Gute Nachrichten

6. April 2013


Wenn es etwas im spanischen Fernsehen gibt, das man – abgesehen von Fußballübertragungen – schauen kann, ohne irre zu werden, dann die Abendnachrichten, die sich zwar auch oft hervorragend eignen, den ersten großen Schritt Richtung Wahn zu gehen, doch wenigstens wird der Irrsinn der Welt einigermaßen seriös präsentiert: Kriegsrhetorik und Wirtschaftskrise, Morde und Katastrophen – informativ, sachangemessen, weitestgehend wertneutral.

Dann zum Schluss zwei Nachrichten, die aufhorchen lassen: Zum einen plant der spanische Zweig der europäischen Initiative One of us eine Großdemonstration für das Leben, zu der mehrere hunderttausend Menschen erwartet werden. Eine junge Frau und ein älterer Mann werden interviewt und sprechen sich für den unbedingten Schutz des menschlichen Lebens aus. Tenor: Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob Abtreibung wirklich eine Lösung ist. Es lohnt sich, um jedes Menschenleben zu kämpfen. Es lohnt sich, für eine Kultur des Lebens auf die Straße zu gehen. Zum anderen eine Geschichte, die diese Haltung eindrucksvoll illustriert. Ich muss etwas weiter ausholen – der Bericht macht es auch. Es geht um eine Begebenheit in Peru. Im dortigen Amazonasbecken gibt es Gegenden, in denen man sich fern der modernen Infrastruktur befindet. Die Menschen, die dort leben, müssen im Notfall in das nächstgelegene Krankenhaus geflogen werden – auf dem Landweg dauerte es viel zu lange.

Ein Notfall ganz besonderer Art ereignete sich nun in diesem peruanischen Teil des größten Urwalds der Welt. Bei einem Neugeborenen traten Komplikationen auf. Es musste unbedingt in ein Krankenhaus mit Intensivversorgung für Säuglinge verbracht werden. Es ging um Stunden. Und es war Nacht. Der Flugplatz verfügt nicht über die nötige Beleuchtung. Ob generell nicht oder aufgrund eines technischen Defekts, habe ich nicht genau verstanden. Über das Radio baten die Eltern um Mithilfe und vierhundert Frauen und Männer kamen mit ihren Motorrädern – der Regenwald-Alternative zum Auto – und beleuchteten die Startbahn, so dass das Flugzeug abheben und den kleinen Patienten in das Krankenhaus fliegen konnte, wo er versorgt wurde. Die Kamera zeigt die vorwiegend jungen Motorradfahrer und fängt ebenso entschlossene wie glückliche Gesichter ein. Eine sehr schöne Geschichte, die zeigt, wozu Menschen in der Lage sind. Und wie sich die Kultur des Lebens ganz konkret ausdrückt. Manchmal auf einem Motorrad.

(Josef Bordat)

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