Saint Marys - ein Blick in die einzige mögliche Zukunft der Kirche
Montag, 4. bis Dienstag, 19. Februar: Die Idee meiner grossen Reise nach Amerika wird beim Generalkapitel geboren. Bei dieser Gelegenheit laden mich Pater Jürgen Wegner (Distriktoberer der USA), Pater Jorge Amozurrutia (Distriktoberer von Mexiko) und Pater Lawrence Novak (Oberer des Autonomen Hauses von Zentralamerika und Karibik) ein, ihre Territorien zu besuchen.
Innerhalb von gut zwei Wochen darf ich vieles erleben: von Schneesturm und Kälte zu Sonnenschein und tropischen Temperaturen, von modern eingerichteten Verwaltungsapparaten bis hin zu einer improvisierten Kapelle in einem ärmlichen Dorf, und das bei Temperaturen von -25°C bis zu +30°C. Eine neue Welt, nein, die Neue Welt tut sich mir auf.
Am Wochenende des 9. und 10. Februars führt mich Herr Pater Wegner nach Saint Marys. Bei den Gebäulichkeiten handelt es sich um ein ehemaliges Jesuitenkolleg.
Ein altes Denkmal weist darauf hin, dass der erste US-Soldat, der im 1. Weltkrieg gefallen ist, aus diesem Kolleg hervorging. Mit seinen 4.000 Gläubigen ist St.
Mary’s schätzungsweise das grösste Werk der Priesterbruderschaft.
Saint Marys allein besitzt mehr Gläubige als der ganze Schweizer Distrikt! Zwischen 800 und 900 Schüler besuchen die Schule. Während in unseren Schweizer Schulen meistens zwei Primarklassen zusammen unterrichtet werden, wird dort jeder einzelne Jahrgang in vier verschiedenen Klassenzügen geführt: die 1. Primarklasse ist zum Beispiel in je zwei Buben- und Mädchenklassen unterteilt.
Im US-Distrikt ist die Hälfte der Gläubigen unter 21 Jahren alt. Darum erstaunt es nicht, dass 2018 in St. Mary’s 121 Taufen gespendet und nur 7 Beerdigungen vorgenommen wurden. Wahrscheinlich hat dieser Distrikt inzwischen zahlenmässig Frankreich überholt und dürfte neu die Nummer 1 in der Bruderschaft sein.
Viele Gläubige haben sich in St. Marys selbst niedergelassen und können nun auch politisch etwas bewegen. Bei der letzten Wahl wählten sie den Bürgermeister aus ihren eigenen Reihen. So kommt es, dass nun der Vorsteher dieser Ortschaft mit ihren 5'000 Einwohnern und der Rektor unserer Niederlassung leibliche Brüder sind!
Am Sonntagmorgen erlebe ich etwas völlig Neues: Ich werde durch eine Predigt geweckt! (Leider kommt in der Realität das Gegenteil viel häufiger vor: Die Leute schlafen bei der Predigt ein...).
Da sich mein Schlafzimmer direkt über der Kapelle befindet, höre ich Pater Dwight Todd Anderson predigen. Es ist 6.10 Uhr. Schätzungsweise 250 Personen besuchen die erste Sonntagsmesse. Weitere Messen folgen. Die Hauptmesse muss jeden Sonntag in der Turnhalle gefeiert werden, da die aktuelle Kapelle zu klein geworden ist. Die Pläne für einen kunstvollen Kirchenneubau bestehen bereits. Das grossartige Gotteshaus wird Platz für 1'500 Personen bieten.
Man kann nicht von Saint Marys schreiben, ohne die Firma „The Onyx Collection“ zu erwähnen. Es handelt sich dabei um ein Familienunternehmen mit 530 Angestellten, das von Gläubigen der Priesterbruderschaft geführt wird und Badezimmerzubehör herstellt.
Die Besitzerfamilie Awerkamp hat beinahe 500 (!) Gläubigen der FSSPX eine Arbeitsstelle verschafft – ein sehr willkommenes Geschenk, weil in dieser Gegend die Arbeitsplätze spärlich sind.
Was für ein Drama würde sich ereignen, wenn dieses Unternehmen Konkurs ginge! Aber der liebe Gott segnet das Unternehmen offensichtlich, so dass die Firma jährlich eine Umsatzsteigerung von 15% verzeichnen kann – und das schon seit Jahren.
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