Nicht genug Dosen für Booster-Kampagne: Lauterbach will Impfstoff aus Osteuropa zurückkaufen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

Foto: NDR/Wolfgang Borrs
Von: Georg Altrogge

Ein Minister redet im TV Tacheles.

Beim ZDF-Jahresrückblick von „Markus Lanz“ nannte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) am Mittwochabend erstmals konkrete Zahlen zum erneuten Impfstoff-Mangel – und präsentierte seinen Booster-Rettungsplan: Deutschland wolle Impfstoff aus Osteuropa „zurückkaufen“, für Milliarden Euro.

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„Für eine offensive Booster-Kampagne, wie wir sie zurzeit fahren, reicht das nicht aus“, kritisierte der Nachfolger von Ex-Pandemieminister Jens Spahn (41, CDU). Auch bei den anderen Impfstoffen förderte die Inventur des neuen Manns im Ministerium nichts Gutes zutage.

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Quelle: BILD

So seien von Moderna zwar noch zehn Millionen Impfdosen vorhanden, aber ab Januar werde es nur noch 1,5 Millionen Dosen pro Woche geben. Deshalb habe die Regierung entschieden, Impfstoff für 2,2 Milliarden Euro nachzukaufen – vor allem aus dem Osten.

► Noch Ende Oktober hatte das damals von Spahn geführte Gesundheitsministerium behauptet, es gebe Impfstoff im Überfluss, und angekündigt, bis Jahresende 100 Millionen Impfdosen an ärmere Länder verschenken zu wollen.

Lauterbach nun: „Ich unternehme alles, was ich kann, um die Impfkampagne, die wir derzeit fahren, ununterbrochen durchziehen zu können. Wir gehen an die Reserven. Wir schütten alles aus.“ Da das aber nicht reiche, verfolgt er einen ungewöhnlichen Weg: „Ich versuche jetzt, notfallmäßig Impfstoffe aus osteuropäischen Ländern zurückzukaufen, weil diese Länder zum Teil den Impfstoff, den sie haben, nicht verimpfen können.“

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Zu den Vorwürfen aus der Union, er betreibe Panikmache, sagte der Minister: „Ich wünschte, die Zahlen, die die CDU vorträgt, wären richtig.“ In der Sache blieb er hart: „Ich muss doch reinen Wein einschenken, damit wir das schaffen können.“

Überrascht von der wiederholten Impfstoff-Misere zeigte sich Lanz-Gast Markus Söder (54, CSU): „Ehrlich gesagt wurde uns immer gesagt, es sei ausreichend Impfstoff da.“ Anschließend stichelte er sogar gegen seinen Unionskollegen Jens Spahn: In dessen Zeit als Gesundheitsminister habe die Impfstoffbeschaffung ein „Timing-Problem“ gehabt und sei „stockend“ gewesen.

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