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Coronavirus Wirkstoffe für 153 in Deutschland erhältliche Arzneimittel sind von der Provinz Hubei abhängig

Wie sehr schränkt das Coronavirus die Arzneimittelproduktion in China ein - und damit die Versorgung in Deutschland? Die Aufsichtsbehörde hält die Situation für beherrschbar, obwohl Wirkstoffe für 153 Medikamente von dort kommen.
Foto: Andreas Arnold / dpa

Arzneimittelexperten sind besorgt, dass das Coronavirus zu Engpässen und sogar Ausfällen im deutschen Pharmamarkt führen könnte. Zwar gibt es in Deutschland viele verschiedene Anbieter für Medikamente, doch die Wirkstoffe dafür kommen von wenigen – fast ausschließlich in Asien befindlichen – Fabriken. Ein großer Teil der Wirkstoffproduzenten sitzt in China; manche davon auch in der besonders von Covid-19 betroffenen Provinz Hubei.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Daten erhoben, wie viele Hersteller in Wuhan und in der Provinz Hubei ihren Sitz haben und wie relevant deren Produkte sind. Nimmt man die Daten für die gesamte chinesische Provinz Hubei, sind 153 in Deutschland erhältliche Arzneimittel betroffen, wovon 64 einen als versorgungsrelevant eingestuften Wirkstoff enthalten – Stoffe auf dieser Liste müssen verschreibungspflichtig und für die Gesamtbevölkerung relevant sein. Insgesamt werden elf Wirkstoffe in Hubei hergestellt, die Teil dieser Wichtigkeitsliste sind. Versorgungsrelevante Wirkstoffe werden etwa von medizinischen Fachgesellschaften als solche vorgeschlagen; auch ein Abgleich mit der Liste der Weltgesundheitsorganisation der essenziellen Arzneimittel wird vorgenommen.

Von Hustenlösern bis Neuroleptika

Die Stadt Wuhan selbst ist ebenfalls wichtig für die globale Pharmaproduktion. Laut der europäischen Zertifikate-Datenbank  werden allein dort unter anderem Wirkstoffe wie der Hustenlöser Acetylcystein, das Neuroleptikum Clozapin oder der bei Reanimationen und schweren Schockzuständen eingesetzte Stoff Adrenalin produziert. Nicht alle Wirkstoffe, die in der Provinz Hubei hergestellt werden, haben keinen weiteren Produktionsort auf der Welt. Dennoch kann sich durch die Konzentration auf wenige Hersteller die Lieferlage verschärfen. Von rund 500 verschreibungspflichtigen Wirkstoffen, die das BfArM als versorgungsrelevant einstuft, werden etwa 300 von nur drei oder weniger Unternehmen gefertigt .

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Das BfArM sagt, man habe im Fall der Provinz Hubei "die nach Datenlage potenziell betroffenen Unternehmen hinsichtlich weiterer Angaben und Informationen" kontaktiert. "Basierend auf den aktuell vorliegenden Informationen und Daten gibt es weder national noch europäisch Hinweise, die kurzfristig auf eine Einschränkung oder ein Erliegen der Arzneimittelversorgung hindeuten", sagt ein Sprecher.