Politik

Nach Befreiung von Cherson Diese Gebiete liegen jetzt in HIMARS-Reichweite

20 HIMARS soll die Ukraine bereits erhalten haben.

20 HIMARS soll die Ukraine bereits erhalten haben.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Dank der US-Raketenwerfer vom Typ HIMARS können die ukrainischen Streitkräfte Moskaus Truppen vom westlichen Dnipro-Ufer vertreiben. Der Rückzug könnte dem Kreml noch teuer zu stehen kommen. Denn nun geraten russische Depots weiter hinter der Front ins Visier.

Militärexperten preisen es als "Game Changer" im Ukraine-Krieg an. Die Rede ist vom Raketenwerfersystem HIMARS, das Kiews Streitkräfte seit dem Sommer erfolgreich gegen die russischen Invasoren einsetzen. Nach Einschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) spielte die Waffe bei der ukrainischen Gegenoffensive in der Region Cherson eine entscheidende Rolle. Durch den gezielten Beschuss von Brücken und Depots gelang es Kiew in den vergangenen Wochen, den russischen Nachschub nachhaltig zu stören. Meist geschahen die Feuerüberfälle in den späteren Tagesstunden, weshalb sich in den sozialen Medien der Begriff "Stunde HIMARS" einbürgerte.

Die Versorgung der kämpfenden russischen Einheiten jenseits des Dnirpo wurde von Tag zu Tag schwieriger. Als Konsequenz mussten Moskaus Militärplaner vergangene Woche schließlich das westliche Ufer des Dnipro räumen und damit auch die Gebietshauptstadt Cherson aufgeben. Der russische Rückzug hinter den Fluss verschafft den ukrainischen Streitkräften neue strategische Vorteile. Denn bei einer mutmaßlichen Reichweite von etwa 85 Kilometern rücken nun auch russische Befehlsstände, Logistik-Zentren und andere wichtige Militäreinrichtungen weit hinter der Front in Reichweite der HIMARS.

Von vorgeschobenen Positionen bei Cherson aus können die Ukrainer theoretisch selbst Ziele nahe der Landenge nördlich der Krim beschießen, wie die von ntv.de erstellte Karte zeigt. Auch der Raum um Melitopol liegt fast schon in Reichweite der Präzisiongeschosse aus westlicher Produktion. Die Stadt in der Region Saporischschja ist nach britischen Geheimdienstangaben ein wichtiger Knotenpunkt russischer Nachschublinien, der seit der Beschädigung der Krim-Brücke bei Kertsch noch einmal an Bedeutung gewann. Melitopol ist zudem Basis starker Luftverbände.

Sechs Raketen, drei Mann Besatzung

Beim HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System) handelt es sich um einen von Lockheed Martin hergestellten leichten Mehrfachraketenwerfer. Der Prototyp wurde 1999 vorgestellt und die Entwicklung 2002 abgeschlossen. Mit einem Leergewicht von 13,5 Tonnen und normaler Bereifung wird er auf der Straße je nach Produktionsserie bis zu 95 km/h schnell. Bislang sollen 20 HIMARS in die Ukraine geliefert worden sein. Weitere sollen folgen.

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HIMARS besteht aus einem Launcher-Loader-Modul und einem Feuerleitsystem, die beide auf einem standardmäßigen 5-Tonnen-Lkw-Chassis montiert sind. Eine spezielle gepanzerte Kabine bietet Schutz für die drei Insassen, die das System bedienen. HIMARS können bis zu sechs präzisionsgelenkte Raketen gleichzeitig abfeuern.

Die Munition reicht von Raketen mit Hohlladungs-Bomben mit einer Reichweite von bis zu 45 Kilometern über Mehrzweckgefechtsköpfe, die 150 Kilometer zurücklegen können, bis zu GPS-gesteuerten taktischen Raketen (ATACMS) mit einer Reichweite von über 300 Kilometern.

Allerdings haben sich die USA dazu entschieden, nur Geschosse mit einer Reichweite von etwa 85 Kilometern an die Ukraine zu liefern. Ansonsten bestünde die Gefahr, so argumentiert das Weiße Haus, dass die Ukrainer auch militärische Ziele jenseits der russischen Grenze beschießen könnte. Die US-Regierung ist bisher streng darauf bedacht, jeden Anschein einer weiteren militärischen Eskalation des Krieges zu vermeiden.

Quelle: ntv.de

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