niclaas
1676

Hl. Laurentius (10. August)

Heiligenvita aus:
Alban Stolz, Legende. oder: Der christliche Sternenhimmel, Freiburg i. Br. 1867.


10. August.

Der heilige Lorenz. † 258.
(Religiöses Schwanken.)

Wenn man vor die Stadt Rom hinausgeht, führt ein menschenleerer Weg zuerst zwischen Gartenmauern, dann ganz im Freien zu dem Gottesacker von der großen volkreichen Stadt. Dort steht aber einsam eine gegen vierzehnhundert Jahre alte Kirche, die Kirche des h. Lorenzius. In der Wand des Chors ist eine große Steinplatte zu sehen; sie ist von weißgelbem Marmor und hat viele runde Löcher; zugleich sieht man rothe und rothbraune Flecken darauf. Der Franziskaner, welcher mir den Stein zeigte, sagte, auf diesen Stein sei der Leichnam des h. Lorenzius gelegt worden, als man ihn vom eisernen Rost genommen, und die Flecken seien von seinem Blut und der gebratenen Haut. Unten in einer Vertiefung der Kirche liegen seine Ueberreste; ein Altar ist darüber, an welchem ich die h. Messe gelesen habe. Was man von diesem hochverehrten Heiligen weiß, ist Folgendes:

Der h. Lorenz war ein armer Jüngling, welcher zur Zeit des heidnischen Kaisers Valerian in Rom lebte. Der h. Sixtus war damals Papst; er hatte wegen der großen Tugendhaftigkeit des h. Lorenz diesen selbst unterrichtet und ihm dann die Würde des Diakonates übertragen, desselben geistlichen Amtes, welches zweihundert Jahre früher Stephanus gehabt hatte. Zugleich mußte er das Kirchengut verwalten und insbesondere die Armen damit verpflegen.

Damals hoffte die heidnische Regierung besonders dadurch das Christenthum ausrotten zu können, wenn sie die Vorsteher der Kirche von der Welt wegschaffte. Zuerst wurde Sixtus ergriffen um hingerichtet zu werden. Als er zum Tod geführt wurde, folgte ihm Lorenzius unter Thränen; er klagte und weinte aber nicht, weil Sixtus den Martyrtod erleiden sollte, sondern im Gegentheil, weil er von ihm getrennt würde und nicht mit seinem väterlichen Freund sterben dürfte um Christi willen. Er sprach zu Sixtus: „Wo gehst du hin, Vater, ohne den Sohn? Wohin eilest du, heiliger Priester, ohne den Diener? Laß mich nicht zurück, heiliger Vater.“ – Sixtus antwortete: „Ich verlasse dich nicht, mein Sohn, sondern es erwarten dich größere Kämpfe für Christi Glauben.“

Der heilige Papst wurde sodann an das Kreuz genagelt; aber auch hier verließ ihn der treue Jünger nicht. In göttlicher Erleuchtung weissagte ihm nun Sixtus von der Höhe des Kreuzes, daß er in drei Tagen wieder mit ihm vereinigt werde. Da der heilige Diakon diese Versicherung erhalten hatte aus dem Mund des christlichen Hohenpriesters, so ließ er von allen Seiten her ganze Schaaren von Armen zusammen kommen und vertheilte ihnen alles Geld der Kirche, das er zu verwalten hatte; ja er verkaufte sogar alle kostbaren Gefäße, die zum gottesdienstlichen Gebrauch sonst bestimmt waren, und vertheilte den Erlös an die Armen, aus Besorgniß, daß nicht Alles von den Verfolgen hinweggenommen werde.

Gerade diese viele Gaben mögen den heidnischen Gerichtsvorstand gereizt haben den h. Lorenz vorzurufen, in der Hoffnung, durch ihn einen bedeutenden Kirchenschatz zu erhaschen. Als Lorenzius erschien, forderte ihn der Richter auf, er solle ihm das Geld und die Reichthümer, welche die Kirche besitze, ausliefern. Man wisse, daß die Priester der Christen beim Gottesdienst silberne und goldene Gefäße gebrauchen und kostbare Leuchter angezündet werden. Der Christen Gott habe kein Geld, sondern nur Worte auf die Welt gebracht; sie sollen sich daher mit den Worten begnügen und das Geld hergeben. – Lorenzius gestand zu, daß die Kirche sehr reich sei, ja noch größere Schätze besitze als selbst der Kaiser. Er sei bereit dem Richter dieselben vorzuweisen, nur möge man ihm eine Frist gewähren um Alles zu ordnen. Solche wurde ihm auch gewährt.

Lorenz beeilte sich nun all’ die vielen Armen zusammen zu suchen, welche ihren regelmäßigen Lebensunterhalt von der Kirche bekamen, es waren damals bei 1500 Personen. Er versammelte sie bei der Kirche und machte ein Verzeichniß von ihren Namen. Der h. Augustin sagt, Lorenz habe von dem Richter eine Anzahl von Wagen gefordert, damit er die Kirchenschätze darauf laden könne; solches habe man dann sehr gern bewilligt und ihm mehrere Wagen geschickt. Mit dieser großen Schaar von Armen begab er sich nun zu dem Richter. Dieser war höchst erstaunt und fragte, was die Leute da sollen und wo denn die versprochenen Schätze der Kirche; auf ihre Nahrung und Kleidung ist das Kirchenvermögen verwendet, und durch diese gottgefällige Verwendung kann es nie geraubt werden.“

Ich habe schon manchmal die Bemerkung gemacht, daß an manchen Orten die Leute gern und viel geben, wenn in eine Kirche etwas Nothwendiges oder zur Zierde angeschafft werden soll; und Vielen macht es eine besondere Freude, wenn sie selber auch Stickereien oder Blumenkränze dazu fertigen können. Solches ist schön und lobenswerth. Aber nicht Alle, welche dieses thun, mögen zugleich gegen Arme recht wohlthätig sein; den Armen gönnen sie es nicht. Das ist unchristlich. Wer ist denn mehr werth, der lebendige Christ oder die Kirchenmauern? Der h. Bernhard sagt in dieser Beziehung: „die Kirche glänzt an ihren Mauern und darbt an ihren Armen; die Steine werden mit Gold angethan, die Kinder der Kirche nackt gelassen.“ Der wahre Christ erkennt in seinem Nächsten einen Bruder und Glied Christi; deßhalb wird er die Nothdurft seiner Nebenmenschen eben so berücksichtigen, als die Bedürfnisse der Kirche. Du kannst insbesondere auch manches Almosen ganz eigentlich zu einer religiösen Gabe machen. Da kannst Leuten, welche an Sonn- und Feiertagen sich schämen in die Kirche zu gehen, weil sie sich nicht anständig kleiden können, das Nothwendige anschaffen; du kannst ein Kind armer Leute, das zum erstenmal das h. Abendmahl empfängt, mit Kleidern und Schuhen ausstatten; du kannst in einer armen Gemeinde, wo vielleicht auch die Seelsorge vernachlässigt ist, fromme Bücher austheilen. Ich habe einen Mann gekannt, der am Osterfest einige Arme einlud und sie zu Ehren des Festes gastirte; Andere verherrlichen das Christfest, indem sie den Kindern, deren Eltern ihnen an diesem Tage nichts geben können, Geschenke geben. Aber auch jede Gabe, die du dem Armen gibst mit der Hinweisung, daß Gott durch dich ihm dieselbe sende, er möge vor Allem Gott dafür loben und preisen, ist religiös und christlich.

Kehren wir zum h. Lorenz zurück. Der habsüchtige Richter wurde im höchsten Grade aufgebracht, daß er durch den heiligen Diener der Kirche um die gehofften Schätze gleichsam betrogen sei. Da er ihm kein Geld rauben konnte, so wollte er wenigstens noch den Versuch machen ihm den Glauben zu rauben. Er befahl ihm Jesus Christus zu verläugnen und wollte ihn mit Geißelstreichen dazu zwingen. Da solches ganz vergeblich war, so ließ er den standhaften Jüngling auf einem eisernen Rost ausstrecken und ein Kohlenfeuer darunter anzünden, um ihn auf diese Weise recht langsam und qualvoll sterben zu machen.

Hier offenbarte sich wieder in großer Klarheit, wie eine Seele, die vom h. Geiste durchdrungen ist, etwas ganz anderes ist als eine gewöhnliche Menschenseele; sie ist etwas Uebernatürliches. Statt bei solcher furchtbaren Feuerpein zu jammern und zu schreien, zeigte Lorenzius eine wunderbare Seelenkraft, so daß seine innere Heiterkeit sich selbst in einem Scherz äußerte. Er sprach, nachdem er einige Zeit ruhig auf dem glühenden Rost gelegen war, zu dem Richter: „Du kannst mich jetzt auf die andere Seite kehren lassen, auf dieser bin ich jetzt genug gebraten.“ Später sagte er: „Jetzt kannst du von mir essen, wenn du Lust hast, mein Fleisch ist jetzt gerade recht gebraten.“

Dann aber wandte sich die Seele des heiligen Märtyrers zu Gott; er betete mit großer Andringlichkeit, daß Rom, damals die Hauptstadt der Welt, den christlichen Glauben annehmen möge, damit von hier aus das Evangelium in alle Länder dringe. Einer der ältesten Schreftsteller (der h. Prudentius) schreibt ganz besonders diesem Gebet, das der h. Lorenzius gleichsam in Blut, Feuer und Geist betete, die nachherige Bekehrung von Rom zu. Mehrere der höchsten Staatsbeamten (Senatoren), welche das wunderbare Schauspiel sahen, wie ein Mensch am Leib Feuerqualen ausstand und zugleich in der Seele den Himmel hatte, wurden auf dem Richtplatz noch zum Christenthum bekehrt. Die Christen sahen auf dem Antlitz des Märtyrers einen großen Glanz und empfanden einen außerordentlichen Wohlgeruch. Endlich nachdem ihn die Henkersknechte mehre Male von einer Seite auf die andere gewendet hatten um seine Qualen länger und größer zu machen, gab er seinen seligen Geist dahin, wo zweihundert Jahre früher sein wahrer Zwillingsbruder, der h. Stephanus, vorausgegangen war. Wie aber die Geister dieser zwei herrlichen Männer vor dem Throne Gottes vereinigt sind und am Himmel der Seligen als Doppelstern strahlen, so sollten auch ihre Leiber vereinigt werden. Die Reliquien des h. Stephanus wurden unter dem Kaiser Theodos nach Rom gebracht. Als man sie nun zu den Ueberresten des h. Lorenzius legen wollte, sollen diese von selbst auf die Seite gerückt sein, um den Reliquien des h. Stephanus gleichsam Platz zu machen. Auch der Leib des h. Justin, dessen Tag auf den 1. Juni fällt, ist unter demselben Altar beigesetzt in der Kirche des h. Lorenz.

Der Heilige wurde von Gott und den Menschen in ganz ungewöhnlicher Weise geehrt. Gott wirkte zahllos viele Wunder durch die Fürbitte des h. Lorenz. Der h. Augustin sagt: „Wer hat je an seinem Grab gebittet und hat nicht erlangt, was er begehrt hat? Sein Verdienst bewirkte selbst, daß vielen Schwachen zeitliche Güter geschenkt werden, welche er verachtet hat, nicht damit sie in ihrer Schwachheit verbleiben, sondern damit diese kleinen Gnaden, die ihnen bewilligt werden, sie anregen zum Verlangen und Bitten nach größern.“ Dieß mag auch die Ursache sein, warum von den frühesten Zeiten an bis auf den heutigen Tag dieser Heilige ganz besonders hoch verehrt wird. Nicht nur daß in Rom selbst mehr als eine Kirche ihm zu Ehren gebaut ist, sondern sein Tag am 10. August wird wie sonst nur die höchsten Feste acht Tage lang im Brevier und Meßbuch gefeiert.

In Spanien aber, in der Stadt Valenzia, wird ein Kelch bewahrt von Achatstein oder Chalcedon und so hoch in Ehren gehalten, so daß kein Priester, nicht einmal der Erzbischof, denselben beim Messelesen nehmen darf. Am Tag des Apostels und Evangelisten Matthäus aber wird ein großes Fest zur Verehrung des Kelches gehalten und derselbe in feierlicher Prozession umhergetragen. Von diesem Kelch glaubt man nämlich, daß er von dem großen Heiligen und Märtyrer Lorenzius nach Spanien, was nach der Versicherung mancher Schriftsteller sein Vaterland war, übersendet worden sei. Der h. Diakon soll ihn nämlich vom Papst Sixtus erhalten haben, und es sei derselbe Kelch, womit unser Herr und Heiland das letzte Abendmahl gefeiert habe.
elisabethvonthüringen
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