Aufregung um sexistische Dalai-Lama-Aussage

Eine Aussage des Dalai Lama gegenüber einem BBC-Journalisten hat für Aufregung gesorgt: Auf die Frage, ob der nächste Dalai Lama auch eine Frau sein könnte, antwortete er, diese müsse dann „sehr attraktiv“ sein.

In dem Interview mit dem britischen Sender, in dem es eigentlich um Flüchtlinge ging, sagte das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, er könne sich eine Frau als nächsten Dalai Lama gut vorstellen. Er habe schon vor 15 Jahren zu einer französischen Reporterin gesagt, dass Frauen „biologisch mehr Potenzial hätten, Zuneigung ... und Mitgefühl“ zu zeigen. Diese Frau müsse dann aber „ein sehr, sehr attraktives Gesicht“ haben, sagte der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso zu dem verblüfften Journalisten Clive Myrie.

Dalai Lama

APA/EPA/Will Oliver

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Sonst „nicht zu gebrauchen“

Als dieser ihm die Gelegenheit geben wollte, die Aussage als nicht ganz erst gemeint abzuschwächen, blieb der Dalai Lama dabei. „Ich glaube, wenn ein weiblicher Dalai Lama kommt, dann muss diese Frau sehr attraktiv sein“, sagte er. „Sonst (ist sie) nicht zu gebrauchen.“ Myrie fragte nach: „Wirklich? Sie machen Witze.“ Der Dalai Lama darauf: „Nein, wirklich!“ Das Interview sei am Montag online gestellt worden, berichtete der britische „Guardian“ am Donnerstag in seiner Onlineausgabe.

„Rückschrittliche Meinung“

Feministische Aktivistinnen haben sich über die Bemerkungen des religiösen Führers „enttäuscht“ gezeigt, wie der „Guardian“ schreibt. Vivienne Hayes, Vorsitzende des Women’s Resource Centre, das sich für die Gleichberechtigung von Frauen engagiert, sagte dazu: „Es ist enttäuschend, dass die Fähigkeit irgendeiner Frau, eine Führungsrolle einzunehmen, von ihrer Erscheinung bestimmt sein soll.“

„Obwohl wir erfreut darüber sind, dass der Dalai Lama für die Möglichkeit eines weiblichen Dalai Lama eintritt, sind wir überrascht und überaus enttäuscht, dass ein Mann von solchem Mitgefühl und Weisheit eine so rückschrittliche Meinung äußern kann“, sagte auch die britische Gleichberechtigungsaktivistin Nicole Rowe.

Andere feministisch orientierte Gruppen hätten sich wiederum dafür entschieden, auf die „launige“ Bemerkung Gyatsos gar nicht einzugehen, so der „Guardian“. Darunter auch die Journalistin Caroline Criado-Perez, die sich etwa an einer Kampagne für mehr Frauengesichter auf britischen Banknoten beteiligt hatte. Um einen Kommentar gebeten, tweetete Criado-Perez: "Wäre „lol" angemessen?“.

religion.ORF.at

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