„Fauler Trick“: Deutscher Kardinal bangt um Zölibat
„Jenes Grüppchen von Ideologen, die die von Christus und den Aposteln vorgelebte ‚Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen‘ nicht verstehen wollen, wollen auch den Zölibat der Priester (...) zu Fall bringen. Dafür sind sie seit Jahrzehnten am Werk“, sagte Brandmüller der Deutschen Presse-Agentur in Rom. „Trotz aller Misserfolge meinen sie, nun alt und grau geworden, mit der ‚Synode‘ endlich vor dem Ziel zu stehen“, fügte der 90-Jährige hinzu.
Bei der Amazonien-Synode, die am Sonntag endet, beraten Bischöfe und Experten aus Südamerika und anderen Erdteilen über die Probleme der Kirche im Amazonasgebiet. Ein Streitpunkt ist ein Vorschlag aus dem Vorbereitungspapier, wegen des Priestermangels dort auch verheiratete Männer zu weihen.
Angriff auf Zölibat insgesamt
Brandmüller sieht darin einen Angriff auf den Zölibat insgesamt. Es sei ein „fauler wie durchsichtiger Trick“, dass sie dabei nur von einer Regelung für das Amazonasgebiet sprächen. „Es geht nicht um ‚Amazonas‘ - es geht ums Ganze“, sagte er. Er hoffe, dass das „unsägliche Papier“ am Ende verworfen werde.
Giuseppe Cacace / AFP
Der Kirchenhistoriker begrüßte zugleich die Entwendung von mehreren indigenen Statuen aus einer Kirche in Rom Anfang der Woche. „Die beiden jungen Männer, die die geschmacklosen Idole in den Tiber geworfen haben, haben keinen Diebstahl, sondern eine Tat vollbracht, ein zeichenhaftes Tun“, sagte der Kardinal. Sie seien „die Propheten von heute“.
Statuen im Tiber: „Propheten von heute“
„Weltlich gesprochen mussten da doch die Champagnerkorken knallen!“ Die Fruchtbarkeit symbolisierenden Figuren waren Anfang Oktober in den Vatikanischen Gärten aufgestellt und dann in eine Kirche gebracht worden. Der Vatikan hatte die per Video im Internet verbreitete Tat verurteilt. „Nun werden sie von vatikanischer Seite des Diebstahls angeklagt“, so Brandmüller. „Zu welch grotesken Verrenkungen die äußerste Verlegenheit doch fähig ist!“
Brandmüller zählt zu den profiliertesten Kritikern von Papst Franziskus. Zusammen mit Raymond Burke und den inzwischen gestorbenen Joachim Meisner und Carlo Caffarra verfasste Brandmüller im Sommer 2016 kritische Anfragen („Dubia“) an Franziskus zu dessen Schreiben „Amoris laetitia“ über Ehe und Familie.
religion.ORF.at/dpa/KAP
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