Kreuzweg für die Armen Seelen.

Augustinus und andere Kirchenväter, der hl. Tomas von Aquin, vertreten die Ansicht, dass die Reinigung im Fegfeuer durch eine Art geistiges Feuer geschieht, das ähnlich auf die Seelen wirkt, wie das Feuer auf Erden reinigend wirkt auf Silber und Gold. Die Kirche hat immer den Glauben ans Fegfeuer verkündet; mehrmals hat sie auf Konzilien, besonders auf dem Konzil von Trient (1545-63), die Existenz des Fegfeuers als Dogma, als festen Glaubenssatz, erklärt und die Gläubigen aufgerufen, für die Armen Seelen zu beten.
Die Not der Armen Seelen ist, wie viele Mystiker und Heilige bezeugen, groß. Die größte Pein der Armen Seelen ist ihr einstweiliger Verlust der Anschauung Gottes. Die Sehnsucht, das Heimweh nach Gott verzehrt sie. Ihr Leiden ist umso größer, je mehr sie selbst schuld sind am vorläufigen Verlust der Anschauung Gottes. Kein Mensch auf Erden kann diese große Qual der Seele, dieses Leid noch nicht erfüllter Gottesliebe vollkommen erfassen. Zu diesem Strafleiden des vorläufigen Verlustes der Anschauung Gottes kommen noch die besonderen Bußleiden für ihre Sünden. Die Sünden haften an der Seele; sie muß dafür leiden, sühnen, genugtun. Diese Sühneleiden richten sich nach der Art der abzubüßenden Sünden und Sündenstrafen. Die Kirche lehrt, dass die Seelen im Fegfeuer je nach den abzubüßenden Sünden und Strafen schwere Sühne- und Genugtuungsleiden durchmachen müssen, bis zu ihrer völligen Reinigung.
Die Armen Seelen, die ganz auf unsere Hilfe angewiesen sind, warten oft jahrzehntelang vergeblich. Unbeschreiblich ist ihre Qual. Kein menschlicher Verstand kann erfassen, wie furchtbar die Qualen in der untersten Stufe des Fegefeuers sind. Unvorstellbare Qualen leiden die Armen Seelen, besonders jene, die im tiefsten Fegefuer sind. Ihre Qualen übersteigen in vielen Fällen die Qualen der Hölle.
Diese Seelen, die durch Gottes Barmherzigkeit gerettet wurden, können wir helfen durch Gebete, Ablässe, gute Werke und besonders durch das Weihwasser und das heilige Meßopfer.