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Franziskus bei Europarat am 25. November 2014 Warum verliert Franziskus über Jesu Christus kein Wort?Mehr
Franziskus bei Europarat am 25. November 2014

Warum verliert Franziskus über Jesu Christus kein Wort?
Carlus
Papst Franziskus entwickelt seine Gedanken aus der Betrachtung der 2 Strömungen der Schule von Athen. Das ist recht schön, das mit der platonisch= geistigen und der aristotelisch=irdischen Strömung in der europäischen Menschheitsentwicklung. In den letzten 160 Jahren wurden unzählige Arbeiten auf diesem Ansatz aufgebaut. Das Geistige und das Weltliche als Dualität. Ich finde diesen Ansatz immer …Mehr
Papst Franziskus entwickelt seine Gedanken aus der Betrachtung der 2 Strömungen der Schule von Athen. Das ist recht schön, das mit der platonisch= geistigen und der aristotelisch=irdischen Strömung in der europäischen Menschheitsentwicklung. In den letzten 160 Jahren wurden unzählige Arbeiten auf diesem Ansatz aufgebaut. Das Geistige und das Weltliche als Dualität. Ich finde diesen Ansatz immer wieder schön – jedes mal aufs Neue.
Da Papst Franziskus Papst ist, hat mich jedoch das eigentlich Christliche in seiner Rede interessiert. Wie spricht der Stadthalter Jesu Christi in seiner Rede vor den EU-Abgeordneten von Jesus Christus ? Welche Lösungen kann er der EU in ihrer Krise im Hinblick auf Christus aufzeigen?
Zu Beginn erwähnt Papst Franziskus „den Herrn, der das Böse in Gutes und den Tod in Leben verwandelt“. Da ich – wie vielleicht mache andere Christen auch – die Zeilen schon im Hinblick aufs Christliche aufnehme, erahne ich in diesen Zeilen einen versteckten Hinweis auf Christus.
Dann werde ich allerdings etwas ungeduldig, denn bis zur 32. Minute seiner Rede spricht er von anderen Dingen. Ich muss mir Mühe geben dran zu bleiben, denn was er da so zu sozialen, pädagogischen, philosophischen und politischen Dingen sagt, das kennt man schon und einiges besser und nicht so oberflächlich. Beispiel: die Worte zur Pädagogik sind angesichts des aktuellen Ringens um das rechte Menschenbild (Gender) von geradezu peinlicher Oberflächlichkeit. Gleiches muss man über seine Erwähnung der Subsidiarität etc sagen.
Dann aber- am Ende seiner Rede wendet er sich doch nochmals der Religion zu.
Er spricht von einem Geistig-Seelischen, demjenigen Geistig-Seelischen, dass seiner Ansicht nach Europa führen und beleben soll: (ab 32.27‘): „(Ich) appelliere an Sie, dafür zu arbeiten, dass Europa seine gute Seele wiederentdeckt (sua anima buona). Ein anonymer Autor des 2. Jahrhunderts schrieb, dass die Christen das sind, was die Seele im Leib ist. Die Aufgabe der Seele im Leib ist, den Leib aufrecht zu erhalten, sein Gewissen und sein geschichtliches Gedächtnis zu sein. Und eine 2000-jährige Geschichte verbindet Europa mit dem Christentum. Eine Geschichte, die nicht frei von Konflikten und Fehlern, die immer aber beseelt war von dem Wunsch, am Guten zu bauen. Das sehen wir an der Schönheit unserer Städte und mehr noch an den Werken der Liebe und des gemeinsamen Aufbauens, die den Kontinent überziehen. (…) Diese Geschichte ist unsere Identität.“
Hoppla, was ist das denn? Von Jesus Christus ist immer noch keine Rede- dafür aber von einem anonymen Autor – er kann nicht bedeutend gewesen sein – der vor 1800 Jahren die Christen gelobt hat. Immerhin, in ferner Vergangenheit, vor fast 2000 Jahren fand ein unbekannter unbedeutender Zeitgenosse, dass damals diese Menschen positiv in der Gesellschaft wirkten. Ausdrücklich betont Papst Franziskus, dass danach Konflikte und Fehler aufgetreten sind. Ich übersetze: Die frühchristliche Gemeinde wurde vor 1800 Jahren durchaus von einem unbedeutenden Zeitgenossen als positiv empfunden.
Auf Wikipedia findet man die Information: das erwähnte anonyme Schreiben wurde an Diognet gerichtet und es wurde in der Bibliothek von Strasburg aufbewahrt. Aha, also ein Fingerzeig für Eingeweihte: am Ort der Papstrede! Und weiter: dort verbrandte dieses Schreiben im Jahre 1870. Jetzt wird es aber echt dünn für das Christentum: 1870 ist sogar das anonyme Lob der Urgemeinde ausgelöscht.
Hat Papst Franziskus das bewusst ausgewählt?! Gewiss. Er ist intelligent; was will er uns – vielmehr „den Verstehenden“ - damit sagen?
Papst Franziskus fährt fort:
„Und Europa hat es dringend nötig, seine Geschichte wiederzuentdecken, um im Geist seiner Gründungsväter (…) zu wachsen.“
Jetzt spricht er endlich von dem Geist, der Europa leiten und retten soll. Er sagt nicht „Christus“. Zu welchem Geist beteten die Gründungsväter denn? Auf welchen Geist haben sie sich berufen? Nehmen wir mal an, dass sie gläubige Christen, vielleicht sogar Katholiken waren und die EU auf dem Boden des christlichen Abendlandes errichten wollten.
Weiter der Papst:
„Es ist der Moment gekommen, (…), das Europa aufzubauen, das sich um die Heiligkeit der Person dreht (…).Es ist der Moment gekommen, den Gedanken eines verängstigten und in sich selbst verschlossenen Europas fallen zu lassen, um ein Europa aufzuwecken und zu fördern, das ein Protagonist ist und Träger von Wissenschaft, Kunst, Musik und menschlichen Werten und auch Träger des Glaubens. Das Europa, das den Himmel betrachtet und Ideale verfolgt, das Europa, das auf den Menschen schaut (…) ein kostbarer Bezugspunkt für die ganze Menschheit.“
Ende.
Das war alles? Ich bin enttäuscht und noch etwas anderes, das mit Ent-Täuschung zu tun hat.
Das ist ja ein schönes, gewaltiges Loblied auf den Menschen im Hier sowie in einer allgemein abstrakt gesehenen Transzendenz. Eine große Humanismus-Rede, die dem Menschen eine Transzendenz zuspricht. Diese jedoch ist im Sinne einer Weltreligion reformiert: Ein schöner, allseits offener Glaube, der nicht mehr aneckt, indem er Christus als Herr und alleinigen Weg nennt. Hier weht ein neuer Wind, der Christus weghaben möchte. Von der Trinität und heiligen Jungfrau ganz zu schweigen. Es wehe der Geist der Gründungsväter der Europäischen Union.
Papst Franziskus erhält den Applaus des EU-Parlaments für seinen Entwurf einer religionsübergreifenden Neue Welt-Religion. Die Parlamentarier zumindest haben die Worte verstanden. Papst Franziskus‘ Religion passt gut zum Gesamtprojekt.
Katholisch ist sie nicht mehr.
Übernommen von
@Ste. Croix @Ste. Croix 27.11.2014 20:54:30
Carlus