Das fröhliche Singen der Soldaten beim Marschieren ist ein alter Propagandatrick der Herrschenden und passt nicht zum Ernst der Kriegsübung, die auf Töten und Getötet-Werden zielt. Auch junge Menschen, die ernsthaft politisch engagiert sind, sollten angesichts der Weltlage nicht singen; wer dennoch heute noch singt, zeigt, wie wenig er von den Klima-, Hunger-, Krankheits- und Populismuskatastrophen wirklich verinnerlicht hat. Wenn Politiker fordern, dass die CDU-Jugend etwas anderes singen soll, zeigen sie denselben Unernst, der grundsätzlich im Singen steckt. Besonders schmählich, wenn Leute in Smoking und Abendkleidern den Diven der Opern lauschen, die tiefes menschliches Leid mit schönen Klängen verklären und zynisch wegsingen. Jedes noch so ernste Lied oder Musikstück bedeutet Verharmlosung des Eigentlichen. Am 9. November 2018 haben Bundespräsident und Kanzlerin feierlichen Klängen gelauscht und damit der politisch interessierten Jugend ein denkbar schlechtes Vorbild gegeben.