2015-03-12 09:19:00

Papst hinter Gittern: Franziskus besucht Rebibbia


Wenn man in Rom „Rebibbia“ sagt, denkt keiner an das Stadtviertel dieses Namens im Nordosten Roms, an der Via Tiburtina – da wo die Metrolinie B endet. Stattdessen steht jedem gleich die Haftanstalt Rebibbia vor Augen, ein viereckiger Komplex aus den siebziger Jahren, der drei Männer- und ein Frauengefängnis in sich birgt. Diese Stadt in der Stadt will Papst Franziskus am Gründonnerstag, 2. April, besuchen, um die Messe „In Coena Domini“ zu feiern. Don Sandro Spriano ist der Gefängnisgeistliche von Rebibbia und freut sich über die am Mittwoch erfolgte Ankündigung des Papstbesuchs: „Wir sind überglücklich, dass der Papst unsere Einladung angenommen hat! Ich habe ihn im letzten September nach einer Messe in Santa Marta getroffen und ihn dabei eingeladen; dazu sagte er, er werde wenn möglich am Gründonnerstag kommen. Dass er dieses Versprechen jetzt hält, macht uns sehr, sehr froh. Wir werden die Erfahrung von vor drei Jahren, als Papst Benedikt XVI. kam, wiederholen – in einem anderen Zusammenhang, und mit einem anderen Papst.“

Benedikt XVI. war nicht der erste römische Bischof gewesen, der Rebibbia aufsuchte; schon Johannes Paul II. hatte hier Ende 1983 den türkischen Killer getroffen, der zwei Jahre zuvor auf dem Petersplatz auf ihn geschossen und lebensgefährlich verletzt hatte. Aber am lebendigsten ist hinter den Gittern von Rebibbia doch die Erinnerung an Benedikts Visite vor drei Jahren: „Denn damals gab es einen Dialog von Fragen und Antworten mit dem Papst, und er gab auch ein paar persönliche Erinnerungen preis – das war ein wirklich brüderlicher Moment. Mit Papst Franziskus wird das, weil es eine Messe ist, wohl auf andere Weise feierlich, und der Augenblick, in dem er weiblichen und männlichen Häftlingen die Füße wäscht, wird wohl nicht nur der entscheidende Moment der Liturgie werden, sondern auch der emotionalste.“

Emotional vor allem deswegen, weil diese Menschen hinter Gittern sich isoliert, drangsaliert, von der Außenwelt vergessen fühlen. Die Messe mit dem Papst in der Vaterunser-Kirche des Rebibbia-Komplexes soll ihnen vor Augen führen, dass zumindest die Kirche an sie denkt und sich um sie kümmert. „Sagen wir, diese Menschen sind am ärmsten dran von allen... Zu spüren, dass sie Kinder Gottes sind, von der Kirche und vom Papst geliebt, das ist für sie etwas sehr, sehr Wichtiges. Es wird übrigens das erste Mal sein, dass wir mit den männlichen und weiblichen Häftlingen zusammen die Messe feiern, die weiblichen Häftlinge kommen dafür zu uns – das wird etwas sehr, sehr Schönes sein.“

Rebibbia sei im Moment „etwas weniger überfüllt als früher“, sagt Don Sandro; trotzdem sei der Alltag hinter Gittern unverändert hart, und das werde auch nach der Papstmesse so bleiben. „Das ist ein rein pastoraler Besuch. Wir brauchen jemanden, der uns umarmt und uns das Gefühl vermittelt, dass wir zur Gesellschaft gehören und zu einer großen, gitterfreien Kirche. Das wird der Papst tun, das wünschen wir uns!“ Aber wenn er schon mal am Wünschen ist: „Wir bitten die Politiker wirklich, daran zu denken, dass das Gefängnis nicht einfach nur eine Strafe und eine Rache der Gesellschaft an denen sein darf, die ein Verbrechen begehen! Laut Verfassung sollte das Gefängnis vielmehr ein Ort der Resozialisierung sein, ein Ort, an dem man den Grundstein dafür legen kann, dass man besser ist, wenn man wieder herauskommt.“

(rv 12.03.2015 sk)








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