Eugenia-Sarto
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Der Antimodernisteneid mit Erklärungen

Ich, N.N., umfasse fest und nehme samt und sonders an, was vom irrtumslosen Lehramt der Kirche definiert, behauptet und erklärt wurde, vor allem diejenigen Lehrkapitel, die den Irrtümern dieser Zeit unmittelbar widerstreiten.

Erstens: Ich bekenne, dass Gott, der Ursprung und das Ziel aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der Vernunft "durch das, was gemacht ist" (Röm 1,20), das heißt, durch die sichtbaren Werke der Schöpfung, als Ursache vermittels der Wirkungen sicher erkannt und sogar auch bewiesen werden kann.

Gott hat alles aus Nichts erschaffen, Himmel und Erde. Und die Schöpfung hat eine vollkommene Schönheit und Ordnung. Darum kann der Mensch durch die Betrachtung der Natur und durch seine natürliche Vernunft erkennen, dass ein Schöpfergott existiert.

Zweitens: Die äußeren Beweise der Offenbarung, das heißt, die göttlichen Taten, und zwar in erster Linie die Wunder und Weissagungen lasse ich gelten und anerkenne ich als ganz sichere Zeichen für den göttlichen Ursprung der christlichen Religion, und ich halte fest, dass ebendiese dem Verständnis aller Generationen und Menschen, auch dieser Zeit, bestens angemessen sind.

Die Wunder, die Gott gewirkt hat im Alten testament und ebenso im Neuen Bund, ebenso die Prophezeiungen sind wichtige Zeichen, dass Gott unsere Religion gegründet hat. Da sich alles erfüllt hat, sind sie Beweise. Die Wunder Jesu haben seine Gottheit bewiesen, die Weissagungen, die von Gott stammen, haben sich alle erfüllt. Sie müssen also von allen anerkannt werden. (Luther lehnte die Wunder ab)

Drittens: Ebenso glaube ich mit festem Glauben, dass die Kirche, die Hüterin und Lehrerin des geoffenbarten Wortes, durch den wahren und geschichtlichen Christus selbst, als er bei uns lebte, unmittelbar und direkt eingesetzt und dass sie auf Petrus, den Fürsten der apostolischen Hierarchie, und seine Nachfolger in Ewigkeit erbaut wurde.

Dieser Satz verpflichtet zu glauben, dass Christus, der Sohn Gottes, wirklich auf Erden gelebt hat und dass er die Kirche gegründet hat auf Petrus und die Apostel. Dies tat er mit den Worten:" Du bist Petrus, der Fels. Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Dir gebe ich die Schlüssel des Himmelreiches. Was Du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, was Du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein."

Diese Schriftstelle wird ja von manchen einfach ignoriert.


Viertens: Ich nehme aufrichtig an, dass die Glaubenslehre von den Aposteln durch die rechtgläubigen Väter in demselben Sinn und in immer derselben Bedeutung bis auf uns überliefert wurde und deshalb verwerfe ich völlig die häretische Erdichtung von einer Entwicklung der Glaubenslehren, die von einem Sinn in einen anderen übergehen, der von dem verschieden ist, den die Kirche früher festhielt; und ebenso verurteile ich jeglichen Irrtum, durch den an die Stelle der göttlichen Hinterlassenschaft, die der Braut Christi überantwortet ist und von ihr treu gehütet werden soll, eine philosophische Erfindung oder eine Schöpfung des menschlichen Bewusstseins setzt, das durch das Bemühen der Menschen allmählich ausgeformt wurde und künftighin in unbegrenztem Fortschritt zu vervollkommnen ist.

Dieser wichtige Satz enthält die Aussage, dass die Glaubenslehren, die wir von den Aposteln erhalten haben, nie geändert wurden in ihrem Sinn. Die Dogmen haben sich auch nicht entwickelt , sondern die Wahrheit, die sie aussagen, ist in der göttlichen Offenbarung (Bibel, Tradition) enthalten.Man darf auch nicht behaupten, dass die Glaubenslehren den menschlichen gedanken bzw. dem menschlichen Bewusstsein entstammen (wie die Modernisten behaupten).

Fünftens: Ich halte ganz sicher fest und bekenne aufrichtig, dass der Glaube kein blindes Gefühl der Religion ist, das unter dem Drang des Herzens und der Neigung eines sittlich geformten Willens aus den Winkeln des Unterbewusstseins hervorbricht, sondern die wahre Zustimmung des Verstandes zu der von außen aufgrund des Hörens empfangenen Wahrheit, durch die wir nämlich wegen der Autorität des höchst wahrhaftigen Gottes glauben, dass wahr ist, was vom persönlichen Gott, unserem Schöpfer und Herrn, gesagt, bezeugt und geoffenbart wurde.

Ich unterwerfe mich auch mit der gehörigen Ehrfurcht und schließe mich aus ganzem Herzen allen Verurteilungen, Erklärungen und Vorschriften an, die in der Enzyklika "Pascendi" und im Dekret "Lamentabili" enthalten sind, vor allem in bezug auf die sogenannte Dogmengeschichte. Ebenso verwerfe ich den Irrtum derer, die behaupten, der von der Kirche vorgelegte Glaube könne der Geschichte widerstreiten, und die katholischen Glaubenslehren könnten in dem Sinne, in dem sie jetzt verstanden werden, nicht mit den wahren Ursprüngen der christlichen Religion vereinbart werden.

Ich verurteile und verwerfe auch die Auffassung derer, die sagen, der gebildetere christliche Mensch spiele eine doppelte Rolle, zum einen die des Gläubigen, zum anderen die des Historikers, so als ob es dem Historiker erlaubt wäre, das festzuhalten, was dem Glauben des Gläubigen widerspricht, oder Prämissen aufzustellen, aus denen folgt, dass die Glaubenslehren entweder falsch oder zweifelhaft sind, sofern diese nur nicht direkt geleugnet werden.

Ich verwerfe ebenso diejenige Methode, die heilige Schrift zu beurteilen und auszulegen, die sich unter Hintanstellung der Überlieferung der Kirche, der Analogie des Glaubens und der Normen des Apostolischen Stuhles den Erdichtungen der Rationalisten anschließt und - nicht weniger frech als leichtfertig - die Textkritik als einzige und höchste Regel anerkennt.

Außerdem verwerfe ich die Auffassung jener, die behaupten, ein Lehrer, der eine theologische historische Disziplin lehrt oder über diese Dinge schreibt, müsse zunächst die vorgefasste Meinung vom übernatürlichen Ursprung der katholischen Überlieferung oder von der von Gott verheißenen Hilfe zur fortdauernden Bewahrung einer jeden geoffenbarten Wahrheit ablegen; danach müsse er die Schriften der einzelnen Väter unter Ausschluss jedweder heiligen Autorität allein nach Prinzipien der Wissenschaft und mit derselben Freiheit des Urteils auslegen, mit der alle weltlichen Urkunden erforscht zu werden pflegen.

Ganz allgemein schließlich erkläre ich mich als dem Irrtum völlig fernstehend, in dem die Modernisten behaupten, der heiligen Überlieferung wohne nichts Göttliches inne, oder, was weit schlimmer ist, dies in pantheistischem Sinne gelten lassen, so dass nichts mehr übrig bleibt als die bloße und einfache Tatsache, die mit den allgemeinen Tatsachen der Geschichte gleichzustellen ist, dass nämlich Menschen durch ihren Fleiß, ihre Geschicklichkeit und ihren Geist die von Christus und seinen Aposteln angefangene Lehre durch die nachfolgenden Generationen hindurch fortgesetzt haben.

Daher halte ich unerschütterlich fest und werde bis zum letzten Lebenshauch den Glauben der Väter von der sicheren Gnadengabe der Wahrheit festhalten, die in "der Nachfolge des Bischofsamtes seit den Aposteln" ist, war und immer sein wird; nicht damit das festgehalten werde, was gemäß der jeweiligen Kultur einer jeden Zeit besser und geeigneter scheinen könnte, sondern damit die von Anfang an durch die Apostel verkündete unbedingte und unveränderliche Wahrheit „niemals anders geglaubt, niemals anders“ verstanden werde.

Ich gelobe, dass ich dies alles treu, unversehrt und aufrichtig beachten und unverletzlich bewahren werde, indem ich bei keiner Gelegenheit, weder in der Lehre noch in irgendeiner mündlichen oder schriftlichen Form, davon abweiche. So gelobe ich, so schwöre ich, so wahr mir Gott helfe und diese heiligen Evangelien Gottes.


In diesem Abschnitt wird der typische Modernisus verworfen, den der heilige Papst als das Sammelbecken der Haeresien bezeichnete und in seiner Enzyklika darstellte in seinen ganzen Facetten. Die Modernisten glauben nicht an die Offenbarung der Heiligen Schrift und der mündlichen Ueberlieferung, sollen behaupten, dass Gott sich den einzelnen Menschen offenbarung in ihrem Unterbewusstsein. Nein! Der Glaube kommt von aussen an uns heran und wir erhalten ihn von der Kirche in der Predigt und der Lehre, die von Gott der Kirche übergeben wurde..

Quelle: Neuner-Roos: Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, München 1938.

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