Die klingende Schelle an der Narrenmütze
Predigt von P. Michael Wildfeuer zu Septuagesima 2019
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.
Die Welt feiert heute Karneval, besonders hier in dieser Fasnachtsregion. Zu uns nach Volkertshausen kommen 100 Busse und 8000 Narren. Drei Tage lang, alle Zünfte der Umgebung müssen dabei sein.
Als ich gestern Abend oben auf dem Hügel in unserer Kirche Brevier betete, dröhnte an mein Ohr das Gedonner der Disco-Bässe und das Getrommel des Schlagzeugs: Ich dachte, jetzt bist Du wie Moses oben auf dem Berg im Gespräch mit Gott, und unten tanzt das Volk. Und ich dachte: Jetzt muss ich wie Moses Fürbitte einlegen.
Dazu passt der zweite Teil der heutigen Lesung: Unsere Väter sind alle durch das Meer gezogen, haben dieselbe geistige Speise gegessen und denselben geistigen Trank geschlürft. Der Durchzug durch das Rote Meer entspricht der hl. Taufe, das Manna der hl. Hostie, der geistige Trank dem Blut Christi.
Und dann das Erschütternde: Und doch hatte Gott an den meisten von ihnen kein Wohlgefallen.
600 000 Juden zogen gesund und quietschfidel von Ägypten aus, aber nur wenige kamen im Gelobten Land an (nicht einmal Moses). Das ist vorbildlich geschehen.
Der hl. Augustinus sagt in seiner genialen Sprache: Im Alten Testament ist das Neue verborgen (latet), im Neuen ist das Alte offenbar (patet). Im Lateinischen ein herrliches Wortspiel: latet – patet.
Wie das auserwählte Volk damals, so das auserwählte Volk heute: Viele sind getauft, haben die hl. Erstkommunion empfangen. Und heute hopst man um das Disco-Kalb und feiert Narrenmessen. Christus flicht selbst eine Geißel und treibt die Händler aus dem Tempel. Was würde er mit den Jecken im Tempel machen?
Und doch blühte der Karneval gerade in katholischen Gegenden: Köln, Mainz, München, Rom, Venedig. Als solcher also solche nicht schlecht. Oder? Die Päpste Clemens IV. (13. Jh.), Paul II. (15. Jh.) und sein Nachfolger Sixtus IV. (15. Jh.), Clemens XI. (18. Jh.), Benedikt XIV. (18. Jh.) haben ihn gut geheißen und waren teilweise bei den Spielen sogar dabei.
Die Welt scheint auf den Kopf gestellt. Die Erklärung kann in der Zweistaatentheorie des hl. Augustinus gefunden werden: Da gibt es den Staat Gottes und den Staat der Welt oder des Teufels. Der Staat Gottes ist die Caritas-Gemeinschaft, die Menschen im Stand der Gnade. Der Staat des Teufels ist die Cupido-Gemeinschaft (cupido = die Begierde), die Menschen im Stand der Todsünde: die Weisen und die Toren. Die Weisheit wird in der Hl. Schrift hochgepriesen: Ich schätzte sie höher als Zepter und Thron und erachtete im Vergleich mit ihr den Reichtum für nichts. Den kostbarsten Edelstein stellte ich ihr nicht gleich; denn neben ihr ist alles Gold nur ein wenig Sand, und Silber gilt neben ihr nur als Unrat (Weish 7. Kap.).
Im – nicht-pervertierten! – Fasching hat man die Torheit gespielt, die Torheit der Welt und des Sünders. Z. B. die Schellen an den Zipfeln der Narrenmütze (Und hätte ich die Liebe nicht wäre ich eine klingende Schelle 1 Kor 13,1). Das „Fleckerlhäs“ stellt die Sündenflecken dar, Harlekin kommt wohl von Harilo, dem Führer des Totenheeres und so vieles andere.
Treffend wird von der Hl. Schrift die Torheit der Gottlosen beschrieben. Ich finde diese Stelle packend:
Sie, die Narren, sagen: Denn von ungefähr sind wir entstanden (Weish 2,2). Ist das nicht der nebulose Urknall vor 18 Milliarden Jahren und die nebulose Evolution? Weiter sagen sie: Und später werden wir sein, als wären wir nie gewesen (ebd). Entspricht das nicht dem vermuteten Wärmetod des Weltalls in 1‘800 Milliarden Jahren? Weiter sagen sie: Denn Dunst ist der Hauch unserer Nase, das Denken ein Funke beim Schlag unseres Herzens (ebd). Entspricht das nicht unserer Hirnforschung, für die wir astronomische Summen ausgeben und dann doch nicht erkennen, was Geist und Seele ist?
Erlischt der Funke, so wird zu Asche der Leib, und der Geist zerflattert wie dünne Luft (Weish 2,3). Darum können wir natürlich unseren Leichnam kremieren. Klar. Unser Leben zieht hin wie die Spur einer Wolke und verweht wie der Nebel (ebd).
Also auf! Voll hinein in die Cupido, in die Begierlichkeit: Herbei denn! Lasst uns die Güter, die da sind, genießen! Lasst uns eifrig die Welt benützen wie in der Jugend! Keiner von uns entziehe sich unserem üppigen Treiben! Überall wollen wir Zeichen der Lust hinterlassen (Weish 2,6)! Morgen werden wir die Zeichen der Lust auf unseren Straßen sehen: die leeren Bier- und Schnapsflaschen.
So ist der Fasching verkommen wie so vieles in unserem einst christlichen Abendland.
Ihr könnt aber meinetwegen Euch schon verkleiden und einen Narren oder sonst was spielen. Aber Karneval feiern darf nur, wer die Fastenzeit hält, wie Kardinal Michael Faulhaber gesagt hat. Der Sinn Eures Feierns muss sein: Ich will nicht in der Torheit von Welt und Teufel verharren und mit Welt und Teufel in der Hölle landen. Nein, im Gegenteil, ich will die Narrheit ablegen und durch eine tüchtigen Fastenzeit mit Christus nach Jerusalem hinaufziehen und durch die Buße zu einem frohen, österlichen Menschen werden und mit der größten Herzenfreude an Ostern das Alleluja singen. Amen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.
Die Welt feiert heute Karneval, besonders hier in dieser Fasnachtsregion. Zu uns nach Volkertshausen kommen 100 Busse und 8000 Narren. Drei Tage lang, alle Zünfte der Umgebung müssen dabei sein.
Als ich gestern Abend oben auf dem Hügel in unserer Kirche Brevier betete, dröhnte an mein Ohr das Gedonner der Disco-Bässe und das Getrommel des Schlagzeugs: Ich dachte, jetzt bist Du wie Moses oben auf dem Berg im Gespräch mit Gott, und unten tanzt das Volk. Und ich dachte: Jetzt muss ich wie Moses Fürbitte einlegen.
Dazu passt der zweite Teil der heutigen Lesung: Unsere Väter sind alle durch das Meer gezogen, haben dieselbe geistige Speise gegessen und denselben geistigen Trank geschlürft. Der Durchzug durch das Rote Meer entspricht der hl. Taufe, das Manna der hl. Hostie, der geistige Trank dem Blut Christi.
Und dann das Erschütternde: Und doch hatte Gott an den meisten von ihnen kein Wohlgefallen.
600 000 Juden zogen gesund und quietschfidel von Ägypten aus, aber nur wenige kamen im Gelobten Land an (nicht einmal Moses). Das ist vorbildlich geschehen.
Der hl. Augustinus sagt in seiner genialen Sprache: Im Alten Testament ist das Neue verborgen (latet), im Neuen ist das Alte offenbar (patet). Im Lateinischen ein herrliches Wortspiel: latet – patet.
Wie das auserwählte Volk damals, so das auserwählte Volk heute: Viele sind getauft, haben die hl. Erstkommunion empfangen. Und heute hopst man um das Disco-Kalb und feiert Narrenmessen. Christus flicht selbst eine Geißel und treibt die Händler aus dem Tempel. Was würde er mit den Jecken im Tempel machen?
Und doch blühte der Karneval gerade in katholischen Gegenden: Köln, Mainz, München, Rom, Venedig. Als solcher also solche nicht schlecht. Oder? Die Päpste Clemens IV. (13. Jh.), Paul II. (15. Jh.) und sein Nachfolger Sixtus IV. (15. Jh.), Clemens XI. (18. Jh.), Benedikt XIV. (18. Jh.) haben ihn gut geheißen und waren teilweise bei den Spielen sogar dabei.
Die Welt scheint auf den Kopf gestellt. Die Erklärung kann in der Zweistaatentheorie des hl. Augustinus gefunden werden: Da gibt es den Staat Gottes und den Staat der Welt oder des Teufels. Der Staat Gottes ist die Caritas-Gemeinschaft, die Menschen im Stand der Gnade. Der Staat des Teufels ist die Cupido-Gemeinschaft (cupido = die Begierde), die Menschen im Stand der Todsünde: die Weisen und die Toren. Die Weisheit wird in der Hl. Schrift hochgepriesen: Ich schätzte sie höher als Zepter und Thron und erachtete im Vergleich mit ihr den Reichtum für nichts. Den kostbarsten Edelstein stellte ich ihr nicht gleich; denn neben ihr ist alles Gold nur ein wenig Sand, und Silber gilt neben ihr nur als Unrat (Weish 7. Kap.).
Im – nicht-pervertierten! – Fasching hat man die Torheit gespielt, die Torheit der Welt und des Sünders. Z. B. die Schellen an den Zipfeln der Narrenmütze (Und hätte ich die Liebe nicht wäre ich eine klingende Schelle 1 Kor 13,1). Das „Fleckerlhäs“ stellt die Sündenflecken dar, Harlekin kommt wohl von Harilo, dem Führer des Totenheeres und so vieles andere.
Treffend wird von der Hl. Schrift die Torheit der Gottlosen beschrieben. Ich finde diese Stelle packend:
Sie, die Narren, sagen: Denn von ungefähr sind wir entstanden (Weish 2,2). Ist das nicht der nebulose Urknall vor 18 Milliarden Jahren und die nebulose Evolution? Weiter sagen sie: Und später werden wir sein, als wären wir nie gewesen (ebd). Entspricht das nicht dem vermuteten Wärmetod des Weltalls in 1‘800 Milliarden Jahren? Weiter sagen sie: Denn Dunst ist der Hauch unserer Nase, das Denken ein Funke beim Schlag unseres Herzens (ebd). Entspricht das nicht unserer Hirnforschung, für die wir astronomische Summen ausgeben und dann doch nicht erkennen, was Geist und Seele ist?
Erlischt der Funke, so wird zu Asche der Leib, und der Geist zerflattert wie dünne Luft (Weish 2,3). Darum können wir natürlich unseren Leichnam kremieren. Klar. Unser Leben zieht hin wie die Spur einer Wolke und verweht wie der Nebel (ebd).
Also auf! Voll hinein in die Cupido, in die Begierlichkeit: Herbei denn! Lasst uns die Güter, die da sind, genießen! Lasst uns eifrig die Welt benützen wie in der Jugend! Keiner von uns entziehe sich unserem üppigen Treiben! Überall wollen wir Zeichen der Lust hinterlassen (Weish 2,6)! Morgen werden wir die Zeichen der Lust auf unseren Straßen sehen: die leeren Bier- und Schnapsflaschen.
So ist der Fasching verkommen wie so vieles in unserem einst christlichen Abendland.
Ihr könnt aber meinetwegen Euch schon verkleiden und einen Narren oder sonst was spielen. Aber Karneval feiern darf nur, wer die Fastenzeit hält, wie Kardinal Michael Faulhaber gesagt hat. Der Sinn Eures Feierns muss sein: Ich will nicht in der Torheit von Welt und Teufel verharren und mit Welt und Teufel in der Hölle landen. Nein, im Gegenteil, ich will die Narrheit ablegen und durch eine tüchtigen Fastenzeit mit Christus nach Jerusalem hinaufziehen und durch die Buße zu einem frohen, österlichen Menschen werden und mit der größten Herzenfreude an Ostern das Alleluja singen. Amen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.