1. Betrachtung: Das heilige Kreuzzeichen „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

An den Quellen der Andacht
1920


1. Betrachtung: Das heilige Kreuzzeichen
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

1. Anbetung


Das Kreuzzeichen ist etwas Ehrwürdiges und Heiliges. Wir verehren darin die heiligste Dreifaltigkeit, indem wir die Namen der drei göttlichen Personen ehrfurchtsvoll aussprechen. Die heiligste Dreifaltigkeit ist für uns der Gegenstand der tiefsten Anbetung, der höchsten Ehrfurcht, der vollkommensten Hingabe. Vor ihr verhüllen die Engel ihr Angesicht und singen ihr ewiges Loblied: „Heilig, Heilig, Heilig ist der Herr, Gott Sabaoth; Himmel und Erde sind seiner Herrlichkeit voll.“

Für den Glauben an die heiligste Dreifaltigkeit sind die heiligen Märtyrer freudig in den blutigen Tod gegangen. Mit der Kirche beten wir sie demütig an, so oft wir das Kreuzzeichen machen.

Am heiligen Dreifaltigkeitsfeste singt die Kirche, gleich als erstürbe jedes andere Wort auf ihren Lippen: „O beata Trinitas! O selige Dreieinigkeit!“ Sie ist berauscht von den aus Gott flutenden Licht- und Wonneströmen. Hingeneigt über den Rand der Flammentiefe lauscht sie dem Rollen des unbegreiflichen Ozeans, dem majestätischen Donner des innergöttlichen Jubellebens und ruft, von Schauern ganz durchbebt, in Verzückung und kindlich seliger Verwunderung immer nur: „O selige Dreieinigkeit!“

Das heilige Kreuzzeichen führt uns die Geheimnisse unserer Erlösung ausdrucksvoll vor Augen. Wir verehren darin Jesu Kreuz und bitteres Leiden. Es offenbart uns die unendliche göttliche Macht, mit der Jesus über die Sünde und über die Gewalten der Unterwelt triumphiert hat. Es offenbart uns seine unendliche Liebe, mit der er die Seinen geliebt hat bis in den Tod; es offenbart uns seine heldenmütige Hingabe, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Tode am Kreuze.

Darum ist uns das Kreuz so heilig; es ist das Siegeszeichen unseres Glaubens, es ist die Waffe gegen unsere Feinde. Von ihm singt die Kirche: „Ecce crucem Domini, fugite partes adversae; vicit Leo de tribu Juda, radix David: Seht das Kreuz des Herrn, flieht, ihr feindlichen Mächte; gesiegt hat der Löwe aus dem Stamme Juda, die Wurzel Davids.“

So offenbart sich die Macht des heiligen Kreuzes; darum wurden in diesem heiligen Zeichen auch die bösen Geister ausgetrieben; es ist uns eine Quelle des Segens und der göttlichen Hilfe. Die Märtyrer sind eher eines qualvollen Todes gestorben, als dass sie sich hätten zwingen lassen, es zu verunehren.

2. Dank.

Zahllos sind die Wohltaten, die uns das heilige Kreuzzeichen vor Augen stellt und vermittelt. Es erzählt uns von der unendlichen Liebe des Vaters, der seines eingeborenen Sohne nicht geschont, sondern ihn hingegeben hat in den blutigen Tod zur Erlösung der Welt; es erzählt uns von der Barmherzigkeit des ewigen Gottessohnes, der vom Himmel zur Erde stieg, um arm zu sein und alle Mühsal zu tragen und am Kreuz zu sterben, damit wir nicht verloren gehen; es erzählt uns von der zarten Fürsorge des Heiligen Geistes, der uns auf dem Weg des Kreuzes zur Vollkommenheit des christlichen Lebens und zur Herrlichkeit des Himmels führen will.

Meine Seele, hast du für all das deinem Herrn und Gott schon gebührend Dank gesagt? Nein; denn das ist unmöglich. So tue wenigstens jetzt, was du kannst. Opfere ihm die ganze Herrlichkeit der heiligsten Dreifaltigkeit und die ganze unermessliche Schatzkammer des leidenden Heilandes als würdiges Dankopfer auf; vereinige dich mit den himmlischen Chören und mit Maria und bitte sie, dir zu helfen, für alle die Wohltaten zu danken, die du gar nicht zählen kannst.

3. Sühne.

Aus all dem siehst du, welche Ehrfurcht wir vor dem Kreuzzeichen haben sollen und mit welcher Andacht wir es stets machen sollen.

Hast du es nicht oft gedankenlos gemacht? Wo liegt der Grund dafür? Ist es Gleichgültigkeit? Das wäre schon schlimm. Ist es deine Arbeit, die dich ganz fesselt? Ist es Zerstreutheit und Gedankenlosigkeit?

Was willst du tun, dass du nach und nach zu einer großen Ehrfurcht vor dem heiligen Kreuzzeichen kommst? Bemühe dich einmal, es immer recht langsam und sorgfältig zu machen; das wird dir helfen, auch deine Gedanken allmählich zu sammeln.

4. Bitte.

Flehe zum lieben Gott, er möge dir heilige Ehrfurcht vor dem Kreuzzeichen einflößen. Bitte ihn, er wolle dich in der Kraft des heiligen Kreuzes gegen alle deine Feinde schützen und dich verteidigen in jeder Versuchung und er wolle den ganzen Segen über dich ergießen, der im heiligen Kreuze ruht.

Stelle ihm vor, wie notwendig du seine Hilfe hast, wie das Kreuz deine einzige Waffe sei, wie du verloren gehen müsstest, wenn er dich nicht schützte, und wie dein Heil auf seinem Kreuz beruht. Erinnere ihn an die Liebe, in welcher er für dich am Kreuze starb, und opfere sie zur Erfüllung deiner Bitte auf.
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