Die Reliquien der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom
 

Die Legende: Vita Eustorgii um das Jahr 1200

Da die heilige Helena, Mutter des Kaisers Konstantin, eine mit allen
Tugenden gezierte und in bezug auf die christliche Religion sehr
fromme Frau war, so bewies sie einen ungemeinen Eifer im Sammeln von
Reliquien der Heiligen. Sie reiste in eigener Person durch die
weiten Länder des römischen Reichs nach dem Morgenlande und nach dem
Abendlande und baute über den Leibern der Märtyrer, welche die
Grausamkeit der Tyrannen wegen des christlichen Namens getötet hatte,
ansehnliche Kirchen. Neben den übrigen ruhmvollen Beweisen ihrer
Frömmigkeit sammelte sie auch die Leiber der drei Weisen, die an
verschiedenen Orten bestattet waren, zusammen und brachte sie
nach Konstantinopel. In dieser Stadt blieben sie in großen Ehren
bis zu den Zeiten des Kaisers Manuel. Damals lebte Eustorgius,
griechischer Abkunft, ein sehr unterrichteter Mann, edel und fromm,
von gefälligem Äußeren, beredt, für den göttlichen Dienst durchaus
geeignet und diesem Dienste zugewandt, ein Wächter des Glaubens,
dabei keusch, und aus Konstantinopel gebürtig, vor den Zeiten des
heiligen Bischofs Ambrosius von Mailand. Er kam als Botschafter des
Kaisers Manuel nach Mailand, das Volk von Mailand wählte ihn zu
seinem Bischof. Daher kehrte Eustorgius nach Konstantinopel zurück,
sagte Dank dem Kaiser und sprach: Herr Vater und Kaiser Manuel, ich
danke dir, daß du mich bis jetzt der Ehre gewürdigt und in die heilige
Stadt Mailand, deine Metropole, gesandt hast. Wisse, daß ich alles
treu nach deinem Willen vollbracht habe, die Abgaben sind dir für
immer gesichert, ich aber bin der Erwählte der Stadt um deinetwillen,
zu Gottes Ehre und zum Preise seiner Güte. Mich Unwürdigen hat man
inständigst gebeten, zurückzukehren und dir zu melden, was im Hinblick
auf den Herrn und auf dich  dein dir treu ergebenes Volk an mir getan
und wie es diese Abgesandten mit mir an dich abgeordnet hat. Gedenke
mein und befiehl, was ich tun soll.   Ihm antwortete der Kaiser:
Sei Bischof, würdiger Mann.  Eustorgius entgegnet: Ich danke Gott
und dir; doch laß, liebster Herr, mich von den Heiligtümern, was mir
beliebt, wenn Gottes Güte es zuläßt, mit nach der heiligen Stadt
Mailand nehmen, um ihre Kirche mit heiligen Reliquien zu ehren, und
zum Lohne für das dir untertänige Volk. Der Kaiser antwortet: Wähle,
empfange, nimm mit, was dir beliebt. Sei wie du bist, oder, ist es
möglich, werde noch besser. Grüße mein Volk und kündige ihm an, daß
fortan die ganze Abgabe ihm erlassen ist.   Erfreut ging also
Eustorgius hin, fertigte mit großer Anstrengung eine marmorne Lade
und brachte in ihr die Leiber der drei Könige, die Christo ihre Gaben,
Gold, Weihrauch und Myrrhen, dargebracht haben, mit Mühe unter
vielen durchwachten Nächten durch Gottes Hilfe und Barmherzigkeit
nach Mailand in die Stadt. Die Lade wurde außerhalb der Stadtmauer
dicht neben der Stadt in einer Kirche beigesetzt, die später zu
Ehren des heiligen Eustorgius geweiht wurde. Allda befindet sich
eine berühmte und sehr heilige Quelle, wo die Neubekehrten die
heilige Taufe empfingen, allen Christen frommer Verehrung würdig.
 
 

Die Fakten:

313:              Toleranzedikt durch Kaiser Konstantin in Mailand:
                     Freiheit der Glaubensentscheidung.
                     Die Christenverfolgung endet.

337-350:       Kaiser Flavius Julius Kontans I., Sohn von Konstantin
                     dem Großen, ist Herr im römischen Westreich.
                     Hauptstadt ab 340: Mailand (!)

344-350:       Eustorgius I., heilig, (Fest 18.September), Bischof von
                     Mailand. Er hält dort 2 Synoden ab. Athanasius und
                     Ambrosius preisen ihn.  Seine Beisetzung wird von
                     MartHieron und MartRom verzeichnet.

1.6.356:        Reliquien des Timotheus werden  nach Konstantinopel gebracht.

3.3.357:        Reliquien von Andreas und Lukas gelangen nach Konstantinopel.

5.Jahrhundert: ein Loblied auf Mailand: der berühmteste Heilige, Eustorgius,
                      habe  einen gewaltigen kaiserlichen Sarkophag erbaut. Mit
                      vor einem Wagen gespannten jungen Kühen schaffte er ihn fort:
                      Virtutum signis pollens Eustorgius almus, digne laude piis en
                      celebrandus adest. Cuius plura quidem clara inter facta beati,
                      insigne hoc unum fama refert populi, constructam reboans
                      ingentem Caesaris urnam (!!) .... quam parvis vaccis
                      omnipotentis ope, iunctis quo voluit duxisse proximus in qua
                      hactenus et summo fultus honere iacet.
                      Fontana, Corpus Inscriptionum Latinarum 5,2, Berlin 1877

ca.700          Eustorgius wird als Bekenner gerühmt ( Muratori, Antonio,
                     Versus de Mediolano, rer. Ital. Scr.2, 2, S.689)

1157            Die Mailänder schworen zwar dem Kaiser Friedrich I. Treue-Eide,
                    hielten sich aber nicht daran. Sie zerstörten ihre Nachbarstädte,
                    z,B. Lodi und Como. Die Einwohner dieser baten den Kaiser um
                    Hilfe. Barbarossa  schreibt  an seinen Oheim Otto von Freising im
                    März 1157:
                    Da der Hochmut der Mailänder sich schon lange gegen das
                    römische Reich erhoben hat und jetzt mit Gewalt ganz Italien zu
                    verwirren und seiner Herrschaft zu unterwerfen sucht, wollen wir,
                    auf daß solche Keckheit zu unserer Zeit nicht ungestraft bleibe
                    und das ruchlose Volk nicht unsere Macht an sich reiße oder
                    beschimpfe, mannhaft dem Schicksale entgegentreten und zur
                    Vernichtung  Mailands die ganze Kraft unseres Reiches aufbieten.
                    (Giesebrecht, Wilhelm von, Geschichte der deutschen Kaiserzeit,
                    Band 5,1, 1880, Seite 103)
                    Rainald von Dassel stellt alleine mit seinem Freund Otto von
                    Wittelsbach (der 1180 von  Friedrich I. das Land Bayern erhielt)
                     Hilfstruppen in Italien auf.

1158          Abt Robert von der Abtei Mont Saint-Michel  im Norden
                  Frankreichs - eines der größten geistlichen Zentren in Europa,
                  dem Pilger aus allen Ländern zuströmten - berichtet:
                  "In diesem Jahr wurden die Körper der Drei Magier gefunden, die
                  unseren jungen Heiland in Bethlehem anbeteten, in einer alten
                  Kapelle dicht bei der  Stadt Mailand, und aus Furcht vor Friedrich,
                  dem Kaiser der Deutschen, der heranrückte, um diese Stadt zu
                  belagern, herausgehoben und in die Stadt gebracht."
                     Die meisten Kirchen in frühchristlicher Zeit durften laut Gesetz
                  nur vor den  Stadtmauern errichtet werden. Die von Mirabella
                  Roberti im Jahr 1962 geleiteten  Ausgrabungen in dieser Kirche
                  St.Eustorgio brachten  u.a.  4 Bronzemünzen aus der ersten Hälfte
                  des 4. Jahrhunderts zutage.

1158-1162: Im Juli 1158 zog Friedrich I. vor Mailand, am 8.9.1158 erfolgte
                   die friedliche Übergabe. Als nach Abzug des Heeres Rainald
                   von Dassel mit  wenigen Begleitern in der ersten Januarhälfte
                   1159 Mailand betrat, um nach den ronkalischen Beschlüssen die
                   Bürgermeister einzusetzen, konnte er kaum sein Leben retten.
                   Die Mailänder hätten zwar geschworen, aber nicht versprochen,
                    ihren Eid zu halten (Giesebrecht 5,1,S.190). Nach diesem Verrat
                   zerstörte Kaiser Barbarossa ab 1159 die Umgebung von
                   Mailand,  ab Mai 1161 belagerte er wieder mit einem stärkeren
                   Heer die weiträumige Stadt und hungerte sie aus. Die Übergabe
                   erfolgte am 1.März 1162, der Einzug in die Stadt am 26.3.1162.
                   Noch am gleichen Tag lagerte Friedrich I. mit seinem Heer vor
                   der Stadt, während die rachedürstigen italienischen lombardischen
                   Bundesgenossen Mailand zerstörten (26.3.-1.4.1162):
                  "Die Mailänder haben unsere Städte Lodi und Como zerstört,
                   so mag nun auch ihre Stadt vernichtet werden". Nach den
                   zahlreichen Augenzeugenberichten sollen nur 2% der Stadt
                   übriggeblieben sein. Der Kaiser, um die Profanation der sehr
                   vielen Reliquien besorgt, die Mailand im Laufe der Jahrhunderte
                   angesammelt hatte, befahl die Auslieferung derselben. Um sein
                   Leben und sein Haus zu retten, soll ein Adliger der Sage nach das
                   Versteck der Heiligen Drei Könige im befestigten Glockenturm von
                   San Giorgio verraten haben. Die Stadt wurde vernichtet, die
                   Einwohner für einige Jahre in vier getrennten  Ortschaften
                   angesiedelt.

26.3.1162  Der Stauferkaiser Friedrich I. zeigte sich bei der Eroberung
                  Mailands um die Erhaltung der Reliquien sehr besorgt und
                  schenkte sie den einzelnen Bischöfen, die sie ihren heimatlichen
                  Kirchen zuführten; was er mit den bedeutendsten derselben, den
                  Gebeinen der Heiligen Drei Königen, beabsichtigte, läßt sich
                  nicht nachweisen, so manches die Sage darüber zu erzählen weiß.
                  Erst zwei Jahre später, am 11. 6. 1164, erhält sie der Erzbischof
                  von Köln und gleichzeitiger Reichskanzler Rainald von Dassel
                  geschenkt und brachte sie nebst der Gebeine des heiligen Nabor
                  und des heiligen Felix  in den Vorgängerbau des Kölner Doms.

22.4.1164:   Rainald von Dassel stellt den Gegenpapst Paschalis III auf, um
                   das weltliche Kaisertum der geistigen Macht überzuordnen samt
                   der Gefahr einer Loslösung von Rom mit evtl. Herstellung einer
                   eigenen Deutschen Reichskirche.

18.5.1164:  Rainald von Dassel verhindert von Mailand aus einen Bürgerkrieg
                   in Deutschland  Pfalzgraf Konrad, der Bruder des Kaisers, droht
                   in das Kölner Erzstift einzufallen und fordert die Kölner für den
                  18.Mai zu einem Kampf auf dem Feld bei Andernach heraus.
                  Die Kölner unter Führung des Domdekans Philipp rücken durch
                  Unterstützung ihrer Stiftslande mit 125.000 Mann heran. Gegen so
                  viel hohen Adel und tapfere Männer wagten aber Pfalzgraf Konrad,
                  Landgraf Ludwig von Thüringen und Herzog Friedrich von
                  Rothenburg nicht anzugreifen, so daß kein Tropfen Blut floß.

9.6.1164:   Kaiser Frierich I. schenkt Rainald von Dassel wegen immenser
                  und unermeßlicher Verdieste die Ortschaft Dairago samt
                  Umgebung nebst anderen Villen und  Burgen.
                  (pro immensis et innumerabilis servitiis ... locum de Raga et villas
                  ac castella in circuitu eiusdem loci constituta...)
                  MGH Diplomata 10, 2,1979, S.344

11.6.1164  Aus der Hand des Kaisers erhält Rainald von Dassel die
                  Gebeine der Heiligen Drei Könige nebst anderer Reliquien.
                  Friedrich I. war ein Mann, der nicht einfach wie andere
                  schwatzte, sondern sorgfältig prüfte, was er sagte und sich
                  jede Behauptung auch bezeugen ließ. Insbesondere seine
                  Vorliebe für Dokumentenbeweise war bekannt. Auch sollte
                  man niemals vergessen, diese Zeitepoche nicht mit den
                  heutigen angeblich so aufgeklärten Augen des 21. Jahrhunderts
                  zu sehen, sondern  mit den Augen des Mittelalters: "Barbarossas
                  Gemüt war gottesfürchtig; täglich wohnte er des Morgens der
                  Messe bei, stets bewies er der Kirche und ihren Dienern  die
                  gebührende Ehrfurcht, selbst in den schweren Kämpfen, die ihm
                  mit dem Papsttum bevorstanden; reichlich hat er zu allen Zeiten
                 die Armen bedacht."
                 Ein Mann wie Kaiser Barbarossa, der die Lüge und Heuchelei
                 bekämpfte und für den das Recht ein oberster Grundsatz war, wird
                 nicht irgendwelche  Körper als die der Heiligen Drei Könige
                 ausgegeben oder anerkannt haben. Auch fand nicht Barbarossa,
                 sondern die Mailänder selber entdeckten das Grab, als sie - wie
                 dokumentarisch belegt - das Vorfeld ihrer Stadt umgruben und
                 sorgfältig befestigten.
                 Ebenso ritterlich wie Kaiser Friedrich I. zeigte sich sein ganzes
                 Leben Rainald von  Dassel: "Reinald war als echtes Kind seiner
                 Zeit ein frommer Mensch. Die Quellen berichten übereinstimmend
                 von seiner tiefen Frömmigkeit, von seiner Verehrung der Heiligen,
                 von seiner frommen Mildtätigkeit, von seiner unübertrefflichen Sorge
                 für die ihm anvertraute heilige Kölner Kirche. ... Er wollte den
                 Frieden der Kirche, der für ihn nur möglich war in engster
                 Verbindung von Kirche und Staat. Reinald war eine durch und durch
                 geschlossene Persönlichkeit. Es fehlte ihm jede Gespaltenheit.
                 Reinald war das Ideal eines geistlichen Ritters."(Herkenrath, Rainer,
                 Reinald von Dassel, Graz 1962)
 

12.6.1164: Brief des Rainalds von Dassel an die Kölner: Unter den übrigen
                  Erweisen seiner (Barbarossas) Freigebigkeit, mit welchen er uns
                  in reichlichster Weise bedachte, hat er uns jetzt drei kostbare
                  Geschenke verliehen, nämlich die Leiber der Heiligen Drei
                  Weisen und Könige, ausgewiesen durch Insignien, welche als
                  Erstlinge der Heiden als Vorbilder und Hinweis auf die künftige
                  aus den Heiden zu bildende Kirche  Christo dem Herrn in der
                  Krippe kostbare Gaben darbrachten, deren hochheilige Leiber,
                  jeglicher Verehrung würdig, zu Mailand in der Kirche des heiligen
                  Bekenners und Bischofs Eustorgius  feierlich  und  ruhmreich
                  beigesetzt waren.  ....
                  (corpora insignia (!!) beatissimorum trium magorum ac regum,
                  qui primitiae gentium in typum ac presagium futurae ex gentibus
                  ecclesiae iacenti  adhuc christo in presepi munera pretiosa
                  obtulerunt; quorum videlicet nobilissima corpora omni veneratione
                  dignissima mediolani in ecclesia beati Eustorgii confessoris atque
                   pontificis solenniter ac gloriose fuere recondita....)

1164:       Die zeitgenössischen kleineren Mailänder Annalen melden: Der
                Kölner Erzbischof erlangte die Körper der Drei Magier und
                brachte sie nach Köln. Die Magier waren in St.Eustorgius bestattet.

1164:       Die zeitgenössischen größeren Mailänder Annalen melden:
               Am 11. Tag des Monats Juni erhielt der Kanzler und Kölner
               Erzbischof Rainald die Leiber der heiligen Märtyrer  Nabor und
               Felix  sowie eines anderen heiligen Bekenners ...., und drei Leiber,
               die in einem Sarg beigesetzt waren, der sich in der Kirche
               St. Eustorgius befand, und von denen man sagt, daß es die
               Drei Weisen seien, und brachte sie nach Köln.

              Noch heute befindet sich in St.Eustorgio ein gewaltiger marmorner
              Sarkophag (3,60 m lang, 2 m breit, 3,2 m hoch), etwa 1700 Jahre
              alt. (Giuseppe Frangi, The Rest of the Magi, www.traces-cl.com/
              archive/dic99/seustuk.html)
              Dieser Sarkophag ist identisch abgebildet in einem uralten Steinrelief,
              das sich am 4. Pfeiler in St.Eustorgio jahrhundertelang unter Mörtel
              verbarg: ein Kuhtreiber, 2 Kühe ziehen einen Wagen, darauf der
              große Sarkophag, dahinter Eustorgius, darüber ein Engel.
             Wahrscheinlich wurde er unterhalb der Kirche St.Eustorgio versteckt,
              als Gotenkönig Alarich im Jahre 401 sowie Hunnenkönig Attila im
              Jahre 452 auf Mailand zustürmten - und danach vergessen. Selbst
              das Grab des berühmten Kaisers Karl des Großen war nach der
             Wikinger-Invasion  im Jahr 881 in Aachen so unauffindbar,  daß
              nur 120 Jahre später Kaiser Otto III. lange in der Pfalzkapelle
              danach suchen mußte. Auch fanden die Drei Weisen genau wie
              Maria vor dem 5. Jahrhundert nicht die Verehrung wie im Mittelalter
              oder heute - damals in frühchristlicher Zeit gedachte man mehr den
              Märtyrern.

23.7.1164: Rainald von Dassel erreicht mit drei Särgen Köln. Unter dem
                  Jubel der Bevölkerung werden die Heiligen Drei Könige im
                  Kölner Dom beigesetzt.

ab 1164:    In den Chroniken von fast 70 Klöstern Europas wird berichtet,
                 Rainald habe die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand
                 nach Köln überführt. Sie ruhten in St.Eustorgio in einem
                 marmornen Sarkophag.

1164        Abt Robert von Mont Saint-Michel:  Der heilige Eustorgius
                hat nun aber jene von  Konstantinopel nach Mailand übertragen,
                als Geschenk eines Imperators, ..mit einem Fuhrwerk, welches
                2 Kühe zogen.... Rainald, der Kölner Erzbischof und  Kanzler
                unter dem deutschen Kaiser Friedrich , transportierte die drei
                Magier von Mailand nach Köln ... Der erste, so versichert mir
                einer, der sie gesehen hatte, schien anhand des Gesichts und der
                Haare 15 Jahre, der zweite 30, der dritte 60 Jahre alt   zu sein.

1168:      Abt Isengrim von Ottobeuren:  Sie wurden, wie historische
               Dokumente melden, von der Kaiserin Helena aus dem
               Morgenlande nach Konstantinopel übertragen und in drei
               Grabstätten geborgen ... Als nun damals der Bischof der
               Mailänder sich im Dienste der Kaiserin befand, erbat er sich
               diese Leiber gleichsam als Ehrenlohn.  ....  Sie wurden
               in ein Schiff gelegt und so nach Mailand übertragen..

ca.1180: Willelmi von Neuburg: Aber als man sie auffand, umkreiste ein
              Goldband ihre Körper,  so, als wolle es sie immer noch
              zusammenhalten.
              Sed et aureus circulus eadem, ut dicitur, corpora, cum reperta
              sunt, ambiebat, ut sibi mutuo cohererent. ...
              (Monumenta Germaniae Historica 17, S.230)

1180-1225: Anfertigung des Dreikönigenschreines - die herausragendste
                   Goldschmiedearbeit des Mittelalters, die jemals in Europa
                   geschaffen worden ist. Edelsteinbesetzte Filigranplatten,
                  1000 Edelsteine und Perlen, 300 antike Gemmen,
                  74 getriebene goldene Figuren schmücken den 153 cm hohen
                  und 220 cm langen Schrein. Ein mehr als handtellergroßer
                  schwärzlicher antiker Cameo befand sich bis 1571 direkt über der
                  aus reinem Gold bestehenden Dreikönigengruppe an der
                  Stirnseite des Schreins. Eventuell  brachte dieser sogenannte
                  Ptolomäercameo  im 14. Jahrhundert in Verbindung mit Psalm 68
                 das Gerücht auf, einer der Drei Weisen wäre ein Farbiger gewesen.

1741         Für den Erzbischof Clemens August, für Friedrich August
                (Kurfürst von Sachsen  und König von Polen) und dem
                Komtur des Deutschen Ordens,  Johann Moritz Graf von Brühl,
                werden aus dem Dreikönigsschrein Stoffe für drei Reliquienkapseln
                entnommen:
               !. ein Stückchen Baumwolle, auf dem die Leiber der Heiligen ruhen
               2. ein Teilchen des olivfarbenen Stoffes, das die Gebeine
                  unmittelbar berührten
               3. ein Teilchen des mit Gold durchwirkten Seidenstoffes, durch
                  den die heiligen Reliquien mittelbar berührt werden.
                Auch bei der Reliquienentnahme von 1748 ist von dem
                olivfarbenen Seidenstoff und dem golddurchwirkten Stoff die Rede.
                1751 wird nochmals Seide entnommen.
                Von Relevanz wäre die Auffindung dieser kleinen Reliquienkapseln.

20.7.1864: Öffnung des Dreikönigsschreines: Im inneren Holzschrein fanden
                 sich fast vollständig die Überreste eines Jünglings, eines Mannes
                 im mittleren Alter und eines alten Mannes, sowie in Abteilungen
                 die Reliquien von Nabor und Felix  sowie des heiligen Gregor
                 von Spoleto, den Erzbischof Bruno nach Köln überführte.
                 Kleinere Stoffteile wurden für die Domschatzkammer entnommen.

3.1.1904: Erzbischof Andrea Caro Ferrari  legt Teile der Dreikönigsreliquien
                in der Kirche  St.Eustorgio in Mailand nieder
                (Schien- und Wadenbein vom Ältesten, Wadenbein vom Mittleren
                und ein Halswirbel vom Jüngsten). Er hatte sie vom Kölner
                Erzbischof  Anton Fischer im August als Geschenk erhalten.
                Kardinal Ferrari gewährt auch einige kleinere Teile den Kirchen
                San Giorgio al Palazzo und Santa Maria della Fontana.
 

1975        Hans Hofmann listet 20 Dokumente der Vita Eustorgii aus dem
                Mttelalter -  hauptsächlich aus Mailand stammend -  auf. Bei der
                ganz oben übersetzten Fassung der Vita Eustorgii  um 1200
                (Lebensgeschichte des Eustorgius)aus Köln handelt es sich um
                eine  Kopie der Originalkopie von der ursprunglichen Fassung.
                Original und Originalkopie sind vernichtet bzw. nicht auffindbar.
                Die Fassungen der Vita Eustorgii in Mailand wurden später im
                14. und 15. Jahrhundert legendenhaft ausgeschmückt. Die Kölner
                und erste Mailänder Fassung sind nicht voneinander
                abgeschrieben, sondern stammen  beide direkt vom verschollenen
                Original xy ab. Als Indiz dafür, daß es in Mailand entstand, sprechen
                einige Mailänder Viten: patroni nostri Eustorgii.
 

1981      Anfang 1981 wurde vom Erzbischöflichen Diözesan-Museum
              Kontakt aufgenommen zu Professor Daniel de Jonghe
              (Königliche Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel), einem
              international anerkannten Fachmann auf dem Gebiet antiker Stoffe.
              Nach seinen Feststellungen gehört der Kölner Stoff sowohl in
              seinem Muster als auch nach den technologischen Merkmalen zu
              der Gruppe der "spätantiken seidenen Blöckchendamaste" , die in
              der Zeit vom 2.bis 4. Jahrhundert im Vorderen Orient gewebt
              wurde  Danach wurde diese Technik nicht mehr angewendet.
              Aufgrund der  Forschungsergebnisse von Pfister stimmt das
              Seidengewebe aus der Tombeau Jamblique  (82 n. Chr) in der Art
              der Köperbindung auch mit dem Kölner Stoff überein, so daß
              diese Art der Bindung schon im 1.Jahrhundert bekannt war.  In der
              Gruppierung der seidenen Blöckchendamaste schließt sich der
              Kölner Stoff außerdem direkt an die ältesten Stoffe an, nämlich an
              die Funde aus dem syrischen Palmyra. Sie wurden in den Ruinen
              des Turms von Elahbel  in Palmyra entdeckt. Von diesem Turm
              weiß man, dasß er im Jahre 103 n. Chr. erbaut  und im Jahre 272
              weitgehend zerstört wurde. Zwischen diesen Geweben und dem
              Stoff  aus dem Kölner Dreikönigenschrein stellte Prof. Jonghe
              weitgehende Übereinstimmung  fest. Im einzelnen besteht
              Gleichartigkeit bei der Fadenzahl, der Garndrehung, der Richtung
              von Kette und Schuß, dem Köpergrat der Gegenbindung und dem
              Blöckchenmuster. Der Schußfaden besteht aus Wolle und ist mit
              echtem Purpur eingefärbt. Außerdem ist der Kölner Stoff der bisher
              einzig bekannte antike  Blöckchendamast, der im purpurgefärbten
              Wollstreifen eine Goldwirkerei aufweist.
              Solche Stoffe wurden nur in kaiserlichen Werkstätten hergestellt.
              Dieses Gold, genaugenommen ein mit Goldfolie spiralförmig
              umwickelter Seidenfaden, wurde Ende 1981 durch das Königliche
              Institut Patrimoine Artistique in Brüssel untersucht. Das Institut kam
              zu dem Ergebnis, daß die Folie aus nahezu reinem Gold  mit einer
              nur geringfügigen Beimischung von Silber bzw, Kupfer unter einem
              Prozent  besteht.
              Solches Gold fand zur Zeit Christi Verwendung.
              Von Bedeutung für die Datierung des Gewebes war auch das
              Wissen um den Farbstoff, mit dem der Wollfaden dieses Fragment
              Nr.2 eingefärbt ist. Die Frage, ob es sich dabei tatsächlich um
              antiken Purpur handelt, konnter mit Hilfe der Wissenschaftler der
              Bayer AG Leverkusen akkurat beantwortet werden.
              Die Purpurfarbe der Antike wurde aus dem Sekret Tausender von
              Purpurschnecken in Sidon und Tyros erzeugt und von phönizischen
              Händlern weit verbreitet. Um 1,4 Gramm reinen Farbstoff zu
              gewinnen, mußten über 10.000 Schnecken ihr Leben lassen. Kein
              Wunder, daß Purpur im Altertum der erlesenste und wertvollste
              rotviolette  Farbstoff war und zum Symbol der höchsten Stände
              aufstieg. So trugen z,B. die  Cäsaren des römischen Reiches
              Purpurtuniken, die Senatoren  Kleider mit purpurnen Doppelstreifen.
              Die chemische Konstitution antiken Purpurs -  6,6`Dibromindigio -
              wurde 1909  aufgeklärt. Er gehört zur anwendungstechnischen
              Klasse der Küppenfarbstoffe. Ein namhafter Farbenhersteller wie
              Bayer Ag verfügt über die notwendigen experimentellen
              Vorraussetzungen und Erfahrungen zur Durchführung von qualitativer
              Farbstoffanalysen.
              Von dem Fragment Nr.2 des untersuchten Dreikönigenstoffes waren
              nur etwa 3 cm²  vorhanden. Daher konnte für die Analyse auch nur
              millimetergroße Bruchstücke unter Wahrung der Eigenart des Stoffes
              entnommen werden. Durch die Untersuchung konnte   zweifelsfrei
              nachgewiesen werden, daß bei der dunkelvioletten Borte des Kölner
              Dreikönigenstoffes antiker Purpur vorliegt.
 
 

21.10.2000         Die neue Domschatzkammer wurde eroffnet.
                           Neben den drei Fragmenten des Dreikönigenstoffes
                           befinden sich dort auch in einem goldenen
                           Kästchen die Fingerknochen der Heiligen Drei Könige.
 
 

copyright 2000 Dietmar Scherm

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