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Deine/Ihre Pfarrkuratorin - Die Patronin voller Güte!
Kommt, lasset uns anbeten...
elisabethvonthüringen
is woll a bissale hoch...für Koordinatorinnen und Kuratorinnen und sonstigen kirchl. Gefolgsleuten...aber sonst kommen die nie zu fundierten Predigten, in denen klar gemacht wird, wohin der Weg zu gehen hat:(gefunden auf una-voce.de/index.html )
Predigt
Andreas Wollbold
Karlsmesse in Aachen am 28. Juni 2014 - Pro Missa Tridentina
Unter den Schulheften der hl. Therese von Lisieux (1873-1897) findet …More
is woll a bissale hoch...für Koordinatorinnen und Kuratorinnen und sonstigen kirchl. Gefolgsleuten...aber sonst kommen die nie zu fundierten Predigten, in denen klar gemacht wird, wohin der Weg zu gehen hat:(gefunden auf una-voce.de/index.html )

Predigt
Andreas Wollbold
Karlsmesse in Aachen am 28. Juni 2014 - Pro Missa Tridentina

Unter den Schulheften der hl. Therese von Lisieux (1873-1897) findet sich eines mit
einem illustrierten Deckblatt. Darauf erkennt man den hl. Karl den Großen inmitten
einer Schar von Schülern. „Charlemagne visitant les écoles. - Karl der Große beim
Besuch der Schulen“, lautet die Bildunterschrift. In einem begleitenden Text wird der
historische Hintergrund erläutert: Karl der Große gründete viele Schulen, u.a. in
seinem eigenen Palast hier in Aachen. Er besuchte sie häufig und befragte die
Schüler. Dabei mahnte er sie stets zur rechten Einstellung:
„Ihr seid reich und die Ersten des Reiches. Aus diesem Grund meint ihr, Geburt und
Wohlstand reichen aus, und diese Schule habt ihr nicht nötig, die euch doch so sehr
zur Ehre gereichen würde. Nur äußeren Schmuck, Spiele und Vergnügungen habt
ihr im Sinn. Doch das eine schwöre ich euch: Ich werde eurem Adel und eurem
Reichtum keinerlei Beachtung schenken, die euch doch so viel Ansehen einbringen.
Und wenn ihr nicht schleunigst die in Dummheiten vergeudete Zeit wieder durch
eifriges Lernen wettmacht, so werdet ihr niemals überhaupt irgendetwas von Kaiser
Karl erhalten!“ 1

Eine kaiserliche Standpauke erster Güte also! Im Heiligen römischen Reich deutscher Nation dient Adel nicht der Einbildung, Reichtum nicht der Macht und Dünkel nicht der Karriere mit Hilfe von „Vitamin B“. Dieses Reich ist nicht gegründet zur Verteidigung von
Privilegien, sondern zur Verbreitung des Reiches Gottes. Dieses Reich ist nicht groß durch
die äußere Macht eines Staatsgebietes, in dem die Sonne nicht untergeht. Es ist groß in
dem Maß, wie es sich der „civitas Dei“, der Herrschaft Gottes und seines Gesetzes, annähert. Dies zu kennen und sich von ihm formen zu lassen, darum wurde Bildung unter Karl dem Großen groß geschrieben. Nur wer die Lehre Christi kennt, kann auch danach
streben, nach ihr zu leben. Darum sind die Großen des Reiches nicht die Einflußreichen,
sondern die Frommen und die Gebildeten.

Nun lassen sich auf dem Bild in Thereses Schulheft drei handschriftlich eingetragene Worte
erkennen, und zwar an einer Steinwand im Hintergrund: „Dieu nous voit. - Gott sieht uns.“
Sie stammen zweifelsfrei von Therese selbst. Vielleicht hat sie dabei an ihren Vater gedacht,
der noch als Junggeselle an der Wand zuhause den Spruch anbrachte: „Dieu premier servi.
- Gott zuerst gedient.“ Dabei hat sie die tiefste Intuition von Kaiser Karl erfaßt, den Aufbau
einer Kultur unter den Augen Gottes. Gott sieht uns. Wir leben unter Gottes Blick. Alles, was
wir tun, ja was wir denken, fühlen und planen, es steht ihm vor Augen. Aus ihm zu leben,
sich vor ihm zu verantworten, das allein zeichnet ein christliches Reich aus. Bildung ist
conversio ad Deum und aversio a creaturis - Bekehrung zu Gott und Abkehr von den
Geschöpfen. Denn der Aufbau des Reiches Gottes beginnt mit der Herrschaft Gottes im
eigenen Herzen. Was bedeuten dagegen Adel der Geburt oder Reichtum der Familie?
Äußere Güter, die zur Abkehr von Gott und zur Vergötzung der Geschöpfe führen können.
(1 Les Cahiers d‘école de Thérèse de Lisieux, Paris, Éd. du Cerf, 2008, 484f.)

Tempi passati [diese Zeiten sind vorbei], möchte man vor einer solchen Reichsidee ausrufen! Mittelalter-Nostalgie, ein Zurück hinter die Aufklärung! Doch wortlos schreibt Therese von Lisieux auch unserer Zeit ihr Menetekel an die Wand: „Dieu nous voit. - Gott sieht uns.“ Hat das, was die Gegenwart prägt, Bestand vor Gottes Augen? „Beatus vir - selig der Mann - qui [...] in sensu cogitabit circumspectionem Dei - der mit Verstand bedenkt, daß Gott auf ihn schaut,“ heißt es in der Lesung (Sir 14,2. 15,3f.6). Und der Herr selbst warnt im Evangelium aus Lk 11,33-36: „Gib also acht, daß das Licht in dir keine Finsternis ist.“ Sind also die Glanzpunkte unserer Zeit nichts anderes als schwarze Löcher? Finsternis, die selbst das Licht noch schluckt? Weil sie „das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, [...] nicht erkannte“ (Joh 1,9f.), ja nicht erkennen will? Schauen wir also auf unsere Zeit - stets mit dem Blick auf das „Dieu nous voit. - Gott sieht uns“.

„Nur äußeren Schmuck, Spiele und Vergnügungen habt ihr im Sinn.“ Das kann Kaiser Karl
auch unserer Welt vorhalten. Ja, wie äußerlich, wie materialistisch, wie sinnlich ist unsere
Kultur geworden! Die karolingische Reform setzte auf Bildung und damit auf den Primat des
Geistes. Keine orientalischen Schwelgereien, keine heidnischen Exzesse, keine Macho-
Manieren. Vielmehr Streben nach Erkenntnis und Bindung an Tugend. Das hat Europa groß
gemacht. Im 9. Jahrhundert war das Abendland ein Armenhaus im Vergleich zu den Schätzen des Orients. Doch Bildung, Geist und Glaube haben im zweiten Jahrtausend einen weltgeschichtlich einmaligen Aufstieg ermöglicht. Wenn diese Leitsterne aber untergehen, dann gehen in Europa eben auch wieder die Lichter aus. „Wir amüsieren uns zu Tode,“ warnte Neil Postman schon vor Jahren. Sinnlichkeit ist alles, Lernen muß vor allem Spaß machen, Geduld dagegen ist nur mangelnde Effektivität und Sorgfalt nur etwas für Pedanten. Nur, was soll man bei einer solchen Einstellung lernen? Etwa spannende Unterhaltung von Schlaftabletten zu unterscheiden? Eine großartige Leistung der Krone der Schöpfung, des Ebenbildes Gottes! Das ist doch wahrhaftig eine „in Dummheiten vergeudete Zeit“.

Probe aufs Exempel: Selbst das Religiöse wird zum Spiel, zum Lunapark fürs Seelchen.
Zum einen dient die katholische Kirche in der öffentlichen Meinung mittlerweile fast nur noch
zu einem Katz-und-Maus-Spiel. Und abseits vom Christentum blüht der Unsinn. Blättern Sie
einmal die Anzeigen einer Wochenendzeitung oder des online-Veranstaltungskalenders durch, und ich garantiere, in wenigen Minuten stoßen Sie auf Angebote wie die „Spirituelle Reise mit den Engeln“ auf Kreta. Dorthin geht‘s ins Vier-Sterne-Hotel mit Inge alias Inaara, seit 17 Jahren Engelmedium - Webadresse ist angegeben für Interessenten, die zur Verschönerung einer Weihnachtsfeier, eines Familienfestes oder der dunklen Winterzeit im Altersheim ein wenig himmlischen Glanz bestellen wollen. Zurück nach Kreta. Geboten wird u.a. die Aufladung mit Lichtholz-Energie, der Kurzkurs „Erneuere deine Zellen“ mit dem russischen Medium Ludina und als besonderes Schmankerl die indianische Gebetszeremonie des eigens aus Peru angereisten Schamanen und Spendensammlers Ramón Ajudi. Wenn‘s dunkel wird, bildet dann noch die „original indianische Schwitzhüttenzeremonie“ die Komplet - wenn dann nicht am Ende alle Teilnehmer die Engel singen hören! Dagegen verblassen doch selbst die kulinarischen Kreationen des Vier-Sterne-Kochs wie ein einfallsloser Eintopf.

Aber die Bildung? Reicht da nicht die Gegenwart der karolingischen Reform die Hand? „[...]
daß ihr diese Schule nicht nötig habt,“ das würde doch wahrhaftig niemand mehr sagen.
Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft, welcher Politiker würde damit nicht in den Wahlkampf ziehen wollen? Aber zu welcher Zukunft? Worauf wird die Zukunft gebaut, das ist die Frage.
„Liebe und tu, was du willst,“ hat der hl. Augustinus das christliche Ideal zusammengefasst.
„Tu, was du willst, wenn nur die Kasse stimmt,“ setzt die Moderne an seine Stelle. Bildung
wird zum Humankapital, zur Investition in die qualifizierten Arbeiter von morgen. Eltern
treiben ihre Kinder aufs Gymnasium, machen Druck auf Lehrer und Mitschüler. Und warum?
Ganz schlicht weil Abiturienten eben im Durchschnitt deutlich besser verdienen. Wenn die
Kasse noch besser stimmt, dann kann das doch nicht verkehrt sein, oder? Aber Menschen
des Geistes zu werden, dazu braucht es schon etwas anderes. Es braucht die Bereitschaft,
die Welt als Ordnung anzuschauen, als von Gott gesetzten Sinn, als Wort Gottes. „Alles ist
durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts,“ heißt es nämlich im Prolog des
Johannesevangeliums (Joh 1,3). Zutiefst aber braucht es die Einwohnung Gottes im Herzen.
„Ich schaue ihn an, und er schaut mich an,“ dieses berühmte Wort an den hl. Pfarrer von Ars
hat kein Abiturient gesprochen, erst recht kein neunmalgescheiter Professor, sondern ein
einfacher Landwirt.
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Bildung wird also Instrument, wird Investition. „Was kann ich damit erreichen?“, ist die Frage,
nicht: „Was bedeutet das?“ Probe aufs Exempel: Wie lesen die Menschen heute einen Text
in einer Zeitung oder auf einer Verpackung? Indem die Augen hin und her springen: zuerst
natürlich auf die Bilder und die Logos, dann von Überschrift zu Überschrift, und schließlich
bleiben sie bei einem Reizwort hängen. Danach legen sie das Blatt beiseite, denn jetzt
wissen sie doch, was dort geschrieben steht. Die Augen sind so ein bisschen wie der Hund
im Metzgerladen, der zwischen all den Herrlichkeiten hin und her gerissen ist. Sieg des Bild-
Zeitungs-Layouts auf der ganzen Linie also!

Hin und her zu springen wie ein Knallfrosch, das ist vielleicht überhaupt die typische Bewegung unserer Zeit. Sich nur nicht festlegen, nur nicht verweilen, nur nicht zur Besinnung kommen. „Alles Elend kommt nur davon, daß der Mensch es nicht in seinem Zimmer aushält,“ sagt ganz prophetisch Blaise Pascal. Und die Wüstenväter lehren: „Geh in deine Zelle, und die Zelle wird dich alles lehren.“ Warum? Weil unsichtbar auf ihren Wänden das Wort steht: „Dieu nous voit. - Gott sieht uns.“ Der Geist darf nur nicht ständig in Unruhe gehalten werden, ständig vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen, sich bald von diesem und bald von jenem fesseln lassen. Und wenn einmal wirklich gar nichts los sein sollte, dann sorgt wenigstens das gute alte Handy für Spannung: Es könnte ja gleich jemand anrufen.

„Attraktiv“ ist eines der begehrtesten Eigenschaften geworden, und das sagt viel. Denn
attraktive Angebote sind wörtlich keine anderen als solche, die so sehr an sich ziehen, daß
einem am Ende keine andere Wahl mehr bleibt als: „Du musst mich haben!“ „Bedenke, wer
du bist, und bedenke, vor wem du stehst!“, das ist vielmehr der Anfang jeder Bekehrung.
Und wir amüsieren uns vielleicht nicht nur zu Tode, sondern wir event-isieren uns inzwischen auch zu Tode - weil wir gar nicht zur Besinnung kommen dürfen, was das
Menetekel an der Wand bedeutet: „Gewogen und zu leicht befunden!“
Bei so viel Kulturkritik ist nun vielleicht aber dem einen oder anderen das Frösteln gekommen. Hat uns die Nähe zu den reformierten Niederlanden vielleicht gar zu unchristlicher Unerbittlichkeit verleitet? Ist denn alles Heutige in Bausch und Bogen zu verdammen? Ganz und gar nicht! „Prüft alles, und was gut ist behaltet,“ das war ja bereits (2 Vgl. Andreas Wollbold, Wegweisung für Wegweiser. Reinigung und Erneuerung des priesterlichen Lebens. Exerzitien mit dem hl. Pfarrer von Ars, Würselen: UNA VOCE Edition 2014.) die Devise der karolingischen Renaissance im Umgang mit der Antike. Der katholische Weg ist es nicht, nach allen Seiten hin Fahrscheine zur Hölle zu verteilen, wohl aber zu lehren, was der Weg des Lebens und was der Weg des Verderbens ist. Da steht zu viel auf dem Spiel, als daß man sich hier Leisetreterei leisten könnte. „Dieu nous voit. - Gott sieht uns,“ was vor diesem Maßstab besteht, ist gut, was aber nicht, das taugt auch nichts, selbst wenn es mit Engelszungen redete. Wer unter den Augen Gottes lebt, der öffnet auch die Augen für Gottes Schöpfung. Darum ist die Sinnspitze des Katholischen gerade die erlöste Sinnlichkeit.

Wir haben uns heute in der Liebe zur alten Liturgie versammelt. Spricht bei ihr nicht aus
jedem Wort, jeder Geste, jedem Gebet das „Dieu nous voit. - Gott sieht uns“? Ist ihre
sinnliche Gestalt nicht in allem ein beständiger Hinweis: „Sursum corda! - Erhebet die
Herzen!“ Hier feiert der Mensch nicht sich selbst, auch nicht seine menschlichen religiösen
Überzeugungen. Hier tritt der Mensch ein in den Tempel Gottes, in das Haus seiner Herrlichkeit. Hier begreift er, daß die Sinne dem Geist dienen, der Geist aber Gott. Hier kommt der Mensch also in Ordnung, und nur in dieser Ordnung wird er auch klar im Kopf und fest im Herzen. Nur so wird er dem dritten Jahrtausend ein ebenso reiches Erbe
hinterlassen wie der hl. Karl der Große dem zweiten.
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