@gerdichErstmal ist die Sache mit der Unfehlbarkeit einer Heiligenkanonisierung verwickelter als es scheinen mag. Ein Irrtum bei der Kanonisierung eines der zwei Kandidaten würde nicht notwendig die grundsätzliche Unfehlbarkeit der Kirche oder des Papstes aufheben. Man muss da schon genau hinschauen, wie der Papst seine Autorität beim Kanonisierungsakt genau formuliert und wie schwer er sie in die Waagschale wirft. Bekanntlich gibt es da Abstufungen.
Ich glaube, Sie haben es gut erkannt, dass Papst Franziskus, wie schon vor ihm Papst Benedikt, mit diesen Kanonisierungen im Eilverfahren --unter zwar rechtmäßiger, aber nicht lobenswerter Missachtung üblicher Erfordernisse-- gleichsam ein Gottesurteil erzwingen will. Meinen wir doch nicht, dass die Päpste, die Glaubenspräfekte und Kardinäle nicht manchmal insgeheim von Selbstzweifeln heimgesucht werden angesichts der Früchte des 2. Vatikanischen Konzils, die sie nur zu gut kennen, besser als unsereins. Denken wir nur, dass über den Schreibtisch von Kardinal Ratzinger alle Pädophilenakten gegangen sind...! Warum wohl polemisiert Papst Franziskus in seinen Predigten ständig gegen die rückwärts Schauenden?! Weil er sich seiner Sache so sicher ist? Kaum! Benedikt und Franziskus wollen es von Gott dem Herrn der Kirche selbst wissen, ob ihr Kurs richtig ist: deshalb kanonisieren sie so verbissen die Konzilspäpste seit Johannes XXIII. Wenn Gott nicht eingreift, dann muss es ja mit dem Konzil und seinen berüchtigten Folgen, mit der Liturgie- und Sakramentenreform, mit der Demokratisierung, Laisierung, Femininisierung, Dialogisierung, Ökumenisierung, Konzentrierung aufs Diesseits, der neuentdeckten Liebe zur Welt usw. usf. alles seine katholische Richtigkeit (trotz Bruch mit der Tradition) und Gottwohlgefälligkeit haben! Und dann gehören diese sturen Quertreiber, diese unbelehrbaren Ewiggestrigen, die einem ein für allemal vergangenen Paradigma (so nennt man das mit dem hw. Prof. Hans Küng heute) nachhängen, diese lästigen Rechthaber, gegen deren scholastischen Argumente man nicht ankommt, eben
exkommuniziert, damit sie die Gläubigen nicht länger verwirren können auf ihrem Weg
vorwärts (Augen zu und durch!) in die lichte Zukunft einer endlich erlösten, versöhnten, brüderlichen Menschheitsfamilie!