PrayCast.de
31,1 Tsd.

Stuhlkreis, Blockflöte und Allerlösung – ein Besuch in der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt

von Anton Löhmer

Am vergangenen Montag brach ich in Begleitung von vier KJBlern zur Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt (München-Allach) auf, um dort einem Lesekreis über die Konzilserklärung „Nostra Aetate“ über die nichtchristlichen Religionen beizuwohnen. Als wir den Gemeinderaum betraten, liebevoll ausgestattet mit einem Stuhlkreis und einer brennenden Kerze in der Mitte, sank der Altersdurchschnitt der etwa zwanzig Teilnehmer abrupt in die Tiefe und wir wurden von einer lächelnden Gemeindereferentin begrüßt, die ihre Freude über das rege Interesse der jungen KatholikInnen von auswärts kundtat. Ich fürchte, daß ihre Freude nicht von allzu langer Dauer war...

Nachdem die Veranstaltung mit einem Lied aus dem Gotteslob, begleitet mit der Blockflöte, eröffnet worden war, begann der Referent, ein älterer Herr mit grauem Bart, mit einer ausführlichen Einleitung und schilderte mit Pathos die spannende Geschichte, wie die bewußte Konzilserklärung von Kardinal Bea und Kardinal Frings heldenhaft gegen den Widerstand der ewiggestrigen Reaktionäre um Kardinal Ottaviani durchgesetzt wurde. Bald kam er auf die Wiederzulassung der traditionellen Karfreitagsfürbitte zu sprechen, die von Benedikt XVI. 2008 im Zuge des Motuproprio „Summorum pontificum“ wieder zugelassen worden war: „Laßt uns auch beten für die Juden, auf daß Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen.“ Er äußerte seine Verwunderung, was bloß in den Papst gefahren sei, daß nun wieder für die Bekehrung der Juden gebetet werden dürfe.
Als ich anmerkte, daß wir als Katholiken nun einmal an die Heilsnotwendigkeit der katholischen Kirche glauben und das Gebet für die Bekehrung der Andersgläubigen, auch der Juden, demnach ein wichtiger Akt der Nächstenliebe sein, ging ein Raunen durch das Publikum und einige ältere Herrschaften begannen empört auf ihren Stühlen herumzuzappeln. Der Referent dagegen ging mit erfreulicher Gelassenheit und Sachlichkeit auf meinen Einwand ein und erläuterte, daß seines Erachtens der Bund Gottes mit Israel nie gelöst worden sei und daher die anderen Völker zwar der Erlösung durch Christus bedürften, nicht aber die Juden. Auf meine Rückfrage, warum denn Christus ausgerechnet als Jude auf die Welt gekommen sei, wenn sich seine Botschaft an alle anderen Völker richtet außer die Juden, wußte er allerdings keine Antwort und bald gab er offen zu: „Ich glaube nicht an die Heilsnotwendigkeit der katholischen Kirche.“ Als ich darauf hinwies, daß es sich dabei um den zentralen Glaubensinhalt des Katholizismus schlechthin handele und er sich unter diesen Umständen kaum als Katholik bezeichnen könne, warf die Gemeindereferentin pikiert ein: „Wir sollten hier nicht anfangen, uns gegenseitig das Katholischsein abzusprechen, das fände ich ganz schlimm.“

Nachdem wir das Dokument, zum Glück von überschaubarer Länge, gemeinsam gelesen hatten, wurde zunächst Kritik laut, weil nur von „Brüdern“ und nicht auch von „Schwestern“ die Rede war. Doch im übrigen herrschte helle Begeisterung, daß sich das Konzil endlich von dem arroganten Anspruch der alleinseligmachenden Kirche verabschiedet habe. Ich bemerkte, daß in der Erklärung lediglich Gemeinsamkeiten zwischen dem Katholizismus und den anderen Religionen in puncto Gottesbild und Ethik festgestellt werden, dies aber komplett irrelevant sei für die Frage nach dem Heil der Seelen, da es dafür nicht auf das richtige Gottesbild, sondern nur auf die Anteilhabe am Sühneopfer Christi ankomme: Ich kann noch so theologisch gebildet sein und ein noch so zutreffendes Gottesbild haben, wenn ich im Status der Todsünde sterbe, bringt es mir überhaupt nichts. „Sie werden sich noch wundern, daß wir alle in den Himmel kommen!“, schallt es mir aus dem Publikum entgegen. Irgend jemand glaubte zu wissen, die Lehre von der Heilsnotwendigkeit der katholischen Kirche habe nie den Rang eines Dogmas gehabt und könne daher problemlos geändert werden. Als eine KJBlerin schließlich darauf aufmerksam machte, daß zwei einander widersprechende Glaubenslehren rein logisch betrachtet nicht gleichermaßen wahr sein können, kam die Antwort: „Wir reden hier nicht von Logik, sondern von Glaube“.
Da in Maria Himmelfahrt offenbar weder die Grundprinzipien des katholischen Glaubens noch die Gesetze der Logik Gültigkeit hatten, wußte ich für einen Augenblick nicht, was ich sagen sollte – doch es war bereits spät und die Veranstaltung nahm ohnehin ein Ende. Eine KJBlerin lieferte den letzten Beitrag und beendete die Diskussion gekonnt mit dem Bibelzitat: „Wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht.“ Doch eine ältere Dame wandte ein, dies könne man als Schlußwort so auf keinen Fall stehen lassen, und bekannte voll Inbrunst: „Ich bin so dankbar, daß es Nostra Aetate“ gegeben hat!“

Mehr Infos unter: antonloehmer.wordpress.com & dergeradeweg.wordpress.com
Monika Elisabeth
Die Sterne sagen nichts über einen Text aus. Man sollte diese Art der Bewertung komplett abschaffen. Wir sind alt genug um Texte auch ohne Bewertung anderer Menschen einordnen zu können. Zumal diese Art der Bewertung sehr manipulierbar ist.
Wir müssen wohl nicht alles den großen Portalen (You Tube) nachmachen, oder? Klasse statt Masse.Mehr
Die Sterne sagen nichts über einen Text aus. Man sollte diese Art der Bewertung komplett abschaffen. Wir sind alt genug um Texte auch ohne Bewertung anderer Menschen einordnen zu können. Zumal diese Art der Bewertung sehr manipulierbar ist.

Wir müssen wohl nicht alles den großen Portalen (You Tube) nachmachen, oder? Klasse statt Masse.
Iacobus
Spreu und Weizen müssen getrennt werden und werden dies auch...
alfons maria stickler
Herzlichen Dank für diesen Bericht. Die Piusbrüder die das II. Vat. Konzil verteidigen ist eine erfreuliche Nachricht, wenn sie wollen interpretieren sie die Texte doch richtig. Weiter so!
Traurig, dass man in angeblich "katholischen Kreisen" weder mit Dogmen noch mit Logik weiter kommt.