Aus Sand gebaut (www.summorum-pontificum.de)

Aus Sand gebaut

10. Dezember 2018

Kurz vor Eröffnung des Sandfestivals

Am letzten Freitag wurde sie also enthüllt: die ganz und gar neuartige Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz – als Sandskulptur geschaffen von den Sandkünstlern aus Jesolo. Und dort hat das jeden Sommer am Strand gefeierte Festival der Sandskulpturen dem Tourismus am Ort tatsächlich enormen Auftrieb verschafft.

In den deutenden Worten des Papstes bei der Einweihung der Krippe steht der Sand für Einfachheit und sogar Zärtlichkeit – und damit diese Zärtlichkeit nicht vor der Zeit dahingeht, haben Bauarbeiter die mit Schwertransportern angelieferten an die 40 Tonnen Sand tagelang mit lärmenden Verdichtern bearbeitet und das Material zu einem 16 Meter breiten und 5 Meter tiefen Block zusammengehämmert. Dennoch blieb zweifelhaft, ob der Zusammenhalt auch bei den im römischen Winter nicht seltenen Regengüssen gewahrt bleibt, und so wurde ein gewaltiges Dach über der Sandburg errichtet – Einfachheit und Demut, das konnten wir schon zu anderen Gelegenheiten erfahren, haben nun mal ihren Preis.

Besucher, die das monumentale Werk bereits besichtigten, taten sich übrigens schwer daran, in der matten Oberfläche des Sandes etwas vom Einbruch weihnachtlichen Himmelsglanzes in die irdische Schöpfung wahrzunehmen. Auch das grelle Licht eines auf das sandige Christuskind gerichteten Scheinwerfers vermag daran nichts zu ändern. Und hatte nicht der Papst selbst wenige Tage vorher davon gesprochen, Sand sei nur ein Sinnbild der flüchtigen Macht des Lebens, von Schein und Eitelkeit, vergleichbar mit dem bloßen „Sagen“ im Gegensatz zu dem in der Kraft und Beständigkeit des Felsens verkörperten „Tun“ ? Doch wer wird mit Franziskus über Worte streiten „Worte haben genau die Bedeutung, die ich wähle, nicht mehr und nicht weniger“ - das wußte schon Lewis Carolls Humpty Dumpty.

Vielleicht sieht Franziskus ja in einer Krippe aus schlichtem Adriasand eine gute Möglichkeit, sich von Päpsten der Vergangenheit zu unterscheiden, die wie Julius II. und Paul III. den Petersdom errichten und mit Marmor und Gold ausstatten ließen. Oder Verschwendern wie Urban VIII. und Alexander VII., die einen gewissen Bernini mit der Neugestaltung der Stadt beauftragten. Zur höheren Ehre Gottes, zur Steigerung des eigenen Ruhmes – und nicht zuletzt als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in einer Zeit, in der man Geld noch nicht ohne weiteres drucken konnte.

Doch über all das sind wir heute glücklicherweise hinaus. Und am 13. Januar kommen die Lastwagen und fahren die Sandkunst oder das, was davon noch übrig ist, wieder ab.

Das Ereignis der Geburt des Herrn soll also durch eine sich bald auflösende Sandskulptur dargestellt werden. Diese wird u.a.unter Witterungseinflüssen schnell ihre Form verlieren und zur formlosen, aussagelosen Masse werden. Alleine deshalb hätte eine Sand-Krippe früher bestenfalls Kopfschütteln und eine besorgte Nachfrage nach dem Geisteszustand ausgelöst, heute nimmt man trotzdem den Sand, verdichtet ihn, hämmert ihn zu einem Block zusammen und baut ein Dach drüber.

Bizarr.

Sand ein Sinnbild des Flüchtigen, von Schein und Eitelkeit. Wer denkt bei Sand nicht an das auf Sand gebaute Haus? „Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus (auf Sand) rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört“ (Mt 7,27). Das Christentum vergänglich, sein „Haus“ (also die Kirche) auf Sand gebaut? Da bekommt eine „Krippe aus Sand“ schon leicht blasphemische Züge, wie so vieles an „kirchlichen“ Äußerungen in unseren Tagen...