierten vom 17.
Dezember 1942 zu unterzeichnen, die die Vernichtung der Juden verurteilte. Allerdings verwies er in seiner Radio-Weihnachtsansprache vom 24. Dezember 1942 auf «jene Hunderttausenden Personen, die ohne jede persönliche Schuld, teils nur aufgrund ihrer Nationalität oder ethnischen Herkunft, dem Tode oder einem langsamen Verfall preisgegeben wurden». Die Juden wurden dabei nicht ausdrücklich genannt. Als Juden aus Rom nach Auschwitz deportiert wurden, protestierte der Papst nicht öffentlich.
Gesondert intervenierte der Heilige Stuhl an die Machthaber in Ungarn und der Slowakei zugunsten der Juden.
Die Kritiker des Papstes halten seine Entscheidung, auf eine förmliche Verurteilung der Ermordung von Juden durch Nazi-Deutschland zu verzichten, für ein moralisches Versagen. Das Fehlen klarer Führung ließ für viele Raum zur Kollaboration mit Nazi-Deutschland, beschwichtigt von dem Gedanken, dass dies nicht der Morallehre der Kirche widerspreche. Ebenso überließ es die Initiative zur Rettung von Juden einzelnen Geistlichen und Laien.
Seine Verteidiger machen geltend, dass seine Neutralität härtere Maßnahmen gegen den Vatikan und kirchliche Einrichtungen in ganz Europa verhindert und eine nennenswerte Zahl geheimer Rettungsaktionen auf verschiedenen kirchlichen Ebenen ermöglicht habe. Darüber hinaus verweisen sie auf Fälle, in denen der Papst Aktivitäten ermutigt habe, durch die Juden gerettet wurden. Solange der Forschung nicht alles relevante Material zugänglich ist, bleibt dieses Thema Gegenstand weiterer Untersuchungen.