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EXKLUSIV: Kardinal Pell zum Synodenabschluss: „Es ist viel besser, als wir befürchteten“

Gestern kommentierte Kardinal George Pell bei der Generalversammlung der „Una Voce Föderation“ das Abschlussdokument der Familiensynode. Er erklärte, dass die Synode „harte Arbeit“ geleistet hat.

Das Abschlussdokument hat 94 Paragraphen. Insbesondere bei den Paragraphen 84, 85 und 86 stimmte eine bedeutende Minderheit dagegen:

84: 187 Ja zu 72 Nein.
85: 178 Ja zu 80 Nein.
86: 190 Ja zu 64 Nein.

Pell erklärt, dass die Minderheit die Texte ablehnte, weil sie die wahre Lehre nicht klar genug ausgedrückt fand. Er entschuldigt die Synodenväter, dass sie, obwohl es Bischöfe sind, „keine oder nicht viel thomistische Philosophie“ gelernt haben.

Der Kardinal beurteilt den Paragraphen über das Gewissen als besonders gefährlich, weil die Leute das „Gewissen“ missbrauchen könnten, um das zu tun „was sie wollen“. Doch dieser Paragraph ist in den letzten Tagen umgeschrieben worden: „Man muss es studieren, aber es ist grundsätzlich gut.“

Pell erklärt weiter, dass sich die Synode nicht um die drei Themen Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete, die Idee des Gewissens und die Akzeptanz von Homosexualität drehte.

Der Kardinal gibt zu, dass die Sprache des Abschlussdokuments „anders“ und „wortlastig“ ist. Es handle sich nicht um ein Dokument, das er so geschrieben hätte: „Einige Leute werden sagen, dass es schrecklich ist, aber es ist nicht schrecklich.“

Für Pell ist die abschließende Version im Vergleich zum Entwurf fast ein Wunder: „Die Synode selbst ist viel viel besser als das Schlimmste, was wir befürchtet haben.“

Im Abschlussdokument finde sich nichts über eine Billigung der Kommunion an geschiedene Widerverheiratete, nichts über einen Prozess der Buße und nichts, das homosexuelle Aktivitäten rechtfertigen würde. Im Dokument sei die katholische Lehre klar ausgesagt.

Pell geht davon aus, dass es Versuche geben wird, den Texte zu verdrehen.

Er erwähnt, dass es - gemäß dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller - an keiner Stelle des veröffentlichten Dokuments einen lehrmäßigen Irrtum gibt.
Zivilcourage
Zitat aus der Rede von Dr. Emanuel Aydin beim Marsch für die Familie im vergangenen Juni in Wien: "Wir hoffen daher, dass die Familiensynode, die im Herbst in Rom stattfinden wird, die Wahrheit des christlichen Familienideals bekräftigt und nicht in Frage stellt." Dr. Aydin ist Chorepiskopos der Syrisch-orthodoxen Kirche in Wien.
TMB
@Eugenia-Sarto und @Elisabetta: Sie sind mir beide zu negativ. "Aber die Praxis erlaubt nun, die Lehre zu umgehen": Das ist immer so. "Warum sollten sie das nach der Synode nicht tun?": Das hängt nicht vom Abschlussdokument ab.
Es war viel Schlimmeres zu befürchten, sicherlich wurde viel für ein gutes katholisches Ergebnis gebetet. Dafür bin ich dankbar.
Elisabetta
Pell geht davon aus, dass es Versuche geben wird, die Texte zu verdrehen.
Und diesen Versuchen wird auch der Papst nicht Einhalt gebieten, weil sie ja von jenen Bischöfen unternommen werden, die schon jetzt die wahre Lehre nach Belieben verdreht haben. Warum sollten sie das nach der Synode nicht tun?
Santiago_
🙏
Rückkehr-Ökumene
ich bezweifle, dass die als konservativ betrachteten Bischöfe (alle erkennen das Pastoralkonzil uneingeschränkt an) den Radikalen auf der Synode geistig gewachsen waren. Auch auf dem Konzil hatte offenbar z. B. keiner der konservativen Bischöfe erkannt, welche Sprengkraft die "subsistit-in-Lehre" hat; hinterher waren sie entsetzt. Und in Bezug auf die Erklärung über die Religionsfreiheit haben die …Mehr
ich bezweifle, dass die als konservativ betrachteten Bischöfe (alle erkennen das Pastoralkonzil uneingeschränkt an) den Radikalen auf der Synode geistig gewachsen waren. Auch auf dem Konzil hatte offenbar z. B. keiner der konservativen Bischöfe erkannt, welche Sprengkraft die "subsistit-in-Lehre" hat; hinterher waren sie entsetzt. Und in Bezug auf die Erklärung über die Religionsfreiheit haben die damaligen Radikalen mit ihrem Einspruch: "Nur Personen haben Rechte", das Argument der Konservativen: "Rechte hat nur die Wahrheit" offenbar mit Erfolg ins Feld geführt.
Ich habe jedenfalls nie in Büchern über das Konzil gelesen, dass die Konservativen dagegen vorgebracht haben: "Halt, ihr tut ja so, als ob die Wahrheit eine Sache wäre, aber Christus sagt doch von sich: "Ich bin die Wahrheit" "
Hoffentlich waren auf der Synode nicht wieder die geistig stärkeren Bischöfe auf der Seite der Progressisten.
Eugenia-Sarto
Es ist doch wie gehabt: Die Lehre wird noch festgehalten. Aber die Praxis erlaubt nun, die Lehre zu umgehen. Ein glatter Betrug. Das müsste der Kardinal nun auch sehen.