Veranstaltungsbericht

Münchner Sicherheitskonferenz veranstaltet virtuellen Health Security Roundtable

Gemeinsam mit dem Wellcome Trust hat die Münchner Sicherheitskonferenz Expertinnen und Experten zu einer virtuellen, vertrauensvollen Diskussion über die Herausforderungen der aktuellen COVID-19-Pandemie zusammengebracht. Unter den Teilnehmenden war auch Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Am 7. April richtete die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) in Zusammenarbeit mit dem Wellcome Trust einen virtuellen Health Security Roundtable aus. Unter dem Titel „Zusammen ist man weniger allein – Deutschland, Europa und COVID-19" diskutierte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus der Bundesregierung, von NGOs und Forschungseinrichtungen sowie führenden Pharma- und Digitalunternehmen – darunter Merck, Johnson & Johnson und Palantir – über Perspektiven der Krisenbewältigung. In vertraulicher Runde, unter Chatham House Rule, wurde unter anderem erörtert, welche Rolle Deutschland und die Europäische Union dabei spielen können, die COVID-19-Pandemie weiter einzudämmen.

Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, sagte im Vorfeld der Veranstaltung: „Es ist überlebenswichtig für Europa, in der COVID-19-Krise zusammenzuarbeiten, sowohl bei der Suche nach einem Impfstoff als auch politisch. Die EU muss jetzt ihrem Anspruch gerecht werden, die eigenen Bürger zu schützen – ein 'Europe that protects' zu sein. Dafür muss die EU Teil der Krisenlösung sein, und Deutschland sollte alles tun, um Brüssel dabei zu unterstützen."

Die EU muss jetzt ihrem Anspruch gerecht werden, die eigenen Bürger zu schützen – ein 'Europe that protects' zu sein.

Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz

Die Roundtable-Diskussion konzentrierte sich insbesondere darauf, wie die internationale Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Anwendung eines COVID-19-Impfstoffes und anderen Medikamenten verbessert werden kann. Es herrschte Einigkeit unter den Teilnehmenden, dass zum einen Informationen aus Studien schnell und vertrauensvoll geteilt werden sollten. Zum anderen müssten bereits jetzt die Produktionskapazitäten für die Massenherstellung von Impfstoffen aufgebaut werden. Darüber hinaus müsse auch die effektive Verteilung von Impfstoffen sichergestellt werden. Ein Teilnehmer warnte, dass ohne eine Abstimmung auf internationaler Ebene ein Wettbewerb um Impfstoffe einsetzen würde, wie er aktuell bei Masken und anderen Medizinprodukten zu beobachten sei. In der Diskussion wurde betont, dass neben der Aufrechterhaltung des freien Warenverkehrs eine Einigung über die zukünftige Verteilung von Impfstoffen notwendig sei. Diese müsse nach Risikogruppen – wie etwa medizinischem Personal – statt nach Ländern erfolgen. 

Teilnehmende warnten jedoch auch davor, aktuell zu viel Hoffnung in Impfstoffe zu setzen, da diese vor Beginn des nächsten Jahres voraussichtlich nicht verfügbar sein würden. Stattdessen sei vor allem das allgemeine Gesundheitswesen für die Eindämmung der Pandemie entscheidend und müsse unterstützt werden.

Je mehr qualitativ hochwertige Informationen wir weltweit und vertrauensvoll miteinander teilen, desto schneller können Medikamente zugelassen werden. Diese Krise muss jetzt dazu führen, dass mehr global gehandelt und gedacht wird.

Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts

Der Roundtable war der Auftakt einer Serie der MSC zur COVID-19-Pandemie und ihren geopolitischen Implikationen. Weitere Veranstaltungen werden sich unter anderem mit den Auswirkungen auf Ernährungssicherheit und Entwicklungszusammenarbeit, Multilateralismus, die Zukunft der EU, den Brexit und Terrorismus auseinandersetzen. Weitere Details werden in Kürze bekanntgegeben. Fragen bezüglich dieser und anderer Veranstaltungen können gern per E-Mail an office@securityconference.de gerichtet werden.

Die MSC hat sich bereits frühzeitig mit der Gefahr auseinandergesetzt, dass sich Herausforderungen in lokalen Gesundheitssystemen zu globalen Krisen entwickeln können. Um Maßnahmen auf internationaler Ebene zu fördern, wurde gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Bill & Melinda Gates Foundation, dem Center for Strategic and International Studies, Chatham House, Merck und Johnson & Johnson der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsbehörden, NGOs, sicherheitspolitischen Expertinnen und Experten, dem Privatsektor und weiteren Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern vorangetrieben. Im Rahmen ihrer Human Security Series hat die MSC seit 2016 regelmäßig Veranstaltungen und Konferenzen zu Gesundheitsthemen organisiert. Darüber hinaus ist Health Security auch ein integraler Bestandteil der jährlichen Konferenz in München und der MSC Core Group Meetings. Zusätzlich widmet sich auch der einmal im Jahr erscheinende Munich Security Report immer wieder dem Thema Health Security.