(Rom) Der Vatikan bestätigte die Ordensverleihung an die niederländische Abtreibungs- und Homo-Lobbyistin Lilianne Ploumen. Während der Vatikan die Sache bagatellisiert, stellt Ploumen einen Zusammenhang mit ihrem Einsatz „für die Abtreibung“ her und triumphiert. Der höchste niederländische Kirchenvertreter ging unterdessen auf Distanz zur Entscheidung des Vatikans. Was steckt also hinter der Auszeichnung für eine der einflußreichsten Vertreterinnen der Homo- und Abtreibungslobby in der EU?
Der Gregoriusorden
Im Vatikan mußte jemand Ungemach geahnt haben, da die Verleihung des Päpstlichen Gregoriusorden an die langjährige niederländische Ministerin für Entwicklungszusammenarbeit unter Verschluß gehalten wurde. Die Rechnung ging nicht auf, da Ploumen selbst, wenige Tage vor Weihnachten, stolz den Orden „vom Papst“ in die Videokamera eines niederländischen Radiosenders hielt.
Es dauerte noch, bis die Kunde auch in katholischen Kreisen ankam. Dann aber gingen die Wellen hoch. Die Empörung ist groß, und es tauchten Fragen auf, wer für diese Auszeichnung verantwortlich ist. Dafür kommen nur die Bischöfe der Niederlande und das vatikanische Staatssekretariat in Frage. Der Verleihende selbst ist aber der Papst.
Kardinal Eijk distanziert sich von Verleihung
Der ranghöchste niederländische Kirchenvertreter, Kardinal Willem Eijk, Erzbischof von Utrecht, gab auf der Internetseite seines Erzbistums bekannt, daß er mit der Ordensverleihung an die Abtreibungs- und Homo-Politikerin Ploumen nichts zu tun habe. Eine deutliche Distanzierung von einer päpstlichen Geste, mit der er nicht in Verbindung gebracht werden will. Er sei, so Kardinal Eijk, in die Angelegenheit „nicht involviert“. Mit anderen Worten, er war nicht einmal informiert worden.
Von wem wurde Ploumen dann für den Orden vorgeschlagen? Die Frage ist nicht mehr offen. Das vatikanische Staatssekretariat ist nicht nur seiner Kontroll- und Aufsichtspflicht nicht nachgekommen, sondern selbst für die Verleihung verantwortlich. Das Staatssekretariat legt dem Papst die Namen der Auszuzeichnenden zur Genehmigung vor.
Inzwischen hat sich auch der Heilige Stuhl in der Sache zu Wort gemeldet. Um genau zu sein, äußerte sich die stellvertretende Vatikansprecherin Paloma Garcia Ovejero, nachdem der Vatikanist Marco Tosatti eine Stellungnahme eingefordert hatte. Dabei ist der Vatikan sichtlich bemüht, die Sache herunterzuspielen.
Das vollständige Ploumen-Interview
Zunächst aber lohnt es sich, den vollständigen Text des Interviews anzusehen, das Lilianne Ploumen am 22. Dezember 2017 dem niederländischen Radiosender BNR Nieuwsradio gab, mit dem die Ordensverleihung publik wurde.
BNR: Sie haben erneut einen Preis gewonnen…
Ploumen: Ja, ich habe einen weiteren Preis gewonnen. Ich habe eine hohe Anerkennung vom Papst erhalten…
BNR: Für das, was Sie für die Abtreibung tun?
Ploumen: Gut, das wird nicht erwähnt, aber an sich ist es interessant, daß das erwähnt wird, was für die Ressourcen für die Gesellschaft ist…
BNR: Das stimmt für viele andere Menschen…
Ploumen: Sicher, und der Vatikan weiß, wie ich glaube, daß ich „She decides“ gegründet habe. Aber das hindert nicht, daß sie mir diese Anerkennung verliehen haben…, das ist etwas Besonderes…
BNR: Um welche Auszeichnung handelt es sich?
Ploumen: Die eines Komturs des Gregoriusordens.
BNR: Gut, Glückwunsch! Das ist wirklich fortschrittlich vom Papst.
Ploumen: Das ist wirklich so, und es freut mich, ihn zu erhalten…
BNR: Sehen Sie ihn als Bestätigung dessen, was Sie für die Mädchen und für die Abtreibung machen?
Ploumen: Ja, auch… und in den vergangenen Jahren habe ich viel in Kontakte mit dem Vatikan investiert…
BNR: Eine Lobbyarbeit?
Ploumen: Ja, eine Lobbyarbeit… sehen Sie… Sie wissen… weil der Vatikan, besonders unter den vorherigen Päpsten, hatte eine ziemlich strenge Haltung, wenn es um die Rechte der Mädchen und der Frauen ging…
BNR: Absolut.
Ploumen: Und das wird sich kurzfristig auch nicht ändern, da darf man sich dazu keine Illusionen machen. Aber es gibt einige Bereiche vielleicht, wo wir dennoch kooperieren können, und das habe ich versucht. Zum Beispiel ist die Kirche sehr gegen Kinderehen kleiner Mädchen, und das kann uns seltsam erscheinen, aber in vielen Ländern hat die Kirche viel Einfluß, sodaß, wenn ein Bischof sagen kann: ‚Liebe Leute, es ist eine schlechte Idee, Ehe für Mädchen von 14 Jahren zu arrangieren‘, dann hilft das. Wir hatten einen Bischof in Uganda, der gegen die Homosexualität geredet hat, und darauf hat der Vatikan gesagt: ‚ Schau, wir sind nicht für diese Verhaltensform, aber der Mensch ist so geschaffen, wie er ist, und wir müssen in dieser Weise akzeptieren‘.
BNR: Und Sie sind also so pragmatisch, daß – wenn der Papst oder der Vatikan ihrer Mission nützlich sein kann…
Ploumen: Sicher.
BNR: Auch wenn die das nicht gutheißen…
Ploumen: Ja, natürlich. Täuschen wir uns nicht: Sie haben eine sehr einflußreiche Stimme durch die Gläubigen, aber sie sind auch Teil der Verhandlungen bei den Vereinten Nationen, deshalb ist es ein Unterschied, ob sie sich mit Saudi-Arabien zusammentun oder sich an die Seite der Niederlande stellen… Und ich bevorzuge es, sie an unserer Seite zu haben…
BNR: An der Seite der Parlamentsabgeordneten Ploumen?
Ploumen: Ja.
Die Stellungnahme des Vatikans
Das vatikanische Presseamt reagierte wie folgt auf Tosattis Anfrage um Aufklärung:
„Die Auszeichnung des Päpstlichen Ordens des heiligen Gregors des Großen, die Frau Lilianne Ploumen, gewesene Entwicklungsministerin, im Juni 2017 während des Besuches der niederländischen Königsfamilie beim Papst erhalten hat, entspricht der diplomatischen Gepflogenheit, anläßlich von offiziellen Besuchen von Staats- oder Regierungschefs im Vatikan Auszeichnungen zwischen den Delegationen auszutauschen.
Es handelt sich also nicht im geringsten um ein Plazet zur Politik zugunsten der Abtreibung und der Geburtenkontrolle, deren Fördererin Frau Ploumen ist.“
Alles nur eine „diplomatische Gepflogenheit“, die nichts bedeute?
Die Erklärung des vatikanischen Presseamtes bestätigt zunächst einmal die Ordensverleihung, die von vielen Gläubigen bezweifelt und sogar als „Fake News“ abgetan wurde. Das Interview von Lilianne Ploumen zeigt umgekehrt, welche Genugtuung sie empfindet, als Abtreibungs- und Homo-Lobbyistin vom Vatikan ausgezeichnet worden zu sein. Von einer bloßen „diplomatischen Gepflogenheit“ ist in ihrem Interview keine Rede.
Diplomatische Gepflogenheit und Paradigmenwechsel
Diese Gepflogenheit gibt es tatsächlich auf diplomatischer Ebene, was aber nicht bedeutet, daß Auszeichnungen nicht genau auf ihre positive wie negative Signalwirkung hin abgewogen werden. Was wäre das sonst für eine Diplomatie. Es bedeutet auch nicht, daß es nicht auch diplomatische Gepflogenheit ist, einem anderen Land zu verstehen zu geben, wen man beispielsweise in einer Delegation nicht sehen möchte, um ihn nicht auszeichnen zu müssen. Erst in jüngster Zeit hatte der Heilige Stuhl Frankreich zu verstehen gegeben, den designierten Botschafter, weil homosexuell, nicht zu wünschen. Ebenso wurde der designierte libanesische Botschafter abgelehnt, weil Freimaurer.
Wofür wurde Ploumen also ausgezeichnet? Mit Sicherheit nicht dafür, daß sie zufällig der Delegation angehörte, die im Juni 2017 das Königspaar zum Papst begleitete, wie das vatikanische Presseamt glauben machen will.
Die Fakten liegen auf dem Tisch und lassen den Heiligen Stuhl nicht gut aussehen, während Ploumen triumphiert. Die Angelegenheit hat aber vor allem auch deshalb einen unangenehmen Beigeschmack, weil die Ordensverleihung an Ploumen, wie immer sie im Detail zustande kam, so gut in jenen „Paradigmenwechsel“ im Verhältnis zu den Vertretern der Kultur des Todes paßt, den Papst Franziskus seit seinem Amtsantritt mehr oder weniger offen vertritt.
Der bekannte spanische Kolumnist Francisco Fernandez de la Cigoña faßte den ganzen Fall Ploumen unter dem Stichwort: „Kirchenchaos“ zusammen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/OSS/InfoVaticana/Wikicommons (Screenshots)