Vered Lavan
3459

Dr. Daniele Ganser, Nato-Geheimarmeen. Literaturempfehlung.

Dr. Daniele Ganser, Nato-Geheimarmeen. Literaturempfehlung.

Aktuelles Interview mit Dr. Daniele Ganser (mit Prof. Michael Vogt) bei Nuo-Visio-TV: www.youtube.com/watch

Dieses Buch zeichnet ein erschreckendes Bild: Ein durch die NATO und die militärischen Geheimdienste koordiniertes Netzwerk von Geheimarmeen war bis zum Auseinanderfall der Sowjetunion in mehreren westeuropäischen Ländern in schwere Verbrechen verwickelt, darunter Mord, Folter, Staatsstreich und Terror.

Dr. Daniele Ganser ist in seiner mehrjährigen Forschungsarbeit auf brisante Dokumente gestoßen: Sie belegen, dass die von den USA angeführte Militärallianz nach dem Zweiten Weltkrieg in allen Ländern Westeuropas geheime Armeen aufgebaut hat, welche von den Geheimdiensten CIA und MI6 trainiert wurden. Ihr Ziel: im Falle einer sowjetischen Invasion als Guerilla zu kämpfen, um die besetzten Länder wieder zu befreien. Doch dabei ist es nicht geblieben. Gezielt wurden Attentate gegen die eigene Bevölkerung ausgeführt, um Unsicherheit zu erzeugen und den Ruf nach einem starken Staat zu unterstützen. Sowohl die ursprüngliche Planung als auch die antikommunistisch motivierten Verbrechen sind heute der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt.

Amazon-Rezension (User Hieronymus)
Das Buch Dr. Daniele Gansers über die Geheimarmeen der NATO im Kalten Krieg ist auf Deutsch erschienen.

Politische Manipulation, verdeckte Kriegsführung, Mord und Terror: Bisweilen ermöglichen historisch-kritische Forschungen Einblicke in Abgründe kaltblütig kalkulierender Politik. Dem Schweizer Wissenschaftler Daniele Ganser gelingt es in seinem 2005 auf Englisch und nun auf Deutsch erschienenen Buch
»NATO-Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung«, ein schmutziges Kapitel transatlantischer Schattenpolitik sichtbar zu machen.

Auf 445 Seiten dringt der Historiker in das Labyrinth einer perfiden politischen Verschwörung ein. Er zeigt auf, wie im Windschatten europäischer Demokratien Teile des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA, des britischen Geheimdienstes MI6 und der NATO im Verbund mit skrupellosen Politstrategen über mehr als 40 Jahre hinweg verdeckte Operationen in europäischen Staaten ausführen ließen. Sie nahmen dabei auch den Tod eigener Staatsbürger in Kauf oder führten ihn bewußt herbei.

Radikale Machtpolitik
Unter dem Namen »Gladio« bauten CIA und MI6 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Netzwerk aus paramilitärischen Einheiten auf, die bis 1990 in ganz Europa existierten und eigentlich als Verteidigungsinstrument gegen einen Angriff der Staaten des Warschauer Vertrages fungieren sollten. Wegen der befürchteten Invasion durch die sowjetische Armee und ihre Verbündeten wurden kleine Kampftrupps gebildet, die von den Geheimdiensten ausgebildet und mit Waffen, Munition und Sprengstoff ausgestattet worden waren. Im Fall eines feindlichen Übergriffs der sozialistischen Staaten sollten die Kampfeinheiten in den besetzten Ländern einen Partisanenkrieg eröffnen. In allen NATO-Staaten, aber auch in offiziell neutralen Ländern wie der Schweiz oder Schweden wurden entsprechende Gruppen aufgebaut.

Die »Gladio«-Einheiten waren streng geheim, d.h. nur die Spitzen der Exekutiven, nicht aber die Parlamente und die Öffentlichkeit erfuhren von dem militärischen Unterfangen. Doch die Gladio-Armee sollte nicht nur, wie sich herausstellte, für den Tag X eingesetzt werden. Vielmehr instrumentalisierten die Entscheidungsträger Teile des Netzwerks, um in bestimmten Ländern gegen kommunistische und sozialistische Tendenzen vorzugehen. Das Ergebnis waren explodierende Bomben, Tote und Staatsstreiche. Die Terroranschläge im Rahmen der radikalen transatlantischen Machtpolitik wurden linksradikalen Gruppierungen in die Schuhe geschoben.
Bombenattentate

Ein Staat, der unter dem hausgemachten Terror besonders litt, war Italien. Strategen aus Washington befürchteten in dem Land seit 1945 über Jahrzehnte eine zunehmende Popularität der Linken. Ganser dokumentiert, wie Teile der »Gladio«-Trupps das Land durch schwer zu durchschauende Anschläge destabilisierten. Den Höhepunkt erreichte der Terror 1980, als sich im Warteraum des Bahnhofs von Bologna eine Bombenexplosion ereignete, bei der 85 Menschen starben und 200 schwer verletzt wurden. Lange Zeit galten die Roten Brigaden, eine linksgerichtete Terrororganisation in Italien, vergleichbar mit der RAF, als die Urheber der Anschläge. Die Rechnung ging auf. Die Öffentlichkeit entzog den linken Kräften im Land ihre Sympathien. Nun zeigt Ganser, daß die Anschläge in Italien, aber auch in anderen NATO-Staaten wie Belgien und Frankreich kein Gewaltakt der Linken, sondern Staatsterrorismus war.

Der Schweizer Forscher stellt klar, daß es den wahren Verantwortlichen des Terrors darum ging, »die Demokratien Westeuropas von innen her zu manipulieren und zu kontrollieren«, eine »Erniedrigung und Mißhandlung demokratischer Institutionen« sei das Resultat gewesen. In einem Untersuchungsbericht des Parlamentes in Rom von 2000 zur »Gladio«-Affäre heißt es: »Diese Massaker, diese Bomben, diese militärischen Aktionen wurden von Männern innerhalb italienischer staatlicher Einrichtungen organisiert oder gefördert oder unterstützt und, wie kürzlich aufgedeckt wurde, auch von Männern aus dem Umfeld der Geheimdienste der USA«.

Juristische Untersuchungen in Italien führten 1990 dazu, daß der damalige Premierminister Giulio Andreotti die Existenz von »Gladio« zugeben mußte. Das Ende der paramilitärischen Einheiten war gekommen. In einem Nachwort schlußfolgert Ganser, daß gerade im Kontext des 11. Septembers und des »Krieges gegen den Terrorismus« die Erkenntnisse, die durch die Auseinandersetzung mit »Gladio« gewonnen werden konnten, zu berücksichtigen seien. Das Instrument der verdeckten Kriegsführung könne durchaus nach wie vor zur Beeinflussung der Bürger eingesetzt werden.

Quelle: www.amazon.de/…/ref=pd_sim_14_2
Bildquelle: Ebd.
Vered Lavan
"Dieses Buch zeichnet ein erschreckendes Bild: Ein durch die NATO und die militärischen Geheimdienste koordiniertes Netzwerk von Geheimarmeen war bis zum Auseinanderfall der Sowjetunion in mehreren westeuropäischen Ländern in schwere Verbrechen verwickelt, darunter Mord, Folter, Staatsstreich und Terror." (Zitat oben).
Ein weiterer Kommentar von Vered Lavan
Vered Lavan