ERKLÄRUNG an die Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Pius X, die befreundeten Orden und die …

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Pater Patrick Girouard, FSSPX

Gründonnerstag, 28. März 2013

Geliebte Brüder und Schwestern in Christus,

diesen Tag, an dem die heilige Kirche in großartiger Weise der Einsetzung des Heiligen Meßopfers und des Sakramentes der Priesterweihe gedenkt, nehme ich zum Anlaß, um Ihnen meinen Entschluß mitzuteilen, mich aus der offiziellen Struktur der Bruderschaft zu lösen. Ich habe weder die Absicht, sie zu verlassen, noch sie zu verunglimpfen. Sie ist Opfer der Absicht, sie trotz der wiederholten Mahnungen ihres Gründers, S.E. Mgr Marcel Lefebvre, der Macht der Konzilskirche zu unterstellen.

Aufgrund meiner Predigten und meiner Einwände gegen einen Anschluß [an Rom] hat mich mein Distriktoberer, Herr Pater Jürgen Wegner, vom Priorat Langley (nahe Vancouver) zum Distriktsitz Saint-Césaire (nahe Montréal) versetzt, mit der ausdrücklichen Absicht, mich„streng zu überwachen“. Er hat mir außerdem erklärt, daß ich keine Kritik mehr an den Oberen üben dürfe. In seinem Brief an die Priester in Kanada, mit dem er ihnen seine Entscheidung mitteilte, hat er sich nicht nur auf meine öffentlichen Erklärungen bezogen, sondern auch auf private Unterhaltungen, die ich mit Gläubigen geführt, sowie auf private e-mails, die ich mit ihnen ausgetauscht habe. Man bot mir also eindeutig, im Gegenzug gegen öffentliches und privates Schweigen, meinen Verbleib in der Bruderschaft und materielle Absicherung an. Dies wäre nicht mehr und nicht weniger als eine Art geistiger Prostitution. Ich habe aber nur eine Seele und die will ich retten. Das kann ich nicht, wenn ich auf diesen Handel eingehe, denn das Sprichwort sagt: „Wer schweigt, stimmt zu.“ Das ist der Hauptgrund, weshalb ich mich moralisch verpflichtet fühle, diese Versetzung abzulehnen. Nur so kann ich weiter auf das wahre Ziel der Bruderschaft hinarbeiten, das nicht darin besteht, das modernistische Rom zu bekehren, sondern die wahre Messe und das wahre Priestertum zu bewahren und weiterzugeben. Ich habe mich daher der Vorsehung in der Überzeugung anvertraut, daß Unser Herr für seinen Priester Sorge tragen wird.

Es wurde schon viel zum Thema „rein praktisches Abkommen“ geschrieben. Ich stehe daher ohne Einschränkung hinter den Erklärungen und Studien meiner Mitbrüder, die sich dieser Neuausrichtung der Bruderschaft widersetzt haben. Ich werde sie daher hier nicht wiederholen, erlaube mir aber, Ihnen einige persönliche Überlegungen zu drei Aspekten der Krise der Bruderschaft mitzuteilen:

1. Die Autoritäten der Bruderschaft wollen das Abrücken von der Erklärung des Generalkapitels von 2006 („kein praktisches Abkommen ohne Bekehrung Roms“) damit rechtfertigen, daß sie behaupten, die Situation sei heute nicht mehr die gleiche. Sie möchten uns weismachen, daß viele neue Bischöfe, Priester und Seminaristen kein Interesse mehr am II. Vatikanum hätten und die traditionelle Messe und Theologie vorzögen. Allerdings sind sie nicht in der Lage, eine ernsthafte und unabhängige Studie zu erstellen, die dafür als Beweis dienen könnte. Sie verlangen von uns geradezu, das anzunehmen, was Mgr Lefebvre als „Unternehmen Selbstmord“ bezeichnete. DasGeneralkapitel von 2012, das weit davon entfernt war, eine Kurskorrektur vorzunehmen, hat den Richtungswechsel lediglich mit kosmetischen „Bedingungen“ verbrämt. Die einzig wichtige Bedingung, die Bekehrung Roms, wurde in der Tat fallengelassen. Außerdem wurde das Kapitel zum Anlaß genommen, um das Kräfteverhältnis der Bischöfe umzustürzen. Am 7. April 2012 hatten wir auf der einen Seite drei Bischöfe, die gegen ein „praktisches“ Abkommen waren und auf der anderen einen einsamen Mgr Fellay. Am 14. Juli 2012 hingegen stimmen drei Bischöfe für ein solches Abkommen, gegenüber einem geächteten Mgr Williamson, der im übrigen vom Kapitel ausgeschlossen worden war. Die Abschlußerklärung des Kapitels bezüglich der wiedergefundenen Einheit signalisierte allen „Widerspenstigen“ das Ende der erholsamen Zeiten. Von nun an, d. h. ab dem 15. Juli 2012, wurde jeder Widerstand gegen ein rein praktisches Abkommen und jede diesbezügliche Kritik an den Oberen der Bruderschaft zum Verbrechen an der Bruderschaft. Damit wurde das Gesetz des Schweigens eingeführt. Die Folgen sind bekannt. Dieses Gesetz des Schweigens ist so hart, daß Menzingen sich nicht einmal mehr die Mühe macht, auf Argumente oder Anschuldigungen zu antworten; man begnügt sich damit, die Gegner als gewöhnliche Rebellen, die sich subversiver Machenschaften bedienten, zu verteufeln! Und man wirft Mgr Williamson und mehr als zwanzig weitere Priester einfach hinaus!

2. Aufgrund der Geheimpapapiere S.E. Fellays (der Brief vom 14. April 2012 an die drei anderen Bischöfe und die Präambel vom darauffolgenden Tag), die gegen seinen Willen veröffentlicht wurden, haben wir verstehen können, wie gefährlich häufige Kontakte mit dem derzeitigen Rom sind. Wenn sich durch diese Art Kontakte schon vor Abschluß eines Abkommens die Einstellung des Generaloberen, seiner Assistenten und, auf Umwegen, die der höheren Oberen geändert hat, was würde dann erst aus den einfachen Priestern und Gläubigen, wenn wir offiziell, legal und dauerhaft unter der Fuchtel der römischen Autoritäten stünden? Man muß sich nur einmal ansehen, wie sehr Menzingen schon jetzt jene verfolgt, die sich der Neuorientierung widersetzen, obwohl wir uns doch noch einer gewissen Unabhängigkeit von Rom erfreuen dürfen, um zu verstehen, wie weit man gehen wird, wenn wir erst einmal der Autorität der Konzilskirche unterstehen!

3. Kürzlich wollte man uns sogar zur Annahme der Theorie veranlassen, laut der der Ausdruck „Konzilskirche“ keine sich von der katholischen Kirche unterscheidende Institution bezeichnet, sondern vielmehr eine „Richtung“ innerhalb derselben (siehe DICI, Studie von H. Pater Gleize).
Die logische Konsequenz dieser Theorie wäre daher, daß die Tradition in die offizielle Struktur der Kirche wieder eingegliedert werden müßte, damit sie von innen heraus die konziliare „Richtung“ bekämpfen und so die Tradition zum Sieg führen könne. Deshalb hört man die Autoritäten der Bruderschaft so oft sagen, man müsse „der katholischen Kirche helfen, sich ihre Tradition wieder anzueignen“. Dabei könnte einerseits die katholische Kirche nicht ohne ihre Tradition bestehen, denn sie wäre dann nicht mehr die katholische Kirche. Andererseits kann man nicht mehr von einer „Richtung“ sprechen, seit die liberalen und freimaurerischen Vorstellungen des II. Vatikanums durch Reformen „institutionalisiert“ sind, die alle Aspekte des kirchlichen Lebens betreffen: Liturgie, Katechismus, Rituale, Bibel, kirchliche Gerichte, höheres Lehramt, Autorität, und vor allem das Kirchenrecht. Wir haben es also mit einer Struktur, einer Institution zu tun, die sich von
der katholischen Kirche unterscheidet. Wäre das nicht der Fall, so wären wir deren Mitglieder! Nicht wir haben die katholische Kirche verlassen, sondern die anderen, auch wenn es ihnen gelungen ist, die Führung der offiziellen Struktur zu übernehmen. Und was dabei die Stellung des Papstes betrifft, so müssen wir einräumen, daß es da um ein Geheimnis geht, um das Geheimnis des Bösen. Nichtsdestoweniger haben wir es mit zwei verschiedenen Institutionen zu tun: der katholischen Kirche, die Unser Herr gegründet hat, und der Konzilskirche, deren Anstifter zweifellos Luzifer war.

Das sind nur drei kleine Überlegungen, aber ich glaube, daß sie ein wenig Aufschluß über bestimmte Facetten der Debatte geben können. Da ich mich jetzt völlig frei äußern kann, dürfen Sie, liebe Brüder und Schwestern in Christus, mit meinem regelmäßigen Beitrag auf den Internet-Seiten
der wachsenden Widerstandsbewegung gegen ein Abkommen rechnen, eine Bewegung, die so meine ich, den Namen katholischer Widerstand wirklich verdient.

Beten Sie für Ihren Diener, so wie ich für Sie bete.

Pater Patrick Girouard