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Kardinal Zen fleht den Vatikan an: „Ein totalitäres Regime ist furchtbar“

Heute berichtete Radio Vatikan auf Deutsch über „Kassandra-Rufe“ von Kardinal Joseph Zen (*1932), emeritierter Erzbischof aus Hong Kong. Das Radio bezieht sich auf ein Youtube-Interview.

Der Kardinal wendet sich gegen eine Einigung zwischen dem Vatikan mit den chinesischen Kommunisten. Er spricht von seiner eigenen Erfahrung: „Ich bin Chinese, geboren in Shanghai (einem großen Bistum), und auch wenn ich das Bistum schon in jungen Jahren verlassen habe, habe ich doch vieles von dort aufgesogen; die Salesianer waren dort sehr aktiv, und in unserer Gemeinschaft herrschte eine tiefreligiöse Atmosphäre.“

Von Hongkong aus pflegte er – auch während der Kulturrevolution - Kontakte nach Festland-China. Kardinal Zen hat von 1989 bis 1996 in den Priesterseminaren der Kommunistenkirche unterrichtet: „Ich habe gesehen, wie sie ihre Bischöfe behandeln – Bischöfe der offiziellen Kirche. Und das kann ich nicht aus meinem Gedächtnis löschen, weil ich das selbst erlebt habe.“

Kardinal Zen ist überzeugt, dass Peking den Vatikan über den Tisch ziehen wird. Die Chinesen wollten „noch mehr einschränken, noch mehr kontrollieren“: „Welche Hoffnung soll es denn dann geben, dass die Regierung Zugeständnisse an die katholische Kirche machen könnte? Sie kontrolliert alle Religionsgemeinschaften immer stärker – und da soll sie ausgerechnet der katholischen Kirche mehr Freiheit lassen? Nein.“

Möglicherweise – so Zen – hofften die Kommunisten, dass der Vatikan auch der Untergrundkirche sagt, sie sollen der Regierungslinie folgen: „Vielleicht ist es ja das, worauf sie rechnen?“

Der Kardinal befürchtet, dass man an der Römischen Kurie nicht – wie Johannes Paul II. - wisse, was der Kommunismus ist: „Ein totalitäres Regime ist furchtbar! Im Vergleich zu diesen wirklichen Totalitarismen war der von Mussolini Rosenwasser.“
Eugenia-Sarto
Wer in der Realität lebt, weiss wovon er redet.