Adoption: Katholische Kritik an Rupprechter-Aussagen

Die Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände (AKV) hat mit „wenig Verständnis und großen Bedenken“ auf die Aussagen von Agrarminister Andrä Rupprechter über ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare reagiert.

Überzeugungen und sexuelle Orientierungen seien zwar zu respektieren, beim Adoptionsrecht gehe es aber nicht in erster Linie darum, Elternwünsche zu befriedigen, so AKV-Präsident Helmut Kukacka in einer Aussendung. Vielmehr gelte es das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen. Für das Aufwachsen von Kindern seien sowohl männliche als auch weibliche Rollenvorbilder wichtig. Rupprechter hatte sich in einem Interview mit dem „Standard“ am Wochenende für ein Adoptionsrecht für Schwule und Lesben sowie für eine Debatte in der ÖVP darüber ausgesprochen.

Kukacka hat dafür kein Verständnis und sieht „keine gesellschaftliche Notwendigkeit“ für Adoptionen durch homosexuelle Paare, denn es gebe „mehr als genug Ehepaare und dauerhafte heterosexuelle Lebensgemeinschaften“, die oft vergeblich auf Adoptionskinder hoffen. Rupprechters Aussagen seien weder politisch noch sachlich und ethisch überzeugend und entsprächen auch nicht der Mehrheitsmeinung in der Gesellschaft, so Kukacka.

Helmut Kukacka

APA/Robert Jäger

AKV-Präsident Helmut Kukacka

Für den AKV-Präsidenten ist es außerdem „fragwürdig, ob es fair gegenüber einem Adoptivkind ist, eine Situation zu schaffen, in der es dauerhaft mit zwei Frauen oder zwei Männern als Eltern leben muss.“ Vielmehr solle dem Wohl des Kindes der Vorrang eingeräumt werden gegenüber dem Recht Erwachsener auf die freie Gestaltung ihres Privatlebens.

„Private Meinung“ Rupprechters

Der frühere ÖVP-Staatssekretär Kukacka ist auch der Meinung, der Minister habe mit seiner „privaten Meinung“ seiner Partei keinen guten Dienst erwiesen: „Denn solche Äußerungen führen nur zu einer weiteren Irritation über die grundlegende gesellschaftspolitische Orientierung der ÖVP.“

Die ÖVP-Parteizentrale hatte Rupprechter bereits am Samstag eine deutliche Absage erteilt. „Ein allgemeines Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften ist kein Thema“, stellte Generalsekretär Gernot Blümel gegenüber der APA klar, sondern „womöglich die persönliche Meinung“ Rupprechters. Die Meinung der ÖVP dazu sei aber „ganz klar eine andere und wird auch nicht geändert“, so Blümel.

Andrä Rupprechter

APA/Helmut Fohringer

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter

Rupprechter verteidigt Vorstoß

Rupprechter selbst hat seinen Vorstoß am Montag verteidigt. Am Rande des EU-Umweltministerrats in Brüssel sagte er, er sei „nicht bereit, diese Menschen auszugrenzen“. Es sollte einen „offenen Zugang“ in dieser Frage geben. Er sei jedenfalls „gegen eine Diskussionsverweigerung“.

Angesprochen auf die innerparteiliche Kritik meinte Rupprechter: „Ich habe das nicht so empfunden, als ob mir jemand ins Gesicht gefahren ist. Zumindest habe ich keine Spuren“. Auf der anderen Seite sei dies keine Forderung von ihm. Er habe lediglich eine Frage eines Interviewers beantwortet. „Man hat mich vielleicht in eine falsche Schublade eingereiht. Man soll mit dem Schubladisieren aufpassen“. Er akzeptiere gleichzeitig die ÖVP-Parteilinie.

Seinen Kritikern, die meinten, dass „das nicht mit meinen christlichen Wurzeln vereinbar“ sei, empfahl Rupprechter, „nachzulesen, was unsere oberste Autorität auf der Erde, in meiner Glaubensgemeinschaft Papst Franziskus, zur Frage der Homosexualität sagt: Wer bin ich, dass ich darüber urteile. Und wenn der Heilige Vater das sagt, gilt das für mich“, so Rupprechter.

KAP/APA

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