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Papst lehnt homosexuellen Botschafter aus Paris ab

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Frankreichs Diplomat Laurent Stefanini wird vom Vatikan abgelehnt
Quelle: pa/abaca
Der Heilige Stuhl akzeptiert einen französischen Diplomaten nicht – wegen dessen sexueller Orientierung. Er wäre nicht der erste Schwule, der wohl von einer homophoben Lobby verhindert worden wäre.

Der französische Diplomat Laurent Stefanini darf Frankreich nicht als Botschafter am Heiligen Stuhl vertreten. Er ist homosexuell – für Papst Franziskus offenbar Grund genug, den Franzosen nicht als diplomatischen Vertreter seines Landes im Kirchenstaat zu akzeptieren. Das geht aus einem Bericht der französischen Zeitung „Journal du Dimanche“ hervor. „Die Entscheidung kommt direkt vom Papst“, zitiert sie einen Insider der Kurie. Doch offiziell schweigt der Vatikan sich bisher aus.

Franziskus galt bislang als Papst, der die Kirche öffnen wollte
Franziskus galt bislang als Papst, der die Kirche öffnen wollte
Quelle: dpa

Dabei hatte ausgerechnet Franziskus 2013 vor Journalisten bekannt: „Wenn eine Person homosexuell ist und Gott sucht, wer bin dann ich, um darüber zu urteilen?“ Das stärkte Hoffnung auf eine Öffnung gegenüber Schwulen und Lesben, genau wie die intensive Arbeit der Familiensynode, die Franziskus 2014 eingerufen hatte und bei der die Haltung der Kirche gegenüber Homosexuellen offen diskutiert worden war.

Franziskus hatte Stefanini bereits persönlich kennengelernt. Beim Papstbesuch im Europäischen Parlament am 25. November 2014 hatte der Diplomat, der bisher Chef des Protokolls im französischen Außenministerium war, ihn auf dem Flughafen in Straßburg empfangen.

Präsident François Hollande hatte Laurent Stefanini schon Anfang Januar 2015 als Botschafter designiert. Bisher war die Bestätigung seiner Akkreditierung vom Heiligen Stuhl aber ausgeblieben. Auch ein Brief, den der Erzbischofs von Paris, Kardinal André Vingt-Trois im Februar an den Papst richtete, half nicht.

Dabei ist der 55-jährige Stefanini praktizierender Katholik. Er gilt nicht nur als hervorragender Diplomat, sondern auch als Experte in Religionsfragen. In der römischen Kurie kennt er sich bestens aus: Von 2001 bis 2005 war Stefanini Botschaftsrat und damit zweiter Mann in der Vertretung am Heiligen Stuhl. Nun soll er einen Botschafterposten in einem nordeuropäischen Land bekommen, wie die Zeitung weiter berichtet.

Homophobe Lobby soll Vatikan beeinflusst haben

Stefaninis Fall ist nicht der erste dieser Art im Vatikan. 2008 wurde der französische Diplomat Jean-Loup Kuhn-Delforge wegen Homosexualität als Botschafter am Heiligen Stuhl abgelehnt. 2012 erregte der Fall des Bulgaren Kiril Maritschkow Aufsehen. Der Diplomat, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, wurde als Botschafter abgelehnt, weil er in seinem Roman „Clandestination“ eine homosexuelle Sexszene beschrieben hatte.

In dem Buch geht es um einen jungen Mann aus Osteuropa, der in den Westen flüchtet und sich aus Not prostituiert, später aber in der Kirche kniend um Vergebung bittet. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und Bulgarien waren damals laut Presseberichten stark beschädigt worden.

Das dürfte für den Fall Stefanini ebenfalls gelten. Hollande will eine Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben. Die Organisation La Manif pour tous – Protest für alle – soll laut „Journal du Dimanche“ Lobbyarbeit im Vatikan geleistet haben. Die Bewegung ist offen homofeindlich.

Am Donnerstag gab es aus dem Kirchenstaat noch keine offizielle Stellungnahme zum Fall Stefanini. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass der Vatikan von am Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten erwartet, dass diese die Regeln und Werte der katholischen Kirche teilen.

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