Kasachstans Hauptstadt:Aus Astana wird Nursultan

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Ein Blick auf Astana, das künftig Nursultan heißen wird. (Foto: AFP)
  • Die kasachische Hauptstadt Astana wird künftig Nursultan heißen.
  • Das ist der Vorname des am Dienstag zurückgetretenen langjährigen Präsidenten Nasarbajew.
  • Der neue Präsident Kassym-Schomart Tokajew, ein Vertrauter von Nasarbajew, hatte die Namensänderung vorgeschlagen.

Astana, die Hauptstadt der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik Kasachstan, trägt künftig den Vornamen des zurückgetretenen Präsidenten Nursultan Nasarbajew. Die beiden Kammern des kasachischen Parlaments votierten am Mittwoch ohne Gegenstimme für eine Verfassungsänderung, wie die Staatsagentur Kazinform meldete.

Damit kann die aus dem Steppensand gestampfte Glitzermetropole mit ihren mehr als einer Million Einwohnern im Norden des Landes einen neuen Namen tragen. Astana heißt auf Kasachisch nur Hauptstadt.

Das zentralasiatische Land zwischen Russland im Norden und Westen sowie China im Osten ist seit Jahrzehnten bekannt für seinen Personenkult um den inzwischen 78 Jahre alten Nasarbajew. Er hatte am Dienstag seinen Rücktritt erklärt - nach drei Jahrzehnten an der Macht.

Nasarbajew ließ mehrere Orte und Namen austauschen

Zu Sowjetzeiten lag das Machtzentrum der rohstoffreichen zentralasiatischen Republik in Almaty, der bevölkerungsreichsten Stadt im Süden des Landes mit seinen 18,5 Millionen Einwohnern. Der neue Präsident Kassym-Schomart Tokajew, ein enger Vertrauter von Nasarbajew, hatte die Namensänderung vorgeschlagen.

Im Gespräch ist die Änderung allerdings schon seit sechs Jahren. Nasarbajew, der das Land seit dem Ende der Sowjetunion beherrschte, ohne besonderen Wert auf Menschenrechte und Demokratie zu legen, ließ mehrmals Orte und Namen austauschen. Gleich nach Erlangung der Unabhängigkeit wurde die alte Hauptstadt Alma-Ata in Almaty umbenannt. 1997 wurde sie ins mehr als tausend Kilometer nördlich gelegene Astana versetzt. Die Stadt Semipalatinsk, bekannt für das in der Nähe befindliche Atomwaffentestgelände, heißt heute Semei.

Im 18. Jahrhundert, als die meisten Städte gegründet wurden, stand das Land unter Herrschaft der russischen Zaren. Nach 1991 haben Hunderttausende Russen und auch Deutsche Kasachstan verlassen, der Anteil der Kasachen stieg schnell von 40 auf 64 Prozent. Eine Kommission von Namenskundlern arbeitet seitdem daran, russische Namen durch kasachische zu ersetzen. Auch soll nunmehr das kyrillische Alphabet durch das lateinische ersetzt werden.

Laut Berechnungen örtlicher Medien wurden in den ersten 15 Jahren der Unabhängigkeit die Bezeichnungen von drei Kreisen, zwölf Städten und 957 kleineren Ortschaften geändert. Auch den Landesnamen hatte Nasarbajew umbenennen wollen - in zum Beispiel "Kasach Eli". Ihn störte die persische Nachsilbe "-stan" für "Land" und eine mögliche Verwechslungsgefahr mit den von Krieg und Terror geplagten Ländern Afghanistan oder Pakistan.

Nasarbajew behält als Sicherheitsratschef und Vorsitzender der Regierungspartei Nur Otan einen bedeutenden Teil der Macht. Seine Tochter Dariga Nasarbajewa wurde zur mächtigsten Frau des Landes bestimmt. Die 55-Jährige trat als Chefin des kasachischen Oberhauses die Nachfolge von Tokajew an. Die nächste Präsidentenwahl in Kasachstan ist für das kommende Jahr angesetzt. Astana ist derzeit Gastgeber von Friedensgesprächen zwischen der syrischen Regierung und der Opposition.

© SZ.de/dpa/AP/kit - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Frank Nienhuysen

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