Wenn man mit dem Mann spricht, der mit dem Papst spricht, werden die Themen schnell schwer und tief. Man fragt: "Warum hat Gott Auschwitz zugelassen?" Und Peter Seewald antwortet mit Gegenfragen: "Warum hat Gott den Glauben bei den Menschen nicht fest verankert? Warum lässt Gott den Menschen ihre Freiheit, anstatt sie zu dirigieren?"

Wie frei ist der Mensch? Ja, sagt Seewald, hierüber hat er natürlich auch mit Papst Benedikt XVI. gesprochen, in seinem Buch Licht der Welt, das nächste Woche erscheint und aus dem nichts zitiert werden darf, bis am 22. November in der Bild- Zeitung und dem Focus Vorabdrucke erschienen sind. Es ist überhaupt das allererste Interview mit einem Papst, das unter journalistischen Bedingungen geführt wurde. Seewald und der Papst trafen sich an sechs Tagen hintereinander in dessen Sommerresidenz, Castel Gandolfo, und redeten jeweils eine Stunde lang. Seewald sagt, er hatte eigentlich beabsichtigt, jeden Tag zehn Minuten zu überziehen, dann wären es sieben Stunden gewesen. Doch sein altes Tonbandgerät machte genau nach 60 Minuten ein klackendes Geräusch. Und der Papst beendete das Tagesgespräch. Als alles vorbei war, nach sechs Tagen, spürte er erst richtig den Druck, der auf ihm lag. Ein Interview mit dem Papst! "Am liebsten hätte ich mich danach eine Woche lang betrunken, vor Freude und Erleichterung", sagt Seewald.