Raphael
262K

Zum Katechismus der katholischen Kirche

Zum Katechismus unserer Kirche! Tolle lege(nimm und lies!)Kompendium [Deutsch]Mehr
Zum Katechismus unserer Kirche!
Tolle lege(nimm und lies!)Kompendium
[Deutsch]
Anemone
Zum Katechismus unserer Kirche! Tolle lege(nimm und lies!)Kompendium [Deutsch]
Annemi
Zum Katechismus unserer Kirche! Tolle lege(nimm und lies!)Kompendium [Deutsch] 👏
Annemi
ERSTES KAPITEL
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“

Das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben

442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex 20, 2)?
2083-2094
2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren und zu …Mehr
ERSTES KAPITEL
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“


Das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben


442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex 20, 2)?
2083-2094
2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren und zu entfalten und die Sünden zu meiden, die ihnen entgegenstehen. Der Glaube hält an Gott fest und weist alles zurück, was ihm widerspricht, wie zum Beispiel den freiwilligen Glaubenszweifel, den Unglauben, die Häresie, die Apostasie und das Schisma. Die Hoffnung erwartet voll Vertrauen die beseligende Schau Gottes und seine Hilfe, und sie meidet Verzweiflung und Vermessenheit. Die Liebe liebt Gott über alles: Darum müssen Gleichgültigkeit, Undankbarkeit, Lauheit, Überdruss oder geistige Trägheit und der Hass gegen Gott, der dem Stolz entspringt, gemieden werden.

443. Was verlangt das Wort des Herrn: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Mt 4, 10)?
2095-2105
2135-2136
Es verlangt: Gott als den Herrn aller Dinge anbeten; ihm einzeln und gemeinschaftlich die ihm gebührende Verehrung erweisen; in Lob, Dank und Bitte zu ihm beten; ihm Opfer darbringen, vor allem das geistige Opfer unseres Lebens in Vereinigung mit dem vollkommenen Opfer Christi; die ihm gemachten Versprechen und Gelübde einhalten.

444. Wie übt der Mensch sein Recht aus, Gott in Wahrheit und in Freiheit zu ehren?
2104-2109
2137
Jeder Mensch hat das Recht und die moralische Pflicht, die Wahrheit, besonders in dem, was Gott und seine Kirche betrifft, zu suchen und die erkannte Wahrheit aufzunehmen und treu zu bewahren, indem er Gott echte Verehrung erweist. Zugleich verlangt die Würde der menschlichen Person, dass im religiösen Bereich niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, einzeln oder in Verbindung mit anderen innerhalb der gerechten Grenzen der öffentlichen Ordnung nach seinem Gewissen zu handeln.

445. Was verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (Ex 20, 2)?
2110-2128
2138-2140
Dieses Gebot verbietet:
die Vielgötterei und den Götzendienst, der ein Geschöpf, die Macht, das Geld oder sogar den Teufel anstelle Gottes verehrt;
den Aberglauben, der eine Entgleisung der Verehrung ist, die dem wahren Gott gebührt, und der auch in den verschiedenen Formen der Wahrsagerei, der Magie, der Zauberei und des Spiritismus zum Ausdruck kommt;
die Verfehlungen gegen die Gottesverehrung: die Versuchung Gottes in Worten oder Taten; das Sakrileg, bei dem geweihte Personen oder Gegenstände, vor allem die Eucharistie, entweiht werden; die Simonie, also die Absicht, geistliche Dinge zu kaufen oder zu verkaufen;
den Atheismus, der die Existenz Gottes leugnet und oft auf einer falschen Auffassung von der menschlichen Autonomie gründet;
den Agnostizismus, demzufolge man über Gott nichts wissen kann und der auch die Gleichgültigkeit und den praktischen Atheismus einschließt.

446. Verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst dir kein Gottesbild machen…“ (Ex 20, 4) die Verehrung der Bilder?
2129-2132
2141
Im Alten Testament untersagte dieses Gebot, den absolut transzendenten Gott darzustellen. Ausgehend von der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist die christliche Verehrung der heiligen Bilder gerechtfertigt (wie das zweite Konzil von Nizäa im Jahr 787 bestätigt), denn sie beruht auf dem Mysterium des Mensch gewordenen Sohnes Gottes, in dem der transzendente Gott sichtbar wird. Es geht dabei nicht um die Anbetung eines Bildes, sondern um die Verehrung der Person, die auf dem Bild dargestellt ist: Christus, die Jungfrau, die Engel oder die Heiligen.

Das Zweite Gebot:
Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren


447. Wie achtet man die Heiligkeit des Namens Gottes?
2142-2149
2160-2162
Man achtet den heiligen Namen Gottes, wenn man ihn anruft, ihn preist, ihn lobt und ihn verherrlicht. Darum sind zu meiden: der Missbrauch, sich auf den Namen Gottes zu berufen, um ein Verbrechen zu rechtfertigen, sowie jeder ungeziemende Gebrauch seines Namens; die Gotteslästerung, die ihrer Natur nach eine schwere Sünde ist; die Flüche und die Untreue gegenüber den im Namen Gottes gemachten Versprechen.

448. Warum ist der Meineid verboten?
2150-2151
2163-2164
Weil man damit Gott, der die Wahrheit selbst ist, zum Zeugen für eine Lüge nimmt.

„Schwöre nicht, weder beim Schöpfer noch beim Geschöpf, es sei denn mit Wahrheit, aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht!“ (hl. Ignatius von Loyola).

449. Was ist der Eidbruch?
2152-2155
Eidbruch bedeutet, unter Eid ein Versprechen abzulegen, das man gar nicht zu halten beabsichtigt oder nachträglich bricht. Der Eidbruch ist eine schwere Sünde gegen Gott, der seine Versprechen stets treu hält.

Das dritte Gebot:
Du sollst den Tag des Herrn heiligen


450. Warum hat Gott „den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt“ (Ex 20, 11)?
2168-2172
2189
Weil man am Sabbat der Ruhe Gottes am siebten Schöpfungstag gedenkt, wie auch der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens und des Bundes, den der Herr mit seinem Volk geschlossen hat.

451. Wie verhält sich Jesus gegenüber dem Sabbat?
2173
Jesus anerkennt die Heiligkeit des Sabbat und gibt mit göttlicher Autorität dessen wahren Sinn an: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2, 27).

452. Warum wurde der Sabbat für die Christen durch den Sonntag ersetzt?
2174-2176
2190-2191
Weil der Sonntag der Tag der Auferstehung Christi ist. Als „erster Tag der Woche“ (Mk 16, 2) erinnert er an die erste Schöpfung; als „achter Tag“, der auf den Sabbat folgt, verweist er auf die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. So ist der Sonntag für die Christen zum ersten aller Tage und aller Feste geworden: zum Tag des Herrn, an dem Christus durch sein Pascha den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbat zur Vollendung führt und die ewige Ruhe des Menschen in Gott ankündigt.

453. Wie heiligt man den Sonntag?
2177-2185
2192-2193
Die Christen heiligen den Sonntag und die anderen gebotenen Feiertage, indem sie an der Eucharistie des Herrn teilnehmen und sich jener Tätigkeiten enthalten, die die Gottesverehrung behindern oder die dem Herrentag eigene Freude und die notwendige geistige und körperliche Erholung stören. Gestattet sind Tätigkeiten, die mit familiären Verpflichtungen oder wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben zusammenhängen - unter der Voraussetzung, dass sie nicht zu Gewohnheiten führen, die für die Sonntagsheiligung, für das Familienleben und für die Gesundheit nachteilig sind.

454. Warum ist es wichtig, dass der Sonntag als gesetzlicher Feiertag anerkannt wird?
2186-2188
2194-2195
Damit alle Menschen tatsächlich die Möglichkeit haben, über ausreichende Ruhe und Muße zu verfügen und so das religiöse, familiäre, kulturelle und gesellschaftliche Leben pflegen zu können; für Betrachtung, Besinnung, Stille und Bildung in angemessener Weise Zeit zu finden; und sich guten Werken, vor allem dem Dienst an kranken und alten Menschen, widmen zu können.

ZWEITES KAPITEL
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“

Das vierte Gebot:
Du sollst Vater und Mutter ehren


455. Was gebietet das vierte Gebot?
2196-2200
2247-2248
Es gebietet, dass wir unsere Eltern und diejenigen achten und ehren, die Gott zu unserem Wohl mit seiner Autorität ausgestattet hat.

456. Welches ist die Natur der Familie gemäß dem Plan Gottes?
2201-2206
2249
Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie. Gott hat die Familie gestiftet und ihr die grundlegende Verfassung gegeben. Ehe und Familie sind auf das Wohl der Gatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet. Zwischen den Mitgliedern einer Familie entstehen persönliche Beziehungen und grundlegende Verantwortungen. In Christus wird die Familie zur Hauskirche, denn sie ist eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

457. Welchen Platz nimmt die Familie in der Gesellschaft ein?
2207-2208
Die Familie ist die Urzelle der menschlichen Gesellschaft. Sie geht jeder Anerkennung durch die öffentliche Autorität voraus. Die familiären Prinzipien und Werte bilden die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens. Das Familienleben ist eine Einübung in das gesellschaftliche Leben.

458. Welche Pflichten hat die Gesellschaft gegenüber der Familie?
2209-2213
2250
Die Gesellschaft hat die Pflicht, Ehe und Familie mit Rücksicht auf das Subsidiaritätsprinzip zu stützen und zu stärken. Die staatlichen Gewalten müssen die wahre Eigenart von Ehe und Familie, die öffentliche Sittlichkeit sowie die Rechte der Eltern und den häuslichen Wohlstand anerkennen, hüten und fördern.

459. Welche Pflichten haben die Kinder gegenüber ihren Eltern?
2214-2220
2251
Die Kinder schulden ihren Eltern Achtung, Dankbarkeit, Folgsamkeit und Gehorsam. Auf diese Weise, und auch durch gute Beziehungen zwischen den Geschwistern, tragen sie zu einer wachsenden Harmonie und Heiligkeit des ganzen Familienlebens bei. In Not, Krankheit, Einsamkeit und im Alter sollen die erwachsenen Kinder ihren Eltern moralisch und materiell beistehen.

460. Welche Pflichten haben die Eltern gegenüber ihren Kindern?
2221-2231
Die Eltern, die an der göttlichen Vaterschaft teilhaben, sind für die Kinder die Erstverantwortlichen in der Erziehung und die ersten Glaubensboten. Sie haben die Pflicht, ihre Kinder als Personen und als Kinder Gottes zu lieben und zu achten und so weit wie möglich für ihre leiblichen und geistigen Bedürfnisse zu sorgen. Sie sollen für die Kinder eine geeignete Schule wählen und ihnen mit klugen Ratschlägen bei der Wahl des Berufes und des Lebensstandes beistehen. Insbesondere haben sie die Aufgabe, sie im christlichen Glauben zu erziehen.

461. Wie erziehen die Eltern ihre Kinder im christlichen Glauben?
2225-2226
2252-2253
Hauptsächlich durch das Beispiel, das Gebet, die Familienkatechese und die Teilnahme am kirchlichen Leben.

462. Sind die familiären Bindungen ein absoluter Wert?
2232-2233
Die Familienbande sind zwar wichtig, aber nicht absolut. Denn die erste Berufung des Christen besteht darin, Christus nachzufolgen und ihn zu lieben: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10, 37). Freudig sollen die Eltern ihren Kindern helfen, Jesus nachzufolgen, und zwar in jedem Lebensstand, auch im gottgeweihten Leben oder im priesterlichen Dienst.

463. Wie ist die Autorität in den verschiedenen Bereichen der bürgerlichen Gesellschaft auszuüben?
2234-2237
2254
Sie ist immer als ein Dienst auszuüben. Dabei müssen die Grundrechte des Menschen, eine gerechte Rangordnung der Werte, die Gesetze, die austeilende Gerechtigkeit und das Prinzip der Subsidiarität beachtet werden. Jeder muss bei der Ausübung der Autorität das Interesse der Gemeinschaft und nicht den persönlichen Vorteil suchen und seine Entscheidungen an der Wahrheit über Gott, den Menschen und die Welt ausrichten.

464. Welche Pflichten haben die Bürger gegenüber den staatlichen Behörden?
2238-2241
2255
Die der Autorität Unterstellten sollen ihre Vorgesetzten als Diener Gottes ansehen und mit ihnen in loyaler Weise zusammenarbeiten, damit das öffentliche und gesellschaftliche Leben gut funktioniert. Dies beinhaltet die Heimatliebe und den Einsatz für das Vaterland, das Recht und die Pflicht zur Teilnahme an Wahlen, das Zahlen der Steuern, die Landesverteidigung und das Recht auf eine konstruktive Kritik.

465. Wann darf der Bürger den staatlichen Behörden nicht gehorchen?
2242-2246
2256-2257
Der Bürger hat die Gewissenspflicht, nicht zu gehorchen, wenn Gesetze der staatlichen Behörden den Forderungen der sittlichen Ordnung widersprechen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29).

Das fünfte Gebot:
Du sollst nicht töten


466. Warum muss das menschliche Leben geachtet werden?
2258-2262
2318-2320
Weil es heilig ist. Von seinem Beginn an bedarf es der Schöpfermacht Gottes und bleibt für immer in einer besonderen Beziehung zu seinem Schöpfer, der sein einziges Ziel ist. Niemandem ist es erlaubt, ein unschuldiges menschliches Wesen direkt zu zerstören, weil dies schwer gegen die Menschenwürde und gegen die Heiligkeit des Schöpfers verstößt. „Wer unschuldig und im Recht ist, den bring nicht um sein Leben“ (Ex 23, 7).

467. Warum verstößt die rechtmäßige Verteidigung von Menschen und Gesellschaften nicht gegen diese Norm?
2263-2265
2321
Weil es bei der Notwehr um die Entscheidung zur Selbstverteidigung und um die Geltendmachung des Lebensrechtes seiner selbst oder anderer und nicht um die Entscheidung zur Tötung geht. Die Notwehr kann für den, der für das Leben anderer verantwortlich ist, sogar eine schwerwiegende Verpflichtung sein. Die eingesetzte Gewalt darf jedoch das notwendige Maß nicht überschreiten.

468. Wozu dient eine Strafe?
2266
Eine Strafe, die von einer rechtmäßigen öffentlichen Autorität verhängt wird, hat das Ziel, die durch das Vergehen herbeigeführte Unordnung wieder gutzumachen, die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Personen zu verteidigen und zur Besserung des Schuldigen beizutragen.

469. Welche Strafe darf verhängt werden?
2266-2267
Die verhängte Strafe muss der Schwere der Straftat angemessen sein. Infolge der Möglichkeiten, über die der Staat verfügt, um das Verbrechen zu unterdrücken und den Täter unschädlich zu machen, sind heute die Fälle, in denen die Todesstrafe absolut notwendig ist, „schon sehr selten oder praktisch überhaupt nicht mehr gegeben“ (Enzyklika Evangelium vitae). Wenn unblutige Mittel hinreichend sind, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls, sind der Würde der Person angemessener und nehmen dem Schuldigen nicht endgültig die Möglichkeit der Besserung.

470. Was verbietet das fünfte Gebot?
2268-2283
2322-2325
Das fünfte Gebot verbietet als schwerwiegende Verstöße gegen das Sittengesetz:
den direkten und willentlichen Mord und die Beihilfe dazu;
die direkte Abtreibung, als Ziel oder als Mittel gewollt, und die Mitwirkung daran; dieses Vergehen wird mit der Exkommunikation bestraft, weil das menschliche Wesen von der Empfängnis an in seiner Unversehrtheit absolut zu achten und zu schützen ist;
die direkte Euthanasie, die darin besteht, dass man durch eine Tat oder die Unterlassung einer geschuldeten Handlung dem Leben behinderter, kranker oder sterbender Menschen ein Ende setzt;
den Selbstmord und die freiwillige Beihilfe dazu, weil er ein schwerer Verstoß gegen die rechte Liebe zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten ist. Die Verantwortung dafür kann aufgrund eines Ärgernisses verstärkt oder wegen besonderer psychischer Störungen oder schwerer Furcht vermindert werden.

471. Welche medizinischen Verfahren sind gestattet, wenn der Tod unmittelbar bevorsteht?
2278-2279
Die Pflege, die man gewöhnlich einer kranken Person schuldet, darf nicht abgebrochen werden. Erlaubt sind dagegen die Verwendung schmerzlindernder Mittel, die nicht auf den Tod abzielen, sowie der Verzicht auf die Anwendung medizinischer Verfahren, die in keinem Verhältnis stehen und bei denen es keine begründete Hoffnung auf einen positiven Ausgang gibt.

472. Warum muss die Gesellschaft jeden Embryo schützen?
2273, 2323
Das unveräußerliche Lebensrecht jedes Menschen von der Empfängnis an ist ein Grundprinzip der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Gesetzgebung. Wenn sich die Staatsmacht nicht in den Dienst der Rechte aller - und besonders der Schwächsten, zu denen die Ungeborenen gehören – stellt, werden die Grundmauern des Rechtsstaates untergraben.

473. Wie vermeidet man das Ärgernis?
2284-2287
2326
Das Ärgernis besteht darin, andere zum Bösen zu verleiten. Man vermeidet das Ärgernis, wenn man die Seele und den Leib der Person achtet. Wenn man andere absichtlich zu einer schlimmen Verfehlung verleitet, begeht man eine schwere Sünde.

474. Welche Pflicht haben wir gegenüber dem Leib?
2288-2291
Wir sollen in vernünftiger Weise für die eigene leibliche Gesundheit und die Gesundheit anderer Sorge tragen, dabei jedoch den Körperkult und jede Art von Übertreibungen meiden. Außerdem sind der Genuss von Drogen, die zu äußerst schweren Schädigungen der Gesundheit und des menschlichen Lebens führen, sowie das Übermaß an Speisen, Alkohol, Tabak und Medikamenten zu meiden.

475. Wann sind wissenschaftliche, medizinische oder psychologische Experimente an Personen oder Menschengruppen sittlich erlaubt?
2292-2295
Solche Experimente sind sittlich erlaubt, wenn sie im Dienst des ganzheitlichen Wohls der Person und der Gesellschaft stehen und keine unverhältnismäßigen Gefahren für das Leben und die physische und psychische Unversehrtheit der betroffenen Personen mit sich bringen; diese müssen entsprechend informiert und einverstanden sein.

476. Sind die Verpflanzung und das Spenden von Organen vor und nach dem Tod gestattet?
2296
Die Organverpflanzung ist sittlich annehmbar, wenn der Spender seine Zustimmung gegeben hat und keine übermäßigen Gefahren für ihn bestehen. Für die edle Tat der Organspende nach dem Tod muss der tatsächliche Tod des Spenders sicher feststehen.

477. Welche Handlungen stehen im Widerspruch zur Achtung der körperlichen Unversehrtheit der menschlichen Person?
2297-2298
Solche Handlungen sind: Entführungen und Geiselnahmen, Terrorismus, Folterung, Vergewaltigungen, direkte Sterilisation. Nur aus streng therapeutischen Gründen sind Amputationen und Verstümmelungen einer Person sittlich zulässig.

478. Welche Fürsorge schuldet man den Sterbenden?
2299
Sterbende haben ein Recht darauf, die letzten Momente ihres irdischen Daseins in Würde zu leben. Man soll ihnen vor allem durch das Gebet und die Sakramente beistehen, die auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott vorbereiten.

479. Wie soll man die Leiber der Verstorbenen behandeln?
2300-2301
Die Leiber der Verstorbenen sind ehrfürchtig und liebevoll zu behandeln. Die Einäscherung ist gestattet, sofern sie nicht die Auferstehung des Fleisches in Frage stellen will.

480. Was fordert der Herr von jeder Person im Blick auf den Frieden?
2302-2303
2330
Der Herr, der jene selig preist, „die Frieden stiften“ (Mt 5, 9), fordert den Frieden des Herzens. Als unsittlich verurteilt er den Zorn, der das Verlangen nach Rache für ein erfahrenes Übel ist, sowie den Hass, der dem Nächsten absichtlich Böses wünscht. Wenn man diesen Haltungen willentlich und in Dingen von großer Bedeutung zustimmt, sind es schwere Sünden gegen die Liebe.

481. Was ist der Friede in der Welt?
2304-2305
Der Friede in der Welt, der für die Achtung und die Entfaltung des menschlichen Lebens erforderlich ist, besteht nicht einfach darin, dass kein Krieg ist oder ein Gleichgewicht der einander entgegengesetzten Kräfte herrscht. Der Friede ist die „Ruhe der Ordnung“ (hl. Augustinus), „das Werk der Gerechtigkeit“ (Jes 32, 17) und die Wirkung der Liebe. Der irdische Friede ist Abbild und Frucht des Friedens Christi.

482. Was ist für den Frieden in der Welt erforderlich?
2304-2306
Für den Frieden in der Welt ist erforderlich, dass die persönlichen Güter angemessen verteilt und gesichert sind, die Menschen frei miteinander verkehren können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die Gerechtigkeit und Brüderlichkeit unter den Menschen gepflegt werden.

483. Wann ist der Einsatz militärischer Gewalt sittlich gestattet?
2307-2309
Der Einsatz militärischer Gewalt ist sittlich gerechtfertigt, wenn die folgenden Bedingungen gleichzeitig gegeben sind: die Sicherheit, dass der erlittene Schaden dauerhaft und schwerwiegend ist; die Wirkungslosigkeit aller friedlichen Alternativen; ernsthafte Aussichten auf Erfolg; die Vermeidung von schlimmeren Schäden, auch in Anbetracht der Zerstörungskraft der modernen Waffen.

484. Wem obliegt im Fall der Kriegsgefahr die strenge Beurteilung dieser Bedingungen?
2309-2311
Sie kommt dem klugen Ermessen der Regierenden zu. Diese haben auch das Recht, den Bürgern die Pflicht zur nationalen Verteidigung aufzuerlegen. Sie sollen dabei das persönliche Recht jener achten, die den Waffengebrauch aus Gewissensgründen verweigern, aber dann die Pflicht haben, der Gemeinschaft in anderer Form zu dienen.

485. Was verlangt das sittliche Gesetz im Fall eines Krieges?
2312-2314
2328
Das sittliche Gesetz bleibt immer gültig, auch im Fall eines Krieges. Es verlangt, dass die Zivilbevölkerung, die verwundeten Soldaten und die Kriegsgefangenen menschlich behandelt werden. Vorsätzliche Handlungen gegen das Völkerrecht und Befehle, solche Handlungen auszuführen, sind Verbrechen, für die blinder Gehorsam kein Entschuldigungsgrund sein kann. Massenvernichtungen sowie die Ausrottung eines Volkes oder einer ethnischen Minderheit sind als schwerste Sünden zu verurteilen. Man ist sittlich verpflichtet, sich Befehlen zu widersetzen, die solche Verbrechen anordnen.

486. Was ist zu tun, um den Krieg zu vermeiden?
2315-2317
2327-2330
Wegen der Übel und Ungerechtigkeiten, die jeder Krieg mit sich bringt, muss alles getan werden, was vernünftigerweise möglich ist, um ihn auf jeden Fall zu verhindern. Insbesondere müssen vermieden werden: Anhäufung und Handel von Waffen außerhalb der gesetzlichen Regelungen durch rechtmäßige Gewalten; Ungerechtigkeiten vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht; ethnische und religiöse Diskriminierungen; Neid, Misstrauen, Stolz und der Geist der Rache. Alles, was unternommen wird, um diese und andere Übel zu beseitigen, trägt zum Aufbau des Friedens und zur Vermeidung des Krieges bei.

Das sechste Gebot:
Du sollst nicht Ehebrechen


487. Welche Aufgabe hat der Mensch in Bezug auf seine geschlechtliche Identität?
2331-2336
2392-2393
Gott hat den Menschen als Mann und Frau mit gleicher personaler Würde geschaffen und ihm die Berufung zur Liebe und zur Gemeinschaft eingeprägt. Jeder Mensch muss seine geschlechtliche Identität annehmen und ihre Bedeutung für die ganze Person, ihre spezifische Eigenart für Mann und Frau sowie ihre gegenseitige Ergänzung anerkennen.

488. Was ist die Keuschheit?
2337-2338
2395
Die Keuschheit ist die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person. Die Geschlechtlichkeit wird wahrhaft menschlich, wenn sie in rechter Weise in die Beziehung von Person zu Person integriert ist. Die Keuschheit ist eine sittliche Tugend, ein Geschenk Gottes, eine Gnade, eine Frucht des Geistes.

489. Was erfordert die Tugend der Keuschheit?
2339-2343
2346
Sie erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung als Ausdruck einer menschlichen Freiheit, die auf die Selbsthingabe ausgerichtet ist. Dazu bedarf es einer ganzheitlichen, ständigen Erziehung, die sich in graduellen Wachstumsschritten vollzieht.

490. Welche Mittel helfen, um die Keuschheit zu leben?
2340-2347
Es stehen viele Mittel zur Verfügung: die Gnade Gottes, die Hilfe der Sakramente, das Gebet, die Selbsterkenntnis, die Praxis einer den jeweiligen Situationen angepassten Askese, die Übung der sittlichen Tugenden, besonders der Tugend der Mäßigung, deren Ziel es ist, dass die Leidenschaften von der Vernunft geleitet werden.

491. In welcher Weise sind alle berufen, in Keuschheit zu leben?
2348-2350
2394
In der Nachfolge Christi, der das Vorbild der Keuschheit ist, sind alle berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen: die einen in der Jungfräulichkeit oder in der gottgeweihten Ehelosigkeit, die eine hervorragende Weise ist, sich leichter mit ungeteiltem Herzen Gott hinzugeben; die anderen, die verheiratet sind, indem sie die eheliche Keuschheit leben; und die Unverheirateten, indem sie enthaltsam leben.

492. Welche Hauptsünden gegen die Keuschheit gibt es?
2351-2359
2396
Sünden, die entsprechend der jeweiligen Natur des Gegenstandes schwer gegen die Keuschheit verstoßen, sind: Ehebruch, Selbstbefriedigung, Unzucht, Pornographie, Prostitution, Vergewaltigung, homosexuelle Handlungen. Diese Sünden sind Ausdruck des Lasters der Unkeuschheit. Wenn sie an Minderjährigen begangen werden, wiegen solche Handlungen noch schwerer, weil sie gegen deren physische und moralische Unversehrtheit verstoßen.

493. Weshalb verbietet das sechste Gebot alle Sünden gegen die Keuschheit, obwohl es lautet: „Du sollst nicht ehebrechen“?
2336
Auch wenn es im biblischen Text des Dekalogs heißt: „Du sollst nicht die Ehe brechen“ (Ex 20, 14), folgt die Überlieferung der Kirche den sittlichen Weisungen des Alten und des Neuen Testaments insgesamt und bezieht das sechste Gebot auf alle Sünden gegen die Keuschheit.

494. Welche Aufgabe haben die staatlichen Behörden in Bezug auf die Keuschheit?
2354
Da die staatlichen Behörden die Achtung der Menschenwürde zu fördern haben, sollen sie beitragen, ein für die Keuschheit günstiges Klima zu schaffen. Durch angemessene Gesetze müssen sie auch die Ausbreitung einiger der oben genannten schweren Vergehen gegen die Keuschheit verhindern, um vor allem die Minderjährigen und die Schwächsten zu schützen.

495. Welches sind die Güter der ehelichen Liebe, auf welche die Geschlechtlichkeit hingeordnet ist?
2360-2361
2397-2398
Die Güter der ehelichen Liebe, die für Getaufte durch das Sakrament der Ehe geheiligt ist, sind: Einheit, Treue, Unauflöslichkeit und Bereitschaft zur Fruchtbarkeit.

496. Welche Bedeutung hat der eheliche Akt?
2362-2367
Der eheliche Akt hat eine doppelte Bedeutung: die Vereinigung (die gegenseitige Hingabe der Gatten) und die Fortpflanzung (die Bereitschaft zur Weitergabe des Lebens). Niemand darf die untrennbare Verknüpfung, die Gott zwischen den beiden Bedeutungen des ehelichen Aktes gewollt hat, zerstören, indem er die eine oder die andere ausschließt.

497. Wann entspricht die Empfängnisregelung der sittlichen Ordnung?
2368-2369
2399
Die Empfängnisregelung, die ein Aspekt der verantwortlichen Vater- und Mutterschaft ist, entspricht objektiv der sittlichen Ordnung, wenn sie von den Eheleuten ohne äußeren Zwang und nicht aus Egoismus, sondern aus ernsthaften Gründen und mit Methoden vollzogen wird, die den objektiven Kriterien der Sittlichkeit entsprechen, das heißt durch zeitweilige Enthaltsamkeit und die Wahl von unfruchtbaren Perioden.

498. Welche Mittel zur Empfängnisregelung sind unsittlich?
2370-2372
2399
Jede Handlung ist in sich unsittlich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel. Solche Handlungen sind zum Beispiel die direkte Sterilisation oder die Empfängnisverhütung.

499. Warum sind künstliche Insemination und Befruchtung unsittlich?
2373-2377
Sie sind unsittlich, weil sie die Zeugung von dem Akt trennen, bei dem sich die Gatten einander hingeben, und so eine Herrschaft der Technik über den Ursprung und die Bestimmung der menschlichen Person errichten. Die Techniken der heterologen künstlichen Insemination und Befruchtung, bei denen eine dritte Person außer dem Ehepaar eingeschaltet wird, verletzen außerdem das Recht des Kindes, von einem Vater und einer Mutter abzustammen, die es kennt, die miteinander ehelich verbunden sind und die das ausschließliche Recht haben, dass der eine nur durch den anderen Vater oder Mutter wird.

500. Als was soll ein Kind angesehen werden?
2378, 2398
Das Kind ist ein Geschenk Gottes, das vorzüglichste Geschenk der Ehe. Es gibt kein Recht auf Kinder („das Kind, das einem um jeden Preis zusteht“). Das Kind hat jedoch das Recht, die Frucht des ehelichen Aktes seiner Eltern zu sein; es hat auch das Recht, vom Augenblick seiner Empfängnis an als Person geachtet zu werden.

501. Was können die Eheleute tun, wenn sie keine Kinder bekommen?
2379
Wenn Eheleuten, die alle berechtigten medizinischen Hilfsmittel ausgeschöpft haben, das Geschenk eines Kindes versagt bleibt, können sie ihren Großmut zeigen, indem sie Pflege- oder Adoptivkinder annehmen oder wichtige Dienste zugunsten des Nächsten erfüllen. Auf diese Weise werden sie in reichem Maße geistlich fruchtbar.

502. Welche Verstöße gegen die Würde der Ehe gibt es?
2380-2391
2400
Solche Verstöße sind: Ehebruch, Ehescheidung, Polygamie, Inzest, freies Verhältnis (Zusammenleben, Konkubinat), vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr.

Das siebte Gebot:
Du sollst nicht stehlen


503. Worum geht es im siebten Gebot?
2401-2402
Es geht um die allgemeine Bestimmung und Verteilung der Güter, um das Privateigentum und um die Achtung der Personen, ihrer Güter und der Unversehrtheit der Schöpfung. Die Kirche sieht in diesem Gebot auch das Fundament ihrer Soziallehre, die das rechte Handeln im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben, das Recht und die Pflicht der menschlichen Arbeit, die Gerechtigkeit und die Solidarität unter den Nationen sowie die Liebe zu den Armen umfasst.

504. Unter welchen Voraussetzungen besteht das Recht auf Privateigentum?
2403, 2452
Das Recht auf Privateigentum besteht unter der Voraussetzung, dass man das Eigentum auf gerechte Weise erworben oder bekommen hat und die allgemeine Bestimmung der Güter zur Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen vorrangig bleibt.

505. Welchen Zweck hat das Privateigentum?
2404-2406
Das Privateigentum hat den Zweck, die Freiheit und die Würde der einzelnen Personen zu gewährleisten. Es soll ihnen zudem helfen, den Grundbedürfnissen jener nachzukommen, für die sie verantwortlich sind, und auch anderen beizustehen, die in Not leben.

506. Was gebietet das siebte Gebot?
2407-2415
2450-2451
Das siebte Gebot gebietet die Achtung fremden Gutes durch die Übung der Gerechtigkeit und der Liebe, der Mäßigung und der Solidarität. Insbesondere fordert dieses Gebot, dass gegebene Versprechen und geschlossene Verträge eingehalten werden, dass begangenes Unrecht wiedergutgemacht und unrecht erworbenes Gut zurückgegeben wird, dass die Unversehrtheit der Schöpfung geachtet wird, indem die Bodenschätze, die Pflanzen und Tiere in der ganzen Welt - unter besonderer Beachtung der vom Aussterben bedrohten Arten - klug und maßvoll genutzt werden.

507. Wie soll sich der Mensch den Tieren gegenüber verhalten?
2416-2418
2456-2457
Tiere sind Geschöpfe Gottes. Der Mensch soll sie mit Wohlwollen behandeln. Übertriebene Liebe zu Tieren ist ebenso zu meiden wie ihr wahlloser Gebrauch, vor allem für wissenschaftliche Experimente, welche die vernünftigen Grenzen überschreiten und die Tiere unnötig leiden lassen.

508. Was untersagt das siebte Gebot?
2408-2414
2453-2455
Das siebte Gebot untersagt vor allem den Diebstahl, also die widerrechtliche Aneignung fremden Gutes gegen den vernünftigen Willen des Besitzers. Das geschieht auch bei der Zahlung ungerechter Löhne, bei der Spekulation mit dem Wert von Gütern, um daraus zum Schaden anderer Gewinn zu ziehen, sowie bei der Fälschung von Schecks und Rechnungen. Das siebte Gebot verbietet außerdem Steuerhinterziehung und Betrug im Handel sowie mutwillige Beschädigung privaten oder öffentlichen Eigentums. Es untersagt auch Wucher, Bestechung, privaten Missbrauch von Gesellschaftseigentum, schuldhaft schlechte Ausführung von Arbeiten sowie Verschwendung.

509. Welchen Inhalt hat die Soziallehre der Kirche?
2419-2423
Die Soziallehre der Kirche ist eine organische Entfaltung der Wahrheit des Evangeliums über die Würde der menschlichen Person und seine gesellschaftliche Dimension. Sie enthält Grundsätze für die Reflexion, erarbeitet Maßstäbe des Urteilens und gibt Richtlinien und Orientierungen zum Handeln.

510. Wann mischt sich die Kirche im sozialen Bereich ein?
2420, 2458
Die Kirche mischt sich ein und fällt auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet ein sittliches Urteil, wenn die Grundrechte der Person, das Gemeinwohl oder das Heil der Seelen es erfordern.

511. Wie ist das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu gestalten?
2426, 2459
Es ist - entsprechend seinen eigenen Methoden - im Rahmen der sittlichen Ordnung und der sozialen Gerechtigkeit so zu gestalten, dass es im Dienst des ganzen Menschen und der gesamten menschlichen Gemeinschaft steht. Der Mensch muss Urheber, Mitte und Ziel des wirtschaftlichen und sozialen Lebens sein.

512. Was widerspricht der Soziallehre der Kirche?
2424-2425
Im Widerspruch zur Soziallehre der Kirche stehen Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme, welche die Grundrechte der Personen hintansetzen oder den Profit zu ihrem ausschließlichen Maßstab oder zu ihrem letzten Ziel erheben. Deshalb lehnt die Kirche die Ideologien ab, die in neuerer Zeit mit dem „Kommunismus“ oder mit atheistischen, totalitären Formen des „Sozialismus“ einhergehen. Außerdem weist sie den Individualismus und den absoluten Vorrang der Marktgesetze über die menschliche Arbeit in der Praxis des „Kapitalismus“ zurück.

513. Welche Bedeutung hat die Arbeit für den Menschen?
2427-2428
2460-2461
Die Arbeit ist für den Menschen eine Pflicht und ein Recht. Durch die Arbeit wirkt er mit dem Schöpfergott zusammen. Wenn der Mensch mit Einsatz und Kompetenz arbeitet, entfaltet er seine natürlichen Fähigkeiten, ehrt die Gaben des Schöpfers und die empfangenen Talente, sorgt für sich und die Seinen und dient der menschlichen Gemeinschaft. Darüber hinaus kann die Arbeit mit der Gnade Gottes ein Mittel der Heiligung und der Mitarbeit mit Christus für das Heil der anderen sein.

514. Auf welche Art der Arbeit hat jeder Mensch ein Recht?
2429-2430
2433-2434
Ohne ungerechte Zurücksetzung soll jedem Menschen der Zugang zu einer sicheren, ehrenwerten Arbeit offen stehen. Dabei ist auf die unternehmerische Freiheit und auf eine gerechte Entlohnung zu achten.

515. Welche Verantwortung hat der Staat bezüglich der Arbeit?
2431, 2433
Dem Staat obliegt es, für die Sicherheit der individuellen Freiheiten und des Eigentums sowie für eine stabile Währung und für leistungsfähige öffentliche Dienste zu sorgen. Der Staat hat die Ausübung der Menschenrechte im wirtschaftlichen Bereich zu überwachen und zu leiten. Den Umständen entsprechend soll die Gesellschaft den Bürgern helfen, Arbeit zu finden.

516. Welche Aufgabe haben die Unternehmensleiter?
2432
Die Unternehmensleiter sind für die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen ihrer Tätigkeiten verantwortlich. Sie sollen auf das Wohl der Menschen und nicht nur auf die Steigerung der Gewinne bedacht sein. Gewinne sind aber notwendig, um Investitionen, die Zukunft des Unternehmens, die Arbeitsplätze und eine positive Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens zu sichern.

517. Welche Pflichten haben die Arbeitnehmer?
2435-2436
Sie müssen ihre Arbeit gewissenhaft, mit Kompetenz und Hingabe erfüllen und sich bemühen, eventuelle Streitfragen im Dialog zu lösen. Gewaltloser Streik ist sittlich erlaubt, wenn er ein notwendiges Mittel zu einem angemessenen Nutzen darstellt und auf das Gemeinwohl Rücksicht nimmt.

518. Wie werden Gerechtigkeit und Solidarität zwischen den Nationen verwirklicht?
2437-2441
Auf internationaler Ebene müssen sich alle Nationen und Institutionen in Solidarität und Subsidiarität dafür einsetzen, dass Elend, Ungleichheit der Ressourcen und der ökonomischen Mittel, wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeiten, Ausbeutung der Menschen, Anhäufung der Schulden der armen Länder und unmoralische Mechanismen, welche die Entwicklung der wirtschaftlich schwachen Länder behindern, beseitigt oder wenigstens verringert werden.

519. Wie beteiligen sich die Christen am politischen und gesellschaftlichen Leben?
2442
Die gläubigen Laien greifen direkt in das politische und gesellschaftliche Leben ein, indem sie die irdischen Bereiche mit christlichem Geist durchdringen und als echte Zeugen des Evangeliums und als Diener des Friedens und der Gerechtigkeit mit allen zusammenarbeiten.

520. Woran orientiert sich die Liebe zu den Armen?
2443-2449
2462-2463
Die Liebe zu den Armen orientiert sich am Evangelium der Seligpreisungen und am Beispiel Jesu, der sich ständig den Armen zugewandt hat. Jesus hat gesagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40). Die Liebe zu den Armen zeigt sich im Einsatz gegen die materielle Armut, auch gegen die zahlreichen Formen kultureller, moralischer und religiöser Armut. Die geistigen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit und die vielen Wohltätigkeitseinrichtungen, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, geben ein konkretes Zeugnis für die vorrangige Liebe zu den Armen, welche die Jünger Jesu kennzeichnet.

Das achte Gebot:
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen


521. Welche Pflicht hat der Mensch gegenüber der Wahrheit?
2464-2470
2505
Jeder Mensch ist in seinen Taten und Worten zur Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit berufen. Jeder hat die Pflicht, die Wahrheit zu suchen, an der Wahrheit festzuhalten und sein ganzes Leben an den Forderungen der Wahrheit auszurichten. In Jesus Christus hat sich die Wahrheit Gottes voll und ganz gezeigt: Er ist die Wahrheit. Wer ihm nachfolgt, lebt im Geist der Wahrheit und hütet sich vor Doppelzüngigkeit, Falschheit und Heuchelei.

522. Wie legt man Zeugnis für die Wahrheit ab?
2471-2474
2505-2506
Der Christ muss die Wahrheit des Evangeliums in allen Bereichen seines öffentlichen und privaten Lebens bezeugen, nötigenfalls sogar mit dem Opfer seines eigenen Lebens. Das Martyrium ist das erhabenste Zeugnis, das man für die Wahrheit des Glaubens ablegen kann.

523. Was untersagt das achte Gebot?
2475-2487
2507-2509
Das achte Gebot untersagt:
das falsche Zeugnis, den Meineid und die Lüge, deren Schwere gemessen wird an der Natur der Wahrheit, die sie entstellt, an den Umständen, an den Absichten des Lügners sowie an den Nachteilen, die den Belogenen daraus erwachsen;
das vermessene Urteil, die üble Nachrede, die Diffamation und die Verleumdung, die den guten Ruf und die Ehre, auf die jeder Mensch ein Recht hat, mindern oder zerstören;
die Schmeichelei, die Lobhudelei oder Gefälligkeit, vor allem wenn sie auf schwere Sünden oder auf das Erlangen unrechtmäßiger Vorteile abzielen.
Eine Verfehlung gegen die Wahrheit verlangt Wiedergutmachung, wenn sie anderen Schaden zugefügt hat.

524. Was verlangt das achte Gebot?
2488-2492
2510-2511
Das achte Gebot verlangt die Achtung der Wahrheit, verbunden mit der Diskretion der Liebe: bei der Mitteilung und Information, die stets das persönliche und allgemeine Wohl, den Schutz des Privatlebens und die Gefahr des Ärgernisses berücksichtigen müssen; bei der Wahrung von Berufsgeheimnissen, die immer einzuhalten sind, außer in Sonderfällen bei Vorliegen entsprechend gewichtiger Gründe; und auch bei vertraulichen Mitteilungen, die unter dem Siegel der Verschwiegenheit gemacht wurden.

525. Wie sind die sozialen Kommunikationsmittel zu gebrauchen?
2493-2499
2512
Die Information durch Medien muss im Dienst des Gemeinwohls stehen, inhaltlich stets der Wahrheit entsprechen und bei Beachtung der durch Recht und menschliche Rücksichtnahme gezogenen Grenzen auch vollständig sein. Außerdem muss sie in der Ausdrucksweise ehrlich und angemessen sein und die sittlichen Grundsätze, die legitimen Rechte und die Würde der Person genau beachten.

526. Welche Beziehung besteht zwischen Wahrheit, Schönheit und sakraler Kunst?
2500-2503
2513
Die Wahrheit ist von sich aus schön. Sie bringt den Glanz geistiger Schönheit mit sich. Neben dem Wort gibt es zahlreiche Ausdrucksformen der Wahrheit, besonders die Kunstwerke. Sie sind die Frucht eines von Gott geschenkten Talentes und der Anstrengung des Menschen. Um wahr und schön zu sein, muss die sakrale Kunst das in Christus erschienene Mysterium Gottes erahnen lassen und verherrlichen und zur Anbetung und Liebe Gottes, des Schöpfers und Retters, führen, der die erhabene Schönheit der Wahrheit und der Liebe ist.

Das neunte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau


527. Was verlangt das neunte Gebot?
2514-2517
2528-2530
Das neunte Gebot verlangt, die fleischliche Begierde in Gedanken und Wünschen zu überwinden. Beim Kampf gegen diese Begierde bedarf es der Läuterung des Herzens und der Tugend der Mäßigung.

528. Was untersagt das neunte Gebot?
2518-2519
2531
Das neunte Gebot untersagt, Gedanken und Wünsche in Bezug auf Handlungen zu pflegen, die vom sechsten Gebot untersagt sind.

529. Wie erlangt man die Reinheit des Herzens?
2520, 2532
Mit der Gnade Gottes und im Kampf gegen die ungeordneten Begierden erlangt der Getaufte die Reinheit des Herzens durch die Tugend und die Gabe der Keuschheit, die lautere Absicht, den äußerlich und innerlich reinen Blick, die Beherrschung der Gefühle und der Phantasie und das Gebet.

530. Was verlangt die Reinheit darüber hinaus?
2521-2527
2533
Reinheit verlangt Schamhaftigkeit. Diese wahrt den Intimbereich des Menschen, bringt das Feingefühl der Keuschheit zum Ausdruck und lenkt Blicke und Gesten entsprechend der Würde der Personen und ihrer Gemeinschaft. Sie befreit von einer diffusen Erotik und hält von allem fern, was die krankhafte Neugier fördert. Sie verlangt auch eine Reinigung des gesellschaftlichen Umfeldes durch einen ständigen Kampf gegen die Permissivität der Sitten, die auf einem irrigen Verständnis der menschlichen Freiheit beruht.

Das zehnte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut


531. Was verlangt und was verbietet das zehnte Gebot?
2534-2543
2551-2554
Dieses Gebot ergänzt das vorangehende Gebot und verlangt eine innere Haltung der Achtung gegenüber fremdem Eigentum. Es verbietet die Gier, die ungezügelte Habsucht fremder Güter und den Neid, der darin besteht, dass man traurig ist, weil es einem anderen gut geht, und maßlos danach verlangt, sich dessen Gut anzueignen.

532. Was verlangt Jesus mit der Armut des Herzens?
2544-2547
2555-2556
Jesus macht es seinen Jüngern zur Pflicht, ihn allen und allem vorzuziehen. Die Loslösung vom Reichtum im Geist der evangelischen Armut und das Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, das uns von der ängstlichen Sorge um die Zukunft befreit, sind Vorbereitungen auf die Seligkeit der Armen im Geiste, „denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5, 3).

533. Was ist das größte Verlangen des Menschen?
2548-2550
2557
Das größte Verlangen des Menschen besteht darin, Gott zu schauen. Das ist der Aufschrei seines ganzen Wesens: „Ich will Gott schauen!“ Der Mensch erreicht sein wahres und vollkommenes Glück in der Schau und in der Seligkeit dessen, der ihn aus Liebe erschaffen hat und in seiner grenzenlosen Liebe an sich zieht.

„Wer Gott schaut, hat alle Güter erlangt, die man sich nur denken kann“ (hl. Gregor von Nyssa).
vonarnim
ERSTES KAPITEL
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“

Das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben

442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex 20, 2)?
2083-2094
2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren und zu …Mehr
ERSTES KAPITEL
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“


Das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben


442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex 20, 2)?
2083-2094
2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren und zu entfalten und die Sünden zu meiden, die ihnen entgegenstehen. Der Glaube hält an Gott fest und weist alles zurück, was ihm widerspricht, wie zum Beispiel den freiwilligen Glaubenszweifel, den Unglauben, die Häresie, die Apostasie und das Schisma. Die Hoffnung erwartet voll Vertrauen die beseligende Schau Gottes und seine Hilfe, und sie meidet Verzweiflung und Vermessenheit. Die Liebe liebt Gott über alles: Darum müssen Gleichgültigkeit, Undankbarkeit, Lauheit, Überdruss oder geistige Trägheit und der Hass gegen Gott, der dem Stolz entspringt, gemieden werden.

443. Was verlangt das Wort des Herrn: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Mt 4, 10)?
2095-2105
2135-2136
Es verlangt: Gott als den Herrn aller Dinge anbeten; ihm einzeln und gemeinschaftlich die ihm gebührende Verehrung erweisen; in Lob, Dank und Bitte zu ihm beten; ihm Opfer darbringen, vor allem das geistige Opfer unseres Lebens in Vereinigung mit dem vollkommenen Opfer Christi; die ihm gemachten Versprechen und Gelübde einhalten.

444. Wie übt der Mensch sein Recht aus, Gott in Wahrheit und in Freiheit zu ehren?
2104-2109
2137
Jeder Mensch hat das Recht und die moralische Pflicht, die Wahrheit, besonders in dem, was Gott und seine Kirche betrifft, zu suchen und die erkannte Wahrheit aufzunehmen und treu zu bewahren, indem er Gott echte Verehrung erweist. Zugleich verlangt die Würde der menschlichen Person, dass im religiösen Bereich niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, einzeln oder in Verbindung mit anderen innerhalb der gerechten Grenzen der öffentlichen Ordnung nach seinem Gewissen zu handeln.

445. Was verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (Ex 20, 2)?
2110-2128
2138-2140
Dieses Gebot verbietet:
die Vielgötterei und den Götzendienst, der ein Geschöpf, die Macht, das Geld oder sogar den Teufel anstelle Gottes verehrt;
den Aberglauben, der eine Entgleisung der Verehrung ist, die dem wahren Gott gebührt, und der auch in den verschiedenen Formen der Wahrsagerei, der Magie, der Zauberei und des Spiritismus zum Ausdruck kommt;
die Verfehlungen gegen die Gottesverehrung: die Versuchung Gottes in Worten oder Taten; das Sakrileg, bei dem geweihte Personen oder Gegenstände, vor allem die Eucharistie, entweiht werden; die Simonie, also die Absicht, geistliche Dinge zu kaufen oder zu verkaufen;
den Atheismus, der die Existenz Gottes leugnet und oft auf einer falschen Auffassung von der menschlichen Autonomie gründet;
den Agnostizismus, demzufolge man über Gott nichts wissen kann und der auch die Gleichgültigkeit und den praktischen Atheismus einschließt.

446. Verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst dir kein Gottesbild machen…“ (Ex 20, 4) die Verehrung der Bilder?
2129-2132
2141
Im Alten Testament untersagte dieses Gebot, den absolut transzendenten Gott darzustellen. Ausgehend von der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist die christliche Verehrung der heiligen Bilder gerechtfertigt (wie das zweite Konzil von Nizäa im Jahr 787 bestätigt), denn sie beruht auf dem Mysterium des Mensch gewordenen Sohnes Gottes, in dem der transzendente Gott sichtbar wird. Es geht dabei nicht um die Anbetung eines Bildes, sondern um die Verehrung der Person, die auf dem Bild dargestellt ist: Christus, die Jungfrau, die Engel oder die Heiligen.

Das Zweite Gebot:
Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren


447. Wie achtet man die Heiligkeit des Namens Gottes?
2142-2149
2160-2162
Man achtet den heiligen Namen Gottes, wenn man ihn anruft, ihn preist, ihn lobt und ihn verherrlicht. Darum sind zu meiden: der Missbrauch, sich auf den Namen Gottes zu berufen, um ein Verbrechen zu rechtfertigen, sowie jeder ungeziemende Gebrauch seines Namens; die Gotteslästerung, die ihrer Natur nach eine schwere Sünde ist; die Flüche und die Untreue gegenüber den im Namen Gottes gemachten Versprechen.

448. Warum ist der Meineid verboten?
2150-2151
2163-2164
Weil man damit Gott, der die Wahrheit selbst ist, zum Zeugen für eine Lüge nimmt.

„Schwöre nicht, weder beim Schöpfer noch beim Geschöpf, es sei denn mit Wahrheit, aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht!“ (hl. Ignatius von Loyola).

449. Was ist der Eidbruch?
2152-2155
Eidbruch bedeutet, unter Eid ein Versprechen abzulegen, das man gar nicht zu halten beabsichtigt oder nachträglich bricht. Der Eidbruch ist eine schwere Sünde gegen Gott, der seine Versprechen stets treu hält.

Das dritte Gebot:
Du sollst den Tag des Herrn heiligen


450. Warum hat Gott „den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt“ (Ex 20, 11)?
2168-2172
2189
Weil man am Sabbat der Ruhe Gottes am siebten Schöpfungstag gedenkt, wie auch der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens und des Bundes, den der Herr mit seinem Volk geschlossen hat.

451. Wie verhält sich Jesus gegenüber dem Sabbat?
2173
Jesus anerkennt die Heiligkeit des Sabbat und gibt mit göttlicher Autorität dessen wahren Sinn an: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2, 27).

452. Warum wurde der Sabbat für die Christen durch den Sonntag ersetzt?
2174-2176
2190-2191
Weil der Sonntag der Tag der Auferstehung Christi ist. Als „erster Tag der Woche“ (Mk 16, 2) erinnert er an die erste Schöpfung; als „achter Tag“, der auf den Sabbat folgt, verweist er auf die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. So ist der Sonntag für die Christen zum ersten aller Tage und aller Feste geworden: zum Tag des Herrn, an dem Christus durch sein Pascha den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbat zur Vollendung führt und die ewige Ruhe des Menschen in Gott ankündigt.

453. Wie heiligt man den Sonntag?
2177-2185
2192-2193
Die Christen heiligen den Sonntag und die anderen gebotenen Feiertage, indem sie an der Eucharistie des Herrn teilnehmen und sich jener Tätigkeiten enthalten, die die Gottesverehrung behindern oder die dem Herrentag eigene Freude und die notwendige geistige und körperliche Erholung stören. Gestattet sind Tätigkeiten, die mit familiären Verpflichtungen oder wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben zusammenhängen - unter der Voraussetzung, dass sie nicht zu Gewohnheiten führen, die für die Sonntagsheiligung, für das Familienleben und für die Gesundheit nachteilig sind.

454. Warum ist es wichtig, dass der Sonntag als gesetzlicher Feiertag anerkannt wird?
2186-2188
2194-2195
Damit alle Menschen tatsächlich die Möglichkeit haben, über ausreichende Ruhe und Muße zu verfügen und so das religiöse, familiäre, kulturelle und gesellschaftliche Leben pflegen zu können; für Betrachtung, Besinnung, Stille und Bildung in angemessener Weise Zeit zu finden; und sich guten Werken, vor allem dem Dienst an kranken und alten Menschen, widmen zu können.

ZWEITES KAPITEL
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“

Das vierte Gebot:
Du sollst Vater und Mutter ehren


455. Was gebietet das vierte Gebot?
2196-2200
2247-2248
Es gebietet, dass wir unsere Eltern und diejenigen achten und ehren, die Gott zu unserem Wohl mit seiner Autorität ausgestattet hat.

456. Welches ist die Natur der Familie gemäß dem Plan Gottes?
2201-2206
2249
Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie. Gott hat die Familie gestiftet und ihr die grundlegende Verfassung gegeben. Ehe und Familie sind auf das Wohl der Gatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet. Zwischen den Mitgliedern einer Familie entstehen persönliche Beziehungen und grundlegende Verantwortungen. In Christus wird die Familie zur Hauskirche, denn sie ist eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

457. Welchen Platz nimmt die Familie in der Gesellschaft ein?
2207-2208
Die Familie ist die Urzelle der menschlichen Gesellschaft. Sie geht jeder Anerkennung durch die öffentliche Autorität voraus. Die familiären Prinzipien und Werte bilden die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens. Das Familienleben ist eine Einübung in das gesellschaftliche Leben.

458. Welche Pflichten hat die Gesellschaft gegenüber der Familie?
2209-2213
2250
Die Gesellschaft hat die Pflicht, Ehe und Familie mit Rücksicht auf das Subsidiaritätsprinzip zu stützen und zu stärken. Die staatlichen Gewalten müssen die wahre Eigenart von Ehe und Familie, die öffentliche Sittlichkeit sowie die Rechte der Eltern und den häuslichen Wohlstand anerkennen, hüten und fördern.

459. Welche Pflichten haben die Kinder gegenüber ihren Eltern?
2214-2220
2251
Die Kinder schulden ihren Eltern Achtung, Dankbarkeit, Folgsamkeit und Gehorsam. Auf diese Weise, und auch durch gute Beziehungen zwischen den Geschwistern, tragen sie zu einer wachsenden Harmonie und Heiligkeit des ganzen Familienlebens bei. In Not, Krankheit, Einsamkeit und im Alter sollen die erwachsenen Kinder ihren Eltern moralisch und materiell beistehen.

460. Welche Pflichten haben die Eltern gegenüber ihren Kindern?
2221-2231
Die Eltern, die an der göttlichen Vaterschaft teilhaben, sind für die Kinder die Erstverantwortlichen in der Erziehung und die ersten Glaubensboten. Sie haben die Pflicht, ihre Kinder als Personen und als Kinder Gottes zu lieben und zu achten und so weit wie möglich für ihre leiblichen und geistigen Bedürfnisse zu sorgen. Sie sollen für die Kinder eine geeignete Schule wählen und ihnen mit klugen Ratschlägen bei der Wahl des Berufes und des Lebensstandes beistehen. Insbesondere haben sie die Aufgabe, sie im christlichen Glauben zu erziehen.

461. Wie erziehen die Eltern ihre Kinder im christlichen Glauben?
2225-2226
2252-2253
Hauptsächlich durch das Beispiel, das Gebet, die Familienkatechese und die Teilnahme am kirchlichen Leben.

462. Sind die familiären Bindungen ein absoluter Wert?
2232-2233
Die Familienbande sind zwar wichtig, aber nicht absolut. Denn die erste Berufung des Christen besteht darin, Christus nachzufolgen und ihn zu lieben: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10, 37). Freudig sollen die Eltern ihren Kindern helfen, Jesus nachzufolgen, und zwar in jedem Lebensstand, auch im gottgeweihten Leben oder im priesterlichen Dienst.

463. Wie ist die Autorität in den verschiedenen Bereichen der bürgerlichen Gesellschaft auszuüben?
2234-2237
2254
Sie ist immer als ein Dienst auszuüben. Dabei müssen die Grundrechte des Menschen, eine gerechte Rangordnung der Werte, die Gesetze, die austeilende Gerechtigkeit und das Prinzip der Subsidiarität beachtet werden. Jeder muss bei der Ausübung der Autorität das Interesse der Gemeinschaft und nicht den persönlichen Vorteil suchen und seine Entscheidungen an der Wahrheit über Gott, den Menschen und die Welt ausrichten.

464. Welche Pflichten haben die Bürger gegenüber den staatlichen Behörden?
2238-2241
2255
Die der Autorität Unterstellten sollen ihre Vorgesetzten als Diener Gottes ansehen und mit ihnen in loyaler Weise zusammenarbeiten, damit das öffentliche und gesellschaftliche Leben gut funktioniert. Dies beinhaltet die Heimatliebe und den Einsatz für das Vaterland, das Recht und die Pflicht zur Teilnahme an Wahlen, das Zahlen der Steuern, die Landesverteidigung und das Recht auf eine konstruktive Kritik.

465. Wann darf der Bürger den staatlichen Behörden nicht gehorchen?
2242-2246
2256-2257
Der Bürger hat die Gewissenspflicht, nicht zu gehorchen, wenn Gesetze der staatlichen Behörden den Forderungen der sittlichen Ordnung widersprechen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29).

Das fünfte Gebot:
Du sollst nicht töten


466. Warum muss das menschliche Leben geachtet werden?
2258-2262
2318-2320
Weil es heilig ist. Von seinem Beginn an bedarf es der Schöpfermacht Gottes und bleibt für immer in einer besonderen Beziehung zu seinem Schöpfer, der sein einziges Ziel ist. Niemandem ist es erlaubt, ein unschuldiges menschliches Wesen direkt zu zerstören, weil dies schwer gegen die Menschenwürde und gegen die Heiligkeit des Schöpfers verstößt. „Wer unschuldig und im Recht ist, den bring nicht um sein Leben“ (Ex 23, 7).

467. Warum verstößt die rechtmäßige Verteidigung von Menschen und Gesellschaften nicht gegen diese Norm?
2263-2265
2321
Weil es bei der Notwehr um die Entscheidung zur Selbstverteidigung und um die Geltendmachung des Lebensrechtes seiner selbst oder anderer und nicht um die Entscheidung zur Tötung geht. Die Notwehr kann für den, der für das Leben anderer verantwortlich ist, sogar eine schwerwiegende Verpflichtung sein. Die eingesetzte Gewalt darf jedoch das notwendige Maß nicht überschreiten.

468. Wozu dient eine Strafe?
2266
Eine Strafe, die von einer rechtmäßigen öffentlichen Autorität verhängt wird, hat das Ziel, die durch das Vergehen herbeigeführte Unordnung wieder gutzumachen, die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Personen zu verteidigen und zur Besserung des Schuldigen beizutragen.

469. Welche Strafe darf verhängt werden?
2266-2267
Die verhängte Strafe muss der Schwere der Straftat angemessen sein. Infolge der Möglichkeiten, über die der Staat verfügt, um das Verbrechen zu unterdrücken und den Täter unschädlich zu machen, sind heute die Fälle, in denen die Todesstrafe absolut notwendig ist, „schon sehr selten oder praktisch überhaupt nicht mehr gegeben“ (Enzyklika Evangelium vitae). Wenn unblutige Mittel hinreichend sind, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls, sind der Würde der Person angemessener und nehmen dem Schuldigen nicht endgültig die Möglichkeit der Besserung.

470. Was verbietet das fünfte Gebot?
2268-2283
2322-2325
Das fünfte Gebot verbietet als schwerwiegende Verstöße gegen das Sittengesetz:
den direkten und willentlichen Mord und die Beihilfe dazu;
die direkte Abtreibung, als Ziel oder als Mittel gewollt, und die Mitwirkung daran; dieses Vergehen wird mit der Exkommunikation bestraft, weil das menschliche Wesen von der Empfängnis an in seiner Unversehrtheit absolut zu achten und zu schützen ist;
die direkte Euthanasie, die darin besteht, dass man durch eine Tat oder die Unterlassung einer geschuldeten Handlung dem Leben behinderter, kranker oder sterbender Menschen ein Ende setzt;
den Selbstmord und die freiwillige Beihilfe dazu, weil er ein schwerer Verstoß gegen die rechte Liebe zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten ist. Die Verantwortung dafür kann aufgrund eines Ärgernisses verstärkt oder wegen besonderer psychischer Störungen oder schwerer Furcht vermindert werden.

471. Welche medizinischen Verfahren sind gestattet, wenn der Tod unmittelbar bevorsteht?
2278-2279
Die Pflege, die man gewöhnlich einer kranken Person schuldet, darf nicht abgebrochen werden. Erlaubt sind dagegen die Verwendung schmerzlindernder Mittel, die nicht auf den Tod abzielen, sowie der Verzicht auf die Anwendung medizinischer Verfahren, die in keinem Verhältnis stehen und bei denen es keine begründete Hoffnung auf einen positiven Ausgang gibt.

472. Warum muss die Gesellschaft jeden Embryo schützen?
2273, 2323
Das unveräußerliche Lebensrecht jedes Menschen von der Empfängnis an ist ein Grundprinzip der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Gesetzgebung. Wenn sich die Staatsmacht nicht in den Dienst der Rechte aller - und besonders der Schwächsten, zu denen die Ungeborenen gehören – stellt, werden die Grundmauern des Rechtsstaates untergraben.

473. Wie vermeidet man das Ärgernis?
2284-2287
2326
Das Ärgernis besteht darin, andere zum Bösen zu verleiten. Man vermeidet das Ärgernis, wenn man die Seele und den Leib der Person achtet. Wenn man andere absichtlich zu einer schlimmen Verfehlung verleitet, begeht man eine schwere Sünde.

474. Welche Pflicht haben wir gegenüber dem Leib?
2288-2291
Wir sollen in vernünftiger Weise für die eigene leibliche Gesundheit und die Gesundheit anderer Sorge tragen, dabei jedoch den Körperkult und jede Art von Übertreibungen meiden. Außerdem sind der Genuss von Drogen, die zu äußerst schweren Schädigungen der Gesundheit und des menschlichen Lebens führen, sowie das Übermaß an Speisen, Alkohol, Tabak und Medikamenten zu meiden.

475. Wann sind wissenschaftliche, medizinische oder psychologische Experimente an Personen oder Menschengruppen sittlich erlaubt?
2292-2295
Solche Experimente sind sittlich erlaubt, wenn sie im Dienst des ganzheitlichen Wohls der Person und der Gesellschaft stehen und keine unverhältnismäßigen Gefahren für das Leben und die physische und psychische Unversehrtheit der betroffenen Personen mit sich bringen; diese müssen entsprechend informiert und einverstanden sein.

476. Sind die Verpflanzung und das Spenden von Organen vor und nach dem Tod gestattet?
2296
Die Organverpflanzung ist sittlich annehmbar, wenn der Spender seine Zustimmung gegeben hat und keine übermäßigen Gefahren für ihn bestehen. Für die edle Tat der Organspende nach dem Tod muss der tatsächliche Tod des Spenders sicher feststehen.

477. Welche Handlungen stehen im Widerspruch zur Achtung der körperlichen Unversehrtheit der menschlichen Person?
2297-2298
Solche Handlungen sind: Entführungen und Geiselnahmen, Terrorismus, Folterung, Vergewaltigungen, direkte Sterilisation. Nur aus streng therapeutischen Gründen sind Amputationen und Verstümmelungen einer Person sittlich zulässig.

478. Welche Fürsorge schuldet man den Sterbenden?
2299
Sterbende haben ein Recht darauf, die letzten Momente ihres irdischen Daseins in Würde zu leben. Man soll ihnen vor allem durch das Gebet und die Sakramente beistehen, die auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott vorbereiten.

479. Wie soll man die Leiber der Verstorbenen behandeln?
2300-2301
Die Leiber der Verstorbenen sind ehrfürchtig und liebevoll zu behandeln. Die Einäscherung ist gestattet, sofern sie nicht die Auferstehung des Fleisches in Frage stellen will.

480. Was fordert der Herr von jeder Person im Blick auf den Frieden?
2302-2303
2330
Der Herr, der jene selig preist, „die Frieden stiften“ (Mt 5, 9), fordert den Frieden des Herzens. Als unsittlich verurteilt er den Zorn, der das Verlangen nach Rache für ein erfahrenes Übel ist, sowie den Hass, der dem Nächsten absichtlich Böses wünscht. Wenn man diesen Haltungen willentlich und in Dingen von großer Bedeutung zustimmt, sind es schwere Sünden gegen die Liebe.

481. Was ist der Friede in der Welt?
2304-2305
Der Friede in der Welt, der für die Achtung und die Entfaltung des menschlichen Lebens erforderlich ist, besteht nicht einfach darin, dass kein Krieg ist oder ein Gleichgewicht der einander entgegengesetzten Kräfte herrscht. Der Friede ist die „Ruhe der Ordnung“ (hl. Augustinus), „das Werk der Gerechtigkeit“ (Jes 32, 17) und die Wirkung der Liebe. Der irdische Friede ist Abbild und Frucht des Friedens Christi.

482. Was ist für den Frieden in der Welt erforderlich?
2304-2306
Für den Frieden in der Welt ist erforderlich, dass die persönlichen Güter angemessen verteilt und gesichert sind, die Menschen frei miteinander verkehren können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die Gerechtigkeit und Brüderlichkeit unter den Menschen gepflegt werden.

483. Wann ist der Einsatz militärischer Gewalt sittlich gestattet?
2307-2309
Der Einsatz militärischer Gewalt ist sittlich gerechtfertigt, wenn die folgenden Bedingungen gleichzeitig gegeben sind: die Sicherheit, dass der erlittene Schaden dauerhaft und schwerwiegend ist; die Wirkungslosigkeit aller friedlichen Alternativen; ernsthafte Aussichten auf Erfolg; die Vermeidung von schlimmeren Schäden, auch in Anbetracht der Zerstörungskraft der modernen Waffen.

484. Wem obliegt im Fall der Kriegsgefahr die strenge Beurteilung dieser Bedingungen?
2309-2311
Sie kommt dem klugen Ermessen der Regierenden zu. Diese haben auch das Recht, den Bürgern die Pflicht zur nationalen Verteidigung aufzuerlegen. Sie sollen dabei das persönliche Recht jener achten, die den Waffengebrauch aus Gewissensgründen verweigern, aber dann die Pflicht haben, der Gemeinschaft in anderer Form zu dienen.

485. Was verlangt das sittliche Gesetz im Fall eines Krieges?
2312-2314
2328
Das sittliche Gesetz bleibt immer gültig, auch im Fall eines Krieges. Es verlangt, dass die Zivilbevölkerung, die verwundeten Soldaten und die Kriegsgefangenen menschlich behandelt werden. Vorsätzliche Handlungen gegen das Völkerrecht und Befehle, solche Handlungen auszuführen, sind Verbrechen, für die blinder Gehorsam kein Entschuldigungsgrund sein kann. Massenvernichtungen sowie die Ausrottung eines Volkes oder einer ethnischen Minderheit sind als schwerste Sünden zu verurteilen. Man ist sittlich verpflichtet, sich Befehlen zu widersetzen, die solche Verbrechen anordnen.

486. Was ist zu tun, um den Krieg zu vermeiden?
2315-2317
2327-2330
Wegen der Übel und Ungerechtigkeiten, die jeder Krieg mit sich bringt, muss alles getan werden, was vernünftigerweise möglich ist, um ihn auf jeden Fall zu verhindern. Insbesondere müssen vermieden werden: Anhäufung und Handel von Waffen außerhalb der gesetzlichen Regelungen durch rechtmäßige Gewalten; Ungerechtigkeiten vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht; ethnische und religiöse Diskriminierungen; Neid, Misstrauen, Stolz und der Geist der Rache. Alles, was unternommen wird, um diese und andere Übel zu beseitigen, trägt zum Aufbau des Friedens und zur Vermeidung des Krieges bei.

Das sechste Gebot:
Du sollst nicht Ehebrechen


487. Welche Aufgabe hat der Mensch in Bezug auf seine geschlechtliche Identität?
2331-2336
2392-2393
Gott hat den Menschen als Mann und Frau mit gleicher personaler Würde geschaffen und ihm die Berufung zur Liebe und zur Gemeinschaft eingeprägt. Jeder Mensch muss seine geschlechtliche Identität annehmen und ihre Bedeutung für die ganze Person, ihre spezifische Eigenart für Mann und Frau sowie ihre gegenseitige Ergänzung anerkennen.

488. Was ist die Keuschheit?
2337-2338
2395
Die Keuschheit ist die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person. Die Geschlechtlichkeit wird wahrhaft menschlich, wenn sie in rechter Weise in die Beziehung von Person zu Person integriert ist. Die Keuschheit ist eine sittliche Tugend, ein Geschenk Gottes, eine Gnade, eine Frucht des Geistes.

489. Was erfordert die Tugend der Keuschheit?
2339-2343
2346
Sie erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung als Ausdruck einer menschlichen Freiheit, die auf die Selbsthingabe ausgerichtet ist. Dazu bedarf es einer ganzheitlichen, ständigen Erziehung, die sich in graduellen Wachstumsschritten vollzieht.

490. Welche Mittel helfen, um die Keuschheit zu leben?
2340-2347
Es stehen viele Mittel zur Verfügung: die Gnade Gottes, die Hilfe der Sakramente, das Gebet, die Selbsterkenntnis, die Praxis einer den jeweiligen Situationen angepassten Askese, die Übung der sittlichen Tugenden, besonders der Tugend der Mäßigung, deren Ziel es ist, dass die Leidenschaften von der Vernunft geleitet werden.

491. In welcher Weise sind alle berufen, in Keuschheit zu leben?
2348-2350
2394
In der Nachfolge Christi, der das Vorbild der Keuschheit ist, sind alle berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen: die einen in der Jungfräulichkeit oder in der gottgeweihten Ehelosigkeit, die eine hervorragende Weise ist, sich leichter mit ungeteiltem Herzen Gott hinzugeben; die anderen, die verheiratet sind, indem sie die eheliche Keuschheit leben; und die Unverheirateten, indem sie enthaltsam leben.

492. Welche Hauptsünden gegen die Keuschheit gibt es?
2351-2359
2396
Sünden, die entsprechend der jeweiligen Natur des Gegenstandes schwer gegen die Keuschheit verstoßen, sind: Ehebruch, Selbstbefriedigung, Unzucht, Pornographie, Prostitution, Vergewaltigung, homosexuelle Handlungen. Diese Sünden sind Ausdruck des Lasters der Unkeuschheit. Wenn sie an Minderjährigen begangen werden, wiegen solche Handlungen noch schwerer, weil sie gegen deren physische und moralische Unversehrtheit verstoßen.

493. Weshalb verbietet das sechste Gebot alle Sünden gegen die Keuschheit, obwohl es lautet: „Du sollst nicht ehebrechen“?
2336
Auch wenn es im biblischen Text des Dekalogs heißt: „Du sollst nicht die Ehe brechen“ (Ex 20, 14), folgt die Überlieferung der Kirche den sittlichen Weisungen des Alten und des Neuen Testaments insgesamt und bezieht das sechste Gebot auf alle Sünden gegen die Keuschheit.

494. Welche Aufgabe haben die staatlichen Behörden in Bezug auf die Keuschheit?
2354
Da die staatlichen Behörden die Achtung der Menschenwürde zu fördern haben, sollen sie beitragen, ein für die Keuschheit günstiges Klima zu schaffen. Durch angemessene Gesetze müssen sie auch die Ausbreitung einiger der oben genannten schweren Vergehen gegen die Keuschheit verhindern, um vor allem die Minderjährigen und die Schwächsten zu schützen.

495. Welches sind die Güter der ehelichen Liebe, auf welche die Geschlechtlichkeit hingeordnet ist?
2360-2361
2397-2398
Die Güter der ehelichen Liebe, die für Getaufte durch das Sakrament der Ehe geheiligt ist, sind: Einheit, Treue, Unauflöslichkeit und Bereitschaft zur Fruchtbarkeit.

496. Welche Bedeutung hat der eheliche Akt?
2362-2367
Der eheliche Akt hat eine doppelte Bedeutung: die Vereinigung (die gegenseitige Hingabe der Gatten) und die Fortpflanzung (die Bereitschaft zur Weitergabe des Lebens). Niemand darf die untrennbare Verknüpfung, die Gott zwischen den beiden Bedeutungen des ehelichen Aktes gewollt hat, zerstören, indem er die eine oder die andere ausschließt.

497. Wann entspricht die Empfängnisregelung der sittlichen Ordnung?
2368-2369
2399
Die Empfängnisregelung, die ein Aspekt der verantwortlichen Vater- und Mutterschaft ist, entspricht objektiv der sittlichen Ordnung, wenn sie von den Eheleuten ohne äußeren Zwang und nicht aus Egoismus, sondern aus ernsthaften Gründen und mit Methoden vollzogen wird, die den objektiven Kriterien der Sittlichkeit entsprechen, das heißt durch zeitweilige Enthaltsamkeit und die Wahl von unfruchtbaren Perioden.

498. Welche Mittel zur Empfängnisregelung sind unsittlich?
2370-2372
2399
Jede Handlung ist in sich unsittlich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel. Solche Handlungen sind zum Beispiel die direkte Sterilisation oder die Empfängnisverhütung.

499. Warum sind künstliche Insemination und Befruchtung unsittlich?
2373-2377
Sie sind unsittlich, weil sie die Zeugung von dem Akt trennen, bei dem sich die Gatten einander hingeben, und so eine Herrschaft der Technik über den Ursprung und die Bestimmung der menschlichen Person errichten. Die Techniken der heterologen künstlichen Insemination und Befruchtung, bei denen eine dritte Person außer dem Ehepaar eingeschaltet wird, verletzen außerdem das Recht des Kindes, von einem Vater und einer Mutter abzustammen, die es kennt, die miteinander ehelich verbunden sind und die das ausschließliche Recht haben, dass der eine nur durch den anderen Vater oder Mutter wird.

500. Als was soll ein Kind angesehen werden?
2378, 2398
Das Kind ist ein Geschenk Gottes, das vorzüglichste Geschenk der Ehe. Es gibt kein Recht auf Kinder („das Kind, das einem um jeden Preis zusteht“). Das Kind hat jedoch das Recht, die Frucht des ehelichen Aktes seiner Eltern zu sein; es hat auch das Recht, vom Augenblick seiner Empfängnis an als Person geachtet zu werden.

501. Was können die Eheleute tun, wenn sie keine Kinder bekommen?
2379
Wenn Eheleuten, die alle berechtigten medizinischen Hilfsmittel ausgeschöpft haben, das Geschenk eines Kindes versagt bleibt, können sie ihren Großmut zeigen, indem sie Pflege- oder Adoptivkinder annehmen oder wichtige Dienste zugunsten des Nächsten erfüllen. Auf diese Weise werden sie in reichem Maße geistlich fruchtbar.

502. Welche Verstöße gegen die Würde der Ehe gibt es?
2380-2391
2400
Solche Verstöße sind: Ehebruch, Ehescheidung, Polygamie, Inzest, freies Verhältnis (Zusammenleben, Konkubinat), vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr.

Das siebte Gebot:
Du sollst nicht stehlen


503. Worum geht es im siebten Gebot?
2401-2402
Es geht um die allgemeine Bestimmung und Verteilung der Güter, um das Privateigentum und um die Achtung der Personen, ihrer Güter und der Unversehrtheit der Schöpfung. Die Kirche sieht in diesem Gebot auch das Fundament ihrer Soziallehre, die das rechte Handeln im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben, das Recht und die Pflicht der menschlichen Arbeit, die Gerechtigkeit und die Solidarität unter den Nationen sowie die Liebe zu den Armen umfasst.

504. Unter welchen Voraussetzungen besteht das Recht auf Privateigentum?
2403, 2452
Das Recht auf Privateigentum besteht unter der Voraussetzung, dass man das Eigentum auf gerechte Weise erworben oder bekommen hat und die allgemeine Bestimmung der Güter zur Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen vorrangig bleibt.

505. Welchen Zweck hat das Privateigentum?
2404-2406
Das Privateigentum hat den Zweck, die Freiheit und die Würde der einzelnen Personen zu gewährleisten. Es soll ihnen zudem helfen, den Grundbedürfnissen jener nachzukommen, für die sie verantwortlich sind, und auch anderen beizustehen, die in Not leben.

506. Was gebietet das siebte Gebot?
2407-2415
2450-2451
Das siebte Gebot gebietet die Achtung fremden Gutes durch die Übung der Gerechtigkeit und der Liebe, der Mäßigung und der Solidarität. Insbesondere fordert dieses Gebot, dass gegebene Versprechen und geschlossene Verträge eingehalten werden, dass begangenes Unrecht wiedergutgemacht und unrecht erworbenes Gut zurückgegeben wird, dass die Unversehrtheit der Schöpfung geachtet wird, indem die Bodenschätze, die Pflanzen und Tiere in der ganzen Welt - unter besonderer Beachtung der vom Aussterben bedrohten Arten - klug und maßvoll genutzt werden.

507. Wie soll sich der Mensch den Tieren gegenüber verhalten?
2416-2418
2456-2457
Tiere sind Geschöpfe Gottes. Der Mensch soll sie mit Wohlwollen behandeln. Übertriebene Liebe zu Tieren ist ebenso zu meiden wie ihr wahlloser Gebrauch, vor allem für wissenschaftliche Experimente, welche die vernünftigen Grenzen überschreiten und die Tiere unnötig leiden lassen.

508. Was untersagt das siebte Gebot?
2408-2414
2453-2455
Das siebte Gebot untersagt vor allem den Diebstahl, also die widerrechtliche Aneignung fremden Gutes gegen den vernünftigen Willen des Besitzers. Das geschieht auch bei der Zahlung ungerechter Löhne, bei der Spekulation mit dem Wert von Gütern, um daraus zum Schaden anderer Gewinn zu ziehen, sowie bei der Fälschung von Schecks und Rechnungen. Das siebte Gebot verbietet außerdem Steuerhinterziehung und Betrug im Handel sowie mutwillige Beschädigung privaten oder öffentlichen Eigentums. Es untersagt auch Wucher, Bestechung, privaten Missbrauch von Gesellschaftseigentum, schuldhaft schlechte Ausführung von Arbeiten sowie Verschwendung.

509. Welchen Inhalt hat die Soziallehre der Kirche?
2419-2423
Die Soziallehre der Kirche ist eine organische Entfaltung der Wahrheit des Evangeliums über die Würde der menschlichen Person und seine gesellschaftliche Dimension. Sie enthält Grundsätze für die Reflexion, erarbeitet Maßstäbe des Urteilens und gibt Richtlinien und Orientierungen zum Handeln.

510. Wann mischt sich die Kirche im sozialen Bereich ein?
2420, 2458
Die Kirche mischt sich ein und fällt auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet ein sittliches Urteil, wenn die Grundrechte der Person, das Gemeinwohl oder das Heil der Seelen es erfordern.

511. Wie ist das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu gestalten?
2426, 2459
Es ist - entsprechend seinen eigenen Methoden - im Rahmen der sittlichen Ordnung und der sozialen Gerechtigkeit so zu gestalten, dass es im Dienst des ganzen Menschen und der gesamten menschlichen Gemeinschaft steht. Der Mensch muss Urheber, Mitte und Ziel des wirtschaftlichen und sozialen Lebens sein.

512. Was widerspricht der Soziallehre der Kirche?
2424-2425
Im Widerspruch zur Soziallehre der Kirche stehen Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme, welche die Grundrechte der Personen hintansetzen oder den Profit zu ihrem ausschließlichen Maßstab oder zu ihrem letzten Ziel erheben. Deshalb lehnt die Kirche die Ideologien ab, die in neuerer Zeit mit dem „Kommunismus“ oder mit atheistischen, totalitären Formen des „Sozialismus“ einhergehen. Außerdem weist sie den Individualismus und den absoluten Vorrang der Marktgesetze über die menschliche Arbeit in der Praxis des „Kapitalismus“ zurück.

513. Welche Bedeutung hat die Arbeit für den Menschen?
2427-2428
2460-2461
Die Arbeit ist für den Menschen eine Pflicht und ein Recht. Durch die Arbeit wirkt er mit dem Schöpfergott zusammen. Wenn der Mensch mit Einsatz und Kompetenz arbeitet, entfaltet er seine natürlichen Fähigkeiten, ehrt die Gaben des Schöpfers und die empfangenen Talente, sorgt für sich und die Seinen und dient der menschlichen Gemeinschaft. Darüber hinaus kann die Arbeit mit der Gnade Gottes ein Mittel der Heiligung und der Mitarbeit mit Christus für das Heil der anderen sein.

514. Auf welche Art der Arbeit hat jeder Mensch ein Recht?
2429-2430
2433-2434
Ohne ungerechte Zurücksetzung soll jedem Menschen der Zugang zu einer sicheren, ehrenwerten Arbeit offen stehen. Dabei ist auf die unternehmerische Freiheit und auf eine gerechte Entlohnung zu achten.

515. Welche Verantwortung hat der Staat bezüglich der Arbeit?
2431, 2433
Dem Staat obliegt es, für die Sicherheit der individuellen Freiheiten und des Eigentums sowie für eine stabile Währung und für leistungsfähige öffentliche Dienste zu sorgen. Der Staat hat die Ausübung der Menschenrechte im wirtschaftlichen Bereich zu überwachen und zu leiten. Den Umständen entsprechend soll die Gesellschaft den Bürgern helfen, Arbeit zu finden.

516. Welche Aufgabe haben die Unternehmensleiter?
2432
Die Unternehmensleiter sind für die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen ihrer Tätigkeiten verantwortlich. Sie sollen auf das Wohl der Menschen und nicht nur auf die Steigerung der Gewinne bedacht sein. Gewinne sind aber notwendig, um Investitionen, die Zukunft des Unternehmens, die Arbeitsplätze und eine positive Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens zu sichern.

517. Welche Pflichten haben die Arbeitnehmer?
2435-2436
Sie müssen ihre Arbeit gewissenhaft, mit Kompetenz und Hingabe erfüllen und sich bemühen, eventuelle Streitfragen im Dialog zu lösen. Gewaltloser Streik ist sittlich erlaubt, wenn er ein notwendiges Mittel zu einem angemessenen Nutzen darstellt und auf das Gemeinwohl Rücksicht nimmt.

518. Wie werden Gerechtigkeit und Solidarität zwischen den Nationen verwirklicht?
2437-2441
Auf internationaler Ebene müssen sich alle Nationen und Institutionen in Solidarität und Subsidiarität dafür einsetzen, dass Elend, Ungleichheit der Ressourcen und der ökonomischen Mittel, wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeiten, Ausbeutung der Menschen, Anhäufung der Schulden der armen Länder und unmoralische Mechanismen, welche die Entwicklung der wirtschaftlich schwachen Länder behindern, beseitigt oder wenigstens verringert werden.

519. Wie beteiligen sich die Christen am politischen und gesellschaftlichen Leben?
2442
Die gläubigen Laien greifen direkt in das politische und gesellschaftliche Leben ein, indem sie die irdischen Bereiche mit christlichem Geist durchdringen und als echte Zeugen des Evangeliums und als Diener des Friedens und der Gerechtigkeit mit allen zusammenarbeiten.

520. Woran orientiert sich die Liebe zu den Armen?
2443-2449
2462-2463
Die Liebe zu den Armen orientiert sich am Evangelium der Seligpreisungen und am Beispiel Jesu, der sich ständig den Armen zugewandt hat. Jesus hat gesagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40). Die Liebe zu den Armen zeigt sich im Einsatz gegen die materielle Armut, auch gegen die zahlreichen Formen kultureller, moralischer und religiöser Armut. Die geistigen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit und die vielen Wohltätigkeitseinrichtungen, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, geben ein konkretes Zeugnis für die vorrangige Liebe zu den Armen, welche die Jünger Jesu kennzeichnet.

Das achte Gebot:
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen


521. Welche Pflicht hat der Mensch gegenüber der Wahrheit?
2464-2470
2505
Jeder Mensch ist in seinen Taten und Worten zur Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit berufen. Jeder hat die Pflicht, die Wahrheit zu suchen, an der Wahrheit festzuhalten und sein ganzes Leben an den Forderungen der Wahrheit auszurichten. In Jesus Christus hat sich die Wahrheit Gottes voll und ganz gezeigt: Er ist die Wahrheit. Wer ihm nachfolgt, lebt im Geist der Wahrheit und hütet sich vor Doppelzüngigkeit, Falschheit und Heuchelei.

522. Wie legt man Zeugnis für die Wahrheit ab?
2471-2474
2505-2506
Der Christ muss die Wahrheit des Evangeliums in allen Bereichen seines öffentlichen und privaten Lebens bezeugen, nötigenfalls sogar mit dem Opfer seines eigenen Lebens. Das Martyrium ist das erhabenste Zeugnis, das man für die Wahrheit des Glaubens ablegen kann.

523. Was untersagt das achte Gebot?
2475-2487
2507-2509
Das achte Gebot untersagt:
das falsche Zeugnis, den Meineid und die Lüge, deren Schwere gemessen wird an der Natur der Wahrheit, die sie entstellt, an den Umständen, an den Absichten des Lügners sowie an den Nachteilen, die den Belogenen daraus erwachsen;
das vermessene Urteil, die üble Nachrede, die Diffamation und die Verleumdung, die den guten Ruf und die Ehre, auf die jeder Mensch ein Recht hat, mindern oder zerstören;
die Schmeichelei, die Lobhudelei oder Gefälligkeit, vor allem wenn sie auf schwere Sünden oder auf das Erlangen unrechtmäßiger Vorteile abzielen.
Eine Verfehlung gegen die Wahrheit verlangt Wiedergutmachung, wenn sie anderen Schaden zugefügt hat.

524. Was verlangt das achte Gebot?
2488-2492
2510-2511
Das achte Gebot verlangt die Achtung der Wahrheit, verbunden mit der Diskretion der Liebe: bei der Mitteilung und Information, die stets das persönliche und allgemeine Wohl, den Schutz des Privatlebens und die Gefahr des Ärgernisses berücksichtigen müssen; bei der Wahrung von Berufsgeheimnissen, die immer einzuhalten sind, außer in Sonderfällen bei Vorliegen entsprechend gewichtiger Gründe; und auch bei vertraulichen Mitteilungen, die unter dem Siegel der Verschwiegenheit gemacht wurden.

525. Wie sind die sozialen Kommunikationsmittel zu gebrauchen?
2493-2499
2512
Die Information durch Medien muss im Dienst des Gemeinwohls stehen, inhaltlich stets der Wahrheit entsprechen und bei Beachtung der durch Recht und menschliche Rücksichtnahme gezogenen Grenzen auch vollständig sein. Außerdem muss sie in der Ausdrucksweise ehrlich und angemessen sein und die sittlichen Grundsätze, die legitimen Rechte und die Würde der Person genau beachten.

526. Welche Beziehung besteht zwischen Wahrheit, Schönheit und sakraler Kunst?
2500-2503
2513
Die Wahrheit ist von sich aus schön. Sie bringt den Glanz geistiger Schönheit mit sich. Neben dem Wort gibt es zahlreiche Ausdrucksformen der Wahrheit, besonders die Kunstwerke. Sie sind die Frucht eines von Gott geschenkten Talentes und der Anstrengung des Menschen. Um wahr und schön zu sein, muss die sakrale Kunst das in Christus erschienene Mysterium Gottes erahnen lassen und verherrlichen und zur Anbetung und Liebe Gottes, des Schöpfers und Retters, führen, der die erhabene Schönheit der Wahrheit und der Liebe ist.

Das neunte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau


527. Was verlangt das neunte Gebot?
2514-2517
2528-2530
Das neunte Gebot verlangt, die fleischliche Begierde in Gedanken und Wünschen zu überwinden. Beim Kampf gegen diese Begierde bedarf es der Läuterung des Herzens und der Tugend der Mäßigung.

528. Was untersagt das neunte Gebot?
2518-2519
2531
Das neunte Gebot untersagt, Gedanken und Wünsche in Bezug auf Handlungen zu pflegen, die vom sechsten Gebot untersagt sind.

529. Wie erlangt man die Reinheit des Herzens?
2520, 2532
Mit der Gnade Gottes und im Kampf gegen die ungeordneten Begierden erlangt der Getaufte die Reinheit des Herzens durch die Tugend und die Gabe der Keuschheit, die lautere Absicht, den äußerlich und innerlich reinen Blick, die Beherrschung der Gefühle und der Phantasie und das Gebet.

530. Was verlangt die Reinheit darüber hinaus?
2521-2527
2533
Reinheit verlangt Schamhaftigkeit. Diese wahrt den Intimbereich des Menschen, bringt das Feingefühl der Keuschheit zum Ausdruck und lenkt Blicke und Gesten entsprechend der Würde der Personen und ihrer Gemeinschaft. Sie befreit von einer diffusen Erotik und hält von allem fern, was die krankhafte Neugier fördert. Sie verlangt auch eine Reinigung des gesellschaftlichen Umfeldes durch einen ständigen Kampf gegen die Permissivität der Sitten, die auf einem irrigen Verständnis der menschlichen Freiheit beruht.

Das zehnte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut


531. Was verlangt und was verbietet das zehnte Gebot?
2534-2543
2551-2554
Dieses Gebot ergänzt das vorangehende Gebot und verlangt eine innere Haltung der Achtung gegenüber fremdem Eigentum. Es verbietet die Gier, die ungezügelte Habsucht fremder Güter und den Neid, der darin besteht, dass man traurig ist, weil es einem anderen gut geht, und maßlos danach verlangt, sich dessen Gut anzueignen.

532. Was verlangt Jesus mit der Armut des Herzens?
2544-2547
2555-2556
Jesus macht es seinen Jüngern zur Pflicht, ihn allen und allem vorzuziehen. Die Loslösung vom Reichtum im Geist der evangelischen Armut und das Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, das uns von der ängstlichen Sorge um die Zukunft befreit, sind Vorbereitungen auf die Seligkeit der Armen im Geiste, „denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5, 3).

533. Was ist das größte Verlangen des Menschen?
2548-2550
2557
Das größte Verlangen des Menschen besteht darin, Gott zu schauen. Das ist der Aufschrei seines ganzen Wesens: „Ich will Gott schauen!“ Der Mensch erreicht sein wahres und vollkommenes Glück in der Schau und in der Seligkeit dessen, der ihn aus Liebe erschaffen hat und in seiner grenzenlosen Liebe an sich zieht.

„Wer Gott schaut, hat alle Güter erlangt, die man sich nur denken kann“ (hl. Gregor von Nyssa).
Monika Schr.
@sieghild
der Hl. Augustinus
› Sogar bei Wikipedia.org zu finden; Auszug:
...Augustinus hat diese Erfahrung mehrfach beschrieben. Am
› berühmtesten wurde die Schilderung in den „Bekenntnissen“, am Ende des achten Buches (Conf. VIII 12,29).
Sie hat in Malerei, Literatur und biographischem Schrifttum ein starkes Echo gefunden. In einem Zustand religiöser Unruhe und Ungewissheit, so schreibt er dort …Mehr
@sieghild
der Hl. Augustinus

› Sogar bei Wikipedia.org zu finden; Auszug:
...Augustinus hat diese Erfahrung mehrfach beschrieben. Am
› berühmtesten wurde die Schilderung in den „Bekenntnissen“, am Ende des achten Buches (Conf. VIII 12,29).
Sie hat in Malerei, Literatur und biographischem Schrifttum ein starkes Echo gefunden. In einem Zustand religiöser Unruhe und Ungewissheit, so schreibt er dort, verließ er das Haus, in dem er in Mailand zu Gast war, und ging, gefolgt von seinem Freund Alypius, in den Garten. Als ihm sein religiöses Elend klar wurde, brach er in Tränen aus. Er entfernte sich von Alypius, legte sich unter einen Feigenbaum, weinte und sprach zu Gott. Plötzlich hörte er eine Kinderstimme, die immer wieder rief: „Nimm und lies!“ (Tolle lege). Da er etwas Ähnliches über den Wüstenheiligen Antonius gelesen hatte, verstand er, was gemeint war: Gott gab ihm den Befehl, ein Buch aufzuschlagen und die Stelle zu lesen, auf die sein Blick als erste fallen würde. Er ging zu Alypius zurück, schlug die Paulusbriefe auf, die er bei ihm hatte liegen lassen, und las: „Nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Erregung eurer Lüste.“ (Römer 13, 13–14) Nach dem Lesen dieser Stelle strömte das Licht der Gewissheit in sein Herz. Alypius las den darauf folgenden Vers: „Des Schwachen im Glauben aber nehmt euch an.“ (Römer 14,1) Alypius bezog das auf sich und schloss sich Augustinus an. Beide gingen ins Haus zu Augustinus' Mutter und berichteten ihr, was geschehen war....

Und bei der Hl.Edith Stein gibt es ein ähnliches Erlebnis (, da
wars aber nicht die Bibel, sondern ich glaube eine Biografie der
hl.Theresa von Avila).
sieghild
Tolle lege - Seit ich Mitglied auf dieser Seite bin überlege ich wer das gehört hat, ich komme einfach nicht darauf!
Raphael
ERSTES KAPITEL
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“

Das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben

442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex 20, 2)?
2083-2094
2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren und zu …Mehr
ERSTES KAPITEL
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“


Das erste Gebot:
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben


442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex 20, 2)?
2083-2094
2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren und zu entfalten und die Sünden zu meiden, die ihnen entgegenstehen. Der Glaube hält an Gott fest und weist alles zurück, was ihm widerspricht, wie zum Beispiel den freiwilligen Glaubenszweifel, den Unglauben, die Häresie, die Apostasie und das Schisma. Die Hoffnung erwartet voll Vertrauen die beseligende Schau Gottes und seine Hilfe, und sie meidet Verzweiflung und Vermessenheit. Die Liebe liebt Gott über alles: Darum müssen Gleichgültigkeit, Undankbarkeit, Lauheit, Überdruss oder geistige Trägheit und der Hass gegen Gott, der dem Stolz entspringt, gemieden werden.

443. Was verlangt das Wort des Herrn: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Mt 4, 10)?
2095-2105
2135-2136
Es verlangt: Gott als den Herrn aller Dinge anbeten; ihm einzeln und gemeinschaftlich die ihm gebührende Verehrung erweisen; in Lob, Dank und Bitte zu ihm beten; ihm Opfer darbringen, vor allem das geistige Opfer unseres Lebens in Vereinigung mit dem vollkommenen Opfer Christi; die ihm gemachten Versprechen und Gelübde einhalten.

444. Wie übt der Mensch sein Recht aus, Gott in Wahrheit und in Freiheit zu ehren?
2104-2109
2137
Jeder Mensch hat das Recht und die moralische Pflicht, die Wahrheit, besonders in dem, was Gott und seine Kirche betrifft, zu suchen und die erkannte Wahrheit aufzunehmen und treu zu bewahren, indem er Gott echte Verehrung erweist. Zugleich verlangt die Würde der menschlichen Person, dass im religiösen Bereich niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, einzeln oder in Verbindung mit anderen innerhalb der gerechten Grenzen der öffentlichen Ordnung nach seinem Gewissen zu handeln.

445. Was verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (Ex 20, 2)?
2110-2128
2138-2140
Dieses Gebot verbietet:
die Vielgötterei und den Götzendienst, der ein Geschöpf, die Macht, das Geld oder sogar den Teufel anstelle Gottes verehrt;
den Aberglauben, der eine Entgleisung der Verehrung ist, die dem wahren Gott gebührt, und der auch in den verschiedenen Formen der Wahrsagerei, der Magie, der Zauberei und des Spiritismus zum Ausdruck kommt;
die Verfehlungen gegen die Gottesverehrung: die Versuchung Gottes in Worten oder Taten; das Sakrileg, bei dem geweihte Personen oder Gegenstände, vor allem die Eucharistie, entweiht werden; die Simonie, also die Absicht, geistliche Dinge zu kaufen oder zu verkaufen;
den Atheismus, der die Existenz Gottes leugnet und oft auf einer falschen Auffassung von der menschlichen Autonomie gründet;
den Agnostizismus, demzufolge man über Gott nichts wissen kann und der auch die Gleichgültigkeit und den praktischen Atheismus einschließt.

446. Verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst dir kein Gottesbild machen…“ (Ex 20, 4) die Verehrung der Bilder?
2129-2132
2141
Im Alten Testament untersagte dieses Gebot, den absolut transzendenten Gott darzustellen. Ausgehend von der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist die christliche Verehrung der heiligen Bilder gerechtfertigt (wie das zweite Konzil von Nizäa im Jahr 787 bestätigt), denn sie beruht auf dem Mysterium des Mensch gewordenen Sohnes Gottes, in dem der transzendente Gott sichtbar wird. Es geht dabei nicht um die Anbetung eines Bildes, sondern um die Verehrung der Person, die auf dem Bild dargestellt ist: Christus, die Jungfrau, die Engel oder die Heiligen.

Das Zweite Gebot:
Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren


447. Wie achtet man die Heiligkeit des Namens Gottes?
2142-2149
2160-2162
Man achtet den heiligen Namen Gottes, wenn man ihn anruft, ihn preist, ihn lobt und ihn verherrlicht. Darum sind zu meiden: der Missbrauch, sich auf den Namen Gottes zu berufen, um ein Verbrechen zu rechtfertigen, sowie jeder ungeziemende Gebrauch seines Namens; die Gotteslästerung, die ihrer Natur nach eine schwere Sünde ist; die Flüche und die Untreue gegenüber den im Namen Gottes gemachten Versprechen.

448. Warum ist der Meineid verboten?
2150-2151
2163-2164
Weil man damit Gott, der die Wahrheit selbst ist, zum Zeugen für eine Lüge nimmt.

„Schwöre nicht, weder beim Schöpfer noch beim Geschöpf, es sei denn mit Wahrheit, aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht!“ (hl. Ignatius von Loyola).

449. Was ist der Eidbruch?
2152-2155
Eidbruch bedeutet, unter Eid ein Versprechen abzulegen, das man gar nicht zu halten beabsichtigt oder nachträglich bricht. Der Eidbruch ist eine schwere Sünde gegen Gott, der seine Versprechen stets treu hält.

Das dritte Gebot:
Du sollst den Tag des Herrn heiligen


450. Warum hat Gott „den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt“ (Ex 20, 11)?
2168-2172
2189
Weil man am Sabbat der Ruhe Gottes am siebten Schöpfungstag gedenkt, wie auch der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens und des Bundes, den der Herr mit seinem Volk geschlossen hat.

451. Wie verhält sich Jesus gegenüber dem Sabbat?
2173
Jesus anerkennt die Heiligkeit des Sabbat und gibt mit göttlicher Autorität dessen wahren Sinn an: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2, 27).

452. Warum wurde der Sabbat für die Christen durch den Sonntag ersetzt?
2174-2176
2190-2191
Weil der Sonntag der Tag der Auferstehung Christi ist. Als „erster Tag der Woche“ (Mk 16, 2) erinnert er an die erste Schöpfung; als „achter Tag“, der auf den Sabbat folgt, verweist er auf die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. So ist der Sonntag für die Christen zum ersten aller Tage und aller Feste geworden: zum Tag des Herrn, an dem Christus durch sein Pascha den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbat zur Vollendung führt und die ewige Ruhe des Menschen in Gott ankündigt.

453. Wie heiligt man den Sonntag?
2177-2185
2192-2193
Die Christen heiligen den Sonntag und die anderen gebotenen Feiertage, indem sie an der Eucharistie des Herrn teilnehmen und sich jener Tätigkeiten enthalten, die die Gottesverehrung behindern oder die dem Herrentag eigene Freude und die notwendige geistige und körperliche Erholung stören. Gestattet sind Tätigkeiten, die mit familiären Verpflichtungen oder wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben zusammenhängen - unter der Voraussetzung, dass sie nicht zu Gewohnheiten führen, die für die Sonntagsheiligung, für das Familienleben und für die Gesundheit nachteilig sind.

454. Warum ist es wichtig, dass der Sonntag als gesetzlicher Feiertag anerkannt wird?
2186-2188
2194-2195
Damit alle Menschen tatsächlich die Möglichkeit haben, über ausreichende Ruhe und Muße zu verfügen und so das religiöse, familiäre, kulturelle und gesellschaftliche Leben pflegen zu können; für Betrachtung, Besinnung, Stille und Bildung in angemessener Weise Zeit zu finden; und sich guten Werken, vor allem dem Dienst an kranken und alten Menschen, widmen zu können.

ZWEITES KAPITEL
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“

Das vierte Gebot:
Du sollst Vater und Mutter ehren


455. Was gebietet das vierte Gebot?
2196-2200
2247-2248
Es gebietet, dass wir unsere Eltern und diejenigen achten und ehren, die Gott zu unserem Wohl mit seiner Autorität ausgestattet hat.

456. Welches ist die Natur der Familie gemäß dem Plan Gottes?
2201-2206
2249
Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie. Gott hat die Familie gestiftet und ihr die grundlegende Verfassung gegeben. Ehe und Familie sind auf das Wohl der Gatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet. Zwischen den Mitgliedern einer Familie entstehen persönliche Beziehungen und grundlegende Verantwortungen. In Christus wird die Familie zur Hauskirche, denn sie ist eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

457. Welchen Platz nimmt die Familie in der Gesellschaft ein?
2207-2208
Die Familie ist die Urzelle der menschlichen Gesellschaft. Sie geht jeder Anerkennung durch die öffentliche Autorität voraus. Die familiären Prinzipien und Werte bilden die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens. Das Familienleben ist eine Einübung in das gesellschaftliche Leben.

458. Welche Pflichten hat die Gesellschaft gegenüber der Familie?
2209-2213
2250
Die Gesellschaft hat die Pflicht, Ehe und Familie mit Rücksicht auf das Subsidiaritätsprinzip zu stützen und zu stärken. Die staatlichen Gewalten müssen die wahre Eigenart von Ehe und Familie, die öffentliche Sittlichkeit sowie die Rechte der Eltern und den häuslichen Wohlstand anerkennen, hüten und fördern.

459. Welche Pflichten haben die Kinder gegenüber ihren Eltern?
2214-2220
2251
Die Kinder schulden ihren Eltern Achtung, Dankbarkeit, Folgsamkeit und Gehorsam. Auf diese Weise, und auch durch gute Beziehungen zwischen den Geschwistern, tragen sie zu einer wachsenden Harmonie und Heiligkeit des ganzen Familienlebens bei. In Not, Krankheit, Einsamkeit und im Alter sollen die erwachsenen Kinder ihren Eltern moralisch und materiell beistehen.

460. Welche Pflichten haben die Eltern gegenüber ihren Kindern?
2221-2231
Die Eltern, die an der göttlichen Vaterschaft teilhaben, sind für die Kinder die Erstverantwortlichen in der Erziehung und die ersten Glaubensboten. Sie haben die Pflicht, ihre Kinder als Personen und als Kinder Gottes zu lieben und zu achten und so weit wie möglich für ihre leiblichen und geistigen Bedürfnisse zu sorgen. Sie sollen für die Kinder eine geeignete Schule wählen und ihnen mit klugen Ratschlägen bei der Wahl des Berufes und des Lebensstandes beistehen. Insbesondere haben sie die Aufgabe, sie im christlichen Glauben zu erziehen.

461. Wie erziehen die Eltern ihre Kinder im christlichen Glauben?
2225-2226
2252-2253
Hauptsächlich durch das Beispiel, das Gebet, die Familienkatechese und die Teilnahme am kirchlichen Leben.

462. Sind die familiären Bindungen ein absoluter Wert?
2232-2233
Die Familienbande sind zwar wichtig, aber nicht absolut. Denn die erste Berufung des Christen besteht darin, Christus nachzufolgen und ihn zu lieben: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10, 37). Freudig sollen die Eltern ihren Kindern helfen, Jesus nachzufolgen, und zwar in jedem Lebensstand, auch im gottgeweihten Leben oder im priesterlichen Dienst.

463. Wie ist die Autorität in den verschiedenen Bereichen der bürgerlichen Gesellschaft auszuüben?
2234-2237
2254
Sie ist immer als ein Dienst auszuüben. Dabei müssen die Grundrechte des Menschen, eine gerechte Rangordnung der Werte, die Gesetze, die austeilende Gerechtigkeit und das Prinzip der Subsidiarität beachtet werden. Jeder muss bei der Ausübung der Autorität das Interesse der Gemeinschaft und nicht den persönlichen Vorteil suchen und seine Entscheidungen an der Wahrheit über Gott, den Menschen und die Welt ausrichten.

464. Welche Pflichten haben die Bürger gegenüber den staatlichen Behörden?
2238-2241
2255
Die der Autorität Unterstellten sollen ihre Vorgesetzten als Diener Gottes ansehen und mit ihnen in loyaler Weise zusammenarbeiten, damit das öffentliche und gesellschaftliche Leben gut funktioniert. Dies beinhaltet die Heimatliebe und den Einsatz für das Vaterland, das Recht und die Pflicht zur Teilnahme an Wahlen, das Zahlen der Steuern, die Landesverteidigung und das Recht auf eine konstruktive Kritik.

465. Wann darf der Bürger den staatlichen Behörden nicht gehorchen?
2242-2246
2256-2257
Der Bürger hat die Gewissenspflicht, nicht zu gehorchen, wenn Gesetze der staatlichen Behörden den Forderungen der sittlichen Ordnung widersprechen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29).

Das fünfte Gebot:
Du sollst nicht töten


466. Warum muss das menschliche Leben geachtet werden?
2258-2262
2318-2320
Weil es heilig ist. Von seinem Beginn an bedarf es der Schöpfermacht Gottes und bleibt für immer in einer besonderen Beziehung zu seinem Schöpfer, der sein einziges Ziel ist. Niemandem ist es erlaubt, ein unschuldiges menschliches Wesen direkt zu zerstören, weil dies schwer gegen die Menschenwürde und gegen die Heiligkeit des Schöpfers verstößt. „Wer unschuldig und im Recht ist, den bring nicht um sein Leben“ (Ex 23, 7).

467. Warum verstößt die rechtmäßige Verteidigung von Menschen und Gesellschaften nicht gegen diese Norm?
2263-2265
2321
Weil es bei der Notwehr um die Entscheidung zur Selbstverteidigung und um die Geltendmachung des Lebensrechtes seiner selbst oder anderer und nicht um die Entscheidung zur Tötung geht. Die Notwehr kann für den, der für das Leben anderer verantwortlich ist, sogar eine schwerwiegende Verpflichtung sein. Die eingesetzte Gewalt darf jedoch das notwendige Maß nicht überschreiten.

468. Wozu dient eine Strafe?
2266
Eine Strafe, die von einer rechtmäßigen öffentlichen Autorität verhängt wird, hat das Ziel, die durch das Vergehen herbeigeführte Unordnung wieder gutzumachen, die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Personen zu verteidigen und zur Besserung des Schuldigen beizutragen.

469. Welche Strafe darf verhängt werden?
2266-2267
Die verhängte Strafe muss der Schwere der Straftat angemessen sein. Infolge der Möglichkeiten, über die der Staat verfügt, um das Verbrechen zu unterdrücken und den Täter unschädlich zu machen, sind heute die Fälle, in denen die Todesstrafe absolut notwendig ist, „schon sehr selten oder praktisch überhaupt nicht mehr gegeben“ (Enzyklika Evangelium vitae). Wenn unblutige Mittel hinreichend sind, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls, sind der Würde der Person angemessener und nehmen dem Schuldigen nicht endgültig die Möglichkeit der Besserung.

470. Was verbietet das fünfte Gebot?
2268-2283
2322-2325
Das fünfte Gebot verbietet als schwerwiegende Verstöße gegen das Sittengesetz:
den direkten und willentlichen Mord und die Beihilfe dazu;
die direkte Abtreibung, als Ziel oder als Mittel gewollt, und die Mitwirkung daran; dieses Vergehen wird mit der Exkommunikation bestraft, weil das menschliche Wesen von der Empfängnis an in seiner Unversehrtheit absolut zu achten und zu schützen ist;
die direkte Euthanasie, die darin besteht, dass man durch eine Tat oder die Unterlassung einer geschuldeten Handlung dem Leben behinderter, kranker oder sterbender Menschen ein Ende setzt;
den Selbstmord und die freiwillige Beihilfe dazu, weil er ein schwerer Verstoß gegen die rechte Liebe zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten ist. Die Verantwortung dafür kann aufgrund eines Ärgernisses verstärkt oder wegen besonderer psychischer Störungen oder schwerer Furcht vermindert werden.

471. Welche medizinischen Verfahren sind gestattet, wenn der Tod unmittelbar bevorsteht?
2278-2279
Die Pflege, die man gewöhnlich einer kranken Person schuldet, darf nicht abgebrochen werden. Erlaubt sind dagegen die Verwendung schmerzlindernder Mittel, die nicht auf den Tod abzielen, sowie der Verzicht auf die Anwendung medizinischer Verfahren, die in keinem Verhältnis stehen und bei denen es keine begründete Hoffnung auf einen positiven Ausgang gibt.

472. Warum muss die Gesellschaft jeden Embryo schützen?
2273, 2323
Das unveräußerliche Lebensrecht jedes Menschen von der Empfängnis an ist ein Grundprinzip der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Gesetzgebung. Wenn sich die Staatsmacht nicht in den Dienst der Rechte aller - und besonders der Schwächsten, zu denen die Ungeborenen gehören – stellt, werden die Grundmauern des Rechtsstaates untergraben.

473. Wie vermeidet man das Ärgernis?
2284-2287
2326
Das Ärgernis besteht darin, andere zum Bösen zu verleiten. Man vermeidet das Ärgernis, wenn man die Seele und den Leib der Person achtet. Wenn man andere absichtlich zu einer schlimmen Verfehlung verleitet, begeht man eine schwere Sünde.

474. Welche Pflicht haben wir gegenüber dem Leib?
2288-2291
Wir sollen in vernünftiger Weise für die eigene leibliche Gesundheit und die Gesundheit anderer Sorge tragen, dabei jedoch den Körperkult und jede Art von Übertreibungen meiden. Außerdem sind der Genuss von Drogen, die zu äußerst schweren Schädigungen der Gesundheit und des menschlichen Lebens führen, sowie das Übermaß an Speisen, Alkohol, Tabak und Medikamenten zu meiden.

475. Wann sind wissenschaftliche, medizinische oder psychologische Experimente an Personen oder Menschengruppen sittlich erlaubt?
2292-2295
Solche Experimente sind sittlich erlaubt, wenn sie im Dienst des ganzheitlichen Wohls der Person und der Gesellschaft stehen und keine unverhältnismäßigen Gefahren für das Leben und die physische und psychische Unversehrtheit der betroffenen Personen mit sich bringen; diese müssen entsprechend informiert und einverstanden sein.

476. Sind die Verpflanzung und das Spenden von Organen vor und nach dem Tod gestattet?
2296
Die Organverpflanzung ist sittlich annehmbar, wenn der Spender seine Zustimmung gegeben hat und keine übermäßigen Gefahren für ihn bestehen. Für die edle Tat der Organspende nach dem Tod muss der tatsächliche Tod des Spenders sicher feststehen.

477. Welche Handlungen stehen im Widerspruch zur Achtung der körperlichen Unversehrtheit der menschlichen Person?
2297-2298
Solche Handlungen sind: Entführungen und Geiselnahmen, Terrorismus, Folterung, Vergewaltigungen, direkte Sterilisation. Nur aus streng therapeutischen Gründen sind Amputationen und Verstümmelungen einer Person sittlich zulässig.

478. Welche Fürsorge schuldet man den Sterbenden?
2299
Sterbende haben ein Recht darauf, die letzten Momente ihres irdischen Daseins in Würde zu leben. Man soll ihnen vor allem durch das Gebet und die Sakramente beistehen, die auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott vorbereiten.

479. Wie soll man die Leiber der Verstorbenen behandeln?
2300-2301
Die Leiber der Verstorbenen sind ehrfürchtig und liebevoll zu behandeln. Die Einäscherung ist gestattet, sofern sie nicht die Auferstehung des Fleisches in Frage stellen will.

480. Was fordert der Herr von jeder Person im Blick auf den Frieden?
2302-2303
2330
Der Herr, der jene selig preist, „die Frieden stiften“ (Mt 5, 9), fordert den Frieden des Herzens. Als unsittlich verurteilt er den Zorn, der das Verlangen nach Rache für ein erfahrenes Übel ist, sowie den Hass, der dem Nächsten absichtlich Böses wünscht. Wenn man diesen Haltungen willentlich und in Dingen von großer Bedeutung zustimmt, sind es schwere Sünden gegen die Liebe.

481. Was ist der Friede in der Welt?
2304-2305
Der Friede in der Welt, der für die Achtung und die Entfaltung des menschlichen Lebens erforderlich ist, besteht nicht einfach darin, dass kein Krieg ist oder ein Gleichgewicht der einander entgegengesetzten Kräfte herrscht. Der Friede ist die „Ruhe der Ordnung“ (hl. Augustinus), „das Werk der Gerechtigkeit“ (Jes 32, 17) und die Wirkung der Liebe. Der irdische Friede ist Abbild und Frucht des Friedens Christi.

482. Was ist für den Frieden in der Welt erforderlich?
2304-2306
Für den Frieden in der Welt ist erforderlich, dass die persönlichen Güter angemessen verteilt und gesichert sind, die Menschen frei miteinander verkehren können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die Gerechtigkeit und Brüderlichkeit unter den Menschen gepflegt werden.

483. Wann ist der Einsatz militärischer Gewalt sittlich gestattet?
2307-2309
Der Einsatz militärischer Gewalt ist sittlich gerechtfertigt, wenn die folgenden Bedingungen gleichzeitig gegeben sind: die Sicherheit, dass der erlittene Schaden dauerhaft und schwerwiegend ist; die Wirkungslosigkeit aller friedlichen Alternativen; ernsthafte Aussichten auf Erfolg; die Vermeidung von schlimmeren Schäden, auch in Anbetracht der Zerstörungskraft der modernen Waffen.

484. Wem obliegt im Fall der Kriegsgefahr die strenge Beurteilung dieser Bedingungen?
2309-2311
Sie kommt dem klugen Ermessen der Regierenden zu. Diese haben auch das Recht, den Bürgern die Pflicht zur nationalen Verteidigung aufzuerlegen. Sie sollen dabei das persönliche Recht jener achten, die den Waffengebrauch aus Gewissensgründen verweigern, aber dann die Pflicht haben, der Gemeinschaft in anderer Form zu dienen.

485. Was verlangt das sittliche Gesetz im Fall eines Krieges?
2312-2314
2328
Das sittliche Gesetz bleibt immer gültig, auch im Fall eines Krieges. Es verlangt, dass die Zivilbevölkerung, die verwundeten Soldaten und die Kriegsgefangenen menschlich behandelt werden. Vorsätzliche Handlungen gegen das Völkerrecht und Befehle, solche Handlungen auszuführen, sind Verbrechen, für die blinder Gehorsam kein Entschuldigungsgrund sein kann. Massenvernichtungen sowie die Ausrottung eines Volkes oder einer ethnischen Minderheit sind als schwerste Sünden zu verurteilen. Man ist sittlich verpflichtet, sich Befehlen zu widersetzen, die solche Verbrechen anordnen.

486. Was ist zu tun, um den Krieg zu vermeiden?
2315-2317
2327-2330
Wegen der Übel und Ungerechtigkeiten, die jeder Krieg mit sich bringt, muss alles getan werden, was vernünftigerweise möglich ist, um ihn auf jeden Fall zu verhindern. Insbesondere müssen vermieden werden: Anhäufung und Handel von Waffen außerhalb der gesetzlichen Regelungen durch rechtmäßige Gewalten; Ungerechtigkeiten vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht; ethnische und religiöse Diskriminierungen; Neid, Misstrauen, Stolz und der Geist der Rache. Alles, was unternommen wird, um diese und andere Übel zu beseitigen, trägt zum Aufbau des Friedens und zur Vermeidung des Krieges bei.

Das sechste Gebot:
Du sollst nicht Ehebrechen


487. Welche Aufgabe hat der Mensch in Bezug auf seine geschlechtliche Identität?
2331-2336
2392-2393
Gott hat den Menschen als Mann und Frau mit gleicher personaler Würde geschaffen und ihm die Berufung zur Liebe und zur Gemeinschaft eingeprägt. Jeder Mensch muss seine geschlechtliche Identität annehmen und ihre Bedeutung für die ganze Person, ihre spezifische Eigenart für Mann und Frau sowie ihre gegenseitige Ergänzung anerkennen.

488. Was ist die Keuschheit?
2337-2338
2395
Die Keuschheit ist die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person. Die Geschlechtlichkeit wird wahrhaft menschlich, wenn sie in rechter Weise in die Beziehung von Person zu Person integriert ist. Die Keuschheit ist eine sittliche Tugend, ein Geschenk Gottes, eine Gnade, eine Frucht des Geistes.

489. Was erfordert die Tugend der Keuschheit?
2339-2343
2346
Sie erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung als Ausdruck einer menschlichen Freiheit, die auf die Selbsthingabe ausgerichtet ist. Dazu bedarf es einer ganzheitlichen, ständigen Erziehung, die sich in graduellen Wachstumsschritten vollzieht.

490. Welche Mittel helfen, um die Keuschheit zu leben?
2340-2347
Es stehen viele Mittel zur Verfügung: die Gnade Gottes, die Hilfe der Sakramente, das Gebet, die Selbsterkenntnis, die Praxis einer den jeweiligen Situationen angepassten Askese, die Übung der sittlichen Tugenden, besonders der Tugend der Mäßigung, deren Ziel es ist, dass die Leidenschaften von der Vernunft geleitet werden.

491. In welcher Weise sind alle berufen, in Keuschheit zu leben?
2348-2350
2394
In der Nachfolge Christi, der das Vorbild der Keuschheit ist, sind alle berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen: die einen in der Jungfräulichkeit oder in der gottgeweihten Ehelosigkeit, die eine hervorragende Weise ist, sich leichter mit ungeteiltem Herzen Gott hinzugeben; die anderen, die verheiratet sind, indem sie die eheliche Keuschheit leben; und die Unverheirateten, indem sie enthaltsam leben.

492. Welche Hauptsünden gegen die Keuschheit gibt es?
2351-2359
2396
Sünden, die entsprechend der jeweiligen Natur des Gegenstandes schwer gegen die Keuschheit verstoßen, sind: Ehebruch, Selbstbefriedigung, Unzucht, Pornographie, Prostitution, Vergewaltigung, homosexuelle Handlungen. Diese Sünden sind Ausdruck des Lasters der Unkeuschheit. Wenn sie an Minderjährigen begangen werden, wiegen solche Handlungen noch schwerer, weil sie gegen deren physische und moralische Unversehrtheit verstoßen.

493. Weshalb verbietet das sechste Gebot alle Sünden gegen die Keuschheit, obwohl es lautet: „Du sollst nicht ehebrechen“?
2336
Auch wenn es im biblischen Text des Dekalogs heißt: „Du sollst nicht die Ehe brechen“ (Ex 20, 14), folgt die Überlieferung der Kirche den sittlichen Weisungen des Alten und des Neuen Testaments insgesamt und bezieht das sechste Gebot auf alle Sünden gegen die Keuschheit.

494. Welche Aufgabe haben die staatlichen Behörden in Bezug auf die Keuschheit?
2354
Da die staatlichen Behörden die Achtung der Menschenwürde zu fördern haben, sollen sie beitragen, ein für die Keuschheit günstiges Klima zu schaffen. Durch angemessene Gesetze müssen sie auch die Ausbreitung einiger der oben genannten schweren Vergehen gegen die Keuschheit verhindern, um vor allem die Minderjährigen und die Schwächsten zu schützen.

495. Welches sind die Güter der ehelichen Liebe, auf welche die Geschlechtlichkeit hingeordnet ist?
2360-2361
2397-2398
Die Güter der ehelichen Liebe, die für Getaufte durch das Sakrament der Ehe geheiligt ist, sind: Einheit, Treue, Unauflöslichkeit und Bereitschaft zur Fruchtbarkeit.

496. Welche Bedeutung hat der eheliche Akt?
2362-2367
Der eheliche Akt hat eine doppelte Bedeutung: die Vereinigung (die gegenseitige Hingabe der Gatten) und die Fortpflanzung (die Bereitschaft zur Weitergabe des Lebens). Niemand darf die untrennbare Verknüpfung, die Gott zwischen den beiden Bedeutungen des ehelichen Aktes gewollt hat, zerstören, indem er die eine oder die andere ausschließt.

497. Wann entspricht die Empfängnisregelung der sittlichen Ordnung?
2368-2369
2399
Die Empfängnisregelung, die ein Aspekt der verantwortlichen Vater- und Mutterschaft ist, entspricht objektiv der sittlichen Ordnung, wenn sie von den Eheleuten ohne äußeren Zwang und nicht aus Egoismus, sondern aus ernsthaften Gründen und mit Methoden vollzogen wird, die den objektiven Kriterien der Sittlichkeit entsprechen, das heißt durch zeitweilige Enthaltsamkeit und die Wahl von unfruchtbaren Perioden.

498. Welche Mittel zur Empfängnisregelung sind unsittlich?
2370-2372
2399
Jede Handlung ist in sich unsittlich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel. Solche Handlungen sind zum Beispiel die direkte Sterilisation oder die Empfängnisverhütung.

499. Warum sind künstliche Insemination und Befruchtung unsittlich?
2373-2377
Sie sind unsittlich, weil sie die Zeugung von dem Akt trennen, bei dem sich die Gatten einander hingeben, und so eine Herrschaft der Technik über den Ursprung und die Bestimmung der menschlichen Person errichten. Die Techniken der heterologen künstlichen Insemination und Befruchtung, bei denen eine dritte Person außer dem Ehepaar eingeschaltet wird, verletzen außerdem das Recht des Kindes, von einem Vater und einer Mutter abzustammen, die es kennt, die miteinander ehelich verbunden sind und die das ausschließliche Recht haben, dass der eine nur durch den anderen Vater oder Mutter wird.

500. Als was soll ein Kind angesehen werden?
2378, 2398
Das Kind ist ein Geschenk Gottes, das vorzüglichste Geschenk der Ehe. Es gibt kein Recht auf Kinder („das Kind, das einem um jeden Preis zusteht“). Das Kind hat jedoch das Recht, die Frucht des ehelichen Aktes seiner Eltern zu sein; es hat auch das Recht, vom Augenblick seiner Empfängnis an als Person geachtet zu werden.

501. Was können die Eheleute tun, wenn sie keine Kinder bekommen?
2379
Wenn Eheleuten, die alle berechtigten medizinischen Hilfsmittel ausgeschöpft haben, das Geschenk eines Kindes versagt bleibt, können sie ihren Großmut zeigen, indem sie Pflege- oder Adoptivkinder annehmen oder wichtige Dienste zugunsten des Nächsten erfüllen. Auf diese Weise werden sie in reichem Maße geistlich fruchtbar.

502. Welche Verstöße gegen die Würde der Ehe gibt es?
2380-2391
2400
Solche Verstöße sind: Ehebruch, Ehescheidung, Polygamie, Inzest, freies Verhältnis (Zusammenleben, Konkubinat), vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr.

Das siebte Gebot:
Du sollst nicht stehlen


503. Worum geht es im siebten Gebot?
2401-2402
Es geht um die allgemeine Bestimmung und Verteilung der Güter, um das Privateigentum und um die Achtung der Personen, ihrer Güter und der Unversehrtheit der Schöpfung. Die Kirche sieht in diesem Gebot auch das Fundament ihrer Soziallehre, die das rechte Handeln im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben, das Recht und die Pflicht der menschlichen Arbeit, die Gerechtigkeit und die Solidarität unter den Nationen sowie die Liebe zu den Armen umfasst.

504. Unter welchen Voraussetzungen besteht das Recht auf Privateigentum?
2403, 2452
Das Recht auf Privateigentum besteht unter der Voraussetzung, dass man das Eigentum auf gerechte Weise erworben oder bekommen hat und die allgemeine Bestimmung der Güter zur Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen vorrangig bleibt.

505. Welchen Zweck hat das Privateigentum?
2404-2406
Das Privateigentum hat den Zweck, die Freiheit und die Würde der einzelnen Personen zu gewährleisten. Es soll ihnen zudem helfen, den Grundbedürfnissen jener nachzukommen, für die sie verantwortlich sind, und auch anderen beizustehen, die in Not leben.

506. Was gebietet das siebte Gebot?
2407-2415
2450-2451
Das siebte Gebot gebietet die Achtung fremden Gutes durch die Übung der Gerechtigkeit und der Liebe, der Mäßigung und der Solidarität. Insbesondere fordert dieses Gebot, dass gegebene Versprechen und geschlossene Verträge eingehalten werden, dass begangenes Unrecht wiedergutgemacht und unrecht erworbenes Gut zurückgegeben wird, dass die Unversehrtheit der Schöpfung geachtet wird, indem die Bodenschätze, die Pflanzen und Tiere in der ganzen Welt - unter besonderer Beachtung der vom Aussterben bedrohten Arten - klug und maßvoll genutzt werden.

507. Wie soll sich der Mensch den Tieren gegenüber verhalten?
2416-2418
2456-2457
Tiere sind Geschöpfe Gottes. Der Mensch soll sie mit Wohlwollen behandeln. Übertriebene Liebe zu Tieren ist ebenso zu meiden wie ihr wahlloser Gebrauch, vor allem für wissenschaftliche Experimente, welche die vernünftigen Grenzen überschreiten und die Tiere unnötig leiden lassen.

508. Was untersagt das siebte Gebot?
2408-2414
2453-2455
Das siebte Gebot untersagt vor allem den Diebstahl, also die widerrechtliche Aneignung fremden Gutes gegen den vernünftigen Willen des Besitzers. Das geschieht auch bei der Zahlung ungerechter Löhne, bei der Spekulation mit dem Wert von Gütern, um daraus zum Schaden anderer Gewinn zu ziehen, sowie bei der Fälschung von Schecks und Rechnungen. Das siebte Gebot verbietet außerdem Steuerhinterziehung und Betrug im Handel sowie mutwillige Beschädigung privaten oder öffentlichen Eigentums. Es untersagt auch Wucher, Bestechung, privaten Missbrauch von Gesellschaftseigentum, schuldhaft schlechte Ausführung von Arbeiten sowie Verschwendung.

509. Welchen Inhalt hat die Soziallehre der Kirche?
2419-2423
Die Soziallehre der Kirche ist eine organische Entfaltung der Wahrheit des Evangeliums über die Würde der menschlichen Person und seine gesellschaftliche Dimension. Sie enthält Grundsätze für die Reflexion, erarbeitet Maßstäbe des Urteilens und gibt Richtlinien und Orientierungen zum Handeln.

510. Wann mischt sich die Kirche im sozialen Bereich ein?
2420, 2458
Die Kirche mischt sich ein und fällt auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet ein sittliches Urteil, wenn die Grundrechte der Person, das Gemeinwohl oder das Heil der Seelen es erfordern.

511. Wie ist das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu gestalten?
2426, 2459
Es ist - entsprechend seinen eigenen Methoden - im Rahmen der sittlichen Ordnung und der sozialen Gerechtigkeit so zu gestalten, dass es im Dienst des ganzen Menschen und der gesamten menschlichen Gemeinschaft steht. Der Mensch muss Urheber, Mitte und Ziel des wirtschaftlichen und sozialen Lebens sein.

512. Was widerspricht der Soziallehre der Kirche?
2424-2425
Im Widerspruch zur Soziallehre der Kirche stehen Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme, welche die Grundrechte der Personen hintansetzen oder den Profit zu ihrem ausschließlichen Maßstab oder zu ihrem letzten Ziel erheben. Deshalb lehnt die Kirche die Ideologien ab, die in neuerer Zeit mit dem „Kommunismus“ oder mit atheistischen, totalitären Formen des „Sozialismus“ einhergehen. Außerdem weist sie den Individualismus und den absoluten Vorrang der Marktgesetze über die menschliche Arbeit in der Praxis des „Kapitalismus“ zurück.

513. Welche Bedeutung hat die Arbeit für den Menschen?
2427-2428
2460-2461
Die Arbeit ist für den Menschen eine Pflicht und ein Recht. Durch die Arbeit wirkt er mit dem Schöpfergott zusammen. Wenn der Mensch mit Einsatz und Kompetenz arbeitet, entfaltet er seine natürlichen Fähigkeiten, ehrt die Gaben des Schöpfers und die empfangenen Talente, sorgt für sich und die Seinen und dient der menschlichen Gemeinschaft. Darüber hinaus kann die Arbeit mit der Gnade Gottes ein Mittel der Heiligung und der Mitarbeit mit Christus für das Heil der anderen sein.

514. Auf welche Art der Arbeit hat jeder Mensch ein Recht?
2429-2430
2433-2434
Ohne ungerechte Zurücksetzung soll jedem Menschen der Zugang zu einer sicheren, ehrenwerten Arbeit offen stehen. Dabei ist auf die unternehmerische Freiheit und auf eine gerechte Entlohnung zu achten.

515. Welche Verantwortung hat der Staat bezüglich der Arbeit?
2431, 2433
Dem Staat obliegt es, für die Sicherheit der individuellen Freiheiten und des Eigentums sowie für eine stabile Währung und für leistungsfähige öffentliche Dienste zu sorgen. Der Staat hat die Ausübung der Menschenrechte im wirtschaftlichen Bereich zu überwachen und zu leiten. Den Umständen entsprechend soll die Gesellschaft den Bürgern helfen, Arbeit zu finden.

516. Welche Aufgabe haben die Unternehmensleiter?
2432
Die Unternehmensleiter sind für die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen ihrer Tätigkeiten verantwortlich. Sie sollen auf das Wohl der Menschen und nicht nur auf die Steigerung der Gewinne bedacht sein. Gewinne sind aber notwendig, um Investitionen, die Zukunft des Unternehmens, die Arbeitsplätze und eine positive Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens zu sichern.

517. Welche Pflichten haben die Arbeitnehmer?
2435-2436
Sie müssen ihre Arbeit gewissenhaft, mit Kompetenz und Hingabe erfüllen und sich bemühen, eventuelle Streitfragen im Dialog zu lösen. Gewaltloser Streik ist sittlich erlaubt, wenn er ein notwendiges Mittel zu einem angemessenen Nutzen darstellt und auf das Gemeinwohl Rücksicht nimmt.

518. Wie werden Gerechtigkeit und Solidarität zwischen den Nationen verwirklicht?
2437-2441
Auf internationaler Ebene müssen sich alle Nationen und Institutionen in Solidarität und Subsidiarität dafür einsetzen, dass Elend, Ungleichheit der Ressourcen und der ökonomischen Mittel, wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeiten, Ausbeutung der Menschen, Anhäufung der Schulden der armen Länder und unmoralische Mechanismen, welche die Entwicklung der wirtschaftlich schwachen Länder behindern, beseitigt oder wenigstens verringert werden.

519. Wie beteiligen sich die Christen am politischen und gesellschaftlichen Leben?
2442
Die gläubigen Laien greifen direkt in das politische und gesellschaftliche Leben ein, indem sie die irdischen Bereiche mit christlichem Geist durchdringen und als echte Zeugen des Evangeliums und als Diener des Friedens und der Gerechtigkeit mit allen zusammenarbeiten.

520. Woran orientiert sich die Liebe zu den Armen?
2443-2449
2462-2463
Die Liebe zu den Armen orientiert sich am Evangelium der Seligpreisungen und am Beispiel Jesu, der sich ständig den Armen zugewandt hat. Jesus hat gesagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40). Die Liebe zu den Armen zeigt sich im Einsatz gegen die materielle Armut, auch gegen die zahlreichen Formen kultureller, moralischer und religiöser Armut. Die geistigen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit und die vielen Wohltätigkeitseinrichtungen, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, geben ein konkretes Zeugnis für die vorrangige Liebe zu den Armen, welche die Jünger Jesu kennzeichnet.

Das achte Gebot:
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen


521. Welche Pflicht hat der Mensch gegenüber der Wahrheit?
2464-2470
2505
Jeder Mensch ist in seinen Taten und Worten zur Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit berufen. Jeder hat die Pflicht, die Wahrheit zu suchen, an der Wahrheit festzuhalten und sein ganzes Leben an den Forderungen der Wahrheit auszurichten. In Jesus Christus hat sich die Wahrheit Gottes voll und ganz gezeigt: Er ist die Wahrheit. Wer ihm nachfolgt, lebt im Geist der Wahrheit und hütet sich vor Doppelzüngigkeit, Falschheit und Heuchelei.

522. Wie legt man Zeugnis für die Wahrheit ab?
2471-2474
2505-2506
Der Christ muss die Wahrheit des Evangeliums in allen Bereichen seines öffentlichen und privaten Lebens bezeugen, nötigenfalls sogar mit dem Opfer seines eigenen Lebens. Das Martyrium ist das erhabenste Zeugnis, das man für die Wahrheit des Glaubens ablegen kann.

523. Was untersagt das achte Gebot?
2475-2487
2507-2509
Das achte Gebot untersagt:
das falsche Zeugnis, den Meineid und die Lüge, deren Schwere gemessen wird an der Natur der Wahrheit, die sie entstellt, an den Umständen, an den Absichten des Lügners sowie an den Nachteilen, die den Belogenen daraus erwachsen;
das vermessene Urteil, die üble Nachrede, die Diffamation und die Verleumdung, die den guten Ruf und die Ehre, auf die jeder Mensch ein Recht hat, mindern oder zerstören;
die Schmeichelei, die Lobhudelei oder Gefälligkeit, vor allem wenn sie auf schwere Sünden oder auf das Erlangen unrechtmäßiger Vorteile abzielen.
Eine Verfehlung gegen die Wahrheit verlangt Wiedergutmachung, wenn sie anderen Schaden zugefügt hat.

524. Was verlangt das achte Gebot?
2488-2492
2510-2511
Das achte Gebot verlangt die Achtung der Wahrheit, verbunden mit der Diskretion der Liebe: bei der Mitteilung und Information, die stets das persönliche und allgemeine Wohl, den Schutz des Privatlebens und die Gefahr des Ärgernisses berücksichtigen müssen; bei der Wahrung von Berufsgeheimnissen, die immer einzuhalten sind, außer in Sonderfällen bei Vorliegen entsprechend gewichtiger Gründe; und auch bei vertraulichen Mitteilungen, die unter dem Siegel der Verschwiegenheit gemacht wurden.

525. Wie sind die sozialen Kommunikationsmittel zu gebrauchen?
2493-2499
2512
Die Information durch Medien muss im Dienst des Gemeinwohls stehen, inhaltlich stets der Wahrheit entsprechen und bei Beachtung der durch Recht und menschliche Rücksichtnahme gezogenen Grenzen auch vollständig sein. Außerdem muss sie in der Ausdrucksweise ehrlich und angemessen sein und die sittlichen Grundsätze, die legitimen Rechte und die Würde der Person genau beachten.

526. Welche Beziehung besteht zwischen Wahrheit, Schönheit und sakraler Kunst?
2500-2503
2513
Die Wahrheit ist von sich aus schön. Sie bringt den Glanz geistiger Schönheit mit sich. Neben dem Wort gibt es zahlreiche Ausdrucksformen der Wahrheit, besonders die Kunstwerke. Sie sind die Frucht eines von Gott geschenkten Talentes und der Anstrengung des Menschen. Um wahr und schön zu sein, muss die sakrale Kunst das in Christus erschienene Mysterium Gottes erahnen lassen und verherrlichen und zur Anbetung und Liebe Gottes, des Schöpfers und Retters, führen, der die erhabene Schönheit der Wahrheit und der Liebe ist.

Das neunte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau


527. Was verlangt das neunte Gebot?
2514-2517
2528-2530
Das neunte Gebot verlangt, die fleischliche Begierde in Gedanken und Wünschen zu überwinden. Beim Kampf gegen diese Begierde bedarf es der Läuterung des Herzens und der Tugend der Mäßigung.

528. Was untersagt das neunte Gebot?
2518-2519
2531
Das neunte Gebot untersagt, Gedanken und Wünsche in Bezug auf Handlungen zu pflegen, die vom sechsten Gebot untersagt sind.

529. Wie erlangt man die Reinheit des Herzens?
2520, 2532
Mit der Gnade Gottes und im Kampf gegen die ungeordneten Begierden erlangt der Getaufte die Reinheit des Herzens durch die Tugend und die Gabe der Keuschheit, die lautere Absicht, den äußerlich und innerlich reinen Blick, die Beherrschung der Gefühle und der Phantasie und das Gebet.

530. Was verlangt die Reinheit darüber hinaus?
2521-2527
2533
Reinheit verlangt Schamhaftigkeit. Diese wahrt den Intimbereich des Menschen, bringt das Feingefühl der Keuschheit zum Ausdruck und lenkt Blicke und Gesten entsprechend der Würde der Personen und ihrer Gemeinschaft. Sie befreit von einer diffusen Erotik und hält von allem fern, was die krankhafte Neugier fördert. Sie verlangt auch eine Reinigung des gesellschaftlichen Umfeldes durch einen ständigen Kampf gegen die Permissivität der Sitten, die auf einem irrigen Verständnis der menschlichen Freiheit beruht.

Das zehnte Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut


531. Was verlangt und was verbietet das zehnte Gebot?
2534-2543
2551-2554
Dieses Gebot ergänzt das vorangehende Gebot und verlangt eine innere Haltung der Achtung gegenüber fremdem Eigentum. Es verbietet die Gier, die ungezügelte Habsucht fremder Güter und den Neid, der darin besteht, dass man traurig ist, weil es einem anderen gut geht, und maßlos danach verlangt, sich dessen Gut anzueignen.

532. Was verlangt Jesus mit der Armut des Herzens?
2544-2547
2555-2556
Jesus macht es seinen Jüngern zur Pflicht, ihn allen und allem vorzuziehen. Die Loslösung vom Reichtum im Geist der evangelischen Armut und das Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, das uns von der ängstlichen Sorge um die Zukunft befreit, sind Vorbereitungen auf die Seligkeit der Armen im Geiste, „denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5, 3).

533. Was ist das größte Verlangen des Menschen?
2548-2550
2557
Das größte Verlangen des Menschen besteht darin, Gott zu schauen. Das ist der Aufschrei seines ganzen Wesens: „Ich will Gott schauen!“ Der Mensch erreicht sein wahres und vollkommenes Glück in der Schau und in der Seligkeit dessen, der ihn aus Liebe erschaffen hat und in seiner grenzenlosen Liebe an sich zieht.

„Wer Gott schaut, hat alle Güter erlangt, die man sich nur denken kann“ (hl. Gregor von Nyssa).
Raphael
Die Kirche – Mutter und Lehrmeisterin
429. In welcher Weise nährt die Kirche das sittliche Leben des Christen?
2030-2031
2047
Die Kirche ist die Gemeinschaft, in der der Christ das Wort Gottes und die Weisungen des „Gesetzes Christi“ (Gal 6, 2) aufnimmt, die Gnade der Sakramente empfängt und sich mit der eucharistischen Hingabe Christi verbindet, so dass sein sittliches Leben ein geistiger Gottesdienst …Mehr
Die Kirche – Mutter und Lehrmeisterin
429. In welcher Weise nährt die Kirche das sittliche Leben des Christen?
2030-2031
2047
Die Kirche ist die Gemeinschaft, in der der Christ das Wort Gottes und die Weisungen des „Gesetzes Christi“ (Gal 6, 2) aufnimmt, die Gnade der Sakramente empfängt und sich mit der eucharistischen Hingabe Christi verbindet, so dass sein sittliches Leben ein geistiger Gottesdienst wird. Die Kirche gibt ihm das Beispiel der heiligen Jungfrau Maria und der Heiligen.

430. Warum äußert sich das Lehramt der Kirche zu sittlichen Fragen?
2032-2040
2049-2051
Weil es Aufgabe des Lehramtes der Kirche ist, den Glauben zu predigen, der geglaubt und im Leben angewandt werden muss. Diese Aufgabe erstreckt sich auch auf die besonderen Vorschriften des natürlichen Sittengesetzes, weil es heilsnotwendig ist, sie zu befolgen.

431. Welches Ziel haben die Gebote der Kirche?
2041, 2048
Die fünf Gebote der Kirche haben das Ziel, den Gläubigen das notwendige Minimum an Gebetsgeist, an sakramentalem Leben, an sittlichem Streben und an Wachstum in der Gottes- und Nächstenliebe zu sichern.

432. Wie lauten die Gebote der Kirche?
2042-2043
Die Gebote der Kirche lauten: 1) am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen an der Messe teilnehmen und keine Arbeiten und Tätigkeiten verrichten, welche die Heiligung dieser Tage gefährden; 2) wenigstens einmal im Jahr die eigenen Sünden beichten und das Sakrament der Versöhnung empfangen; 3) wenigstens zu Ostern das Sakrament der Eucharistie empfangen; 4) die von der Kirche gebotenen Fast- und Abstinenztage halten; 5) im Rahmen der eigenen Möglichkeiten der Kirche in ihren materiellen Erfordernissen beistehen.

433. Warum ist das sittliche Leben der Christen für die Verkündigung des Evangeliums unverzichtbar?
2044-2046
Weil die Christen durch ihr Leben in Übereinstimmung mit Jesus Christus die Menschen zum Glauben an den wahren Gott führen, die Kirche aufbauen, die Welt mit dem Geist des Evangeliums durchdringen und das Kommen des Reiches Gottes beschleunigen.

ZWEITER ABSCHNITT
DIE ZEHN GEBOTE

Exodus 20, 2 – 17
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation: bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbat: Halte ihn heilig!
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
Ehre deinen Vater und deine Mutter,
damit du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen.
Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.
Deuteronomium 5, 6 – 21
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation: bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat.
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott,
mit starker Hand und hocherhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat,
damit du lange lebst und es dir gut geht
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen,
du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.
Katechetische Überlieferung
Ich bin der Herr, dein Gott.
1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.
4. Du sollst Vater und Mutter ehren.
5. Du sollst nicht töten.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.

434. „Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ (Mt 19, 16).
2052-2054
2075-2076
Dem jungen Mann, der diese Frage stellt, antwortet Jesus: „Wenn du das Leben erlangen willst, halte die Gebote!“, und dann fügt er hinzu: „Komm und folge mir nach!“ (Mt 19, 16.21). Zur Nachfolge Christi gehört das Halten der Gebote. Das Gesetz wird nicht abgeschafft. Der Mensch wird aufgefordert, es in der Person des göttlichen Meisters wiederzufinden, der es in sich selbst vollkommen erfüllt, seine ganze Bedeutung offenbart und seine bleibende Gültigkeit bezeugt.

435. Wie legt Jesus das Gesetz aus?
2055
Jesus legt das Gesetz im Licht des zweifachen Gebotes der Liebe aus, das nur ein einziges Gebot ist und die Erfüllung des Gesetzes darstellt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“ (Mt 22, 37–40).

436. Was bedeutet „Dekalog“?
2056-2057
„Dekalog“ bedeutet „zehn Worte“ (Ex 34, 28). Diese Worte fassen das Gesetz zusammen, das Gott dem Volk Israel im Zusammenhang mit dem Bund durch Mose gegeben hat. Der Dekalog enthält die Gebote der Liebe zu Gott (die ersten drei) und zum Nächsten (die anderen sieben) und zeigt für das auserwählte Volk und für jeden Einzelnen den Weg eines von der Sklaverei der Sünde befreiten Lebens.

437. Welche Verbindung besteht zwischen Dekalog und Bund?
2058-2063
2077
Der Dekalog wird im Licht des Bundes verständlich, in dem Gott sich offenbart und seinen Willen kundtut. Durch die Befolgung der Gebote drückt das Volk seine Zugehörigkeit zu Gott aus und antwortet in Dankbarkeit auf sein liebendes Handeln.

438. Welche Bedeutung gibt die Kirche dem Dekalog?
2064-2068
2078
In Treue zur Schrift und zum Beispiel Jesu wird dem Dekalog von der Kirche eine überaus wichtige, grundlegende Bedeutung zuerkannt. Die Christen sind verpflichtet, den Dekalog zu befolgen.

439. Warum bildet der Dekalog eine organische Einheit?
2069, 2079
Die zehn Gebote bilden ein organisches, unteilbares Ganzes, weil jedes Gebot auf die anderen Gebote und auf den gesamten Dekalog verweist. Wer deshalb ein Gebot übertritt, verstößt gegen das ganze Gesetz.

440. Warum sind die zehn Gebote schwerwiegende Verpflichtungen?
2070-2073
2080-2081
Weil sie die Grundpflichten des Menschen gegenüber Gott und dem Nächsten zum Ausdruck bringen.

441. Ist es möglich, den Dekalog zu befolgen?
2074, 2082
Ja, denn Christus, ohne den wir nichts vollbringen können, macht uns durch die Gabe seines Geistes und seiner Gnade fähig, den Dekalog zu befolgen.
12 weitere Kommentare von Raphael
Raphael
Gnade und Rechtfertigung
422. Was ist die Rechtfertigung?
1987-1995
2017-2020
Die Rechtfertigung ist das erhabenste Werk der Liebe Gottes. Sie ist das barmherzige und gnädige Handeln Gottes, das unsere Sünden tilgt und uns in unserem ganzen Wesen gerecht und heilig macht. Dies geschieht durch die Gnade des Heiligen Geistes, die uns durch das Leiden Christi verdient und in der Taufe geschenkt worden …Mehr
Gnade und Rechtfertigung

422. Was ist die Rechtfertigung?
1987-1995
2017-2020
Die Rechtfertigung ist das erhabenste Werk der Liebe Gottes. Sie ist das barmherzige und gnädige Handeln Gottes, das unsere Sünden tilgt und uns in unserem ganzen Wesen gerecht und heilig macht. Dies geschieht durch die Gnade des Heiligen Geistes, die uns durch das Leiden Christi verdient und in der Taufe geschenkt worden ist. Mit der Rechtfertigung beginnt die freie Antwort des Menschen, das heißt der Glaube an Christus und das Zusammenwirken mit der Gnade des Heiligen Geistes.

423. Was ist die Gnade, die rechtfertigt?
1996-1998
2005, 2021
Die Gnade ist die ungeschuldete Gabe, die Gott uns schenkt, um uns an seinem dreifaltigen Leben teilhaben zu lassen und uns fähig zu machen, aus Liebe zu ihm zu handeln. Sie wird habituelle, heiligmachende oder vergöttlichende Gnade genannt, weil sie uns heiligt und vergöttlicht. Sie ist übernatürlich, weil sie ganz dem ungeschuldeten Zuvorkommen Gottes zu verdanken ist und über die Verstandes- und Willenskräfte des Menschen hinausgeht. Darum entzieht sie sich unserer Erfahrung.

424. Welche anderen Arten von Gnade gibt es?
1999-2000
2003-2004
2023-2024
Neben der habituellen Gnade gibt es: die aktuellen oder helfenden Gnaden (auf bestimmte Umstände bezogene Gaben), die sakramentalen Gnaden (die jedem Sakrament eigenen Gaben) und die besonderen Gnaden oder Charismen (deren Ziel das Gemeinwohl der Kirche ist), darunter die Standesgnaden, welche die Ausübung der kirchlichen Dienste und der Pflichten des Lebens begleiten.

425. Welches Verhältnis besteht zwischen der Gnade und der Freiheit des Menschen?
2001-2002
2022
Die Gnade kommt der freien Antwort des Menschen zuvor, bereitet sie vor und löst sie aus. Die Gnade geht auf das tiefste Verlangen der menschlichen Freiheit ein, lädt sie zum Mitwirken ein und führt sie zu ihrer Vollendung.

426. Was ist das Verdienst?
2006-2010
2025-2026
Das Verdienst gibt Anspruch auf die Belohnung für eine gute Tat. Gott gegenüber kann der Mensch an sich kein Verdienst geltend machen, weil er alles aus Gnade von ihm empfangen hat. Dennoch schenkt Gott uns die Möglichkeit, Verdienste zu erwerben durch die Vereinigung mit der Liebe Christi, der Quelle unserer Verdienste vor Gott. Die Verdienste der guten Werke müssen deshalb zunächst der Gnade Gottes und dann dem freien Willen des Menschen zugeschrieben werden.

427. Welche Güter können wir verdienen?
2010-2011
2027
Unter dem Antrieb des Heiligen Geistes können wir uns selbst und anderen die Gnaden verdienen, die zu unserer Heiligung und zur Erlangung des ewigen Lebens beitragen, sowie auch die zeitlichen Güter, die uns nach dem Plan Gottes zuträglich sind. Niemand kann die erste Gnade verdienen, aus der die Bekehrung und die Rechtfertigung hervorgehen.

428. Sind wir alle zur christlichen Heiligkeit berufen?
2012-2016
2028-2029
Alle Gläubigen sind zur christlichen Heiligkeit berufen. Die Heiligkeit ist die Fülle des christlichen Lebens, die Vollkommenheit der Liebe. Sie besteht in der innigen Vereinigung mit Christus und in ihm mit der heiligsten Dreifaltigkeit. Der Weg der Heiligung des Christen führt über das Kreuz und findet seine Vollendung in der Auferstehung der Gerechten, in der Gott alles in allem sein wird.
Raphael
Die Sünde
391. Was verlangt die Annahme der Barmherzigkeit Gottes von uns?
1846-1848
1870
Um Gottes Barmherzigkeit annehmen zu können, müssen wir unsere Verfehlungen bekennen und unsere Sünden bereuen. Gott selbst deckt durch sein Wort und seinen Geist unsere Sünden auf, schenkt uns die Wahrheit des Gewissens und die Hoffnung auf Vergebung.
392. Was ist die Sünde?
1849-1851
1871-1872
Die Sünde …Mehr
Die Sünde

391. Was verlangt die Annahme der Barmherzigkeit Gottes von uns?
1846-1848
1870
Um Gottes Barmherzigkeit annehmen zu können, müssen wir unsere Verfehlungen bekennen und unsere Sünden bereuen. Gott selbst deckt durch sein Wort und seinen Geist unsere Sünden auf, schenkt uns die Wahrheit des Gewissens und die Hoffnung auf Vergebung.

392. Was ist die Sünde?
1849-1851
1871-1872
Die Sünde ist „ein Wort, eine Tat oder ein Begehren im Widerspruch zum ewigen Gesetz“ (hl. Augustinus). Die Sünde ist eine Beleidigung Gottes im Ungehorsam gegenüber seiner Liebe. Sie verwundet die Natur des Menschen und beeinträchtigt das menschliche Zusammenleben. In seiner Passion deckt Christus die ganze Schwere der Sünde auf und überwindet sie durch seine Barmherzigkeit.

393. Gibt es verschiedenartige Sünden?
1852-1853
1873
Die Verschiedenartigkeit der Sünden ist groß. Man kann sie unterscheiden nach ihrem Gegenstand, nach den Tugenden oder den Geboten, denen sie widersprechen. Man kann sie in Sünden direkt gegen Gott, gegen den Nächsten oder gegen uns selbst einteilen oder auch in Sünden, die man in Gedanken, Worten und Werken oder durch Unterlassungen begeht.

394. Wie unterscheidet man die Sünden bezüglich ihrer Schwere?
1854
Man unterscheidet zwischen Todsünden und lässlichen Sünden.

395. Wann begeht man eine Todsünde?
1855-1861
1874
Man begeht eine Todsünde, wenn zugleich eine schwerwiegende Materie, die volle Erkenntnis und die freiwillige Zustimmung vorliegen. Eine solche Sünde zerstört in uns die Liebe, beraubt uns der heiligmachenden Gnade und führt uns zum ewigen Tod der Hölle, wenn wir sie nicht bereuen. Todsünden werden gewöhnlich durch das Taufsakrament oder durch das Sakrament der Buße und der Versöhnung vergeben.

396. Wann begeht man eine lässliche Sünde?
1862-1864
1875
Man begeht eine lässliche Sünde, wenn es sich um eine nicht schwerwiegende Materie handelt oder wenn zwar eine schwerwiegende Materie vorliegt, nicht aber die volle Erkenntnis oder die volle Zustimmung. Die lässliche Sünde unterscheidet sich wesentlich von der Todsünde. Sie bricht den Bund mit Gott nicht, schwächt aber die Liebe. In ihr verrät sich eine ungeordnete Neigung zu geschaffenen Gütern. Sie verhindert, dass die Seele in der Übung der Tugenden und im Tun des sittlich Guten Fortschritte macht. Sie zieht zeitliche Läuterungsstrafen nach sich.

397. Wie breitet sich in uns die Sünde aus?
1865, 1876
Die Sünde schafft einen Hang zur Sünde. Ihre Wiederholung erzeugt das Laster.

398. Was sind die Laster?
1866-1867
Die Laster, das Gegenteil der Tugenden, sind verkehrte Gewohnheiten, die das Gewissen verdunkeln und zum Bösen geneigt machen. Die Laster können mit den sieben sogenannten Hauptsünden in Verbindung gebracht werden. Hauptsünden sind: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit oder Überdruss.

399. Haben wir eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen?
1868
Wir haben eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen, wenn wir schuldhaft daran mitwirken.

400. Was sind Strukturen der Sünde?
1869
Sündige Strukturen sind gesellschaftliche Situationen oder Institutionen, die zum göttlichen Gesetz im Gegensatz stehen. Sie sind Ausdruck und Folge persönlicher Sünden.

ZWEITES KAPITEL
Die menschliche Gemeinschaft

Person und Gesellschaft

401. Worin besteht die gesellschaftliche Dimension des Menschen?
1877-1880
1890-1891
Neben der persönlichen Berufung zur Seligkeit hat der Mensch auch eine gesellschaftliche Dimension, die ein wesentliches Element seiner Natur und seiner Berufung bildet. Alle Menschen sind nämlich zum gleichen Ziel berufen: zu Gott. Zwischen der Gemeinschaft der göttlichen Personen und der brüderlichen Gesinnung, in der die Menschen in Wahrheit und Liebe untereinander leben sollen, besteht eine gewisse Ähnlichkeit. Die Liebe zum Nächsten lässt sich von der Liebe zu Gott nicht trennen.

402. Welche Beziehung gibt es zwischen Person und Gesellschaft?
1881-1882
1892-1893
Grund, Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen ist die Person und muss es sein. Manche Gesellschaften, so die Familie und der Staat, sind für den Menschen notwendig. Unter Berücksichtigung des Prinzips der Subsidiarität sind innerhalb der politischen Gemeinschaften sowie auf internationaler Ebene auch andere Verbände nützlich.

403. Was besagt das Subsidiaritätsprinzip?
1883-1885
1894
Dieses Prinzip besagt, dass eine übergeordnete Gesellschaft nicht die Aufgaben einer untergeordneten Gesellschaft übernehmen und sie nicht ihrer Kompetenzen berauben darf, sondern sie vielmehr im Notfall unterstützen muss.

404. Was ist darüber hinaus für ein echt menschliches Zusammenleben notwendig?
1886-1889
1895-1896
Es ist notwendig, dass die Gerechtigkeit und die richtige Ordnung der Werte beachtet werden und man die materiellen und triebhaften Dimensionen den inneren und geistigen Dimensionen unterordnet. Besonders dort, wo die Sünde das Gesellschaftsklima verdirbt, ist zur Bekehrung der Herzen aufzurufen und an die Gnade Gottes zu appellieren, um Gesellschaftsveränderungen herbeizuführen, die wirklich im Dienst jedes Menschen und der ganzen Person stehen. Die Liebe, die gerechtes Handeln verlangt und ermöglicht, ist das größte soziale Gebot.

Die Beteiligung am gesellschaftlichen Leben

405. Worauf gründet sich die Autorität in der Gesellschaft?
1897-1902
1918-1920
Jede menschliche Gemeinschaft bedarf einer rechtmäßigen Autorität, welche die Ordnung aufrecht erhält und auf das Gemeinwohl bedacht ist. Diese Autorität hat ihre Grundlage in der menschlichen Natur, denn sie entspricht der von Gott gesetzten Ordnung.

406. Wann wird die Autorität rechtmäßig ausgeübt?
1901
1903-1904
1921-1923
Die Autorität wird dann rechtmäßig ausgeübt, wenn sie sich für das Gemeinwohl einsetzt und sich dabei sittlich erlaubter Mittel bedient. Darum sollen die Regierungsformen vom freien Willen der Menschen bestimmt werden und das Prinzip des „Rechtsstaats“ achten, in dem das Gesetz und nicht die Willkür der Menschen herrscht. Ungerechte Gesetze und Weisungen, die der sittlichen Ordnung widersprechen, sind für die Gewissen nicht verpflichtend.

407. Was ist das Gemeinwohl?
1905-1906
1924
Das Gemeinwohl ist die Gesamtheit jener Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens, die den Gruppen und den Einzelnen ermöglichen, die eigene Vollendung zu erlangen.

408. Was gehört zum Gemeinwohl?
1907-1909
1925
Zum Gemeinwohl gehören: die Achtung und Förderung der Grundrechte der Person; die Entfaltung der geistigen und zeitlichen Güter der Menschen und der Gesellschaft; der Friede und die Sicherheit aller.

409. Wo wird das Gemeinwohl am vollständigsten verwirklicht?
1910-1912
1927
Am vollständigsten wird das Gemeinwohl in jenen politischen Gemeinschaften verwirklicht, die das Wohl der Bürger und der kleineren Gemeinwesen schützen und fördern, ohne das allgemeine Wohl der Menschheitsfamilie zu vergessen.

410. Wie wirkt der Mensch an der Verwirklichung des Gemeinwohls mit?
1913-1917
1926
Jeder Mensch wirkt auf seinem Platz und in seiner Rolle an der Förderung des Gemeinwohls mit. Er soll die gerechten Gesetze befolgen und sich in den Bereichen einsetzen, für die er persönlich Verantwortung trägt. Dazu gehören etwa die Sorge für die eigene Familie und der Einsatz bei der Arbeit. Darüber hinaus sollen die Bürger so weit wie möglich aktiv am öffentlichen Leben teilnehmen.

Die soziale Gerechtigkeit

411. Wie gewährleistet die Gesellschaft die soziale Gerechtigkeit?
1928-1933
1943-1944
Die Gesellschaft gewährleistet die soziale Gerechtigkeit, wenn sie die Würde und die Rechte der Person achtet; dies ist das eigentliche Ziel der Gesellschaft. Außerdem fördert die Gesellschaft die soziale Gerechtigkeit, die mit dem Gemeinwohl und mit der Ausübung der Autorität zusammenhängt, wenn sie die Bedingungen schafft, die es den Verbänden und den Einzelnen ermöglichen, das ihnen Zustehende zu erhalten.

412. Worauf gründet die Gleichheit unter den Menschen?
1934-1935
1945
Alle Menschen erfreuen sich der gleichen Würde und der gleichen Grundrechte, weil sie nach dem Bilde des einzigen Gottes geschaffen und mit der gleichen vernunftbegabten Seele ausgestattet sind, die gleiche Natur und den gleichen Ursprung haben und in Christus, dem einzigen Retter, zu derselben göttlichen Seligkeit berufen sind.

413. Wie sind die Ungleichheiten zwischen den Menschen zu bewerten?
1936-1938
1946-1947
Es gibt ungerechte wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichheiten, die Millionen von Menschen betreffen. Sie stehen in offenem Gegensatz zum Evangelium und widersprechen der Gerechtigkeit, der Würde der Person und dem Frieden. Aber es gibt auch durch verschiedene Faktoren verursachte Unterschiede zwischen den Menschen, die dem Plan Gottes entsprechen. Gott will nämlich, dass jeder Mensch vom anderen erhält, was er benötigt. Wer über besondere „Talente“ verfügt, soll sie mit anderen teilen. Diese Unterschiede ermutigen und verpflichten die Menschen oft zu Großmut, zu Wohlwollen und zum Teilen. Sie regen die Kulturen an, einander zu bereichern.

414. Wie drückt sich die menschliche Solidarität aus?
1939-1942
1948
Die Solidarität, die aus der menschlichen und christlichen Brüderlichkeit hervorgeht, zeigt sich in erster Linie in der gerechten Güterverteilung, in der angemessenen Entlohnung der Arbeit und im Einsatz für eine gerechtere Gesellschaftsordnung. Bei der Tugend der Solidarität geht es darum, auch die geistigen Güter des Glaubens zu teilen, die noch wichtiger sind als die materiellen Güter.

DRITTES KAPITEL
Das Heil Gottes: das Gesetz und die Gnade

Das sittliche Gesetz

415. Was ist das sittliche Gesetz?
1949-1953
1975
Das sittliche Gesetz ist Werk der göttlichen Weisheit. Es schreibt dem Menschen die Wege und Verhaltensregeln vor, die zur verheißenen Seligkeit führen, und verbietet die Wege, die von Gott wegführen.

416. Was ist das natürliche Sittengesetz?
1954-1960
1978-1979
Das natürliche Sittengesetz, das der Schöpfer in das Herz jedes Menschen geschrieben hat, ist Teilhabe an der Weisheit und Güte Gottes. Es bringt das grundlegende sittliche Wissen zum Ausdruck, das dem Menschen ermöglicht, durch die Vernunft zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Es ist allgemeingültig und unveränderlich und bildet das Fundament der grundlegenden Rechte und Pflichten der Person sowie der menschlichen Gemeinschaft und auch des staatlichen Gesetzes.

417. Wird dieses Gesetz von allen erkannt?
1960
Aufgrund der Sünde wird das natürliche Sittengesetz nicht immer und nicht von allen mit gleicher Klarheit und Unmittelbarkeit erkannt.
Darum hat Gott „auf die Gesetzestafeln das geschrieben, was die Menschen nicht in ihren Herzen lasen“ (hl. Augustinus).
418. Welche Beziehung besteht zwischen dem natürlichen Gesetz und dem alten Gesetz?
1961-1962
1980
Das alte Gesetz ist die erste Stufe des geoffenbarten Gesetzes. Es bringt viele Wahrheiten zum Ausdruck, die der Vernunft von Natur aus einsichtig sind und so in den Heilsbünden ihre Bestätigung und Beglaubigung finden. Seine sittlichen Vorschriften, die in den zehn Geboten des Dekalogs zusammengefasst sind, legen die Grundlagen der Berufung des Menschen. Sie untersagen, was gegen die Liebe zu Gott und zum Nächsten verstößt, und schreiben vor, was für die Liebe wesentlich ist.

419. Welche Stellung hat das alte Gesetz im Heilsplan?
1963-1964
1981-1982
Das alte Gesetz ermöglicht, viele Wahrheiten zu erkennen, die der Vernunft zugänglich sind. Es zeigt an, was man tun soll oder nicht tun soll. Es bereitet vor allem wie ein weiser Lehrmeister auf die Bekehrung und die Aufnahme des Evangeliums vor. Das alte Gesetz ist heilig, geistlich und gut. Aber es ist dennoch unvollkommen, denn es gibt nicht von sich aus die Kraft und die Gnade des Geistes zu seiner Erfüllung.

420. Was ist das neue Gesetz, das Gesetz des Evangeliums?
1965-1972
1977
1983-1985
Das neue Gesetz, das Gesetz des Evangeliums, das Christus verkündet und verwirklicht hat, ist die Fülle und die Vollendung des natürlichen und des geoffenbarten göttlichen Gesetzes. Es ist zusammengefasst in dem Gebot, Gott und den Nächsten zu lieben, und einander zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Es ist auch eine Wirklichkeit im Innern des Menschen, nämlich die Gnade des Heiligen Geistes, die eine solche Liebe ermöglicht. Es ist „das Gesetz der Freiheit“ (Jak 1, 25), denn es führt uns dazu, unter dem Antrieb der Liebe spontan zu handeln.
„Das neue Gesetz ist vor allem die Gnade des Heiligen Geistes selbst, die den an Christus Glaubenden gegeben ist“ (hl. Thomas von Aquin).

421. Wo findet man das neue Gesetz?
1971-1974
1986
Das neue Gesetz ist im ganzen Leben und in der Predigt Christi und in den sittlichen Weisungen der Apostel enthalten. Es kommt vor allem in der Bergpredigt zum Ausdruck.
Raphael
Die Tugenden
377. Was ist die Tugend?
1803, 1833
Die Tugend ist eine beständige, feste Neigung, das Gute zu tun. „Das Ziel eines tugendhaften Lebens besteht darin, Gott ähnlich zu werden“ (hl. Gregor von Nyssa). Es gibt menschliche und göttliche Tugenden.
378. Was sind die menschlichen Tugenden?
1804
1810-1811
1834, 1839
Die menschlichen Tugenden sind beständige, verlässliche Vollkommenheiten des …Mehr
Die Tugenden

377. Was ist die Tugend?
1803, 1833
Die Tugend ist eine beständige, feste Neigung, das Gute zu tun. „Das Ziel eines tugendhaften Lebens besteht darin, Gott ähnlich zu werden“ (hl. Gregor von Nyssa). Es gibt menschliche und göttliche Tugenden.

378. Was sind die menschlichen Tugenden?
1804
1810-1811
1834, 1839
Die menschlichen Tugenden sind beständige, verlässliche Vollkommenheiten des Verstandes und des Willens, die unser Tun regeln, unsere Leidenschaften ordnen und unser Verhalten der Vernunft und dem Glauben entsprechend lenken. Sie werden durch wiederholte sittlich gute Handlungen erworben und gestärkt, sie werden durch die göttliche Gnade geläutert und erhoben.

379. Welche grundlegenden menschlichen Tugenden gibt es?
1805, 1834
Die grundlegenden menschlichen Tugenden sind die sogenannten Kardinaltugenden. Alle anderen sind rund um sie angeordnet, sie bilden die Angelpunkte des tugendhaften Lebens. Es sind dies die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Tapferkeit und die Mäßigung.

380. Was ist die Klugheit?
1806, 1835
Die Klugheit macht die Vernunft bereit, in jeder Lage unser wahres Gut zu erfassen und die richtigen Mittel zu wählen, um es zu verwirklichen. Sie steuert die anderen Tugenden, indem sie ihnen Regel und Maß gibt.

381. Was ist die Gerechtigkeit?
1807, 1836
Die Gerechtigkeit ist der beständige, feste Wille, den anderen das zu geben, was ihnen gebührt. Die Gerechtigkeit gegenüber Gott nennt man „Tugend der Gottesverehrung“.

382. Was ist die Tapferkeit?
1808, 1837
Die Tapferkeit lässt in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des Guten durchhalten. Sie reicht bis zur Fähigkeit, für eine gerechte Sache eventuell sogar das eigene Leben zu opfern.

383. Was ist die Mäßigung?
1809, 1838
Die Mäßigung zügelt die Neigung zu Vergnügungen, sichert die Herrschaft des Willens über die Triebe und lässt im Gebrauch der geschaffenen Dinge das rechte Maß einhalten.

384. Was sind die göttlichen Tugenden?
1812-1813
1840
Die göttlichen Tugenden haben Gott selbst zum Ursprung, zum Beweggrund und zum unmittelbaren Gegenstand. Sie werden dem Menschen mit der heiligmachenden Gnade eingegossen und machen ihn fähig, in Verbindung mit der Dreifaltigkeit zu leben. Sie bilden die Grundlage und die Seele des sittlichen Handelns des Christen und beleben die menschlichen Tugenden. Sie sind das Unterpfand dafür, dass der Heilige Geist in den menschlichen Fähigkeiten wirkt und gegenwärtig ist.

385. Welche göttlichen Tugenden gibt es?
1813, 1841
Die göttlichen Tugenden sind der Glaube, die Hoffnung und die Liebe.

386. Was ist der Glaube?
1814-1816
1842
Der Glaube ist jene göttliche Tugend, durch die wir an Gott und an all das glauben, was er uns geoffenbart hat und was die Kirche uns zu glauben vorlegt. Denn Gott ist die Wahrheit selbst. Im Glauben überantwortet sich der Mensch Gott in Freiheit. Darum ist der gläubige Mensch bestrebt, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun, denn der Glaube ist „in der Liebe wirksam“ (Gal 5, 6).

387. Was ist die Hoffnung?
1817-1821
1843
Die Hoffnung ist jene göttliche Tugend, durch die wir das ewige Leben als unser Glück von Gott ersehnen und erwarten, indem wir auf die Verheißungen Christi vertrauen und uns auf die Gnadenhilfe des Heiligen Geistes verlassen, damit wir das ewige Leben verdienen und bis zum Ende des irdischen Lebens ausharren.

388. Was ist die Liebe?
1822-1829
1844
Die Liebe ist jene göttliche Tugend, durch die wir Gott über alles und aus Liebe zu Gott unseren Nächsten wie uns selbst lieben. Jesus macht sie zum neuen Gebot, zur Vollendung des Gesetzes. Die Liebe ist „das Band der Vollkommenheit“ (Kol 3, 14) und die Grundlage der anderen Tugenden, die sie beseelt, anregt und ordnet: Ohne sie „wäre ich nichts“ und „nützte mir nichts“ (1 Kor 13, 1–3).

389. Was sind die Gaben des Heiligen Geistes?
1830-1831
1845
Die Gaben des Heiligen Geistes sind bleibende Anlagen, die den Menschen geneigt machen, den göttlichen Eingebungen zu folgen. Es sind sieben: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

390. Was sind die Früchte des Heiligen Geistes?
1832
Die Früchte des Heiligen Geistes sind Vollkommenheiten, die der Heilige Geist in uns als Erstlingsfrüchte der ewigen Herrlichkeit hervorbringt. Die Überlieferung der Kirche zählt deren zwölf auf: „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit“ (Gal 5, 22–23 Vg.).
Raphael
VIERTES KAPITEL
Andere liturgische Feiern
Die Sakramentalien
351. Was sind Sakramentalien?
1667-1672
1677-1678
Sakramentalien sind von der Kirche eingesetzte heilige Zeichen, durch die gewisse Lebensumstände geheiligt werden. Sie enthalten ein Gebet, das vom Kreuzzeichen und anderen Zeichen begleitet wird. Unter den Sakramentalien nehmen die Segnungen einen wichtigen Platz ein. Sie sind Lobpreisungen …Mehr
VIERTES KAPITEL
Andere liturgische Feiern
Die Sakramentalien

351. Was sind Sakramentalien?
1667-1672
1677-1678
Sakramentalien sind von der Kirche eingesetzte heilige Zeichen, durch die gewisse Lebensumstände geheiligt werden. Sie enthalten ein Gebet, das vom Kreuzzeichen und anderen Zeichen begleitet wird. Unter den Sakramentalien nehmen die Segnungen einen wichtigen Platz ein. Sie sind Lobpreisungen Gottes und Gebete um seine Gaben sowie Weihen von Personen und Weihen von Gegenständen für den Gottesdienst.

352. Was ist ein Exorzismus?
1673
Wenn die Kirche mit ihrer Autorität im Namen Jesu darum betet, dass eine Person oder ein Gegenstand vor dem Einfluss des Bösen beschützt oder seiner Herrschaft entzogen wird, handelt es sich um einen Exorzismus. In gewöhnlicher Form wird der Exorzismus im Taufritus vollzogen. Der feierliche, sogenannte Große Exorzismus darf nur von einem durch den Bischof bevollmächtigten Priester vorgenommen werden.

353. Welche Formen der Volksfrömmigkeit begleiten das sakramentale Leben der Kirche?
1674-1676
1679
Der religiöse Sinn des christlichen Volkes hat immer unterschiedliche Ausdrucksformen in den mannigfaltigen Frömmigkeitsformen gefunden, die das sakramentale Leben der Kirche begleiten. Dazu gehören etwa die Reliquienverehrung, der Besuch von Heiligtümern, die Wallfahrten, die Prozessionen, die Kreuzwegandachten und der Rosenkranz. Durch das Licht des Glaubens erhellt und fördert die Kirche die echten Formen der Volksfrömmigkeit.

Das christliche Begräbnis

354. Welche Beziehung gibt es zwischen den Sakramenten und dem Tod des Christen?
1680-1683
Der Christ, der in Christus stirbt, gelangt am Ende seines irdischen Daseins zur Vollendung des neuen Lebens, das mit der Taufe begonnen hat, durch die Firmung Stärkung erfuhr und durch die Eucharistie, die Vorwegnahme des himmlischen Mahles, genährt wurde. Der Sinn des christlichen Sterbens wird im Licht des Todes und der Auferstehung Christi, unserer einzigen Hoffnung, offenbar. Der Christ, der in Christus Jesus stirbt, geht, um „daheim beim Herrn zu sein“ (2 Kor 5, 8).

355. Was bringt die Begräbnis zum Ausdruck?
1684-1685
Das Begräbnis wird zwar in verschiedenen Riten entsprechend den Verhältnissen und Überlieferungen jeder Region gefeiert, bringt aber immer den österlichen Charakter des christlichen Sterbens in der Hoffnung auf die Auferstehung sowie den Sinn der Gemeinschaft mit der verstorbenen Person zum Ausdruck, vor allem durch das Gebet um die Läuterung ihrer Seele.

356. Welches sind die Hauptmomente des Begräbnisses?
1686-1690
Gewöhnlich umfasst das Begräbnis vier Hauptmomente: den Empfang des Leichnams durch die Gemeinde mit Worten des Trostes und der Hoffnung, den Wortgottesdienst, das eucharistische Opfer sowie die Verabschiedung, bei der die Seele der verstorbenen Person Gott, der Quelle ewigen Lebens, anvertraut wird, während ihr Leib in der Erwartung der Auferstehung zu Grabe getragen wird.

DRITTER TEIL
DAS LEBEN IN CHRISTUS

ERSTER ABSCHNITT

DIE BERUFUNG DES MENSCHEN:
DAS LEBEN IM HEILIGEN GEIST


357. Wie ist das sittliche Leben des Christen mit dem Glauben und mit den Sakramenten verbunden?
1691-1698
Was das Glaubensbekenntnis bezeugt, geben die Sakramente weiter. Durch sie erhalten die Gläubigen die Gnade Christi und die Gaben des Heiligen Geistes. So werden sie befähigt, das neue Leben als Kinder Gottes in Christus, den sie im Glauben angenommen haben, zu leben.

„Christ, erkenne deine Würde!“ (hl. Leo der Große).
ERSTES KAPITEL

Die Würde des Menschen

Der Mensch: Gottes Ebenbild

358. Was ist die Wurzel der menschlichen Würde?
1699-1715
Die Würde des Menschen wurzelt in seiner Erschaffung nach Gottes Bild und Ähnlichkeit. Der Mensch ist mit einer geistigen, unsterblichen Seele, mit Verstand und freiem Willen ausgestattet, auf Gott hingeordnet und mit Leib und Seele zur ewigen Seligkeit berufen.

Unsere Berufung zur Seligkeit

359. Wie gelangt der Mensch zur Seligkeit?
1716
Der Mensch gelangt zur Seligkeit durch die Gnade Christi, die ihm Anteil am göttlichen Leben schenkt. Im Evangelium weist Christus den Seinen den Weg, der zum Glück ohne Ende führt: die Seligpreisungen. Die Gnade Christi wirkt auch in jedem Menschen, der dem rechten Gewissen folgt, das Wahre und das Gute sucht und liebt und das Böse meidet.

360. Warum sind die Seligpreisungen für uns wichtig?
1716-1717
1725-1726
Die Seligpreisungen stehen im Herzen der Predigt Jesu. Sie nehmen die seit Abraham gemachten Verheißungen Gottes wieder auf und führen sie zur Vollendung. Sie zeichnen das Antlitz Jesu selbst, charakterisieren das echt christliche Leben und enthüllen dem Menschen das letzte Ziel seines Handelns: die ewige Seligkeit.

361. In welcher Beziehung stehen die Seligpreisungen zur Sehnsucht des Menschen nach Glück?
1718-1719 1725
Sie entsprechen dem natürlichen Verlangen nach Glück, das Gott in das Herz des Menschen gelegt hat, um ihn an sich zu ziehen. Nur Gott vermag dieses Verlangen zu stillen.

362. Was ist die ewige Seligkeit?
1720-1724
1727-1729
Sie ist die Schau Gottes im ewigen Leben, in dem wir vollkommen „an der göttlichen Natur“ (2 Petr 1, 4), an der Herrlichkeit Christi und an der Wonne des dreifaltigen Lebens teilhaben werden. Die Seligkeit übersteigt die menschlichen Fähigkeiten: Sie ist ein übernatürliches, ungeschuldetes Geschenk Gottes, wie die Gnade, die zu ihr führt. Die verheißene Seligkeit stellt uns vor wichtige sittliche Entscheidungen in Bezug auf die irdischen Güter und treibt uns an, Gott über alles zu lieben.

Die Freiheit des Menschen

363. Was ist die Freiheit?
1730-1733
1743-1744
Die Freiheit ist die von Gott dem Menschen geschenkte Fähigkeit, zu handeln oder nicht zu handeln, dieses oder jenes zu tun und so von sich aus bewusste Entscheidungen zu treffen. Die Freiheit kennzeichnet die im eigentlichen Sinn menschlichen Handlungen. Je mehr man das Gute tut, desto freier wird man. Die Freiheit erreicht dann ihre Vollendung, wenn sie auf Gott, das höchste Gut und unsere Seligkeit, ausgerichtet ist. In der Freiheit liegt auch die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen. Die Entscheidung zum Bösen ist ein Missbrauch der Freiheit, der zur Sklaverei der Sünde führt.

364. Welches Verhältnis besteht zwischen Freiheit und Verantwortung?
1734-1737
1745-1746
Aufgrund seiner Freiheit ist der Mensch für seine Taten soweit verantwortlich, als sie willentlich sind. Die Anrechenbarkeit einer Tat und die Verantwortung für sie können aber durch Unkenntnis, Unachtsamkeit, erlittene Gewalt, Furcht, übermäßige Affekte oder Gewohnheiten vermindert, ja manchmal sogar aufgehoben sein.

365. Warum hat jeder Mensch das Recht, seine Freiheit auszuüben?
1738-1747
Das Recht, seine Freiheit auszuüben, ist jedem Menschen eigen, weil es untrennbar mit der Würde der menschlichen Person verbunden ist. Darum ist dieses Recht immer zu achten, besonders in sittlichen und religiösen Belangen. Es muss durch die staatliche Gesetzgebung anerkannt und innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls und der gerechten öffentlichen Ordnung geschützt werden.

366. Welchen Platz hat die menschliche Freiheit in der Heilsordnung?
1739-1742
1748
Unsere Freiheit ist aufgrund der ersten Sünde geschwächt. Diese Schwächung ist durch die nachfolgenden Sünden akuter geworden. Christus aber hat uns „zur Freiheit befreit“ (Gal 5, 1). Durch seine Gnade führt uns der Heilige Geist zur inneren Freiheit, um uns zu seinen freien Mitarbeitern in der Kirche und in der Welt zu machen.

367. Welches sind die Quellen der Sittlichkeit menschlicher Handlungen?
1749-1754
1757-1758
Der sittliche Charakter menschlicher Handlungen hängt von drei Quellen ab: vom gewählten Objekt, also davon, ob ein wahres oder ein nur scheinbares Gut gewählt wird; von der Absicht des handelnden Subjekts, das heißt vom Ziel, das mit der Handlung angestrebt wird; und von den Umständen der Handlung einschließlich ihrer Folgen.

368. Wann ist eine Handlung sittlich gut?
1755-1756
1759-1760
Eine Handlung ist sittlich gut, wenn zugleich das Objekt, die Absicht und die Umstände gut sind. Das gewählte Objekt allein kann ein Handeln als Ganzes zu etwas Schlechtem machen, auch wenn die Absicht gut ist. Es ist nicht erlaubt, etwas Schlechtes zu tun, damit etwas Gutes daraus entsteht. Eine schlechte Absicht macht die Handlung zu etwas Schlechtem, selbst wenn ihr Objekt an sich gut ist. Dagegen macht eine gute Absicht ein wegen seines Objektes schlechtes Verhalten nicht gut, denn der Zweck rechtfertigt nicht die Mittel. Die Umstände können die Verantwortung des Handelnden vermindern oder vermehren, können aber nicht die sittliche Beschaffenheit der Handlungen selbst ändern; niemals machen sie eine in sich schlechte Handlung gut.

369. Gibt es Handlungen, die immer unerlaubt sind?
1756-1761
Es gibt Handlungen, die zu wählen wegen ihres Objektes (zum Beispiel Gotteslästerung, Mord, Ehebruch) immer unerlaubt sind. Ein solcher Entschluss bedingt schon eine Ungeordnetheit des Willens, das heißt etwas sittlich Schlechtes, das nicht mit dem Verweis auf Güter, die eventuell daraus entstehen könnten, gerechtfertigt werden kann.

Die Sittlichkeit der Leidenschaften

370. Was sind die Leidenschaften?
1762-1766
1771-1772
Die Leidenschaften sind Gefühle, Affekte oder Bewegungen des Empfindungsvermögens, die natürliche Regungen der menschlichen Seele sind und zum Handeln oder Nicht-Handeln drängen, je nachdem, ob etwas als gut oder als schlecht empfunden wird. Die grundlegenden Leidenschaften sind Liebe und Hass, Verlangen und Furcht, Freude und Traurigkeit sowie Zorn. Die wichtigste Leidenschaft ist die Liebe, die durch die Anziehungskraft des Guten hervorgerufen wird. Man liebt nur Gutes, ob es nun wirklich oder nur scheinbar gut ist.

371. Sind die Leidenschaften sittlich gut oder schlecht?
1767-1770
1773-1775
Als Regungen des Empfindungsvermögens sind die Leidenschaften an sich weder gut noch schlecht: Sie sind gut, wenn sie zu einer guten Handlung beitragen; sie sind schlecht, wenn das Gegenteil der Fall ist. Sie können in die Tugenden aufgenommen oder durch die Laster verdorben werden.

Das Gewissen

372. Was ist das Gewissen?
1776-1780
1795-1797
Das Gewissen, das im Innersten des Menschen wirkt, ist ein Urteil der Vernunft, das ihm zum gegebenen Zeitpunkt gebietet, das Gute zu tun und das Böse zu unterlassen. Durch das Gewissen erfasst der Mensch, ob eine auszuführende oder bereits vollbrachte Handlung sittlich gut oder schlecht ist, und kann die Verantwortung dafür übernehmen. Wenn er auf das Gewissen hört, kann der kluge Mensch die Stimme Gottes, der zu ihm spricht, vernehmen.

373. Was verlangt die Würde des Menschen in Bezug auf das Gewissen?
1780-1782
1798
Die Würde der menschlichen Person verlangt, dass das Gewissen richtig urteilt (das heißt, dass es mit dem übereinstimmt, was gemäß der Vernunft und dem göttlichen Gesetz gerecht und gut ist). Aufgrund ebendieser persönlichen Würde darf der Mensch nicht gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln, und man darf ihn - innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls - auch nicht daran hindern, in Übereinstimmung mit seinem Gewissen zu handeln, vor allem im Bereich der Religion.

374. Wie wird das Gewissen gebildet, damit es richtig und wahrhaftig ist?
1783-1788
1799-1800
Das richtige und wahrhaftige Gewissen wird durch die Erziehung und durch die Aneignung des Wortes Gottes und der Lehre der Kirche gebildet. Das Gewissen wird durch die Gaben des Heiligen Geistes unterstützt und durch die Ratschläge weiser Menschen orientiert. Darüber hinaus sind das Gebet und die Gewissenerforschung für die sittliche Bildung von großem Nutzen.

375. Welchen Regeln muss das Gewissen immer folgen?
1789
Es gibt drei allgemeine Regeln: 1) Es ist nie erlaubt, Böses zu tun, damit daraus etwas Gutes hervorgehe. 2) Die sogenannte goldene Regel: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“ (Mt 7, 12). 3) Die christliche Liebe achtet immer den Nächsten und sein Gewissen; dies bedeutet freilich nicht, dass etwas als gut angenommen wird, was objektiv schlecht ist.

376. Kann das Gewissen Fehlurteile fällen?
1790-1794
1801-1802
Die Person muss dem sicheren Urteil ihres Gewissens stets Folge leisten. Aber aus Gründen, die nicht immer frei von persönlicher Schuld sind, kann das Gewissen auch Fehlurteile fällen. Das Böse, das eine Person aus unverschuldeter Unwissenheit begeht, kann ihr jedoch nicht zur Last gelegt werden, auch wenn es objektiv etwas Böses bleibt. Aus diesem Grund müssen wir uns bemühen, Irrtümer des Gewissens zu beheben.
Raphael
Das Sakrament der Ehe
337. Welchen Plan hat Gott für Mann und Frau?
1601-1605
Gott ist die Liebe. Er hat die Menschen aus Liebe erschaffen und zur Liebe berufen. Als Mann und Frau erschaffen, hat er sie in der Ehe zu einer innigen Gemeinschaft des Lebens und der gegenseitigen Liebe berufen, so dass sie „nicht mehr zwei, sondern eins“ sind (Mt 19, 6). Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid …Mehr
Das Sakrament der Ehe

337. Welchen Plan hat Gott für Mann und Frau?
1601-1605
Gott ist die Liebe. Er hat die Menschen aus Liebe erschaffen und zur Liebe berufen. Als Mann und Frau erschaffen, hat er sie in der Ehe zu einer innigen Gemeinschaft des Lebens und der gegenseitigen Liebe berufen, so dass sie „nicht mehr zwei, sondern eins“ sind (Mt 19, 6). Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar, und vermehrt euch“ (Gen 1, 28).

338. Wozu hat Gott die Ehe eingesetzt?
1643-1644
1652-1654
1659-1660
Die eheliche Vereinigung von Mann und Frau, die durch den Schöpfer grundgelegt und mit eigenen Gesetzen ausgestattet wurde, ist von Natur aus auf die Gemeinschaft und das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet. Nach dem ursprünglichen Plan Gottes ist die eheliche Vereinigung unauflöslich, wie Jesus Christus bestätigt: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mk 10, 9).

339. In welcher Weise bedroht die Sünde die Ehe?
1606-0608
Aufgrund der ersten Sünde, die auch den Bruch der vom Schöpfer geschenkten Gemeinschaft zwischen Mann und Frau verursacht hat, wird die eheliche Vereinigung sehr oft durch Zwietracht und Untreue bedroht. Doch in seiner unendlichen Barmherzigkeit schenkt Gott dem Mann und der Frau seine Gnade, damit sie ihre Lebenseinheit nach dem ursprünglichen Plan Gottes verwirklichen.

340. Was lehrt das Alte Testament über die Ehe?
1609-1611
Vor allem durch die Schule des Gesetzes und der Propheten hilft Gott seinem Volk, nach und nach das Bewusstsein der Einheit und der Unauflöslichkeit der Ehe zu entwickeln. Der Ehebund Gottes mit Israel ist Vorbereitung und Vorzeichen des Neuen Bundes, den Jesus Christus, der Sohn Gottes, mit seiner Braut, der Kirche, geschlossen hat.

341. Was ist die Neuheit, die Christus der Ehe geschenkt hat?
1612-1617
1661
Jesus Christus stellt die von Gott gewollte anfängliche Ordnung wieder her. Darüber hinaus gibt er die Gnade, die Ehe in der neuen Würde eines Sakramentes zu leben, nämlich als Zeichen seiner bräutlichen Liebe zur Kirche: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt hat“ (Eph 5, 25).

342. Ist die Ehe eine Verpflichtung für alle?
1618-1620
Die Ehe ist nicht eine Verpflichtung für alle. Im Besonderen beruft Gott einige Männer und Frauen, dem Herrn Jesus auf dem Weg der Jungfräulichkeit oder des Zölibats um des Himmelreiches willen zu folgen. Sie verzichten auf das große Gut der Ehe, um sich um die Dinge des Herrn zu kümmern und danach zu streben, ihm zu gefallen. Sie werden so zu einem Zeichen des absoluten Vorrangs der Liebe zu Christus und des sehnsüchtigen Wartens auf sein Kommen in Herrlichkeit.

343. Wie wird das Sakrament der Ehe gefeiert?
1621-1624
1663
Da die Ehe die Gatten in einen öffentlichen Lebensstand innerhalb der Kirche stellt, geschieht die Trauung öffentlich vor dem Priester (oder dem dazu bevollmächtigten Zeugen der Kirche) und den anderen Zeugen.

344. Was ist der Ehekonsens?
1625-1632
1662
Der Ehekonsens ist der von einem Mann und einer Frau ausgedrückte Wille, sich einander endgültig hinzugeben, um in einem treuen, fruchtbaren Bund der Liebe zu leben. Die Ehe kommt durch den Konsens zustande, der deshalb unerlässlich und unersetzlich ist. Damit die Ehe gültig ist, muss der Konsens die wahre Ehe zum Gegenstand haben und ein bewusster und freier menschlicher Akt sein, der nicht auf Zwang oder Gewalt beruht.

345. Was ist erforderlich, wenn einer der beiden Gatten nicht katholisch ist?
1633-1637
Mischehen (Ehen zwischen Katholiken und getauften Nichtkatholiken) bedürfen der Erlaubnis der kirchlichen Autorität. Im Fall der Kultverschiedenheit (Ehen zwischen Katholiken und Ungetauften) ist zur Gültigkeit eine Dispens erforderlich. In jedem Fall ist es von grundlegender Bedeutung, dass die Gatten die Annahme der wesentlichen Zwecke und Eigenschaften der Ehe nicht ausschließen und dass der katholische Gatte die Verpflichtungen bekräftigt, den Glauben zu bewahren sowie die Taufe und die katholische Erziehung der Kinder zu sichern. Diese Verpflichtungen müssen auch dem anderen Gatten bekannt sein.

346. Welche Wirkungen hat das Ehesakrament?
1638-1642
Das Sakrament der Ehe schafft zwischen den Ehegatten ein Band, das lebenslang und ausschließlich ist. Gott selbst besiegelt den Konsens der Brautleute. Darum kann die zwischen Getauften geschlossene und vollzogene Ehe nie aufgelöst werden. Außerdem verleiht dieses Sakrament den Brautleuten die notwendige Gnade zur Erlangung der Heiligkeit im Eheleben und zur verantwortungsvollen Annahme und Erziehung der Kinder.

347. Welche Sünden stehen in schwerem Widerspruch zum Ehesakrament?
1645-1648
1664
Solche Sünden sind: der Ehebruch; die Polygamie, die der gleichen Würde von Mann und Frau sowie der Einheit und Ausschließlichkeit der ehelichen Liebe widerspricht; die Weigerung, fruchtbar zu sein, die das eheliche Leben um die Gabe der Kinder bringt; die Scheidung, die der Unauflöslichkeit der Ehe entgegensteht.

348. Wann gestattet die Kirche, dass sich die Gatten dem Leib nach trennen?
1629, 1649
Falls das Zusammenleben aus schwerwiegenden Gründen praktisch unmöglich geworden ist, gestattet die Kirche die Trennung der Gatten dem Leib nach, obwohl sie wünscht, dass sie sich versöhnen. Doch solange der Partner lebt, sind sie nicht frei, eine neue Ehe zu schließen, es sei denn, ihre Ehe ist ungültig und wird von der kirchlichen Autorität für ungültig erklärt.

349. Welche Haltung hat die Kirche gegenüber den wiederverheirateten Geschiedenen?
1650-1651
1665
In Treue zum Herrn kann die Kirche die Verbindung der zivil wiederverheirateten Geschiedenen nicht als Ehe anerkennen. „Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet“ (Mk 10, 11–12). Die Kirche schenkt diesen Menschen aufmerksame Zuwendung und lädt sie zu einem Leben aus dem Glauben, zum Gebet, zu Werken der Nächstenliebe und zur christlichen Erziehung der Kinder ein. Doch solange diese Situation fortdauert, die dem Gesetz Gottes objektiv widerspricht, können sie nicht die sakramentale Lossprechung empfangen, nicht zur heiligen Kommunion hinzutreten und gewisse kirchliche Aufgaben nicht ausüben.

350. Warum wird die christliche Familie auch Hauskirche genannt?
1655-1658
1666
Weil die Familie die gemeinschaftliche und familiäre Natur der Kirche als Familie Gottes ausdrückt und verwirklicht. Alle Glieder der Familie üben gemäß der je eigenen Rolle das durch die Taufe erworbene Priestertum aus und tragen dazu bei, dass aus der Familie eine Gnaden- und Gebetsgemeinschaft wird, eine Schule der menschlichen und christlichen Tugenden und ein Ort der ersten Verkündigung des Glaubens an die Kinder.
Raphael
DRITTES KAPITEL
Die Sakramente im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung
321. Welche Sakramente stehen im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung?
1533-1535
Zwei Sakramente, die Weihe und die Ehe, verleihen eine spezielle Gnade für eine besondere Sendung in der Kirche und dienen dem Aufbau des Volkes Gottes. Sie tragen vor allem zur kirchlichen Gemeinschaft und zum Heil der anderen bei.
Das …Mehr
DRITTES KAPITEL
Die Sakramente im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung

321. Welche Sakramente stehen im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung?
1533-1535
Zwei Sakramente, die Weihe und die Ehe, verleihen eine spezielle Gnade für eine besondere Sendung in der Kirche und dienen dem Aufbau des Volkes Gottes. Sie tragen vor allem zur kirchlichen Gemeinschaft und zum Heil der anderen bei.

Das Sakrament der Weihe

322. Was ist das Sakrament der Weihe?
1536
Die Weihe ist das Sakrament, durch das die Sendung, die Christus seinen Aposteln anvertraut hat, in der Kirche weiterhin bis zum Ende der Zeiten ausgeübt wird.

323. Warum wird dieses Sakrament Weihe („Ordination“, ordo) genannt?
1537-1538
Ordo bezeichnet eine kirchliche Körperschaft, in die man durch eine spezielle Weihe (Ordination) eingegliedert wird. Diese Weihe gestattet aufgrund einer besonderen Gabe des Heiligen Geistes, im Namen und mit der Autorität Christi eine heilige Vollmacht im Dienst am Volk Gottes auszuüben.

324. Welche Stellung hat das Weihesakrament im göttlichen Heilsplan?
1539-1545
1590-1591
Vorzeichen dieses Sakramentes sind im Alten Bund der Dienst der Leviten sowie das Priestertum Aarons und die Einsetzung der siebzig „Ältesten“ (Num 11, 25). Diese Vorzeichen finden in Christus Jesus ihre Vollendung. Er ist durch sein Kreuzesopfer der einzige „Mittler zwischen Gott und den Menschen“ (1 Tim 2, 5) und der „Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks“ (Hebr 5, 10). Das einzige Priestertum Christi wird durch das amtliche Priestertum gegenwärtig gemacht.
„Allein Christus ist wahrer Priester, die anderen aber sind seine Diener“ (hl. Thomas von Aquin).

325. Aus wie vielen Stufen besteht das Weihesakrament?
1554, 1593
Es besteht aus drei Stufen, die für die organische Struktur der Kirche unersetzlich sind: Episkopat, Presbyterat und Diakonat.

326. Welche Wirkung hat die Bischofsweihe?
1555-1559
1594
Die Bischofsweihe überträgt die Fülle des Weihesakramentes, macht den Bischof zum rechtmäßigen Nachfolger der Apostel, gliedert ihn in das Bischofskollegium ein, wo er mit dem Papst und den anderen Bischöfen die Sorge für alle Kirchen teilt, und verleiht ihm die Ämter des Lehrens, der Heiligung und des Leitens.

327. Was ist die Aufgabe des Bischofs in der ihm anvertrauten Teilkirche?
1560-1561
Der Bischof, dem eine Teilkirche anvertraut wird, ist das sichtbare Prinzip und das Fundament für die Einheit dieser Kirche, für die er als Stellvertreter Christi mit Hilfe seiner Priester und Diakone das Hirtenamt erfüllt.

328. Welche Wirkung hat die Priesterweihe?
1562-1567
1595
Die Salbung des Geistes prägt dem Priester ein unauslöschliches geistliches Siegel ein, macht ihn Christus, dem Priester, gleichförmig und befähigt ihn, im Namen Christi, des Hauptes, zu handeln. Als Mitarbeiter des bischöflichen Standes ist er geweiht, um das Evangelium zu predigen, um den Gottesdienst zu feiern, vor allem die Eucharistie, aus der sein Dienst Kraft schöpft, und um der Hirt der Gläubigen zu sein.

329. Wie übt der Priester sein Amt aus?
1568
Obwohl der Priester für eine weltweite Sendung geweiht ist, übt er sein Amt in einer Teilkirche in sakramentaler Brüderlichkeit mit den anderen Priestern aus. Sie bilden das Presbyterium und tragen in Gemeinschaft mit dem Bischof und in Abhängigkeit von ihm die Verantwortung für die Teilkirche.

330. Welche Wirkung hat die Diakonatsweihe?
1569-1571
1596
Der Diakon wird Christus, dem Diener aller, gleichgestaltet. Er wird zum Dienst in der Kirche geweiht, den er unter der Autorität seines Bischofs ausübt. Er verrichtet Aufgaben im Dienst am Wort, in Liturgie, Seelsorge und Caritas.

331. Wie wird das Weihesakrament gefeiert?
1572-1574
1597
In allen drei Stufen wird das Weihesakrament dadurch gespendet, dass der Bischof dem Weihekandidaten die Hände auf das Haupt legt und das feierliche Weihegebet spricht. Mit diesem Gebet erfleht der Bischof von Gott für den Kandidaten und seinen Dienst die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes und seiner Gaben.

332. Wer kann dieses Sakrament spenden?
1575-1576
1600
Weil sie die Nachfolger der Apostel sind, kommt es den gültig geweihten Bischöfen zu, die drei Stufen des Weihesakramentes zu spenden.

333. Wer kann dieses Sakrament empfangen?
1577-1578
1598
Die heilige Weihe kann gültig nur ein getaufter Mann empfangen: Die Kirche weiß sich gebunden durch diese Wahl, die der Herr selbst getroffen hat. Niemand hat einen Anspruch auf den Empfang des Weihesakramentes. Er muss vielmehr von der Autorität der Kirche als für dieses Amt geeignet angesehen werden.

334. Wird von dem, der das Weihesakrament empfängt, der Zölibat verlangt?
1579-1580
1599
Für den Episkopat wird der Zölibat immer verlangt. Für den Presbyterat werden in der lateinischen Kirche normalerweise gläubige Männer ausgewählt, die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19, 12) beizubehalten; in den Ostkirchen ist es nicht gestattet, nach dem Empfang der Weihe zu heiraten. Zum ständigen Diakonat können auch bereits verheiratete Männer zugelassen werden.

335. Welche Wirkungen hat das Weihesakrament?
1581-1589
Dieses Sakrament schenkt eine besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, die den Geweihten - entsprechend der jeweiligen Stufe des Sakramentes - Christus in seinem Amt als Priester, Prophet und König gleichgestaltet. Die Weihe verleiht ein unauslöschliches geistliches Siegel. Darum kann sie weder wiederholt noch auf Zeit gespendet werden.

336. Mit welcher Autorität wird das amtliche Priestertum ausgeübt?
1546-1553
1592
Die geweihten Priester sprechen und handeln bei der Ausübung ihres heiligen Dienstamtes nicht in eigener Autorität und auch nicht aufgrund einer Beauftragung oder Delegation durch die Gemeinschaft, sondern in der Person Christi, des Hauptes, und im Namen der Kirche. Darum unterscheidet sich das Amtspriestertum dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach vom gemeinsamen Priestertum der Gläubigen, für dessen Dienst es von Christus eingesetzt wurde.
Raphael
ZWEITES KAPITEL
Die Sakramente der Heilung
295. Warum hat Christus die Sakramente der Buße und der Krankensalbung eingesetzt?
1420-1421
Christus, der Arzt der Seele und des Leibes, hat sie eingesetzt, weil das neue Leben, das er uns in den Sakramenten der christlichen Initiation geschenkt hat, geschwächt und durch die Sünde sogar verloren werden kann. Darum wollte er, dass die Kirche sein Heilungs …Mehr
ZWEITES KAPITEL
Die Sakramente der Heilung

295. Warum hat Christus die Sakramente der Buße und der Krankensalbung eingesetzt?
1420-1421
Christus, der Arzt der Seele und des Leibes, hat sie eingesetzt, weil das neue Leben, das er uns in den Sakramenten der christlichen Initiation geschenkt hat, geschwächt und durch die Sünde sogar verloren werden kann. Darum wollte er, dass die Kirche sein Heilungs- und Heilswerk durch diese beiden Sakramente fortsetze.

Das Sakrament der Busse und der Versöhnung

296. Wie wird dieses Sakrament genannt?
1422-1424
Es wird Sakrament der Buße, der Versöhnung, der Vergebung, der Beichte oder der Umkehr genannt.

297. Warum gibt es ein Sakrament der Versöhnung nach der Taufe?
1425-1426
Das in der Taufe erhaltene neue Leben in der Gnade hat die Schwäche der menschlichen Natur und die Neigung zur Sünde (die Konkupiszenz) nicht behoben. Deshalb setzte Christus dieses Sakrament für die Umkehr der Getauften ein, die sich durch die Sünde von ihm entfernt haben.

298. Wann wurde dieses Sakrament eingesetzt?
1485
Der auferstandene Herr hat dieses Sakrament eingesetzt, als er sich am Osterabend seinen Aposteln zeigte und zu ihnen sprach: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 22–23).

299. Bedürfen die Getauften der Umkehr?
1427-1429
1487-1489
Der Ruf Christi zur Umkehr ergeht auch weiterhin im Leben der Getauften. Die Umkehr ist eine fortwährende Aufgabe für die ganze Kirche, die heilig ist, aber in ihrem Schoß Sünder umfasst.

300. Was ist die innere Buße?
1430-1433
1490
Die innere Buße ist die Regung eines „zerknirschten Geistes“ (Ps 51, 19), der durch die göttliche Gnade dazu bewegt wird, auf die barmherzige Liebe Gottes zu antworten. Sie schließt den Schmerz und die Abscheu vor den begangenen Sünden, den festen Vorsatz, in Zukunft nicht mehr zu sündigen, und das Vertrauen auf die Hilfe Gottes ein. Sie wird von der Hoffung auf die göttliche Barmherzigkeit genährt.

301. In welchen Formen drückt sich die Buße im christlichen Leben aus?
1434-1439
Die Buße drückt sich in sehr verschiedenen Formen aus, besonders im Fasten, Beten und Almosengeben. Diese und viele andere Formen der Buße kann der Christ im täglichen Leben praktizieren, besonders in der Fastenzeit und am Freitag, dem Tag der Buße.

302. Welche Elemente sind beim Sakrament der Versöhnung wesentlich?
1440-1449
Wesentlich sind zwei Elemente: das Handeln des Menschen, der sich unter dem Walten des Heiligen Geistes bekehrt, und die Lossprechung durch den Priester, der im Namen Christi die Vergebung schenkt und die Art der Genugtuung bestimmt.

303. Welches sind die Akte des Pönitenten?
1450-1460
Die Akte des Pönitenten sind: eine sorgfältige Gewissenserforschung; die Reue, die vollkommen ist, wenn sie aus der Liebe zu Gott hervorgeht, und unvollkommen, wenn sie auf anderen Motiven beruht, und die den Vorsatz einschließt, nicht mehr zu sündigen; das Bekenntnis, das im Geständnis der Sünden vor dem Priester besteht; die Genugtuung oder Buße, die der Beichtvater dem Pönitenten auferlegt, um den Schaden wiedergutzumachen, den die Sünde verursacht hat.

304. Welche Sünden muss man beichten?
1456
1493, 1497
Man muss alle noch nicht gebeichteten schweren Sünden beichten, an die man sich nach einer sorgfältigen Gewissenserforschung erinnert. Die Beichte der schweren Sünden ist der einzige ordentliche Weg, um die Vergebung zu erlangen.

305. Wann ist man verpflichtet, die schweren Sünden zu beichten?
1457
Jeder Gläubige ist nach Erreichen des Unterscheidungsalters verpflichtet, die schweren Sünden wenigstens einmal jährlich, und in jedem Fall vor dem Empfang der heiligen Kommunion, zu beichten.

306. Warum können auch die lässlichen Sünden bei der sakramentalen Beichte bekannt werden?
1458
Das Bekenntnis der lässlichen Sünden wird von der Kirche nachdrücklich empfohlen, auch wenn es nicht im strengen Sinn notwendig ist. Es ist für uns eine Hilfe, unser Gewissen richtig zu bilden, gegen unsere bösen Neigungen anzukämpfen, uns von Christus heilen zu lassen und im geistlichen Leben zu wachsen.

307. Wer ist der Spender des Bußsakramentes?
1461-1466
1495
Christus hat den Dienst der Versöhnung seinen Aposteln und deren Nachfolgern, den Bischöfen, sowie deren Mitarbeitern, den Priestern, anvertraut. Sie werden darum zu Werkzeugen der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit Gottes. Sie üben die Vollmacht der Sündenvergebung im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes aus.

308. Wem ist die Lossprechung von bestimmten Sünden vorbehalten?
1463
Die Lossprechung von bestimmten, besonders schweren Sünden (wie von jenen, die mit der Exkommunikation belegt werden) ist dem Apostolischen Stuhl oder dem Ortsbischof oder den von ihnen ermächtigten Priestern vorbehalten. Im Fall von Todesgefahr kann allerdings jeder Priester von jeder Sünde und jeder Exkommunikation lossprechen.

309. Ist der Beichtvater an das Beichtgeheimnis gebunden?
1467
Weil dieser Dienst überaus groß ist und Achtung und Behutsamkeit gegenüber dem Beichtenden erfordert, ist jeder Beichtvater ausnahmslos und unter strengsten Strafen verpflichtet, das sakramentale Siegel, das heißt das absolute Stillschweigen über die in der Beichte erfahrenen Sünden, zu wahren.

310. Welche Wirkungen hat dieses Sakrament?
1468-1470
Die Wirkungen des Bußsakramentes sind: die Versöhnung mit Gott und folglich die Vergebung der Sünden; die Versöhnung mit der Kirche; die Wiedererlangung des Gnadenstandes, falls er verloren war; der Erlass der durch die Todsünden verdienten ewigen Strafe und der wenigstens teilweise Erlass der zeitlichen Strafen, die aus der Sünde folgen; der Friede und die Ruhe des Gewissens und der geistliche Trost; das Wachstum der geistlichen Kräfte für den christlichen Kampf.

311. Kann man dieses Sakrament in gewissen Fällen mit dem allgemeinen Sündenbekenntnis und der gemeinsamen Lossprechung feiern?
1480-1484
Wenn eine schwere Notlage besteht (etwa in unmittelbarer Todesgefahr), kann man sich mit der gemeinschaftlichen Feier der Versöhnung mit allgemeinem Sündenbekenntnis und gemeinsamer Lossprechung behelfen. Dabei sind die Richtlinien der Kirche zu beachten, und die Pönitenten müssen den Vorsatz haben, die schweren Sünden möglichst bald einzeln zu beichten.

312. Was sind Ablässe?
1471-1479
1498
Ablässe sind der Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon vergeben sind. Einen solchen Erlass erlangt der Gläubige unter bestimmten Bedingungen für sich oder für die Verstorbenen durch den Dienst der Kirche, die als Vermittlerin der Erlösung den Schatz der Verdienste Christi und der Heiligen austeilt.

Das Sakrament der Krankensalbung

313. Wie wird die Krankheit im Alten Testament erlebt?
1499-1502
Im Alten Testament erfährt der Mensch in der Krankheit seine Begrenztheit. Zugleich nimmt er wahr, dass die Krankheit auf geheimnisvolle Weise mit der Sünde zusammenhängt. Die Propheten haben vorausgesehen, dass die Krankheit auch einen erlösenden Wert für die eigenen Sünden und die Sünden anderer haben kann. So wurde die Krankheit im Blick auf Gott erlebt, von dem der Mensch die Heilung erflehte.

314. Welche Bedeutung hat das Mitleid Jesu mit den Kranken?
1503-1505
Das Mitleid Jesu mit den Kranken und seine zahlreichen Heilungen von Krankheiten sind ein offensichtliches Zeichen dafür, dass mit ihm das Reich Gottes und folglich der Sieg über Sünde, Leiden und Tod gekommen ist. Durch sein Leiden und seinen Tod gibt er dem Leiden einen neuen Sinn: Vereint mit seinem Leiden, kann es zu einem Mittel der Läuterung und des Heils für uns und für die anderen werden.

315. Wie verhält sich die Kirche gegenüber den Kranken?
1506-1513
1526-1527
Die Kirche hat vom Herrn den Auftrag erhalten, die Kranken zu heilen. Darum bemüht sie sich, die Kranken zu pflegen und mit ihrer Fürbitte zu begleiten. Vor allem besitzt sie ein besonderes Sakrament für die Kranken, das von Christus selbst eingesetzt und vom heiligen Jakobus bezeugt ist: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Presbyter der Kirche zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben“ (Jak 5, 14).

316. Wer kann das Sakrament der Krankensalbung empfangen?
1514-1515
1528-1529
Dieses Sakrament kann jener Gläubige empfangen, der wegen Krankheit oder Altersschwäche in Lebensgefahr gerät. Derselbe Gläubige kann es auch weitere Male empfangen, wenn sich die Krankheit verschlimmert oder wenn ihm eine andere schwere Krankheit zustößt. Wenn möglich, soll der Feier dieses Sakramentes eine individuelle Beichte des Kranken vorausgehen.

317. Wer spendet dieses Sakrament?
1516, 1530
Die Krankensalbung kann nur von Priestern (Bischöfen oder Presbytern) gespendet werden.

318. Wie wird dieses Sakrament gefeiert?
1517-1519
1531
Die Feier dieses Sakramentes besteht im Wesentlichen in der Salbung der Stirn und der Hände des Kranken (im römischen Ritus) oder auch weiterer Körperteile (in anderen Riten) mit dem Öl, das, wenn möglich, vom Bischof geweiht wurde. Diese Salbung wird begleitet durch das Gebet des Priesters, das die besondere Gnade dieses Sakramentes erfleht.

319. Welche Wirkungen hat dieses Sakramentes?
1520-1523
1532
Es verleiht eine besondere Gnade, die den Kranken zu seinem eigenen Wohl und zum Wohl der ganzen Kirche noch inniger mit dem Leiden Christi vereint, ihm Trost, Friede, Mut und auch die Vergebung der Sünden schenkt, wenn der Kranke nicht beichten konnte. Manchmal, wenn Gott es will, gewährt dieses Sakrament auch die Genesung des Leibes. In jedem Fall bereitet diese Salbung den Kranken auf den Hinübergang in das Haus des Vaters vor.

320. Was ist die Wegzehrung?
1524-1525
Die Wegzehrung ist die Eucharistie, die jene empfangen, die am Ende des irdischen Lebens angelangt sind und sich auf den Hinübergang in das ewige Leben vorbereiten. In diesem Moment des Hinübergangs zum Vater ist die Kommunion mit dem Leib und mit dem Blut des gestorbenen und auferstandenen Christus Same des ewigen Lebens und Kraft zur Auferstehung.
Raphael
ZWEITER ABSCHNITT
DIE SIEBEN SAKRAMENTE
DER KIRCHE

Die sieben Sakramente der Kirche
Taufe
Firmung
Eucharistie
Buße
Krankensalbung
Weihe
Ehe
Septem Ecclesiae Sacramenta
Baptismum
Confirmatio
Eucharistia
Pænitentia
Unctio infirmorum
Ordo
Matrimonium
250. Wie werden die Sakramente der Kirche eingeteilt?
1210-1211
Sie werden eingeteilt in Sakramente der christlichen Initiation (Taufe, Firmung und …Mehr
ZWEITER ABSCHNITT
DIE SIEBEN SAKRAMENTE
DER KIRCHE

Die sieben Sakramente der Kirche
Taufe
Firmung
Eucharistie
Buße
Krankensalbung
Weihe
Ehe
Septem Ecclesiae Sacramenta
Baptismum
Confirmatio
Eucharistia
Pænitentia
Unctio infirmorum
Ordo
Matrimonium

250. Wie werden die Sakramente der Kirche eingeteilt?
1210-1211
Sie werden eingeteilt in Sakramente der christlichen Initiation (Taufe, Firmung und Eucharistie), Sakramente der Heilung (Buße und Krankensalbung) und Sakramente im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung (Weihe und Ehe). Sie betreffen die wichtigen Zeitpunkte im christlichen Leben. Alle Sakramente sind auf die Eucharistie „als auf ihr eigentliches Ziel hingeordnet“ (hl. Thomas von Aquin).

ERSTES KAPITEL
Die Sakramente der christlichen Initiation

251. Wie geschieht die christliche Initiation?
1212,
1275
Sie geschieht durch die Sakramente, welche die Grundlagen des christlichen Lebens legen: Durch die Taufe werden die Gläubigen wiedergeboren, durch das Sakrament der Firmung gestärkt und durch die Eucharistie genährt.

Das Sakrament der Taufe

252. Wie wird das erste Sakrament der Initiation genannt?
1213-1216
Man nennt es vor allem Taufe nach dem in seiner Feier wesentlichen Ritus: Taufen bedeutet ins Wasser „eintauchen“. Der Täufling wird in den Tod Christi eingetaucht und ersteht mit ihm als eine „neue Schöpfung“ (2 Kor 5, 17). Es wird auch „Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist“ (Tit 3, 5) oder „Erleuchtung“ genannt, denn die Getauften werden „Kinder des Lichts“ (Eph 5, 8).

253. Wie ist die Taufe im Alten Bund vorgebildet?
1217-1222
Im Alten Bund gibt es verschiedene Vorzeichen der Taufe: das Wasser als Quelle von Leben und Tod; die Arche Noachs, die vom Wasser rettet; der Durchzug durch das Rote Meer, der Israel aus der ägyptischen Knechtschaft befreit; die Überschreitung des Jordan, die Israel in das verheißene Land führt - ein Bild für das ewige Leben.

254. Wer führt diese Vorzeichen zur Vollendung?
1223-1225
Jesus Christus führt sie zur Vollendung. Zu Beginn seines öffentlichen Lebens lässt er sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen. Am Kreuz lässt er aus seiner durchbohrten Seite Blut und Wasser strömen, Zeichen der Taufe und der Eucharistie. Nach der Auferstehung gibt er den Aposteln die Sendung: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28, 19).

255. Seit wann und wem spendet die Kirche die Taufe?
1226-1228
Seit dem Pfingsttag spendet die Kirche die Taufe allen, die an Jesus Christus glauben.

256. Worin besteht der wesentliche Ritus der Taufe?
1229-1245
Der wesentliche Ritus dieses Sakramentes besteht darin, dass der Täufling in Wasser getaucht oder sein Kopf mit Wasser übergossen und dabei der Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes angerufen wird.

257. Wer kann die Taufe empfangen?
1246-1252
Fähig zum Empfang der Taufe ist jede Person, die noch nicht getauft ist.

258. Warum tauft die Kirche Kinder?
1250, 1282
Weil die Kinder, die mit der Erbsünde geboren werden, der Taufe bedürfen, um von der Macht des Bösen befreit und in das Reich der Freiheit der Kinder Gottes versetzt zu werden.

259. Was wird von einem Täufling verlangt?
1253-1255
Von jedem Täufling wird das Bekenntnis des Glaubens verlangt, das bei der Erwachsenentaufe von ihm persönlich und bei der Kindertaufe von den Eltern und von der Kirche ausgesprochen wird. Auch der Pate oder die Patin und die ganze kirchliche Gemeinschaft tragen Mitverantwortung für die Vorbereitung auf die Taufe (Katechumenat) sowie für die Entfaltung des Glaubens und der Taufgnade.

260. Wer kann taufen?
1256-1284
Ordentliche Spender der Taufe sind der Bischof und der Priester und in der lateinischen Kirche auch der Diakon. Im Notfall kann jeder Mensch taufen, sofern er nur die Absicht hat, das zu tun, was die Kirche tut. Er gießt Wasser über den Kopf des Täuflings und spricht die trinitarische Taufformel: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

261. Ist die Taufe heilsnotwendig?
1257,
2377
Die Taufe ist für jene Menschen heilsnotwendig, denen das Evangelium verkündet worden ist und die die Möglichkeit haben, um dieses Sakrament zu bitten.

262. Kann man ohne die Taufe zum Heil gelangen?
1258-1261
Da Christus für das Heil aller gestorben ist, können auch ohne Taufe jene gerettet werden, die um des Glaubens willen sterben (Bluttaufe), die Katechumenen sind und ebenso alle, die zwar Christus und die Kirche nicht kennen, aber unter dem Antrieb der Gnade aufrichtig nach Gott suchen und danach streben, seinen Willen zu erfüllen (Verlangen nach der Taufe). Die ohne Taufe verstorbenen Kinder werden von der Kirche in ihrer Liturgie der Barmherzigkeit Gottes anvertraut.

263. Welche Wirkungen hat die Taufe?
1262-1274
Die Taufe bewirkt die Vergebung der Erbsünde, aller persönlichen Sünden und der Sündenstrafen. Sie schenkt Anteil am göttlichen Leben der Dreifaltigkeit durch die heiligmachende Gnade, die Gnade der Rechtfertigung, die den Täufling in Christus und in seine Kirche eingliedert. Sie gibt Anteil am Priestertum Christi und bildet die Grundlage der Gemeinschaft mit allen Christen. Sie spendet die göttlichen Tugenden und die Gaben des Heiligen Geistes. Der Getaufte gehört für immer Christus an: Er ist mit dem unauslöschlichen Siegel Christi (Charakter) bezeichnet.

264. Welche Bedeutung hat der bei der Taufe erhaltene christliche Name?
2156-2159
Der Name ist wichtig, denn Gott kennt jeden bei seinem Namen, das heißt in seiner Einmaligkeit. Bei der Taufe erhält der Christ seinen Namen in der Kirche. Vorzugsweise soll es der Name eines Heiligen sein, der dem Getauften ein Vorbild an Heiligkeit bietet und ihm seine Fürbitte bei Gott zusichert.

Das Sakrament der Firmung

265. Welchen Platz hat die Firmung im göttlichen Heilsplan?
1285-1288
Im Alten Bund haben die Propheten die Ausgießung des Geistes des Herrn über den erwarteten Messias und über das ganze messianische Volk angekündigt. Das ganze Leben und die Sendung Jesu verlaufen in völliger Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist. An Pfingsten empfangen die Apostel den Heiligen Geist und verkünden „Gottes große Taten“ (Apg 2, 11). Durch Handauflegung vermitteln sie den Neugetauften die Gabe ebendieses Geistes. Die Kirche hat die Jahrhunderte hindurch weiter vom Geist gelebt und ihn ihren Kindern mitgeteilt.

266. Warum wird dieses Sakrament Firmung oder Chrismation genannt?
1289
Es heißt Firmung, weil es die Taufgnade bestätigt und stärkt. In den Ostkirchen wird es aufgrund seines wesentlichen Ritus, der in der Salbung besteht, Chrismation mit dem heiligen Myron genannt.

267. Worin besteht der wesentliche Ritus der Firmung?
1290-1301
Der wesentliche Ritus der Firmung ist die Salbung mit dem heiligen Chrisam (mit Balsam vermischtes Öl, das vom Bischof geweiht wird). Dabei legt der Spender dem Getauften die Hand auf und spricht die dem Ritus eigenen sakramentalen Worte. Im Westen wird die Stirn gesalbt mit den Worten: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ In den Ostkirchen des byzantinischen Ritus werden auch andere Körperteile gesalbt mit der Formel: „Siegel der Gabe des Heiligen Geistes“.

268. Welche Wirkung hat die Firmung?
1302-1305
Die Wirkung der Firmung ist die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, wie einst an Pfingsten. Diese Ausgießung prägt der Seele ein unauslöschliches Siegel ein und führt zum Wachstum der Taufgnade: Sie verwurzelt tiefer in der Gotteskindschaft; sie vereint fester mit Christus und mit seiner Kirche; sie stärkt in der Seele die Gaben des Heiligen Geistes; sie schenkt eine besondere Kraft, um für den christlichen Glauben Zeugnis abzulegen.

269. Wer kann dieses Sakrament empfangen?
1306-1311
Wer bereits getauft ist, kann und muss dieses Sakrament ein einziges Mal empfangen. Um es fruchtbar zu empfangen, muss der Firmling im Stand der Gnade sein.

270. Wer ist der Spender der Firmung?
1312-1314
Ursprünglicher Spender ist der Bischof. So wird die Verbindung des Gefirmten mit der Kirche in ihrer apostolischen Struktur deutlich. Wenn der Priester dieses Sakrament spendet, wie es üblicherweise im Osten und in besonderen Fällen auch im Westen geschieht, wird die Verbindung mit dem Bischof und mit der Kirche durch den Priester, der Mitarbeiter des Bischofs ist, und durch das heilige Chrisam, das vom Bischof selbst geweiht wird, zum Ausdruck gebracht.

Das Sakrament der Eucharistie

271. Was ist die Eucharistie?
1322-1323
Sie ist das Opfer des Leibes und Blutes Christi. Der Herr Jesus hat die Eucharistie eingesetzt, damit das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauere. So hat er seiner Kirche das Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung anvertraut. Die Eucharistie ist das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das österliche Mahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und das Unterpfand des ewigen Lebens gegeben wird.

272. Wann hat Jesus Christus die Eucharistie eingesetzt?
1323
Er hat sie am Gründonnerstag eingesetzt, „in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde“ (1 Kor 11, 23), während er mit seinen Aposteln das Letzte Abendmahl feierte.

273. Wie hat er sie eingesetzt?
1337-1340
Nachdem er seine Apostel im Abendmahlssaal versammelt hatte, nahm Jesus das Brot in seine Hände, brach es, reichte es ihnen und sprach: „Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Dann nahm er den Kelch mit Wein in seine Hände und sprach: „Nehmet und trinket alle daraus: Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

274. Welche Bedeutung hat die Eucharistie im Leben der Kirche?
1324-1327
Sie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens. In der Eucharistie gipfelt das heiligende Handeln Gottes uns gegenüber und unsere Verehrung ihm gegenüber. Die Eucharistie enthält das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle: Christus selbst, unser Osterlamm. Die Teilnahme am göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes werden durch die Eucharistie bezeichnet und bewirkt. Durch die Eucharistiefeier vereinen wir uns schon jetzt mit der Liturgie des Himmels und nehmen das ewige Leben vorweg.

275. Wie wird dieses Sakrament genannt?
1328-1332
Der unerschöpfliche Reichtum dieses Sakramentes kommt in den verschiedenen Benennungen zum Ausdruck, die jeweils besondere Aspekte unterstreichen. Die üblichsten Benennungen sind: Eucharistie; heilige Messe; Mahl des Herrn; Brechen des Brotes; Eucharistiefeier; Gedächtnis des Leidens, des Sterbens und der Auferstehung des Herrn; heiliges Opfer; heilige und göttliche Liturgie; heilige Mysterien; allerheiligstes Sakrament des Altars; heilige Kommunion.

276. Welche Stellung hat die Eucharistie im göttlichen Heilsplan?
1333-1344
Im Alten Bund wird die Eucharistie vor allem im jährlichen Paschamahl angekündigt, das von den Juden zum Gedenken an den hastigen, befreienden Auszug aus Ägypten jedes Jahr mit ungesäuerten Broten gefeiert wurde. Jesus kündigt die Eucharistie in seiner Lehre an und setzt sie während der Feier des Paschamahls mit seinen Aposteln beim Letzten Abendmahl ein. In Treue gegenüber dem Auftrag des Herrn: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11, 24), hat die Kirche die Eucharistie immer gefeiert, vor allem am Sonntag, dem Tag der Auferstehung Jesu.

277. Wie ist der Ablauf der Eucharistiefeier?
1345-1355
Die Eucharistiefeier entfaltet sich in zwei großen Teilen, die eine einzige Kulthandlung bilden: im Wortgottesdienst, der die Verkündigung und das Hören des Wortes Gottes umfasst, und in der eucharistischen Liturgie, die aus der Darbringung von Brot und Wein, dem Hochgebet oder der Anaphora mit den Wandlungsworten und der Kommunion besteht.

278. Wer zelebriert die Eucharistiefeier?
1348
Die Eucharistie zelebriert der gültig geweihte Priester (Bischof oder Presbyter), der in der Person Christi, des Hauptes, und im Namen der Kirche handelt.

279. Welche Gaben sind für den Vollzug der Eucharistie wesentlich und notwendig?
1350,
1412
Wesentlich und notwendig sind Brot aus Weizen und Wein aus Weintrauben.

280. In welchem Sinn ist die Eucharistie Gedächtnis des Opfers Christi?
1356-1367
Die Eucharistie ist Gedächtnis in dem Sinn, dass sie das Opfer, das Christus dem Vater am Kreuz ein für allemal für die Menschheit dargebracht hat, gegenwärtig und lebendig macht. Der Opfercharakter der Eucharistie tritt schon in den Einsetzungsworten zutage: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird… Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22, 19–20). Das Opfer des Kreuzes und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer. Die Opfergabe und der Opfernde sind dieselben, nur die Weise des Opferns ist verschieden: blutig am Kreuz, unblutig in der Eucharistie.

281. Wie nimmt die Kirche am eucharistischen Opfer teil?
1368-1372
In der Eucharistie wird das Opfer Christi auch zum Opfer der Glieder seines Leibes. Das Leben der Gläubigen, ihr Lobpreis, ihr Leiden, ihr Gebet und ihre Arbeit werden mit Christus vereinigt. Als Opfer wird die Eucharistie außerdem für alle lebenden und verstorbenen Gläubigen dargebracht, als Sühne für die Sünden aller Menschen und um geistliche und zeitliche Gaben von Gott zu erlangen. Auch die Kirche des Himmels ist mit dem Opfer Christi vereint.

282. Wie ist Jesus in der Eucharistie gegenwärtig?
1373-1375
Jesus Christus ist in der Eucharistie auf einzigartige und unvergleichliche Weise gegenwärtig: wirklich, tatsächlich und substantiell, mit seinem Leib und seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit. In der Eucharistie ist also der ganze Christus, Gott und Mensch, auf sakramentale Weise gegenwärtig, das heißt unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein.

283. Was bedeutet Transsubstantiation?
1376-1377
Transsubstantiation bedeutet die Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Verwandlung vollzieht sich im eucharistischen Gebet durch die Wirkkraft des Wortes Christi und das Handeln des Heiligen Geistes. Die sinnlich wahrnehmbaren Merkmale des Brotes und des Weines, also die „eucharistischen Gestalten“, bleiben jedoch unverändert.

284. Wird durch das Brechen des Brotes Christus geteilt?
1377,
1390
Durch das Brechen des Brotes wird Christus nicht geteilt: In jeder der Gestalten und in jedem ihrer Teile ist der ganze Christus enthalten.

285. Wie lange dauert die eucharistische Gegenwart Christi?
1377
Sie dauert so lange, wie die eucharistischen Gestalten bestehen.

286. Welche Art der Verehrung gebührt dem Sakrament der Eucharistie?
1378-1381
Diesem Sakrament gebührt sowohl während als auch außerhalb der Eucharistiefeier der Kult der Anbetung, der Gott allein vorbehalten ist. Darum werden die konsekrierten Hostien von der Kirche mit größter Sorgfalt aufbewahrt, den Kranken und anderen Menschen gebracht, die nicht an der heiligen Messe teilnehmen können, den Gläubigen zur feierlichen Anbetung ausgesetzt und in Prozession getragen. Die Kirche lädt die Gläubigen zu häufigem Besuch und zur Anbetung des Allerheiligsten ein, das im Tabernakel aufbewahrt wird.

287. Warum ist die Eucharistie das österliche Mahl?
1382-1384
Die Eucharistie ist das österliche Mahl. Denn Christus, der auf sakramentale Weise sein Pascha vollzieht, schenkt uns seinen Leib und sein Blut als Speise und Trank und vereinigt uns in seinem Opfer mit sich und untereinander.

288. Was bedeutet der Altar?
1383,
1410
Der Altar ist das Sinnbild Christi selbst, der zugegen ist als Opfergabe (Altar - Kreuzesopfer) und als himmlische Speise, die uns geschenkt wird (Altar - eucharistischer Tisch).

289. Wann verpflichtet die Kirche zur Teilnahme an der heiligen Messe?
1389,
1417
Die Kirche verpflichtet die Gläubigen, an jedem Sonntag und an den gebotenen Feiertagen an der heiligen Messe teilzunehmen. Sie empfiehlt den Messbesuch auch an den anderen Tagen.

290. Wann ist man zum Empfang der heiligen Kommunion verpflichtet?
1389, 1417
Die Kirche empfiehlt den Gläubigen, die an der heiligen Messe teilnehmen, auch die heilige Kommunion unter den notwendigen Voraussetzungen zu empfangen. Sie schreibt dies verpflichtend wenigstens an Ostern vor.

291. Was ist erforderlich, um die heilige Kommunion zu empfangen?
1385-1388
Um die heilige Kommunion zu empfangen, muss man der katholischen Kirche voll eingegliedert sein und sich im Stand der Gnade befinden, das heißt man darf sich keiner Todsünde bewusst sein. Wer sich einer schweren Sünde bewusst ist, muss das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion empfängt. Wichtig ist auch der Geist der Sammlung und des Gebetes, die Beobachtung des von der Kirche vorgeschriebenen Fastens und die Körperhaltung (Gesten, Kleidung) als Zeichen der Ehrfurcht vor Christus.

292. Welche Früchte bringt die heilige Kommunion?
1391-1397
Die heilige Kommunion vertieft unsere Verbundenheit mit Christus und mit seiner Kirche, bewahrt und erneuert das in der Taufe und in der Firmung erhaltene Gnadenleben und lässt uns in der Liebe zum Nächsten wachsen. Indem sie uns in der Liebe stärkt, tilgt sie die lässlichen Sünden und bewahrt uns vor zukünftigen Todsünden.

293. Wann ist es möglich, die heilige Kommunion anderen Christen zu spenden?
1398-1401
Katholische Spender spenden erlaubt die heilige Kommunion Angehörigen der Ostkirchen, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, wenn diese von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert sind.
Was die Mitglieder der anderen kirchlichen Gemeinschaften betrifft, spenden katholische Spender die heilige Kommunion erlaubt jenen Christen, die bei Vorliegen einer schweren Notlage von sich aus darum bitten, in rechter Weise disponiert sind und bezüglich des Sakramentes den katholischen Glauben bekunden.

294. Warum ist die Eucharistie „Unterpfand der künftigen Herrlichkeit“?
1402-1405
Weil die Eucharistie uns mit aller Gnade und allem Segen des Himmels erfüllt, stärkt sie uns für die Pilgerschaft dieses Lebens und lässt uns das ewige Leben ersehnen. Sie vereint uns schon jetzt mit Christus, der aufgefahren ist zur Rechten des Vaters, mit der Kirche des Himmels, mit der seligen Jungfrau und mit allen Heiligen.
In der Eucharistie brechen wir „ein Brot, das Arznei der Unsterblichkeit ist, Gegengift, dass man nicht stirbt, sondern lebt in Jesus Christus immerdar“ (hl. Ignatius von Antiochien).
Raphael
ZWEITES KAPITEL
Die sakramentale Feier des Pascha-Mysteriums
Die Liturgie der Kirche feiern
Wer feiert?
233. Wer handelt in der Liturgie?
1135-1137
In der Liturgie handelt der „ganze Christus“ („Christus totus“), das Haupt und der Leib. Als Hoherpriester feiert Christus die Liturgie zusammen mit seinem Leib, der himmlischen und der irdischen Kirche.
234. Von wem wird die himmlische Liturgie gefeiert?Mehr
ZWEITES KAPITEL
Die sakramentale Feier des Pascha-Mysteriums
Die Liturgie der Kirche feiern
Wer feiert?

233. Wer handelt in der Liturgie?
1135-1137
In der Liturgie handelt der „ganze Christus“ („Christus totus“), das Haupt und der Leib. Als Hoherpriester feiert Christus die Liturgie zusammen mit seinem Leib, der himmlischen und der irdischen Kirche.

234. Von wem wird die himmlische Liturgie gefeiert?
1138-1139
Die himmlische Liturgie wird von den Engeln und den Heiligen des Alten und des Neuen Bundes gefeiert, besonders von der Gottesmutter, von den Aposteln, von den Märtyrern und von einer großen Schar „aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen, die niemand zählen kann“ (Offb 7, 9). Wenn wir in den Sakramenten das Heilsmysterium feiern, nehmen wir an dieser ewigen Liturgie teil.

235. In welcher Weise feiert die Kirche auf Erden die Liturgie?
1120,
1132
Die Kirche auf Erden feiert die Liturgie als ein priesterliches Volk, in dem jeder seiner Aufgabe entsprechend in der Einheit des Heiligen Geistes handelt: Die Getauften bringen sich selbst als geistiges Opfer dar; die geweihten Amtsträger feiern gemäß der Weihe, die sie für den Dienst an allen Gliedern der Kirche empfangen haben; die Bischöfe und die Priester handeln in der Person Christi, des Hauptes.

Wie wird die Liturgie gefeiert?

236. Wie wird die Liturgie gefeiert?
1145
Die liturgische Feier ist aus Zeichen und Symbolen gewoben, deren Bedeutung in der Schöpfung und in den menschlichen Kulturen wurzelt, in den Ereignissen des Alten Bundes deutlicher zutage tritt und in der Person und im Werk Christi vollständig geoffenbart wird.

237. Woher kommen die sakramentalen Zeichen?
1146-1152
Einige kommen aus der Schöpfung (Licht, Wasser, Feuer, Brot, Wein, Öl), andere aus dem menschlichen Zusammenleben (waschen, salben, das Brot brechen), wieder andere aus der Heilsgeschichte im Alten Bund (die Pascha-Riten, die Opfer, die Handauflegung, die Weihen). Diese Zeichen, von denen einige normativ und unveränderlich sind, werden von Christus aufgenommen und zu Trägern des heilbringenden und heiligenden Wirkens.

238. Welches Verhältnis besteht in der sakramentalen Feier zwischen Handlungen und Worten?
1153-1155
In der sakramentalen Feier sind Handlungen und Worte eng miteinander verbunden. Auch wenn die symbolischen Handlungen schon an und für sich eine Sprache sind, ist es dennoch nötig, dass die Worte des Ritus diese Handlungen begleiten und lebendig machen. In der Liturgie können Worte und Handlungen nicht voneinander getrennt werden, insofern sie als Zeichen und Unterweisung sind und auch bewirken, was sie bedeuten.

239. Unter welchen Bedingungen haben Gesang und Musik bei der liturgischen Feier eine eigene Aufgabe?
1156-1158
Weil der Gesang und die Musik eng mit der liturgischen Handlung zusammenhängen, ist auf folgende Bedingungen zu achten: Die Texte, die vornehmlich aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen geschöpft werden sollen, müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen; das Gebet soll schön zum Ausdruck kommen; die Musik soll Qualität haben; die Gemeinde soll beteiligt sein; der kulturelle Reichtum des Volkes Gottes ist zu berücksichtigen; die Feier soll einen sakralen und festlichen Charakter haben. „Wer singt, betet doppelt“ (hl. Augustinus).

240. Was ist der Zweck der heiligen Bilder?
1159-1162
Das Bild Christi ist die liturgische Ikone schlechthin. Andere Bilder, die Maria und die Heiligen darstellen, sind Zeichen für Christus, der in ihnen verherrlicht wird. Sie verkünden die gleiche frohe Botschaft, die die Heilige Schrift durch das Wort überliefert. Sie helfen, unseren Glauben zu wecken und zu nähren.

Wann wird die Liturgie gefeiert?

241. Was ist die Mitte der liturgischen Zeit?
1163-1167
Die Mitte der liturgischen Zeit ist der Sonntag, Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres. Dieses hat seinen Höhepunkt im jährlichen Osterfest, dem Fest der Feste.

242. Welche Bedeutung hat das liturgische Jahr?
1168-1173
Im liturgischen Jahr feiert die Kirche das ganze Mysterium Christi, von der Inkarnation bis zu seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. An bestimmten Tagen verehrt die Kirche mit besonderer Liebe Maria, die selige Gottesgebärerin, und feiert auch das Gedächtnis der Heiligen, die für Christus gelebt haben, mit ihm gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind.

243. Was ist die Liturgie des Stundengebetes?
1174-1178
Das Stundengebet ist das öffentliche und allgemeine Gebet der Kirche. Es ist das Gebet, das Christus zusammen mit seinem Leib, der Kirche, verrichtet. Durch dieses Gebet heiligt und verklärt das Mysterium Christi, das wir in der Eucharistie feiern, die Stunden eines jeden Tages. Es besteht hauptsächlich aus Psalmen und anderen biblischen Texten sowie aus der Lesung von Texten der Kirchenväter und geistlichen Lehrer.

Wo wird die Liturgie gefeiert?

244. Braucht die Kirche Orte, um die Liturgie zu feiern?
1179-1181
Der Kult „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4, 24) des Neuen Bundes ist an keinen bestimmten Ort gebunden. Denn Christus ist der wahre Tempel Gottes, durch den auch die Christen und die ganze Kirche unter dem Wirken des Heiligen Geistes zum Tempel des lebendigen Gottes werden. In seinem irdischen Dasein benötigt das Volk Gottes trotzdem Orte, an denen sich die Gemeinde versammeln kann, um die Liturgie zu feiern.

245. Was sind Sakralbauten?
1181
Sakralbauten sind Gotteshäuser, die ein Symbol für die Kirche, die an diesem Ort lebt, sowie für die himmlische Wohnung sind. Sie sind Stätten des Gebets, in denen die Kirche vor allem die Eucharistie feiert und Christus anbetet, der im Tabernakel wirklich gegenwärtig ist.

246. Welche Orte haben in Sakralbauten eine besondere Bedeutung?
1182-1186
Eine besondere Bedeutung haben der Altar, der Tabernakel, der Aufbewahrungsort für das heilige Chrisam und die anderen heiligen Öle, der Sitz des Bischofs (Kathedra) oder des Priesters, der Ambo, das Taufbecken und der Beichtstuhl.

Vielfalt der Liturgie – Einheit des Mysteriums

247. Warum wird das eine Mysterium Christi von der Kirche nach verschiedenen liturgischen Traditionen gefeiert?
1200-1204
Weil der unerschöpfliche Reichtum des Mysteriums Christi nicht durch eine einzelne liturgische Tradition ganz zum Ausdruck gebracht werden kann. Von Anfang an hat dieser Reichtum deshalb in den verschiedenen Völkern und Kulturen Ausdrucksformen gefunden, die sich in einer wunderbaren Vielfalt gegenseitig ergänzen.

248. Welches Kriterium sichert die Einheit in der Vielfalt?
1205-1206
Es ist die Treue zur apostolischen Überlieferung, das heißt die Gemeinschaft im Glauben und in den Sakramenten, welche die Kirche von den Aposteln empfangen hat. Diese Gemeinschaft kommt in der apostolischen Sukzession zum Ausdruck und wird durch sie gewährleistet. Die Kirche ist katholisch: Sie kann alle wahren Reichtümer der Kulturen in ihre Einheit einbinden.

249. Ist in der Liturgie alles unveränderlich?
1209
In der Liturgie, und vornehmlich in der Liturgie der Sakramente, gibt es unveränderliche Bestandteile, weil sie göttlichen Ursprungs sind, über den die Kirche zu wachen hat. Daneben gibt es Bestandteile, die verändert werden können und die die Kirche an die Kulturen der verschiedenen Völker anpassen kann und mitunter auch muss.
Raphael
ZWEITER TEIL
DIE FEIER
DES CHRISTLICHEN MYSTERIUMS
ERSTER ABSCHNITT

DIE SAKRAMENTALE HEILSORDNUNG
218. Was ist die Liturgie?
1066-1070
Die Liturgie ist die Feier des Mysteriums Christi und besonders seines Pascha-Mysteriums. In ihr wird durch den Vollzug des priesterlichen Amtes Jesu Christi die Heiligung der Menschen bezeichnet und bewirkt und vom mystischen Leib Christi, dem Haupt und seinen …Mehr
ZWEITER TEIL
DIE FEIER
DES CHRISTLICHEN MYSTERIUMS

ERSTER ABSCHNITT

DIE SAKRAMENTALE HEILSORDNUNG
218. Was ist die Liturgie?
1066-1070
Die Liturgie ist die Feier des Mysteriums Christi und besonders seines Pascha-Mysteriums. In ihr wird durch den Vollzug des priesterlichen Amtes Jesu Christi die Heiligung der Menschen bezeichnet und bewirkt und vom mystischen Leib Christi, dem Haupt und seinen Gliedern, der öffentliche Kult vollzogen, der Gott gebührt.

219. Welchen Platz nimmt die Liturgie im Leben der Kirche ein?
1071-1075
Die Liturgie, die heilige Handlung schlechthin, bildet den Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Lebenskraft strömt. Durch die Liturgie setzt Christus in seiner Kirche, mit ihr und durch sie das Werk unserer Erlösung fort.

220. Worin besteht die sakramentale Heilsordnung?
1076
Die sakramentale Heilsordnung besteht darin, durch die Feier der Sakramente der Kirche, besonders durch die Eucharistie, die Früchte der Erlösung Christi zu vermitteln, „bis er kommt“ (1 Kor 11, 26).

ERSTES KAPITEL
Das Pascha-Mysterium in der Zeit der Kirche
Die Liturgie – Werk der heiligsten Dreifaltigkeit

221. Inwiefern ist der Vater Ursprung und Ziel der Liturgie?
1077-1083
In der Liturgie überhäuft uns der Vater in seinem Fleisch gewordenen, für uns gestorbenen und auferstandenen Sohn mit seinen Segnungen, und er gießt den Heiligen Geist in unsere Herzen aus. Zugleich preist die Kirche den Vater in Anbetung, Lob und Danksagung und bittet um das Kommen seines Sohnes und des Heiligen Geistes.

222. Welches Werk verrichtet Christus in der Liturgie?
1084-1090
In der Liturgie der Kirche bezeichnet und verwirklicht Christus vor allem sein Pascha-Mysterium. Indem er den Aposteln den Heiligen Geist spendete, gab er ihnen und ihren Nachfolgern die Vollmacht, das Heilswerk zu vollziehen – und zwar durch das eucharistische Opfer und die Sakramente, in denen er selbst wirkt, um den Gläubigen aller Zeiten und in aller Welt seine Gnade mitzuteilen.

223. Wie wirkt der Heilige Geist in der Liturgie an der Kirche?
1091-1109
In der Liturgie wirkt der Heilige Geist auf das Engste mit der Kirche zusammen. Er bereitet die Kirche auf die Begegnung mit ihrem Herrn vor. Er ruft Christus dem Glauben der Versammlung in Erinnerung und bezeugt ihn. Er vergegenwärtigt und aktualisiert das Mysterium Christi. Er vereint die Kirche mit dem Leben und der Sendung Christi und lässt die Gabe der Gemeinschaft in ihr Frucht bringen.

Das Pascha-Mysterium in den Sakramenten der Kirche

224. Was sind die Sakramente und welche Sakramente gibt es?
1113-1131
Die Sakramente sind sinnlich wahrnehmbare, wirksame Zeichen der Gnade, die von Christus eingesetzt und der Kirche anvertraut sind und durch die uns das göttliche Leben gespendet wird. Es gibt sieben Sakramente: die Taufe, die Firmung, die Eucharistie, die Buße, die Krankensalbung, die Weihe und die Ehe.

225. In welcher Beziehung stehen die Sakramente zu Christus?
1114-1116
Die Mysterien des Lebens Christi sind die Grundlage für das, was Christus jetzt durch die Amtsträger seiner Kirche in den Sakramenten spendet.
„Was an unserem Erlöser sichtbar war, ist in seine Sakramente übergegangen“ (hl. Leo der Große).

226. Welches Verhältnis besteht zwischen den Sakramenten und der Kirche?
1117-1119
Christus hat die Sakramente seiner Kirche anvertraut. Diese sind Sakramente „der Kirche“ in einem doppelten Sinn: Sie sind „durch sie“ da, weil sie Handlungen der Kirche sind, die ihrerseits Sakrament des Wirkens Christi ist. Sie sind „für sie“ da, insofern sie die Kirche aufbauen.

227. Was ist der sakramentale Charakter?
1121
Der sakramentale Charakter ist ein geistliches Siegel, das durch die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Weihe verliehen wird. Es ist Verheißung und Gewähr des göttlichen Schutzes. Durch dieses Siegel wird der Christ Christus gleichgestaltet, hat in verschiedener Weise an dessen Priestertum teil, und gehört in unterschiedlichen Ständen und Aufgaben der Kirche an. Er wird also dem Gottesdienst und dem Dienst der Kirche geweiht. Weil dieses Siegel unauslöschlich ist, werden die Sakramente, die es einprägen, nur einmal im Leben empfangen.

228. In welcher Beziehung stehen die Sakramente zum Glauben?
1122-1126
Die Sakramente setzen den Glauben nicht nur voraus. Durch die Worte und die rituellen Elemente nähren sie ihn auch, stärken ihn und bringen ihn zum Ausdruck. Wenn die Kirche die Sakramente feiert, bekennt sie den apostolischen Glauben. Deshalb gilt der alte Spruch: „lex orandi, lex credendi“: die Kirche glaubt so, wie sie betet.

229. Warum sind die Sakramente wirksam?
1127-1128
Die Sakramente wirken ex opere operato („aufgrund der vollzogenen sakramentalen Handlung“). Denn Christus ist in ihnen am Werk und vermittelt die Gnade, die sie bezeichnen, unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Spenders. Die Früchte der Sakramente sind aber auch von der inneren Verfassung ihres Empfängers abhängig.

230. Aus welchem Grund sind die Sakramente heilsnotwendig?
1129
Auch wenn nicht alle Sakramente jedem einzelnen Gläubigen gespendet werden, sind die Sakramente für die Christgläubigen heilsnotwendig: Sie verleihen die sakramentalen Gnaden, die Vergebung der Sünden, die Annahme an Kindes Statt, die Gleichgestaltung mit Christus, dem Herrn, und die Zugehörigkeit zur Kirche. Der Heilige Geist heilt und verwandelt jene, die sie empfangen.

231. Was ist die sakramentale Gnade?
1129,
1131
Die sakramentale Gnade ist die jedem Sakrament eigene, durch Christus gespendete Gnade des Heiligen Geistes. Diese Gnade unterstützt den Gläubigen auf seinem Weg der Heiligkeit und hilft somit auch der Kirche, in der Liebe und im Zeugnis zu wachsen.

232. Welche Beziehung besteht zwischen den Sakramenten und dem ewigen Leben?
1131
In den Sakramenten empfängt die Kirche jetzt schon Anteil am ewigen Leben, „während wir auf die selige Hoffnung und das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus warten“ (Tit 2, 13).
Raphael
Maria - Mutter Christi, Mutter der Kirche
196. In welchem Sinn ist die selige Jungfrau Maria Mutter der Kirche?
963-966
Die selige Jungfrau Maria ist Mutter der Kirche in der Ordnung der Gnade, weil sie Jesus geboren hat, den Sohn Gottes, das Haupt des Leibes, der die Kirche ist. Der am Kreuz sterbende Jesus hat sie dem Jünger als Mutter gegeben mit den Worten: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19, 27). …Mehr
Maria - Mutter Christi, Mutter der Kirche

196. In welchem Sinn ist die selige Jungfrau Maria Mutter der Kirche?
963-966
Die selige Jungfrau Maria ist Mutter der Kirche in der Ordnung der Gnade, weil sie Jesus geboren hat, den Sohn Gottes, das Haupt des Leibes, der die Kirche ist. Der am Kreuz sterbende Jesus hat sie dem Jünger als Mutter gegeben mit den Worten: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19, 27).

197. Wie hilft die Jungfrau Maria der Kirche?
967-970
Nach der Himmelfahrt ihres Sohnes steht die Jungfrau Maria den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite. Auch nach ihrer Aufnahme in den Himmel fährt sie fort, für ihre Kinder einzutreten, allen ein Vorbild im Glauben und in der Liebe zu sein und einen heilsamen Einfluss auf sie auszuüben, der aus dem Überfluss der Verdienste Christi hervorströmt. Die Gläubigen sehen in ihr ein Bild und eine Vorwegnahme der Auferstehung, die sie erwarten, und sie rufen sie an als Fürsprecherin, Helferin, Beistand und Mittlerin.

198. Welche Art der Verehrung wird der heiligen Jungfrau entgegengebracht?
971
Die Marienverehrung ist eine einzigartige Verehrung, die sich aber wesentlich vom Kult der Anbetung unterscheidet, der allein der heiligsten Dreifaltigkeit dargebracht wird. Diese besondere Verehrung findet ihren eigenen Ausdruck in den der Gottesmutter gewidmeten liturgischen Festen und im marianischen Gebet, etwa im Rosenkranz, der Kurzfassung des ganzen Evangeliums.

199. In welcher Weise ist die selige Jungfrau Maria die eschatologische Ikone der Kirche?
972
Indem die Kirche auf Maria blickt, die ganz heilig und schon mit Leib und Seele verherrlicht ist, betrachtet sie an ihr das, was sie selbst auf Erden zu sein berufen ist und was sie in der himmlischen Heimat sein wird.

„Ich glaube … die Vergebung der Sünden“
200. Wie werden die Sünden vergeben?
976-980
Das erste und grundlegende Sakrament der Sündenvergebung ist die Taufe. Für die nach der Taufe begangenen Sünden hat Christus das Sakrament der Versöhnung oder der Buße eingesetzt, durch das der Getaufte mit Gott und mit der Kirche versöhnt wird.

201. Warum hat die Kirche die Vollmacht, Sünden zu vergeben?
981-983
Die Kirche hat die Sendung und die Vollmacht, Sünden zu vergeben, weil Christus selbst sie ihr verliehen hat: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 22–23).

„Ich glaube … die Auferstehung der Toten (des Fleisches)“

202. Was bezeichnet der Ausdruck Fleisch und worin liegt seine Bedeutung?
988-990
Der Ausdruck Fleisch (wie die Formulierung im apostolischen Glaubensbekenntnis wörtlich lautet) bezeichnet den Menschen in seiner Schwäche und Sterblichkeit. „Das Fleisch ist der Angelpunkt des Heils“ (Tertullian). Wir glauben an Gott, den Schöpfer des Fleisches; wir glauben an das Wort, das Fleisch geworden ist, um das Fleisch zu erlösen; wir glauben an die Auferstehung des Fleisches, in der sich seine Schöpfung und Erlösung vollenden.

203. Was bedeutet „Auferstehung des Fleisches“?
990-991
Es bedeutet, dass der endgültige Zustand des Menschen nicht nur die vom Leib getrennte Geistseele betrifft, sondern dass auch unsere sterblichen Leiber einst wieder lebendig werden.

204. Welche Beziehung besteht zwischen der Auferstehung Christi und unserer Auferstehung?
988
Wie Christus wahrhaft von den Toten auferstanden ist und für immer lebt, so wird er selbst alle am Letzten Tag mit einem unvergänglichen Leib auferwecken: „Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht“ (Joh 5, 29).

205. Was geschieht im Tod mit unserer Seele und unserem Leib?
992-1004
Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt. Der Leib fällt der Verwesung anheim. Die Seele, die unsterblich ist, geht dem Gericht Gottes entgegen und wartet darauf, wieder mit dem Leib vereint zu werden, der bei der Wiederkunft des Herrn verwandelt auferstehen wird. Das Wie dieser Auferstehung übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen.

206. Was bedeutet Sterben in Christus Jesus?
1005-1014
Es bedeutet, in der Gnade Gottes, ohne Todsünde, zu sterben. Wer an Christus glaubt und seinem Beispiel folgt, kann den eigenen Tod zu einem Akt des Gehorsams und der Liebe zum Vater machen. „Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben“ (2 Tim 2, 11).

„Ich glaube … das ewige Leben“

207. Was ist das ewige Leben?
1020
Das ewige Leben ist das Leben, das gleich nach dem Tod beginnt. Es wird kein Ende haben. Ein besonderes Gericht durch Christus, den Richter der Lebenden und der Toten, wird für jeden Menschen dem ewigen Leben vorangehen, und durch das Letzte Gericht wird es bestätigt werden.

208. Was ist das besondere Gericht?
1021-1022
Es ist das Gericht der unmittelbaren Vergeltung, die jeder gleich nach seinem Tod in seiner unsterblichen Seele entsprechend seinem Glauben und seinen Werken von Gott erhält. Diese Vergeltung besteht im Eintreten in die Seligkeit des Himmels, unmittelbar oder nach einer entsprechenden Läuterung, oder im Eintreten in die ewige Verdammnis der Hölle.

209. Was versteht man unter „Himmel“?
1023-1026
Unter „Himmel“ versteht man den Zustand höchsten, endgültigen Glücks. Jene, die in der Gnade Gottes sterben und keiner weiteren Läuterung bedürfen, werden mit Jesus und Maria, mit den Engeln und den Heiligen vereinigt. Sie bilden so die Kirche des Himmels, wo sie Gott „von Angesicht zu Angesicht“ (1 Kor 13, 12) schauen, in einer Liebesgemeinschaft mit der heiligsten Dreifaltigkeit leben und für uns eintreten.
„Der Vater ist seinem Wesen nach und in Wahrheit das Leben. Über alles gießt er durch seinen Sohn und im Heiligen Geist seine himmlischen Gaben aus. Das ewige Leben aber hat er in seiner Menschenfreundlichkeit uns Menschen untrüglich verheißen“ (hl. Cyrill von Jerusalem).

210. Was ist das Purgatorium (Fegefeuer)?
1030-1031
Das Purgatorium ist der Zustand jener, die in der Freundschaft Gottes sterben, ihres ewigen Heils sicher sind, aber noch der Läuterung bedürfen, um in die himmlische Seligkeit eintreten zu können.

211. Wie können wir den Seelen im Purgatorium helfen?
1032
Kraft der Gemeinschaft der Heiligen können die Gläubigen, die noch auf Erden pilgern, den Seelen im Purgatorium helfen, indem sie Fürbitten und besonders das eucharistische Opfer, aber auch Almosen, Ablässe und Bußwerke für sie darbringen.

212. Worin besteht die Hölle?
1033-1035
Sie besteht in der ewigen Verdammnis jener, die aus freiem Entschluss in Todsünde sterben. Die schlimmste Qual der Hölle besteht im ewigen Getrenntsein von Gott. Einzig in Gott kann ja der Mensch Leben und Glück finden. Dafür ist er geschaffen, und das ist seine Sehnsucht. Christus fasst diese Wirklichkeit in die Worte: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!“ (Mt 25, 41).

213. Wie verträgt sich die Existenz der Hölle mit der unendlichen Güte Gottes?
1036-1037
Gott will zwar, „dass sich alle bekehren“(2 Petr 3, 9), aber er hat den Menschen frei und eigenverantwortlich erschaffen und respektiert seine Entscheidungen. Darum ist es der Mensch selbst, der sich in völliger Autonomie freiwillig aus der Gemeinschaft mit Gott ausschließt, wenn er bis zu seinem Tod in der Todsünde verharrt und die barmherzige Liebe Gottes zurückweist.

214. Worin wird das Letzte Gericht bestehen?
1038-1041
Das Letzte (allgemeine) Gericht wird im Urteil zum seligen Leben oder zur ewigen Verdammnis bestehen. Wenn Jesus Christus als Richter der Lebenden und der Toten wiederkommt, wird er über die „Gerechten und Ungerechten“ (Apg 24, 15), die alle vor ihm versammelt sein werden, dieses Urteil aussprechen. Im Anschluss an das Letzte Gericht wird der auferstandene Leib Anteil erhalten an der Vergeltung, welche die Seele im besonderen Gericht erhalten hat.

215. Wann wird dieses Gericht stattfinden?
1040
Dieses Gericht wird am Ende der Welt stattfinden, dessen Tag und Stunde Gott allein kennt.

216. Was ist die Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde?
1042-1050
Nach dem Letzten Gericht wird auch die ganze Welt von der Sklaverei der Vergänglichkeit befreit werden und mit dem Anbrechen des „neuen Himmels“ und der „neuen Erde“ (2 Petr 3, 13) an der Herrlichkeit Christi teilhaben. Damit wird das Reich Gottes vollendet, das heißt der Heilsplan Gottes, „das All in Christus wieder unter ein Haupt zu fassen, alles, was im Himmel und auf Erden ist“ (Eph 1, 10), wird endgültig verwirklicht sein. Gott wird dann, im ewigen Leben, „alles in allen“ sein (1 Kor 15, 28).

„Amen“

217. Was bedeutet das Amen, das unser Glaubensbekenntnis abschließt?
1061-1065
Das hebräische Wort Amen, mit dem auch das letzte Buch der Heiligen Schrift sowie einige Gebete des Neuen Testaments und die liturgischen Gebete der Kirche schließen, bedeutet unser vertrauensvolles und uneingeschränktes „Ja“ zu dem, was wir zu glauben bekannt haben, indem wir uns ganz dem anvertrauen, der das endgültige „Amen“ ist (Offb 3, 14): Christus, der Herr.
Raphael
DRITTES KAPITEL
Ich glaube an den Heiligen Geist
136. Was will die Kirche sagen, wenn sie bekennt: „Ich glaube an den Heiligen Geist“?
683-686
An den Heiligen Geist glauben heißt bekennen, dass er die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit ist, die vom Vater und vom Sohn ausgeht und „mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird“. Der Geist wurde „in unser Herz“ gesandt (Gal 4,…Mehr
DRITTES KAPITEL
Ich glaube an den Heiligen Geist

136. Was will die Kirche sagen, wenn sie bekennt: „Ich glaube an den Heiligen Geist“?
683-686
An den Heiligen Geist glauben heißt bekennen, dass er die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit ist, die vom Vater und vom Sohn ausgeht und „mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird“. Der Geist wurde „in unser Herz“ gesandt (Gal 4, 6), damit wir das neue Leben als Kinder Gottes empfangen.

137. Warum sind die Sendung des Sohnes und die Sendung des Geistes untrennbar?
687-690
In der untrennbaren Dreifaltigkeit sind der Sohn und der Heilige Geist zwar voneinander verschieden, aber nicht voneinander getrennt. Vom Anfang bis zum Ende der Zeit sendet nämlich der Vater, wenn er seinen Sohn sendet, auch seinen Geist, der uns im Glauben mit Christus vereint, damit wir als Kinder angenommen werden und zu Gott „Vater“ sagen können (Röm 8, 15). Der Geist ist unsichtbar, aber wir erkennen ihn durch sein Handeln, wenn er uns das Wort offenbart und wenn er in der Kirche wirkt.

138. Welche Bezeichnungen gibt es für den Heiligen Geist?
691-693
„Heiliger Geist“ ist der Name der dritten Person der heiligsten Dreifaltigkeit. Jesus nennt ihn auch Paraklet (Tröster, Beistand) und Geist der Wahrheit. Das Neue Testament nennt ihn außerdem Geist Christi, Geist des Herrn, Geist Gottes, Geist der Herrlichkeit, Geist der Verheißung.

139. Welche Sinnbilder gibt es für den Heiligen Geist?
694-701
Es gibt viele: das lebendige Wasser, das aus dem durchbohrten Herzen Christi quillt und den Durst der Getauften stillt; die Salbung mit Öl, die das sakramentale Zeichen der Firmung ist; das Feuer, das alles verwandelt, was es berührt; die dunkle oder lichte Wolke, in der sich die göttliche Herrlichkeit offenbart; die Handauflegung, durch die der Geist gespendet wird; die Taube, die bei der Taufe auf Christus herabkommt und auf ihm bleibt.

140. Was bedeutet es, dass der Geist „gesprochen hat durch die Propheten“?
687-688
Unter Propheten versteht man diejenigen, die vom Heiligen Geist inspiriert wurden, um im Namen Gottes zu sprechen. Der Geist führt die Weissagungen des Alten Testaments zur vollen Erfüllung in Christus, dessen Geheimnis er im Neuen Testament enthüllt.

141. Was bewirkt der Heilige Geist in Johannes dem Täufer?
717-720
Der Geist erfüllt Johannes den Täufer, den letzten Propheten des Alten Testaments. Von ihm getrieben, wird Johannes gesandt, um „das Volk für den Herrn bereit zu machen“ (Lk 1, 17) und das Kommen Christi, des Sohnes Gottes, anzukündigen: denjenigen, auf den er den Geist herabkommen sah, auf dem er bleibt, „der mit dem Heiligen Geist tauft“ (Joh 1, 33).

142. Welches Werk vollbringt der Geist in Maria?
721-726
Der Heilige Geist vollendet in Maria die Erwartungen und die Vorbereitung des Alten Testaments auf das Kommen Christi. In einzigartiger Weise erfüllt er sie mit Gnade und lässt ihre Jungfräulichkeit fruchtbar werden, um den Fleisch gewordenen Sohn Gottes zur Welt zu bringen. Er macht sie zur Mutter des „ganzen Christus“, das heißt zur Mutter Jesu, des Hauptes, und der Kirche, seines Leibes. Am Pfingsttag ist Maria unter den Zwölf zugegen, als der Geist mit dem Offenbarwerden der Kirche die „letzten Zeiten“ anbrechen lässt.

143. Welche Beziehung besteht zwischen dem Geist und Christus Jesus in dessen irdischer Sendung?
727-730
Durch die Salbung des Geistes ist der Sohn Gottes in seinem Menschsein seit seiner Inkarnation zum Messias geweiht. Er offenbart den Geist in seiner Lehre und erfüllt so die an die Väter ergangene Verheißung. Er teilt ihn der werdenden Kirche mit, indem er die Apostel nach seiner Auferstehung anhaucht.

144. Was geschieht an Pfingsten?
731-732
Fünfzig Tage nach seiner Auferstehung spendet der verherrlichte Jesus Christus an Pfingsten den Geist in Überfülle. Er macht ihn als göttliche Person offenbar, so dass die heilige Dreifaltigkeit voll und ganz geoffenbart ist. Die Sendung Christi und des Geistes wird zur Sendung der Kirche. Diese Sendung besteht darin, das Mysterium der Gemeinschaft der Dreifaltigkeit zu verkünden und auszubreiten.
„Wir haben das wahre Licht geschaut, wir haben den himmlischen Geist erhalten, wir haben den wahren Glauben gefunden. Wir beten die unteilbare Dreifaltigkeit an, denn sie hat uns errettet“ (Byzantinische Liturgie, Tropar der Pfingstvesper).
145. Was tut der Geist in der Kirche?
733-741
Der Geist erbaut, beseelt und heiligt die Kirche. Als Geist der Liebe gibt er den Getauften die durch die Sünde verlorene Ähnlichkeit mit Gott zurück und lässt sie in Christus aus dem Leben der heiligsten Dreifaltigkeit leben. Er sendet sie, die Wahrheit Christi zu bezeugen. Er stimmt sie in ihren wechselseitigen Aufgaben aufeinander ab, damit alle „die Frucht des Geistes“ (Gal 5, 22) bringen.

146. Wie wirken Christus und sein Geist im Herzen der Gläubigen?
738-741
Durch die Sakramente teilt Christus den Gliedern seines Leibes seinen Geist und die Gnade Gottes mit. Diese Gnade trägt Früchte im neuen Leben nach dem Geist. Schließlich ist der Heilige Geist der Lehrmeister des Betens.

„Ich glaube … die heilige katholische Kirche“
Die Kirche im Plane Gottes

147. Was bedeutet das Wort Kirche?
748-752
Es bezeichnet das Volk, das Gott von allen Enden der Erde zusammenruft und vereint, um die Versammlung derer zu bilden, die durch den Glauben und die Taufe Kinder Gottes, Glieder Christi und Tempel des Heiligen Geistes werden.

148. Gibt es in der Bibel andere Namen und Bilder für die Kirche?
753-757
In der Heiligen Schrift finden wir viele Bilder, die sich ergänzende Aspekte des Mysteriums der Kirche hervortreten lassen. Das Alte Testament bevorzugt Bilder, die mit der Idee des Volkes Gottes zu tun haben. Das Neue Testament bevorzugt Bilder, die mit Christus zusammenhängen, dem Haupt dieses Volkes, das sein Leib ist, sowie Bilder aus dem Hirtenleben (Schafstall, Herde, Schafe), vom Ackerbau (Ackerfeld, Ölbaum, Weingarten), vom Hausbau (Wohnung, Stein, Tempel), aus dem Familienleben (Braut, Mutter, Familie).

149. Was sind der Ursprung und die Vollendung der Kirche?
758-766
Die Kirche findet ihren Ursprung und ihre Vollendung im ewigen Ratschluss Gottes. Sie wurde im Alten Bund vorbereitet mit der Erwählung Israels, Zeichen der zukünftigen Vereinigung aller Nationen. Sie wurde durch die Worte und Taten Jesu Christi gegründet und vor allem durch seinen erlösenden Tod und seine Auferstehung verwirklicht. Sie wurde dann durch die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten als Heilsmysterium offenbart. Sie wird am Ende der Zeiten als himmlische Versammlung aller Erlösten vollendet werden.

150. Welche Sendung hat die Kirche?
767-769
Die Sendung der Kirche besteht darin, das von Jesus Christus begonnene Reich Gottes zu verkünden und in allen Völkern zu begründen. Sie stellt hier auf Erden den Keim und den Anfang dieses rettenden Reiches dar.

151. In welchem Sinn ist die Kirche Mysterium?
770-773
Die Kirche ist Mysterium, insofern in ihrer sichtbaren Wirklichkeit eine geistige, göttliche Wirklichkeit gegenwärtig und wirksam ist, die man nur mit den Augen des Glaubens wahrnimmt.

152. Was bedeutet es, dass die Kirche das universale Heilssakrament ist?
774-776
Es bedeutet, dass die Kirche Zeichen und Werkzeug der Versöhnung und Gemeinschaft der ganzen Menschheit mit Gott und der Einheit des gesamten Menschengeschlechts ist.

Die Kirche - Volk Gottes, Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes

153. Warum ist die Kirche das Volk Gottes?
781
Die Kirche ist das Volk Gottes, denn es hat Gott gefallen, die Menschen nicht einzeln zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem einzigen Volk zu machen, das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeint ist.

154. Welche Besonderheiten weist das Volk Gottes auf?
782
Dieses Volk, in das man durch den Glauben an Christus und die Taufe eingegliedert wird, hat als Ursprung Gott Vater, als Haupt Jesus Christus, als Stand die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, als Gesetz das neue Gebot der Liebe, als Sendung, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, als Ziel das Reich Gottes, das auf Erden bereits seinen Anfang genommen hat.

155. In welchem Sinn hat das Volk Gottes Anteil an den drei Ämtern Christi, der Priester, Prophet und König ist?
783-786
Das Volk Gottes hat am priesterlichen Amt Christi teil, weil die Getauften vom Heiligen Geist geweiht werden, um geistige Opfer darzubringen. Es nimmt an seinem prophetischen Amt teil, weil es mit dem übernatürlichen Glaubenssinn dem Glauben unwiderruflich anhängt, ihn immer tiefer versteht und ihn bezeugt. Es hat an seinem königlichen Amt Anteil, weil es im Dienen Jesus Christus nachahmt, der sich als König der ganzen Welt zum Diener aller gemacht hat, vor allem der Armen und der Leidenden.

156. Auf welche Weise ist die Kirche der Leib Christi?
787-791
805-806
Durch den Geist vereint der gestorbene und auferstandene Christus seine Gläubigen innig mit sich. Auf diese Weise sind die an Christus Glaubenden, die vor allem durch die Eucharistie mit ihm verbunden sind, auch untereinander in der Liebe vereint und bilden einen einzigen Leib, die Kirche, deren Einheit sich in der Verschiedenheit der Glieder und Aufgaben verwirklicht.

157. Wer ist das Haupt dieses Leibes?
792-795
807
Christus „ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche“ (Kol 1, 18). Die Kirche lebt aus ihm, in ihm und für ihn. Christus und die Kirche bilden den „ganzen Christus“ (hl. Augustinus). „Haupt und Glieder sind gleichsam eine mystische Person“ (hl. Thomas von Aquin).

158. Warum wird die Kirche die Braut Christi genannt?
796, 808
Weil sich der Herr selbst als „der Bräutigam“ bezeichnet hat (Mk 2, 19), der die Kirche geliebt und sie durch einen ewigen Bund an sich gebunden hat. Er hat sich für sie hingegeben, um sie mit seinem Blut „rein und heilig“ (Eph 5, 26) und zur fruchtbaren Mutter aller Kinder Gottes zu machen. Während der Ausdruck „Leib“ die Einheit des „Hauptes“ mit den Gliedern hervorhebt, unterstreicht das Wort „Braut“ die Verschiedenheit der beiden in einer persönlichen Beziehung.

159. Warum wird die Kirche der Tempel des Heiligen Geistes genannt?
797-798
809-810
Weil der Heilige Geist in dem Leib wohnt, der die Kirche ist: in seinem Haupt und in seinen Gliedern. Außerdem baut er die Kirche mit dem Wort Gottes, den Sakramenten, den Tugenden und den Charismen in der Liebe auf.
„Was unser Geist, das heißt unsere Seele, für unsere Glieder ist, das ist der Heilige Geist für die Glieder Christi, für den Leib Christi, die Kirche“ (hl. Augustinus).
160. Was sind Charismen?
799-801
Charismen sind besondere Gaben des Heiligen Geistes, die den Einzelnen zum Wohl der Menschen, für die Nöte der Welt und besonders zum Aufbau der Kirche geschenkt werden. Die Unterscheidung von Charismen steht dem Lehramt der Kirche zu.

Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche

161. Warum ist die Kirche eine?
811-815
866
Die Kirche ist eine, weil sie die Einheit des einzigen Gottes in der Dreiheit der Personen als Ursprung und Vorbild hat; weil Jesus Christus, der die Einheit aller Völker in einem einzigen Leib wiederherstellt, ihr Gründer und Haupt ist; weil der Heilige Geist, der alle Gläubigen in der Gemeinschaft in Christus verbindet, ihre Seele ist. Sie hat nur einen Glauben, nur ein sakramentales Leben, nur eine apostolische Sukzession, eine gemeinsame Hoffnung und ein und dieselbe Liebe.

162. Wo besteht die einzige Kirche Christi?
816, 870
Die einzige Kirche Christi, in der Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, besteht in (subsistit in) der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Nur durch sie kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn einzig dem Apostelkollegium, dessen Haupt Petrus ist, hat der Herr alle Güter des Neuen Bundes anvertraut.

163. Wie sind die nicht katholischen Christen zu betrachten?
817-819
In den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die sich von der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche getrennt haben, sind vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden. Alle diese Güter stammen von Christus und drängen auf die katholische Einheit hin. Die Mitglieder dieser Kirchen und Gemeinschaften sind in der Taufe Christus eingegliedert. Darum werden sie von uns als Brüder und Schwestern anerkannt.

164. Wie kann man sich für die Einheit der Christen einsetzen?
820-822
Das Verlangen, die Einheit aller Christen wiederherzustellen, ist eine Gabe Christi und ein Ruf des Geistes. Dieses Verlangen betrifft die ganze Kirche und verwirklicht sich durch die Bekehrung des Herzens, das Gebet, die gegenseitige brüderliche Kenntnis und den theologischen Dialog.

165. In welchem Sinn ist die Kirche heilig?
823-829
Die Kirche ist heilig, weil der heilige Gott ihr Urheber ist. Christus hat sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und heiligend zu machen. Der Heilige Geist belebt sie mit der Liebe. In ihr ist die Fülle der Heilsmittel vorhanden. Die Heiligkeit ist die Berufung aller ihrer Glieder und das Ziel aller ihrer Tätigkeiten. In der Mitte der Kirche befinden sich die Jungfrau Maria und viele Heilige als Vorbilder und Fürsprecher. Die Heiligkeit der Kirche ist die Quelle der Heiligung ihrer Kinder, die sich hier auf Erden alle als Sünder bekennen und ständig der Umkehr und der Läuterung bedürfen.

166. Warum wird die Kirche katholisch genannt?
830-831
Die Kirche ist katholisch, das heißt allumfassend, weil in ihr Christus zugegen ist. „Wo Christus Jesus ist, ist die katholische Kirche“ (hl. Ignatius von Antiochien). Sie verkündet den ganzen, unverfälschten Glauben. Sie besitzt und spendet die Fülle der Heilsmittel. Sie ist zu allen Völkern aller Zeiten gesandt, welcher Kultur sie auch angehören.

167. Ist die Teilkirche katholisch?
832-835
Katholisch ist jede Teilkirche (das heißt jede Diözese oder Eparchie), die aus einer Gemeinschaft von Christen besteht, die im Glauben und in den Sakramenten vereint sind mit ihrem Bischof, der in der apostolischen Sukzession steht, und mit der Kirche von Rom, „die den Vorsitz in der Liebe führt“ (hl. Ignatius von Antiochien).

168. Wer gehört zur katholischen Kirche?
836-838
Alle Menschen gehören auf verschiedene Weise der katholischen Einheit des Gottesvolkes an oder sind ihr zugeordnet. Der Kirche voll eingegliedert ist, wer sich, im Besitz des Geistes Christi, durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft mit ihr verbindet. Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche.

169. In welchem Verhältnis steht die katholische Kirche zum jüdischen Volk?
839-840
Die katholische Kirche erkennt ihr Verhältnis zum jüdischen Volk in der Tatsache, dass Gott dieses Volk als erstes unter allen Völkern erwählt hat, um sein Wort aufzunehmen. Das jüdische Volk besitzt „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus“ (Röm 9, 4-5). Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund.

170. Welche Verbindung besteht zwischen der katholischen Kirche und den nichtchristlichen Religionen?
841-845
Es gibt eine Verbindung, die vor allem auf dem gemeinsamen Ursprung und Ziel des ganzen Menschengeschlechtes beruht. Die katholische Kirche anerkennt, dass alles, was sich in den anderen Religionen an Gutem und Wahrem findet, von Gott kommt, ein Strahl seiner Wahrheit ist, auf die Annahme des Evangeliums vorbereiten und zur Einheit der Menschen in der Kirche Christi hindrängen kann.

171. Was bedeutet die Aussage: „Außerhalb der Kirche kein Heil“?
846-848
Diese Aussage bedeutet, dass alles Heil von Christus, dem Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil erlangen, die ohne eigene Schuld das Evangelium Christi und seine Kirche nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss der Gnade bemühen, seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen zu erfüllen.

172. Warum muss die Kirche das Evangelium der ganzen Welt verkünden?
849-851
Weil Christus befohlen hat: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28, 19). Dieser Missionsauftrag des Herrn hat seinen Ursprung in der ewigen Liebe Gottes, der seinen Sohn und seinen Geist gesandt hat, weil er „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2, 4).

173. Inwiefern ist die Kirche missionarisch?
852-856
Geführt vom Heiligen Geist, setzt die Kirche die Geschichte hindurch die Sendung Christi selbst fort. Deshalb müssen die Christen allen die von Christus gebrachte frohe Botschaft verkünden, indem sie seinem Weg folgen und sogar zum Selbstopfer bis hin zum Martyrium bereit sind.

174. Warum ist die Kirche apostolisch?
857
Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihres Ursprungs, da sie „auf das Fundament der Apostel“ gebaut ist (Eph 2, 20); aufgrund ihrer Lehre, welche die Lehre der Apostel ist; und aufgrund ihrer Struktur, weil sie bis zur Wiederkunft Christi von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch ihre Nachfolger, die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus.

175. Worin besteht die Sendung der Apostel?
858-860
Das Wort Apostel bedeutet Gesandter. Jesus, der vom Vater Gesandte, rief zwölf von seinen Jüngern zu sich und setzte sie als seine Apostel ein. Er machte sie zu den erwählten Zeugen seiner Auferstehung und zu den Fundamenten seiner Kirche. Er gab ihnen den Auftrag, seine Sendung fortzusetzen, indem er sagte: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20, 21). Er versprach ihnen, bis zum Ende der Welt bei ihnen zu sein.

176. Was ist die apostolische Sukzession?
861-865
Die apostolische Sukzession ist die Übertragung der Sendung und der Vollmacht der Apostel auf ihre Nachfolger, die Bischöfe, durch das Sakrament der Weihe. Dank dieser Übertragung bleibt die Kirche in einer Glaubens- und Lebensgemeinschaft mit ihrem Ursprung, während sie die Jahrhunderte hindurch ihr ganzes Apostolat darauf ausrichtet, das Reich Christi auf der Erde zu verbreiten.

Die Gläubigen - Hierarchie, Laien, gottgeweihtes Leben

177. Wer sind die Gläubigen?
871-872
Gläubige sind jene, die durch die Taufe Christus eingegliedert und zum Volk Gottes gemacht worden sind. Da sie gemäß ihrer eigenen Stellung am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben, sind sie zur Ausübung der Sendung berufen, die Gott der Kirche anvertraut hat. Unter ihnen besteht eine wahre Gleichheit in ihrer Würde als Kinder Gottes.

178. Wie ist das Volk Gottes gestaltet?
873
Aufgrund göttlicher Einsetzung gibt es in der Kirche geistliche Amtsträger, die das Weihesakrament empfangen haben und die Hierarchie der Kirche bilden. Die anderen Gläubigen werden Laien genannt. In beiden Gruppen gibt es Gläubige, die sich durch das Bekenntnis zu den evangelischen Räten der Keuschheit in Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsam in besonderer Weise Gott weihen.

179. Warum hat Christus die kirchliche Hierarchie eingesetzt?
874-876
Christus hat die kirchliche Hierarchie eingesetzt, um das Volk Gottes in seinem Namen zu weiden. Zu diesem Zweck hat er ihr Vollmacht verliehen. Die Hierarchie setzt sich zusammen aus den geweihten Amtsträgern: den Bischöfen, Priestern und Diakonen. Aufgrund des Weihesakramentes handeln die Bischöfe und die Priester bei der Ausübung ihres Amtes im Namen und in der Person Christi, des Hauptes. Die Diakone dienen dem Volk Gottes in der Diakonie (im Dienst) des Wortes, der Liturgie und der Liebe.

180. Wie zeigt sich die kollegiale Dimension des kirchlichen Amtes?
877
Nach dem Beispiel der zwölf Apostel, die von Christus miteinander erwählt und ausgesandt wurden, steht die Einheit der Mitglieder der kirchlichen Hierarchie im Dienst der Gemeinschaft aller Gläubigen. Jeder Bischof übt seinen Dienst als Glied des Bischofskollegiums in Gemeinschaft mit dem Papst aus und hat mit ihm teil an der Sorge für die Gesamtkirche. Die Priester üben ihren Dienst im Presbyterium der Teilkirche in Gemeinschaft mit ihrem Bischof und unter seiner Leitung aus.

181. Warum hat das kirchliche Amt auch einen persönlichen Charakter?
878-879
Das kirchliche Amt hat auch einen persönlichen Charakter, weil jeder kraft des Weihesakramentes verantwortlich ist vor Christus, der ihn persönlich berufen und ihm die Sendung erteilt hat.

182. Welche Sendung hat der Papst?
880-882
Der Papst, der Bischof von Rom und Nachfolger des heiligen Petrus, ist das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Kirche. Er ist der Stellvertreter Christi, das Haupt des Bischofskollegiums und der Hirte der Gesamtkirche. Aufgrund göttlicher Einsetzung hat er über die ganze Kirche die höchste, volle, unmittelbare und allgemeine Vollmacht.

183. Welche Aufgabe hat das Bischofskollegium?
883-885
Das Bischofskollegium übt - in Gemeinschaft mit dem Papst und niemals ohne ihn - ebenfalls die höchste und ganze Vollmacht über die Kirche aus.

184. Wie erfüllen die Bischöfe ihre Sendung zu lehren?
888-890
Die Bischöfe haben in Gemeinschaft mit dem Papst die Pflicht, als authentische, mit der Autorität Christi versehene Zeugen des apostolischen Glaubens allen getreu und mit Vollmacht das Evangelium zu verkünden. Durch den übernatürlichen Glaubenssinn hält das Volk Gottes unter der Leitung des lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest.

185. Wann ist das Lehramt unfehlbar?
891-892
Das Lehramt ist unfehlbar, wenn der Papst kraft seiner Autorität als oberster Hirte der Kirche oder das Bischofskollegium in Gemeinschaft mit dem Papst, vor allem auf einem Ökumenischen Konzil, eine Lehre über den Glauben oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkünden. Das Lehramt ist auch unfehlbar, wenn der Papst und die Bischöfe in ihrem ordentlichen Lehramt übereinstimmend eine Lehre als endgültig vorlegen. Solchen Lehren muss jeder Gläubige im Glaubensgehorsam anhangen.

186. Wie üben die Bischöfe den Dienst der Heiligung aus?
893
Die Bischöfe heiligen die Kirche, wenn sie durch den Dienst am Wort und an den Sakramenten, insbesondere der Eucharistie, die Gnade Christi verwalten. Sie heiligen die Kirche auch durch ihr Gebet, ihr Vorbild und ihre Arbeit.

187. Wie üben die Bischöfe das Leitungsamt aus?
886-887
894-896
Jeder Bischof trägt als Glied des Bischofskollegiums zusammen mit den anderen Bischöfen in Einheit mit dem Papst kollegial die Sorge für alle Teilkirchen und für die ganze Kirche. Der Bischof, dem eine Teilkirche anvertraut wird, leitet diese mit der Autorität seiner eigenen, ordentlichen und unmittelbaren heiligen Vollmacht, die er in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und unter der Leitung des Nachfolgers Petri im Namen Christi, des guten Hirten, ausübt.

188. Welche Berufung haben die gläubigen Laien?
897-900
Die besondere Berufung der gläubigen Laien besteht darin, das Reich Gottes zu suchen, indem sie die zeitlichen Dinge Gott gemäß erleuchten und ordnen. So verwirklichen sie die Berufung zur Heiligkeit und zum Apostolat, die an alle Getauften ergeht.

189. Wie haben die Laien am Priesteramt Christi teil?
901-903
Sie haben daran teil, indem sie ihr Leben mit allen Tätigkeiten, Gebeten und apostolischen Unternehmungen, dem Familienleben und der täglichen Arbeit, den geduldig ertragenen Beschwernissen des Lebens und der Erholung von Leib und Geist durch Jesus Christus als geistiges Opfer darbringen, das Gott gefällt (1 Petr 2, 5), vor allem in der Eucharistie. So bringen auch die Laien als Christus Geweihte und mit dem Heiligen Geist Gesalbte die Welt selbst Gott dar.

190. Wie nehmen sie an seinem Prophetenamt teil?
904-907
Sie nehmen daran teil, indem sie das Wort Christi immer mehr im Glauben aufnehmen und der Welt durch das Zeugnis ihres Lebens, das Wort, die Evangelisation und die Katechese verkünden. Diese Evangelisation erhält eine besondere Wirksamkeit von daher, dass sie in den gewöhnlichen Verhältnissen der Welt erfüllt wird.

191. Wie haben sie an seinem Königsamt teil?
908-913
Die Laien haben an der königlichen Sendung Christi Anteil, weil sie von ihm die Macht erhalten haben, durch die Selbstverleugnung und die Heiligkeit ihres Lebens in ihnen selbst und in der Welt die Sünde zu überwinden. Sie üben verschiedene Aufgaben im Dienst der Gemeinschaft aus und erfüllen die weltlichen Tätigkeiten des Menschen und die Einrichtungen der Gesellschaft mit sittlichem Wert.

192. Was ist das gottgeweihte Leben?
914-930
Das gottgeweihte Leben ist ein von der Kirche anerkannter Lebensstand. Es ist eine freie Antwort auf einen besonderen Ruf Christi. Dadurch geben sich die geweihten Personen ganz Gott hin und streben, vom Heiligen Geist getrieben, nach vollkommener Liebe. Kennzeichen dieser Weihe ist das Leben nach den evangelischen Räten.

193. Was trägt das gottgeweihte Leben zur Sendung der Kirche bei?
931-933
Durch eine Ganzhingabe an Christus und an die Brüder und Schwestern hat das gottgeweihte Leben Anteil an der Sendung der Kirche, indem es die Hoffnung auf das Himmelreich bezeugt.

„Ich glaube … die Gemeinschaft der Heiligen“

194. Was bedeutet der Ausdruck Gemeinschaft der Heiligen?
946-953
Dieser Ausdruck bezeichnet zunächst die gemeinsame Teilhabe aller Glieder der Kirche an den heiligen Dingen (sancta): am Glauben, an den Sakramenten, besonders an der Eucharistie, an den Charismen und an den anderen geistlichen Gaben. An der Wurzel der Gemeinschaft ist die Liebe, die „nicht ihren Vorteil“ sucht (1 Kor 13, 5), sondern die Gläubigen drängt, „alles gemeinsam“ zu haben (Apg 4, 32) und auch mit den eigenen materiellen Gütern den Bedürftigen zu dienen.

195. Welche weitere Bedeutung hat der Ausdruck Gemeinschaft der Heiligen?
954-959
Dieser Ausdruck bezeichnet auch die Gemeinschaft zwischen den heiligen Personen (sancti), also zwischen denen, die durch die Gnade mit dem gestorbenen und auferstandenen Christus vereint sind. Die einen pilgern auf Erden; andere sind aus diesem Leben geschieden und werden, auch durch die Hilfe unserer Gebete, geläutert; wieder andere schließlich genießen bereits die Herrlichkeit Gottes und treten für uns ein. Alle zusammen bilden in Christus eine einzige Familie, die Kirche, zum Lob und zur Ehre der Dreifaltigkeit.