Neuer Bischof von Mainz: „Wahrheit ist geschichtlich“ und „Geist des Konzils“ in seinen Texten
Der neue Bischof Peter Kohlgraf von Mainz kritisiert die Meinung, dass das Zweite Vatikanum in Einheit mit der Tradition zu deuten ist. Er äußerte sich 2011 – als in Rom noch Benedikt XVI. regierte - in einem Beitrag für die Zeitschrift „Pastoraltheologische Informationen“.
Kohlgraf wendet sich gegen die Interpretation einer „Hermeneutik der Kontinuität“. Diese gehe davon aus, dass die Inhalte des Glaubens „unabhängig von geschichtlicher Wirklichkeit unverändert weitergegeben“ werden. Dagegen redet Kohlgraf von einer „Hermeneutik der Reform“. Demnach habe das Zweite Vatikanum einen Bruch vollzogen, aber an Vorgaben „etwa“ frühchristlicher Theologen angeknüpft.
Kohlgraf legitimiert den „Geist des Konzils“
Kohlgraf kritisiert die Gegenüberstellung eines sogenannten „Geist des Konzils“ mit dem Wortlaut der Texte bzw. den Anliegen der Konzilsväter: „Der sogenannte Geist des Konzils hängt keineswegs in der Luft, sondern lässt sich an Aussagen bedeutender Theologen festmachen, deren Denken dem Konzil selbst den Weg bereitet hat.“
Gemäß Kohlgraf fanden bereits vor dem Konzil theologische Neuorientierungen statt, welche seine geistige Grundlage bildeten. In den Konzilstexten sieht Kohlgraf die Ansätze, die seitdem weitergedacht werden. Er denkt an die Kollegialität der Bischöfe, die Aufwertung des Bischofsamtes, die Hinordnung der unterschiedlichen Religionen auf das Christusgeheimnis, den universalen Heilswillen Gottes, die Aussagen zur Religionsfreiheit und ein neues Verständnis der Mission sowie der christlichen Offenbarung.
„Wahrheit ist geschichtlich“
Die entscheidende Neuorientierung besteht für Kohlgraf in der „Geschichtlichkeit der Offenbarung“. Er geht davon aus, dass die Wahrheit „nie ohne den geschichtlichen Kontext sinnvoll betrachtet werden“ kann. Gott offenbare die „Wahrheit nicht als einen Glaubensinhalt“. Für Kohlgraf ist „die Wahrheit Gottes nie außerhalb der geschichtlichen Realität zu finden“ und „selbst geschichtlich“.
Ein „anderes Verständnis“ als der Katechismus
Kohlgraf gibt zu, dass er dem Katechismus widerspricht. Dieser bekennt die Unveränderlichkeit der Wahrheit. Sie passt sich demnach nicht an zeitbedingte Gegebenheiten an, sondern es ändern sich nur ihre Sprach- und Verkündigungsformen. Tradition bedeutet im Katechismus die „Weitergabe von wahren Glaubenseinsichten und Treue zu ihnen“. Kohlgraf geht „einen anderen Weg des Traditionsverständnisses als den im Katechismus beschriebenen“.
Der Mensch als Maß der Theologie
Die Abhängigkeit der Wahrheit von wandelnden Umständen führt bei Kohlgraf zur „Praxis als Ort der Wahrheitsfindung für den Glauben“. Die Pastoral ist dann nicht länger die Umsetzung der Dogmatik, sondern ein „Ort der Wahrheitserkenntnis“. Darum muss die Kirche ihre theologische Reflexion bei „der menschlichen Wirklichkeit“ beginnen.
Kohlgraf erklärt, dass die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ eine „neue theologische Hermeneutik grundlegt“, die er „mutig“ weiterverfolgen will.
Gleichzeitig schreibt Kohlgraf gegen die eigene These, dass „Gaudium et Spes“ in Nummer 15 ein Wahrheitsverständnis vorlegt, „das von zeitlosen Wahrheiten ausgeht, die nur jeweils in der Geschichte erkannt werden können, aber nicht selbst geschichtliche Formen annehmen“.
Kohlgraf wendet sich gegen die Interpretation einer „Hermeneutik der Kontinuität“. Diese gehe davon aus, dass die Inhalte des Glaubens „unabhängig von geschichtlicher Wirklichkeit unverändert weitergegeben“ werden. Dagegen redet Kohlgraf von einer „Hermeneutik der Reform“. Demnach habe das Zweite Vatikanum einen Bruch vollzogen, aber an Vorgaben „etwa“ frühchristlicher Theologen angeknüpft.
Kohlgraf legitimiert den „Geist des Konzils“
Kohlgraf kritisiert die Gegenüberstellung eines sogenannten „Geist des Konzils“ mit dem Wortlaut der Texte bzw. den Anliegen der Konzilsväter: „Der sogenannte Geist des Konzils hängt keineswegs in der Luft, sondern lässt sich an Aussagen bedeutender Theologen festmachen, deren Denken dem Konzil selbst den Weg bereitet hat.“
Gemäß Kohlgraf fanden bereits vor dem Konzil theologische Neuorientierungen statt, welche seine geistige Grundlage bildeten. In den Konzilstexten sieht Kohlgraf die Ansätze, die seitdem weitergedacht werden. Er denkt an die Kollegialität der Bischöfe, die Aufwertung des Bischofsamtes, die Hinordnung der unterschiedlichen Religionen auf das Christusgeheimnis, den universalen Heilswillen Gottes, die Aussagen zur Religionsfreiheit und ein neues Verständnis der Mission sowie der christlichen Offenbarung.
„Wahrheit ist geschichtlich“
Die entscheidende Neuorientierung besteht für Kohlgraf in der „Geschichtlichkeit der Offenbarung“. Er geht davon aus, dass die Wahrheit „nie ohne den geschichtlichen Kontext sinnvoll betrachtet werden“ kann. Gott offenbare die „Wahrheit nicht als einen Glaubensinhalt“. Für Kohlgraf ist „die Wahrheit Gottes nie außerhalb der geschichtlichen Realität zu finden“ und „selbst geschichtlich“.
Ein „anderes Verständnis“ als der Katechismus
Kohlgraf gibt zu, dass er dem Katechismus widerspricht. Dieser bekennt die Unveränderlichkeit der Wahrheit. Sie passt sich demnach nicht an zeitbedingte Gegebenheiten an, sondern es ändern sich nur ihre Sprach- und Verkündigungsformen. Tradition bedeutet im Katechismus die „Weitergabe von wahren Glaubenseinsichten und Treue zu ihnen“. Kohlgraf geht „einen anderen Weg des Traditionsverständnisses als den im Katechismus beschriebenen“.
Der Mensch als Maß der Theologie
Die Abhängigkeit der Wahrheit von wandelnden Umständen führt bei Kohlgraf zur „Praxis als Ort der Wahrheitsfindung für den Glauben“. Die Pastoral ist dann nicht länger die Umsetzung der Dogmatik, sondern ein „Ort der Wahrheitserkenntnis“. Darum muss die Kirche ihre theologische Reflexion bei „der menschlichen Wirklichkeit“ beginnen.
Kohlgraf erklärt, dass die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ eine „neue theologische Hermeneutik grundlegt“, die er „mutig“ weiterverfolgen will.
Gleichzeitig schreibt Kohlgraf gegen die eigene These, dass „Gaudium et Spes“ in Nummer 15 ein Wahrheitsverständnis vorlegt, „das von zeitlosen Wahrheiten ausgeht, die nur jeweils in der Geschichte erkannt werden können, aber nicht selbst geschichtliche Formen annehmen“.