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Coronavirus

Probleme bei Vermittlung von Erntehelfern

Wegen der geschlossenen Grenzen fehlen den Spargel- und Gemüsebauern im Marchfeld Hunderte Erntehelfer aus Osteuropa. Über eine Plattform meldeten sich bundesweit mehr als 7.000 hilfsbereite Personen. Die Vermittlung ist dennoch nicht einfach.

Der erste Spargel wurde im Marchfeld bereits gestochen. „Wir haben Gott sei Dank noch 30 rumänische Erntehelfer, die vor der Grenzschließung zu uns gekommen sind. Anderen Betrieben geht es schlechter“, sagte Spargelbauer Georg Sulzmann aus Mannsdorf (Bezirk Gänserndorf). Wenn die Spargelernte in den nächsten Wochen richtig losgeht, fehlen ihm mehr als doppelt so viele Helfer.

Über die Internetplattform Dielebensmittelhelfer.at, die vom Landwirtschaftsministerium eingerichtet wurde, meldeten sich bei ihm unter anderen ein Unternehmensberater, ein Pilot der AUA und auch Künstler. „Viele wollen in Teilzeit arbeiten oder haben hohe Gehaltsvorstellungen. Einfach ist das für uns nicht. Noch dazu ist das Spargelstechen eine spezielle Arbeit. Wer ungeübt ist, kann die Wurzel des Spargels verletzen und die Kultur für Jahre schädigen“, sagte der Spargelbauer. Er werde voraussichtlich für das Spargelstechen niemanden nehmen.

Helfer sollen isoliert auf dem Hof arbeiten

Weil viele der Helfer, die sich gemeldet haben, pendeln wollen, hat Spargelbauer Werner Magoschitz aus Mannsdorf (Bezirk Gänserndorf) Bedenken. „Ich weiß nicht, welche sozialen Kontakte sie haben. Ich möchte, dass die Helfer isoliert sind und am Hof bleiben“, sagte Magoschitz. Er werde einen Koch, einen Bauingenieur und einen Studenten beschäftigen. Sie werden nicht Spargel stechen, sie sollen für den Transport eingesetzten werden.

Auch andere Betriebe im Marchfeld wollen vereinzelt Helfer, die sich über die Plattform gemeldet haben, beschäftigen. „Ich schätze, dass den Gemüsebauern im Marchfeld über die gesamte Saison heuer etwa 4.000 Erntehelfer fehlen werden“, meinte der Spargelbauer.

Die Bauern könnten sich vorstellen, dass ähnlich wie bei der 24-Stunden-Betreuung Erntehelfer aus Osteuropa einreisen und nach einer zweiwöchigen Quarantäne auf den Feldern helfen dürfen. „Eine solche Lösung wird derzeit geprüft“, so ein Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums. Von den Schwierigkeiten wisse man, hieß es aus dem Ministerium. Deshalb wurde auch der Maschinenring eingeschaltet, der nun hilft, geeignete Helfer an Betriebe zu vermitteln.

LKÖ-Kritik an Plänen zum Einfliegen von Arbeitskräften

Landwirtschaftskammer-Österreich-Chef Josef Moosbrugger sah das Einfliegen von Erntehelfern aus Osteuropa in einer Reaktion am Freitag skeptisch. „Das sehen wir österreichweit kritischer, es ist aber eine Entscheidung der Regionen“, sagte Moosbrugger zur APA. In Österreich habe es Ende März mehr als 560.00 Arbeitslose gegeben, man sollte den Arbeitskräftebedarf in der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung vorrangig mit diesen Menschen decken, so der Landwirtschaftsvertreter. Wegen der durch das Coronavirus bedingten Grenzsperren fehlen in Österreich für die heurige Ernte Tausende Arbeitskräfte aus Osteuropa.

Moosbrugger zeigte sich mit der vor zwei Wochen gestarteten Plattform Dielebensmittelhelfer.at zufrieden. Es gebe ein „enormes Interesse“. Jetzt müssten alle Regionen beitragen, dass Interessierte auch mithelfen können. Von der Politik wünschte sich der Landwirtschaftskammer-Präsident, dass der Pensionsbeitrag für alle über die Onlineplattform vermittelten Arbeitskräfte vom Finanzministerium übernommen wird.

Diskussion über Preise in Supermärkten

Besonders stark trifft die heimische Landwirtschaft der aktuelle Coronavirus-„Shut-down“ in Gastronomie und Tourismus, weil wichtige Absatzkanäle damit weggebrochen sind. Der Landwirtschaftskammer-Präsident appellierte an die Supermarktketten, wenn es schon keinen „Regionalbonus“ gibt, nicht an der Preisschraube bei Lieferanten zu drehen. „Wir kämpfen eher damit, dass nicht über Preisreduktionen nachgedacht wird, das wäre ein Ausnutzen der jetzigen Situation.“ Er erwarte sich „eine gewisse Handschlagqualität vom Handel“.