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ICH GLAUBE Predigtreihe über den Glauben DER DREIFALTIGE GOTT Teil I 10. Predigt von Kaplan A. Betschart

"Der Glaube gleicht einer Blume, die wir Gott schenken."

In unserer Predigtreihe über den Glauben sprachen wir das letzte Mal von Gott als dem Einen und Einzigen, der sich im Alten Testament dem Moses im brennenden Dornbusch als JAHWE offenbarte, als: ICH-BIN-DER-ICH-BIN. Gott ist aber nicht nur der Eine und Einzige, ER ist auch der Dreifaltige. Die katholische Kirche lehrt uns:

“Das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis der christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese erhellt. Es ist in der ‘Hierarchie der Glaubenswahrheiten’ die grundlegendste und wesentlichste. ‘Die ganze Heilsgeschichte ist nichts anderes als die Geschichte des Weges und der Mittel, durch die der wahre, einzige Gott - Vater, Sohn und Heiliger Geist - sich offenbart, sich mit den Menschen, die sich von der Sünde abwenden, versöhnt und sie mit sich vereint” (KKK Nr. 234).

Diese Wahrheit ist das “Mysterium Magnum”, das grösste und wunderbarste Geheimnis unseres katholischen Glaubens. Darüber wollen wir heute sprechen. Aber mehr als ein tastender Versuch kann dies nicht sein.
Deshalb soll zuerst jene tiefsinnige Legende aus dem Leben des hl. Bischofs und Kirchenlehrers Augustinus erzählt werden, die allem Denken und Sprechen über das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit die notwendige Bescheidung gibt. Eines Tages, so berichtet die Legende, spazierte der hl. Augustinus am Meer, allein mit sich und seinen Gedanken. Da bemerkte er plötzlich ein spielendes Kind, das in den Sand eine kleine Vertiefung gegraben hatte. Mit grossem Eifer schöpfte es Meerwasser in seine kleine Grube. Verwundert blieb der Heilige stehen und fragte das Kind, was es tue. Das Kind gab ihm zur Antwort: “Ich schöpfe das Meer in meine Grube.” Der Heilige musste lächeln über soviel kindlichen Unverstand und sagte, dass dies unmöglich sei. Da soll ihm das Kind geantwortet haben: “Eher kann ich das Meer in diese Grube schöpfen, als dass du mit deinem Verstand das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit erfassen kannst.” Soweit diese Legende. - Ein Weniges nur können wir erahnen von der Grösse dieses Geheimnisses aller Geheimnisse, welches das Wesen Gottes birgt.

Heilige Schrift

Was lehrt uns die Heilige Schrift? Als Christus von seinen Jüngern Abschied nahm, muss ER die Herrlichkeit des Vaters so überwältigend geschildert haben, dass der Apostel Philippus vor Freude und Begeisterung sagte:

“Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns!” (Joh 14,8).

Christus gab ihm zur Antwort:

“Wer Mich sah, hat auch den Vater gesehen” (14,9).

Wenn wir dies hören, müssen wir an die strahlende Herrlichkeit des verklärten Christus auf dem Berge Tabor denken. Der hl. Evangelist Matthäus schildert IHN:

“Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und Seine Kleider wurden weiss wie Schnee” (Mt 17,2).

Petrus, Jakobus und Johannes, die IHN begleiten durften, waren ganz geblendet von Seinem Glanz und überwältigt vor Freude. Bei der Verklärung auf dem Tabor bestätigte der Vater Jesus als Sohn:

“Dieser ist Mein geliebter Sohn, an dem ICH Mein Wohlgefallen habe” (Mt 17,5).

Christus sprach auch wiederholt vom Heiligen Geist, den ER senden werde. ER sprach von IHM als Einem, der IHM selber und dem Vater gleiche, und doch ein ANDERER sei.

Lehre der Kirche

Aus der Überlieferung und aus der Erkenntnis der Hl. Schrift lehrt die Kirche von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, dass der VATER den SOHN zeugt von Ewigkeit her mit einer Liebe, die so unendlich ist, dass sie selber Person ist in Gott, die dritte göttliche Person, der HEILIGE GEIST. Bereits im Jahre 382 lehrte die römische Kirchenversammlung unter Papst Damasus I. über die Heiligste Dreifaltigkeit folgendes:

“Wer nicht bekennt, dass der Sohn Gottes wahrer Gott ist, wie Sein Vater wahrer Gott ist, dass ER alles kann und alles weiss und dem Vater gleich ist, der sei ausgeschlossen”(DS 164).

Mit schlichten und einfachen Worten lehrt uns der KATECHISMUS über das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit:

“In Gott sind drei Personen: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Diese drei Personen sind EIN GOTT. Gott, der Vater, hat uns erschaffen. Gott, der Sohn, hat uns erlöst. Gott, der Heilige Geist, hat uns geheiligt.”

Tempel des Dreifaltigen Gottes

Wir können das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes nie erfassen, eine ganze Ewigkeit nicht, genausowenig wie eine kleine Mulde den Ozean nicht fassen kann. Aber etwas Ungeheures, etwas vollkommen Unfassbares ist geschehen. Dieser ewige und unendliche Gott, der in Sich Selber vollkommen glücklich und selig ist, der weder Engel noch Menschen braucht, dieser Dreifaltige Gott will Wohnung in uns nehmen. Der Herr Selber sagte:

“Wenn jemand Mich liebt, wird er Mein Wort bewahren, und Mein Vater wird ihn lieben, und Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen” (Joh 14,23).

Und der hl. Apostel Paulus schreibt:

“Wisst ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid, und der Geist Gottes in euch wohnt?” (1 Kor 3,16)

Wir rühren hier an eines der schönsten Geheimnisse unseres katholischen Glaubens: Gott der Dreifaltige wohnt wirklich in uns, wenn wir nicht durch eine schwere Sünde belastet sind. Wer sich glaubend, liebend und betend in dieses Geheimnis seiner Seele versenkt, dessen Leben wird eine völlig neue, eine alles überragende Qualität bekommen: er weiss sich vollkommen geborgen in der Allmacht und in der Liebe des Dreifaltigen Gottes.