Das Abwasser wird auf Coronaviren untersucht
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Coronavirus

CoV-Abwassercheck kommt landesweit

Kläranlagen im ganzen Land sollen mit einer Ausrüstung versehen werden, um Abwasser zu sammeln und dann Virenfragmente nachzuweisen. Es ist der erste Schritt zum Aufbau eines CoV-Frühwarnsystems, welches das Land am Montag beschlossen hat.

In Zukunft sollen 43 Tiroler Kläranlagen mit einem Einzugsgebiet von mehr als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern frühzeitig vor neuen Coronavirus-Infektionen in Gemeinden und Regionen warnen. Die Erkenntnisse dazu kommen aus einem Coronavirus-Cluster im Wipptal vom Juli. Der Abwasserverband Unteres Wipptal umfasst 5.500 Bewohnerinnen und Bewohner, das Virus war dort im Abwasser nachweisbar.

Detail aus einer Kläranlage
Hermann Hammer
Das Abwasser wird aus Kläranlagen entnommen

Viruseindämmung noch vor Testergebnis

Die Methode hat den maßgeblichen Vorteil, dass Virenfragmente über das Abwasser schon fünf bis sieben Tage vor den ersten positiven CoV-Testergebnissen erkennbar sind. Das ergaben Analysen von Kläranlagen in Innsbruck und im Unterland. Das bedeutet, es kann bereits mehrere Tage im Voraus gewarnt werden, dass in einzelnen Regionen Infektionen auftreten werden, so Herbert Oberacher, Professor am Institut für Gerichtsmedizin der MedUni Innsbruck.

Der Nachweis der Viruslast ermöglicht Maßnahmen zur frühzeitigen Viruseindämmung, so Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Das Verfahren sei essenziell, „nicht nur als Frühwarnsystem, sondern auch als Entwarnung für Gemeinden und Regionen“, so Platter in einer Pressekonferenz nach der Regierungssitzung am Montag.

Gerichtsmediziner Herbert Oberacher im Labor: Dort werden die Abwasserproben untersucht
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Die Gerichtsmedizin hat langjährige Erfahrung mit Abwassermonitoring

Differenzierung über Kanalnetz möglich

Auch mobile Einheiten sollen am Kanalnetz einsetzbar sein, ergänzte Elmar Rizzoli vom Coronoavirus-Einsatzstab des Landes. Sollte bei einer Kläranlage dann eine vermehrte Viruslast nachgewiesen werden, könne man das betroffene Gebiet über das Kanalnetz auch noch näher eingrenzen. „Und dann könnte man vielleicht über großangelegte Testungen die Coronavirusfälle ausfindig machen“, blickte Rizzoli in die Zukunft. Entschieden werde im Einzelfall.

Institute arbeiten zusammen

Das Land Tirol stellt für die Anschaffung von Gerät und Labortechnik bis zu 40.000 Euro zur Verfügung. Für das Abwassermonitoring wird die Zusammenarbeit des Instituts für Hygiene und der medizinischen Mikrobiologie an der Medizinischen Universität verstärkt. Der Transfer von Proben ins Labor soll zukünftig beschleunigt werden.

Ziel ist es, das Abwassermonitoring als CoV-Frühwarnsystem in ganz Tirol einzusetzen. Das Land erhofft sich, dadurch bereits mit der Viruseindämmung beginnen zu können, bevor positive Testergebnisse vorliegen.